Guten Tag,
in diesem Winter bin ich wieder einmal - wie schon im Februar 2003 - für zwei Wochen in Krakow. Neben dem Ziel, meine polnischen Sprachkenntnisse bei der PNTA (Polsko-Niemieckie Towarzystwo Akademickie) zu verbessern, ist dies auch eine Art Winterurlaub. Mit Kultur, Stadtspaziergängen, Zeit für mich selbst.
Ich nutze die Technik und die überall in der Stadt vorhandenen Internetcafes für ein kleines Krakower Tagebuch.
Hier geht's zu einer Karte der Innenstadt:
Sonntag / 04.02.2007
Anreise mit dem Zug über Poznan, um noch zu einer angemessenen Zeit in Krakow anzukommen. Mit der Strassenbahn zum Rondo Grundwaldzkie gegenüber dem Wawel auf der anderen Seite der Wisla/ Weichsel, wo ich wohne. Daniel, der Gastgeber, lässt mich eine Stunde warten, weil er im Stau steckt. Die Einraumwohnung in der ul. Komandosow 7 /107 liegt Hochparterre, entspricht in der Einrichtung dem Geschmack meiner Eltern und ist aber mit wenigen Handgriffen so eingerichtet, dass ich mich halbwegs wohl fühle.
Abends ging ich noch ins Zentrum, um den Hejnał von der Marienkirche (Mariacka ) zu hoeren.
Was ist der Hejnał?
Seit dem 14. Jahrhundert läutet ein Feuerwehrmann zu jeder vollen Stunde die Stundenglocke von Hand und spielt das Krakauer Trompetensignal „Hejnał“ in alle 4 Himmelsrichtungen.
Das Krakauer Hejnał Mariacki wird auch das Abgebrochene Hejnał (Przerwany Hejnał) genannt. Es wurde gespielt, um die Stadtbewohner vor einem Angriff der Tataren zu warnen. Die Angreifer bemerkten den Trompetenspieler und erschossen ihn mitten im Lied. Sein Plan, die Stadt zu warnen, ging auf. Nun wird ihm zu Ehren das Hejnał immer nur bis zu diesem Ton gespielt, den der Trompetenspieler als letzten vor seinem Tode noch gespielt hat.
Seit 1927 wird das Mittagssignal live vom Sender Radio Kraków übertragen, es ist die älteste ständige Musiksendung der Welt.
Und dann noch: mails checken, meine editorischen Anmerkungen zur Strassenfeger/Ausgabe versenden (ich las im Zug) und im Spätkauf mich mit dem noetigsten versorgen.
Montag - 05.02.2007
Ich kam nicht hoch - kein Wunder, hatte ich die Nacht vor der Abreise kaum geschlafen. Komme natürlich zu spät...
Seit ein paar Stunden bin ich stolzer Eigner eines Fahrrades - Dwa Kola ist eine Verleihstation in Kazimirz - und fahre mit meiner roten Warnweste durch die Stadt umher und bin - glücklich. So ungefähr habe ich mir das vorgestellt. Morgen gehen die Sprachkurse los, zum Glück immer um 10:00 Uhr und nicht um 9:00 Uhr, wie ich das ursprünglich befürchtete.
Jetzt um 19:00 Uhr ist Treffen und Kennenlernen der TeilnehmerInnen - heute früh habe ich ja wenig mitbekommen, weil ich zu spät war.
Dienstag - 06.02.2007
Die Kette machte knack und war kaputt. Gestern auf dem Weg zum Treffen der Sprachkursteilnehmer. Bin dann mit der Strassenbahn die restlichen drei Stationen gefahren. Das Fahrrad konnte ich heute reparieren lassen und habe es gleich für die ganze Zeit in Krakow ausgeliehen, für 100 Zloty bis Freitag nächster Woche, das ist etwa soviel, wie mich das Fahren mit der Strassenbahn kosten wurde.
