Dr. Stefan Schneider am 8. Mai 2011 am Mahnmal des Polnischen Soldaten in Berlin - Foto: Gabi KuttnerWarum Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung in der BündnisGrünen Fraktion Pankow so wenig beliebt sind, weiss ich nicht. Womöglich weil solchen Treffen das Vorurteil anhaftet, sie seien wenig produktiv und mensch verschwende nur seine Zeit. Ich sehe das anders. Eine Gelegenheit, um aus dem Haus zu gegen und Orte und Plätze aufzusuchen, an denen ich im Alltag nicht vorbeigehe oder die von mir im Alltag kaum wahrnommen werden.

Der Tag der Befreiung - die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 - ist ein solcher Gedenktag. Die Generation der Zeitzeugen des Kriegs und der faschistischen Terrorherrschaft - sofern sie noch lebt - ist langsam aber sicher hochbetagt, und die wenigen, die noch leben, haben altersbedingt in der Regel nur noch ganz unspezifische Kindheitserfahrungen.

Mehrere Millionen Kriegstote, mehrer Millionen planvoll vernichteter Menschen - der Zweite Weltkrieg und die Terrorherrschaft der Nazis war eine von Deutschen verursachte menschliche Katastrophe. Und noch schlimmer: Die deutschen Menschen waren - trotz vielfältiger Widerstandsbemühungen quer durch die gesamte Gesellschaft - in der Summe doch nicht in der Lage, sich von diesem Regime der Verbrecher, Mitläufer, Mitwisser und der Schweiger selbst zu befreien.

Andere mussten es tun und haben dafür einen hohen Preis bezahlt. Unzählige Soldaten und Zivilisten haben die deutsche Befreiung mit dem Leben bezahlt. Ich finde, dafür lohnt es sich schon, sich aus dem Bett zu bewegen, auf das Fahrrad zu schwingen, ein Blumengebinde abzuholen und sich dann einzufinden vor einem Mahnmal, das daran erinnert. Und dann einige wenige Minuten inne zu halten und darüber nachzudenken, was damals war und was ich jeden Menschen verdanke. Denn auch wenn auch mein Alltag über weite strecken zwishen Aufstehen, Alltagsbesorgungen und Abendspaziergang weitestgehend banal zu sein scheint, die Freiheit die ich habe und die Möglichkeit, weitgehend angstfrei für das zu Kämpfen, was ich für richtig halte, das ist alles andere als selbstverständlich.

Das wird mir dann immer wieder bewußt, wenn ich ausser der Reihe an solchen Gedenkveranstaltungen teilnehme und mir ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken gönne.

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