Von der Vision zum Selbsthilfehaus

Die Oderberger Straße 12 - Erfahrungen aus einem Bau- und Wohnprojekt mit Obdachlosen

Selbsthelfer bei der Arbeit am Selbsthilfebauprojekt 012 im Jahr 2000Foto: Ulrich Dahl= Abstract zum Kongress der Evangelischen Obdachlosenhilfe (EvO) 17.-19. Oktober 2012 in Nürnberg

Wohnung gut – alles gut!?

Hans Klunkelfuß, der Herausgeber der Berber-Briefe propagierte in den Jahren 1997/98 die Projektidee "Häuser gegen die Kälte". Diese Idee von Einfachsthäusern in Selbstbauweise wurde in der Straßenzeitung Looser/ Strassenfeger intensiv kommuniert. 1999 meldete sich die Eigentümerin zweier Wohnhäuser aus der Gründerzeit bei den den Selbsthilfevereinen. Es gelang, einen Erbbaurechtsvertrag für die Dauer von 50 Jahren abzuschließen. Im Zeitraum 1999 bis 2003 hat mob – obdachlose machen mobil e.V. im Rahmen des Landesprogramms Wohnungspolitische Selbsthilfe ein Wohnhaus aus der Gründerzeit (Vorderhaus und Quergebäude) unter Mitarbeit von ehemals Wohnungslosen unter fachlicher Anleitung in Eigeninitiative in Stand gesetzt und modernisiert. Es entstanden dort 18 Wohneinheiten und 2 Gewerbeeinheiten.
Inwischen sind beinahme 10 Jahre seit der Fertigstellung und dem Einzug der ersten, ehemals wohnungslosen, Mieter vergangen.

Somit ist zu fragen:
1. Welches waren die Debatten und Probleme der Entscheidungs-, Planungs-, Bau- und Wohnphase? Was daran ist heute noch aktuell?
2. Welche Chancen und Grenzen bei der Integration und Partizipation Wohnungsloser ergeben sich aus einem solchen Selbsthilfebauvorheben, was hat die Wohnmöglichkeit bei den Beteiligten bewirkt und wie ist die Wohnsituation heute?,
3. Wie ist die Bedeutung des Projekts als Methode und Bestandteil der  Angebote der Wohnungslosenhilfe heute einzuordnen und zu bewerten? Ist es ein historischer Sonderfall oder ein Modell für vergleichbare Initiativen?
Der Autor war Intitiator und Bauherr des Projekts und verfügt über zahlreiche originale Dokumente.

Das in dem Vortrag zugestellte Projekt versuchte genau auf die Frage des Kongresses eine Antwort zu geben und ist gleichzeitig ein außergewöhnliches Projekt, da es nicht im Rahmen der konventionellen Wohnungslosenhilfe, sondern im Rahmen von Selbsthilfe durchgeführt worden ist.
Dieses Projekt wurde bislang zwar in der Bauphase vorgestellt und diskutiert, seine Bedeutung nach Fertigstellung und vor allem vor dem Hintergrund von beinahe 10 Jahren seines Bestehens ist bislang noch nicht untersucht, dargestellt und diskutiert worden.

Im Angesicht einer zunehmenden Anspannung auf dem Wohnungsmarkt wird an verschiedenen Orten die Notwendigkeit des (Wieder-)auflegens von Wohnungsbauprogrammen debattiert. Gleichzeitig ist das Bauen mit Obdachlosen eine - wenn auch seltene- doch mögliche Methode innerhalb der Wohnungslosenhilfe. Aus der Vorstellung dieses Beispieles ergibt sich für die Wohnungslosenhilfe die Chance, zu prüfen, inwieweit hier positive Erfahrungen aufgegriffen und weiter entwickelt werden können.

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