Heute in den PNTA die Überraschung. Ich bin nicht in Kurs 2A, sondern noch in Kurs 1C, also eine Stufe darunter, aber dafür in einer kleinen 3er Gruppe zusammen mit Nils aus Hamburg und Veronika aus Innsbruck. Dadurch ist das Lernen und Sprechen intensiver, das lange Warten, bis alle ihre Übungen wiederholt haben, fällt auch weg.
Im Moment sitze ich im Punkt Internetowy in der ul. Slawkska 12 iii P. (das bedeutet: im 3. Stock) ziemlich in Zentrum. Der Treffpunkt ist preisgünstig, klein (7 Plätze), aber ohne Kaffee und nur bis 20:00 Uhr offen. Und auch, wenn ich die email-Bearbeitung quasi nur nebenbei machen will, ist doch der Zeitaufwand dafür nichtt zu unterschätzen.
Es wichtiges Thema gegenwärtig für mich in Krakow ist Montignac. Angeregt durch einen Buchhinweis im Tagesspiegel - Essen gehen und dabei abnehmen, habe ich mich auf der Hinreise ausführlich mit dem Buch beschäftigt. Die zentrale Idee von Montignac dabei ist: Wir essen nicht zuviel (Kalorien), sondern das falsche.
Orientiert daran laufe ich durch die Stadt und haue mir den Bauch voll mit "guten" Kohlehydraten und esse dabei Sachen, von denen ich noch vor wenigen Tagen nicht glaubte, dass sie lecker sein koennten: Lauch, Porree, Mohrrüben, Rohkostsalate aller Art. Heute habe ich mir Fisch in Fischrestaurant Bar Rybny in der ul. Karmelicka 16 gegoennt. Wenn ich das richtig übersetzt habe, war es Seezunge.
Ein paar quatschende "Kinder" verleiden mir den Spass hier im Internet-Kaffee.
Mittwoch - 07.02.2007
Heute im Schneetreiben zur Schule gefahren. Es ging, zumal mit 1 Grad Tagestemperatur der Schnee ohnehin nicht liegen bleibt. Die Strecke muss ich noch optimiren. Dumm ist es, hochmotiviert eine Internetstube aufzusuchen, dann aber die Passworte nicht dabei zu haben. Okay, also noch ein kurzer Fahrradausflug.
Ich arbeite im Internetcafe ein paar Sachen ab, auf will erwartungsfroh noch in die Bar Mleczne in der ul. Tomasza fahren, gleich um die Ecke, um was schoenes zu essen, und was ist: Pustekuchen. Irgendein Arschloch hat aus dem Hinterrad das Ventil geklaut. Das bedeutet, wieder mit dem Fahrrad heute nacht ab nach Kazimierz, (zum Glück ist das fast kein Umweg auf dem Weg zu meiner Wohnung, und morgen gleich nach dem Sprachkurs (weil so früh hat der Laden noch nicht auf) nach Kazimiers, Fahrrad abholen. Ich habs mir zur Angewohnheit gemacht - so kann mensch das schon fast sagen, das Fahrrad dann immer gleich vor dem Fahrradbüro abzuschliessen, in der Hoffnung, dass die dann schon wissen, dass was kommt.
Dann wenigstens zur Bar Mleczne und was tolles Essen. Und wie das Leben so spielt, laufe ich zuerst mit meinem platten Fahrrad daran vorbei, um im zweiten Anlauf (>verdammt, dass muss doch hier sein<) festzustellen, dass es 10 vor sieben ist und gleich zugemacht wird.
Demoralisiert laufe ich zum Stare Rynek, kippe mir im Internet-Cafe vor lauter Frust einen doppelten Espresso hinter die Binde, einen Milchkaffee hinterher, und latsche zu 19:30 Uhr zum verabredeten Treffpunkt am Denkmal von Adam Mickiewicz. Für heute abend war angesagt ein Konzertbesuch bei der "ältesten polnisches Jazzband", der Old Metropolitan Band. Ich bin erstmal vorsichtig und erwarte gar nichts. Und natürlich, das übliche rumstehen, wenn Gruppen sich in Städten verabreden. Und das gemeinsame latschen irgendwo hin.
