Das Kettenkarussell des Lebens dreht sich irre.
Wer nicht fest drin hängt, wird verschleudert
und findet dann in seiner Wirre
kaum einen, der ihm das erläutert.

Es will auch keiner wissen.
Man könnte heulen oder lachen,
sich in die Hose pissen.
Das nützt doch alles nichts, es gibt nur eins:
sein eigenes Zeichen hissen!

(Wolfgang SISYPHOS Graubart 1994)

0. Vorbemerkung

Anlaß für diese Studie waren die Besetzungen des leerstehenden Gebäudes Kastanienallee 71 durch obdachlose Jugendliche im Frühjahr 94 und die zunehmende Artikulation des Problems obdachloser Jugendlicher und junger Erwachsener vor allem im Gebiet um den Helmholtzplatz.


Besonders die Sanierungsgebiete des Bezirks Prenzlauer Berg bieten mit ihren besetzten Häusern und dem nicht unerheblichen Leerstand an Wohnraum den Lebensraum, den sich diese Jugendlichen aneignen. Im Rahmen der Stadterneuerung werden jedoch auch gerade diese Nischen verschwinden, und es ist zu fragen, wo ihre Bewohner bleiben? Was bleibt? Der Lebensraum Straße?


Vor dem Hintergrund der Stadterneuerung und dem dringenden Bedarf an individuellen Angeboten für obdachlose Jugendliche und junge Erwachsene ist diese Studie entstanden als Teil des Anspruchs, behutsame Stadterneuerung in Prenzlauer Berg zu realisieren. Behutsamkeit bezieht sich dabei sowohl auf den Umgang mit der Bausubstanz als auch - und vor allem - auf die Bevölkerung, deren Verbleib im Gebiet formuliertes Sanierungsziel ist.


So nähert sich diese Studie der Situation im Bezirk Prenzlauer Berg über das allgemeine Problem der Obdachlosigkeit, der sich davon unterscheidenden Problematik der Jugendobdachlosigkeit, schildert die Ereignisse um die Besetzung der Kastanienallee 71 und beschreibt ihre Bewohner sowie das daraus entstandene Jugendwohnprojekt und diskutiert Ansätze und Vorschläge für einen Umgang und Lösungsvarianten.


Stadtplanung kann dabei primär jedoch nur den Rahmen für Konzepte bieten, deren inhaltliche Wertung nicht Ziel dieser Darstellung ist.

 

Sabine Schilf , Claudia von Zglinicki & Stefan Schneider
Berlin-Prenzlauer Berg, 20.02.1996


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