Lilo informiert sich. Foto: Stefan SchneiderEine Untersuchung zur Verhinderung einer Nazi-Demo

Für den 1. Mai 2010 kündigten Neonazis eine Demonstration an, die von der Bornholmer Brücke (Link) in den Bezirk Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg führen sollte. Mir war es wichtig, wie tausenden anderen Menschen in Prenzlauer Berg auch, diese Demonstration zu verhindern. Nach ähnlichen Erfahrungen in Dresden (Stichwort: Bombenholocaust) war mir sehr schnell klar, dass dies auch eine strategische Angelegenheit ist. Meine Idee war, mitten ins Zentrum des Geschehens zu gehen, also direkt auf die Bornholmer Brücke und vor dort aus per Tweets und sms die anderen über das Geschehen zu informieren und so dazu beizutragen, die Blockaden zu steuern und anhand der Informationen Entscheidungen zu treffen.

Um mich zu tarnen, habe ich den Trottel gegeben. Also ich nahm das kürzlich von Ulla mir geschenkte Kuscheltier Lilo mit, einen Fotoapparat und kleidete mich bewusst deutlich bunter als sonst. Meine Story war, dass ich – völlig unpolitisch – meine Mutter im Garten – in der Nähe gab es umfangreiche Kleingartenkolonien – besuchen wollte. Und da mir auch klar war, dass ich kurz vor Beginn der angekündigten Demonstration nicht mehr auf die Bornholmer Brücke gelangen würde, entschied ich mich, bereits ausgesprochen früh, also mehrere Stunden vor dem angekündigten Demonstrationstermin dort zu erscheinen und meinen Standort zu beziehen. Bereits am Abend zuvor erkundete ich mit Fahrrad das gesamte Gelände, um mir Gedanken über mögliche Zugangs- oder Abgangswege für die Blockierenden zu machen.

Insgesamt war die Blockade ein guter Erfolg. Es geland den Nazis zwar, sich im Verlauf des Tages zu sammeln – es waren deutlich weniger als angekündigt – aber vor dort aus kamen sie nur wenige hundert Meter weit Richtung Prenzlauer Berg. Die ganze Umgebung der Bornholmer Brücke auf der Prenzlauer Berger Seite war voll von Menschen, die sich auf eine Blockade vorbereiteten, und schon gleich zu Anfang der Bornholmer Straße gab es eine Sitzblockade, die zudem auch noch prominent besetzt war.

In der Dokumentation fasse ich vor allem die Beobachtungen vom Verhalten der Polizeikräfte zusammen und versuche, daraus Schlussfolgerungen für zukünftige Blockade-Strategien abzuleiten.

Erkenntnisse über die Polizei

a) keine einheitliche Strategie der Polizei,
b) jede Einheit hat begrenzten Auftrag,
c) keine Einheit hat eine Gesamtübersicht
d) Einheiten nehmen die Aufträge unterschiedlich ernst
e) einige Aufträge sind Fehlalarme/ unklar / unscharf
f) nicht immer sind die Ziele offensichtlich/ erkennbar
g) einige Aufträge produzieren widersprüchliche Effekte
h) offensichtlich sind fehlende Ortskenntnisse
to be continued ....

Überlegungen zur Blockade-Strategie

a) hohe Mobilität durch kleinste Gruppen
b) unübersichtliche Situationen herstellen ...
c) durch die Absperrungen sickern ...
d) praktische Ausreden nutzen ...
e) taktisch flexibel sein ...
f) unbeteiligt wirken ...
g) schnell, spontan und intuitiv reagieren ...
h) Ortskenntnisse strategisch nutzen ...
i) auf Zeit spielen ...
to be continued ....

Berlin, 02.05.2014
Stefan Schneider


Fotodokumentation zur Untersuchung: Photobucket 2010-05-01 Lilo Kuscheltier

Präsentation Schneider, Stefan: Lilo Kuscheltier Untersuchung 1. Mai 2010.pdf

Solidarische Hinweise

Countdown

Joomla template by a4joomla