Das Ganze spielte in einem alten Tanzsaal mit Restauration im charmanten Stil der 50er Jahre, es war ein wenig ungewoehnlich, während eines Konzertes zu sitzen und dabei zu speisen.
Jetzt, mit Blick auch noch auf die Homepage der Old Metropolitan Band ist mir klar, ich habe - in drei Sets - ein aussergewoehnliches Konzert einer aussergewoehnlichen Gruppe gesehen, die vor 4 Jahren ihr 35(!)jähriges Bestehen feierte. Und die Jungs spielten in einer Präsenz und mit einem Druck, unglaublich. Der Schlagzeuger in einem gefühlt 20 minütigem Solo nahm mich mit auf eine lange weiter Reise ...
Auf dem Rückweg nach Hause über Kazimierz (richtig, Fahrrad wegbringen) habe ich mich auf der Dietla verlaufen und unverhofft auf einen mitternächtlichen Bratwurst-Stand gestossen: Polnische Wurst als Bratwurst, ein barockes Stück Lebensfreude und in Kazimierz gegen Mitternacht ein paar offene Kneipen gesehen, die eines näheren Studiums bedürfen.
Donnerstag - 08.02.2007
Etwas groggy hänge ich in der letzten Stunde dieses Tages im Internet-Cafe am Stare Rynek (direkt im Zentrum, 24 h offen) nach einem aufregenden Tag.
Mit Ewa war heute ein Ausflug verabredet nach Nowa Huta. Früh hatten wir heute beide Feierabend, das Fahrrad war schon repariert und wir fuhren mit der Tramwaj 4 rüber.
Zur Geschichte dieses Stadtteils gibt es eine ganz aufschlussreiche deutschsprachige Homepage, die wohl auf Grundlage eine Diplomarbeit von Markus Nagel entstanden ist.
Im Einzelnen haben wir besichtigt:
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das Stahlwerk Tadeusz Sendzimir, soweit das Stehen vor dem Eingangsportal und die Fahrt mit der Strassenbahnlinie 4 auf das Gelände als Besichtigung gewertet werden kann,
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die Kirche Matki Bożej Częstochowskiej an der os. Szklane Domy 7 Ecke ul. Solidarnosci.
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das Zisterzienserkloster in Mogila am südostlichen Rand von Nowa Huta mit dem heiligen Kreuz, der kleinen Holzkirche Kościół św. Bartłomieja nebenan.
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die städtische Notübernachtung für Männer in der ul. Makuszynskiego 19 mitten im Industriegebiet.
Genug. Ich kann nicht mehr. Viertel nach 12. Bis morgen. Erst Monate später werde ich erfahren, dass im Internet richtige Fahrradtouren für Nowa Huta zu finden sind. Ich bin platt. Aber wirklich.
Freitag, 09.02.2007
Ich komme schwer raus. Bei überwiegend trockenen Strassenverhältnissen brauche ich mit dem Fahrrad 22 Minuten zur Schule.
Die Grammatikübungen bringen mich zur Verweiflung. Organisatorisches Mittags (Ausflüge), im stroemenden Regen in die Innenstadt, ein gutes Mittagessen in der Bar Mleczne und jetzt erstmal ab zum Mittagsschlaf.
Heute Abend Stadtbummel. Morgen ein freier Tag. Nur für mich alleine. Die anderen fahren nach Zakopane und latschen auf den Bergen rum. Interessiert mich nicht.
Samstag, 10.02.2007
Halbzeit. Haushaltstag. Ausschlafen. Kaffee kochen, Zimmer aufräumen, Papiere sortieren, Müll wegbringen, Waschmaschine - etwas vorsintflutlich - in Betrieb setzen, den angebrannten Kochtopf putzen, polnisches Fernsehen gucken, Wäsche aufhängen, Einkaufen gehen, Einkauf einrauemen .... und das in meiner kleinen Wohnung. Es ist fast wie auf dem Boot. Ordnung halten erfordert eine wahnsinnige Konzentration.
