Guten Tag,
ich wohne seit einiger Zeit wieder vorübergehend in Mariendorf und war vor einigen Tagen kurz an einem Freitag zur Anbetung in der Kirche. Was ich dort erlebte, hat mir nicht gefallen und ich möchte auch sagen, warum:
Die wuchtige, metallene Monstranz ist für Begriffe ein künstlerisches Desaster. Ich kam darüber ins Nachdenken, in welchem Science-Fiction-Film sie als Requisite eingesetzt gewesen sein könnte. Die beiden Arme für die Lichter ließen mich darüber sinnen, ob es Ausserirdische gibt oder ob hier doch eine Bezugnahme auf andere Religionen angedeutet werden soll. Die Aufmerksamkeit wird auf die beiden brennenden roten Kerzen fokussiert und das, was wirklich wichtig ist und wegen dem Menschen zur Anbetung kommen, das Brot, das für uns Leib Christi ist, erscheint da irgendwo in dem Monstrum nebensächlich und grau. Hinzu kommt der Standort hinter dem Altar möglichst weit weg von der (an)betenden Gemeinde - ein Ort, der in keiner Weise den Intentionen des II. Vatikanischen Konzils entspricht.
Damit will ich sagen: Das äußere Arrangement wird - auch in theologischer Hinsicht - dem eigentlichen Inhalt nicht gerecht. Ich erwarte eine Monstranz, die gut erkennbar und gut ausgeleuchtet eine Hostie zeigt an einem den anbetenden Gästen zugewandten Ort - im besten Fall auf dem Altar. Eine kurze Recherche im Internet zeigt, dass es durchaus moderne und zugleich kunsthandwerklich anspruchsvolle Monstranzen gibt - die ihre Aufgabe auch erfüllen können - im Gegensatz zu der Zombie-Monstranz, die in Maria Frieden eingesetzt wird. Es ist ja erkennbar, dass hier der Versuch unternommen wurde, einen formalen Bezug zur künstlerischen Gestaltung von Tabernakel und den Amboseitenflächen von Paul Brandenburg herzustellen, aber manchmal ist gut gemeint eben das Gegenteil von gut.
Sollte ich nicht der Einzige sein, der das so sieht, möchte ich anregen, dass der Pfarrgemeinderat zusammen mit der geistlichen Leitung der Gemeinde sich der Frage annimmt.
Liebe Grüße
Stefan Schneider
[Abbildung] Cover vom Steely Dan Album: Alive In America (1995)