Für heute abend ist angesagt ein Stadt- und Kneipenbummel in Kazimierz. Mal gucken, in welche abwegigen Kneipen ich gerate. Aber nicht zu lange, weil morgen schon um 8:40 Uhr vom Busbahnhof (und der ist direkt neben dem Bahnhof) der Bus nach Oswiecim (Auschwitz) fährt. Die KursteilnehmerInnen von der Sprachschule, die die Führung organisiert haben für 10:00 Uhr waren der Meinung, wenn wir früher fahren, haben wir mehr vom Tag.
Gestern habe ich noch ein neues Internet-Cafe kennen gelernt in der ul. Florianska - die Haupttouristenstrasse, die ich bisher gemieden hatte, weil ich mir ausser Touristenstroeme und -läden nicht viel erhofft hatte. Der Vorteil ist, dass ich im Innenhof gut mein Fahrrad abstellen und abschliessen kann. Überhaupt ein Wunder, dass die letzten zwei Tage nichts mit dem Fahrrad war. Heute war übringens sonniges Wetter, nur vorhin auf dem Weg in die Stadt nieselte es. Morgen Sonntag soll es auch wieder überwiegend sonnig sein bei Temperaturen bis 6 Grad.
Sonntag, 11.02.2007
Menschen blicken mich an, hunderte. Von links Frauen, von rechts Männer. Menschen mit Vornamen, Namen, Geburtsdatum, Beruf. Aufnahmen aus dem Jahr 1941. Menschen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits wussten, dass es nur einen Weg aus diesem Lager geben würde: Den durch den Schornstein. Menschen, die nach der Aufnahme in diesem Lager nur noch wenige Stunden, Tage, Wochen, Monate lebten. Menschen, so alt wie ich, jüngere, ältere.
Ich hätte nicht geglaubt, dass mich mein zweiter Besuch in Auschwitz / Oswiecim so bewegen wurde. Nach einer schlechten Nacht fühlte ich mich kränklich am morgen, beginnende Kopfschmerzen dazu, und dann noch vor der Tür ein eingefrorenes Fahrradschloss, was sich zu meiner grossen Erleichterung nach einigen Stoessen warmer Atemlust doch noch oeffnen liess. Aber das ging vorbei, und jetzt am Abend ist davon nichts mehr über.
Die Banalität des Boesen. Zyklon B ist ein Schädlingsbekämpfungsmittel. Und wurde eingesetzt, um Ungezierfern zu bekämpfen in den Lagern.
Zyklon B wurde für die Schädlingsbekämpfung in vielfältiger Weise verwendet. Es wurde sowohl gegen Säugetiere (Mäuse, Ratten) als auch Insekten (Motten, Fliegen) in Mühlen, Transportschiffen, Küchen, Lebensmittellagern oder Kleiderkammern eingesetzt.
Im Krieg wurde es vor allem zum Kampf gegen die Kleiderlaus eingesetzt, dem Überträger des Fleckfieber.
Zu diesem Zweck wurde es in großen Mengen von Wehrmacht und SS geordert.
Dieser Zweck ist auch der Grund, warum Zyklon B an sämtliche Konzentrationslager geliefert wurde.
(http://www.zyklon-b.info/anwendung/ungeziefer.htm)
Erst im Verlauf der Jahre gab es Versuche mit Menschen. Welche Mengen benoetigt werden, wielange des braucht, bis Menschen sterben.
Der Einsatz von Zyklon B zur betriebsmäßigen Tötung von Menschen wurde erstmals im Herbst 1941 in Auschwitz getestet. Dazu wurde der Block 13 mit Baustoffen und Erde abgedichtet. Der von Rudolf Höss angegebene Termin der Erstanwendung vor Gericht (3.9. 1941) ist historisch umstritten. Fest steht, daß die ersten Opfer des Massenmordes 600 sowjetische Kriegsgefangene, sowie ca. 270 andere Häftlinge waren.
Vermutlich war es Karl Fritzsch, erster Schuzthaftlagerführer von Ausschwitz, der auf die Idee des Einsatzes von Zyklon B kam und die Gefangenen in die Kellerräume treiben ließ.
"Durch Gasmasken geschützt, begaben sich Fritzsch und ein paar seiner Helfershelfer dann in die dicht gefüllten Räume, um dort Zyklon-B-Kristalle auzuschütten."
(Quelle: P. Przybylski, "Täter neben Hitler" Panorama-Verlag)
(http://www.zyklon-b.info/anwendung/menschen.htm)
In Auschwitz-Birkenau ist es die Rampe, die natürlich besonders beeindruckt, aber für mich vor allem der unscheinbare Teich am hintersten, rechten Ende des Geländes. Dazu schieb einmal Christoph Markschies, der Präsident der HU Berlin im Mai 2006:
Der Teich liegt idyllisch, (...) und ist doch in Wahrheit gar kein Tümpel wie jeder andere, sondern ein schrecklicher Friedhof. Ich bin seinerzeit den Weg vom Tor über die Rampe hin zu den Resten des Krematoriums und dann hin zum Teich gelaufen und habe mich wieder und wieder gefragt, warum die Natur nicht schreit, sondern die Vögel zwitschern, warum Ordnung und Präzision nicht lauthals dagegen protestieren, daß und wie sie hier für den Massenmord in Anspruch genommen worden sind, für einen Sackbahnhof, der vor allem dazu dient, möglichst schnell möglichst viele Menschen umzubringen.
Der scheinbar so idyllische Teich von Auschwitz-Birkenau ist in Wahrheit wahrscheinlich der gräßlichste Teich, den es auf dieser Erde überhaupt gibt. Wer nur sein Bild sieht, kann sich gewaltig täuschen. Von den Krematorien vor dem Teich sind nur die Fundamente und ein paar aufragende Mauern geblieben, Schornsteine und Wände haben die Wachmannschaften vor dem Abzug gesprengt. Wer nur die Trümmer sieht, kann sich gewaltig täuschen (...) denn die Steine von Auschwitz schreien nicht, sondern bleiben dem stumm, der nichts weiß – und deswegen ist es so wichtig, daß Überlebende dieser Hölle auf Erden erzählen und ihre Erzählungen in Wort und Bild festgehalten sind. (Markschies, Mai 2006)
Mir ist klar geworden, dass ich nochmal wieder kommen muss, um das nochmal zu studieren und genauer zu verstehen. Das Museum in Auschwitz bietet diese Moeglichkeit auch ausdrücklich an.
Genug für heute. Morgen Schule, nachmittags Kino, und zwar diesen polnischen Film: Edi von Piotr Trzaskalski.
Montag, 12.02.2007
Heute gibt es nichts aufregendes zu vermelden, ausser frühmorgendlich-dichter Nebel an der Weichsel, sodass noch nichtmal der Wawel zu erkennen war.
Der Unterricht war heute, wie auch schon am Freitag, furchtbar schwer, weil unterschiedliche grammatische Konstruktionen in Verbindung auch gleich mit neuen Worten und Texten miteinander zu kombinieren waren. Mein Hirn meldete wiederholt error. Dazu auch noch eine gute Portion Hausaufgaben. Zum Film kann ich noch nichts sagen, kommt erst noch.
Das Kino Mikro liegt an der ul. Lea 5, in nordwestlicher Richtung vom Zentrum unweit des zweiten Strassenrings um das Krakower Zentrum gelegen und ist ein kleines Programmkino an der Strassenecke mit vielleicht 150 Plätzen im grossen und 50 Plätzen im kleinen Saal.
Der Film Edi spielt irgendwo in Polen, wahrscheinlich in einer grossen Stadt und handelt von - Wohnungslosen. Edi und sein stotternder Freund oder Kumpel lebt vom Schrott sammeln. Die illegalen Schrotthändler - die mit der schlecht bezahlten Arbeit von Edi & Co ihren Profil erzielen - machen sich Sorgen um ihre minderjährige Schwester. Edi soll auf sie aufpassen, sie haut trotzdem ab und wird schwanger. Sie sagt, von Edi. Monate später, das Kind ist da, Edi wird schwer zusammengeschlagen und erhält, davon genesen, prompt das Kind übergeholfen. Alle drei - Edi, der Kumpel und das ging - verziehen sich aufs Land, wo seine Exfrau einen Bauernhof hat. Sie und ihr neuer Mann, bisher kinderlos - koennten das Kind gut aufziehen
Zu dem Film gibt es auch eine Homepage, aber die leider nur in polnischer und in englischer Sprache (http://www.ebifilm.pl/).
So, genug für heute. Morgen gibt es keine Termine (doch, das Angebot, sich mit polnischen Volkstänzen zu befassen, aber da gehe ich bestimmt nicht hin). Ich habe also morgen einen freien Tag und sollte nach der Schule mich mit dem Thema Museen befassen. Wenigstens mal zwei oder drei von innen sehen.
Dienstag, 13.02.2007
Diesen genialen polnischen Bergkäse, Oscypek genannt, gibt es auch in kleiner Form und heisst dann Oszypki. So weit, so banal. Wenn aber auf dem Rynek Glowny in Krakow gegrillte Oszypki angeboten werden, dann ist das s.p.e.k.t.a.k.u.l.a.e.r. Und wie es sich für einen ordentlichen Käse gehoert, hat er auch eine eigene Internetseite, leider nur in polnisch und in englisch.
Wiki informiert wie folgt:
Oscypek oder Oszczypek (Plural: Oscypki bzw. Oszczypki) ist ein polnischer elastischer Hartkäse mit natürlicher Rinde. Dieser Käse wurde schon seit Jahrhunderten nach einfachem Rezept hergestellt. Die Mischung aus Kuh- und Schafsmilch wird in Bälle gepresst und zum Trocknen an der Decke der Berghütten aufgehängt und geräuchert. Der Käse hat einen salzigen Geschmack, einen Fettgehalt von 45% und reift zwei bis drei Monate.
Oscypki dürfen nur Käse genannt werden, die von Schafbauern in der Tatraregion von Zakopane hergestellt werden.
Artikel Oscypek. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Januar 2007, 14:01 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Oscypek&oldid=26452123 (Abgerufen: 13. Februar 2007, 21:27 UTC)
Gestern hatte ich mir überlegt, weil ja heute keine weiteren Termine anstanden, dass Museumstag sein sollte. Dazu kam ein herausragendes Wetter mit frühlingshaften Temperaturen, zeitweiligem Sonnenschein und lauem Lueftchen. Entsprechend lebendig ging es auch auf dem Marktplatz im Zentrum zu.
Das Museum zur Stadtgeschichte Krakows (Historia Muzeum Historyczne Miasta Krakowa) hatte heute leider zu. Da werde ich also morgen hingehen. Bauarbeiten, soweit ich sehen konnte. Dann hoch die ul. Jana in die Richtung zum Florianska - Tor zum Muzeum Książąt Czartoryskich. Dieses ist berühmt wegen zwei Bildern.
Leonardo da Vinci: Frau mit Hermelin. Eines von 12 Bildern, die von Leonardo erhalten sind bzw. von denen wir wissen. Kurios: Hermelin ist Frettchen. Und gerade letztes Wochenende gab es in Krakow eine Messe der Frettchen-besitzer. Frettchen zu haben anstelle eines Hundes scheint hier gerade eine aufkommende Mode zu sein, und es gilt als schick, eines zu haben. Wem's gefällt.
Rembrandt: (das finde ich jetzt nicht im Netz). Egal. Interesant an dem Museum ist etwas ganz anderes: Die religioesen Sakralgegenstände aus dem 16. Jahrhundert: Emaile, die dreidimensional wirkt und wohl wirken sollte, mit unglaublich präsenten Farben, filigranste Elfenbeinarbeiten, vollständig raumgreifende kleinteiligste Holzschnitzarbeiten in Altarkreuzen und deren Sockeln, Werke von einer zunächst unspektakulären, aber auf den zweiten Blick überwäligenden Schoenheit. Dieses zu betrachten war wie ein Rausch.
Naturlich auf filzige, alte Teppiche, irgendwelche Säbel, Herrscherportraits, knitterige Schinken. Das übliche eben.
Auf dem Weg zum nächsten Museum in der Alten Synagoge in Kazimierz musste ich bedauerlicherweise noch einmal am Rynek Glowny vorbei...., Oszypki, leider, leider ....
Jedenfalls habe ich dann nochmal bei dem Fahrradverleih meines Vertrauens vorbei geschaut, um mein Ruecklicht reparieren zu lassen und die Kette zu schmieren.
Japan in Krakow
Direkt gegenüber dem Wawel auf der anderen Weichselseite. Ich fahre jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei. Das Manggha - Centrum Sztuki i Techniki Japońskiej:
eine tolle Architektur
eine tolle Ausstellung über Japanische Kimonos
ein toller Blick auf die Weichsel und den Wawel
ein tolles japanischen Restaurant (wenn auch mit gesalzenen Preisen)
eine tolle Ausstellungseroeffnung.
Okaz, also es fehlt noch auf meiner Liste, neben den Ausstellungen, die ich besuchen wollte und noch nachzuholen habe: das Muzeum Narodowe w Krakowie
Mittwoch, 14.02.2007
Wenn es einen Preis zu vergeben gäbe für das am meisten unterirdische Museum, gäbe es hier in und um Krakow gleich zwei Top-Favoriten. Darf ich vorstellen:
Museum zur Stadtgeschichte Krakows (Historia Muzeum Historyczne Miasta Krakowa)
- eine Baustelle im Eingangsbereich,
- ein Pfoertner, der nur wiederwillig die Auskunft erteilt, dass die Daueraustellung zur Stadtgeschichte Krakaus im ersten Stock zu besichtigen ist (eine freundlichen Begrüssung wird tunlichst unterlassen),
- eine Selbstbedienungsgarderobe (!) Mit anderen Worten: Hänge Deine Sachen selber auf, nimm Dir die Marke und hoffe, dass nichts wegkommt,
- laut über Privatangelegenheiten schwatzende Aufseherinnen und Aufseher, die gerade da reden müssen, wo Du Dir gerade Sachen betrachten willst,
- liebloser und weitgehend planloser Umgang - wir packen mal alles, was so ähnlich aussieht, in eine Ecke - mit den Ausstellungsstücken.
Doch, es gibt auch positives:
- kein Eintritt,
- wunderschoener Blick auf die Rynek Glowny und die Marienkirche,
- ich komme demnächst und Thermoskanne und Pausenbroten und mache mit bei der Brotzeit der Angestellten.
Aber ich will nicht ungerecht sein: Diese Kritik bezieht sich ausschliesslich auf die Ausstellung im Gebäude Rynek Glowny 35 und nicht auf die anderen Aussenstellen, die ich nicht kenne.
Und die wenigen Grafiken und Ansichten Krakows aus vergangenen Jahrhunderten sowie das Modell der Stadt ist wirklich unübertroffen.
Der zweite Top-Kandidat für das am meisten unterirdische Museum der Welt ist eindeutig das
Salzbergwerk in Wieliczka / Kopalni Soli Wieliczka
Der Internetauftritt stellt eine sehr gute Dokumentation dessen dar, was es in Wielicka zu sehen und zu erleben gibt.
Wir stiegen zunachst Treppen (380 Stufen) hinab bis zur Sohle I (64 m tief) unter der Erde, und folgten danach mit einem Führer der Touristenroute, es sind 20 unter Denkmalschutz gestellte Kammern, verbunden durch Korridore in einer Länge von 2 km.
Eine der Hoehepunkte der Tour ist die Kinga-Kammer, eine in Salz gebaute Kirchenhalle.
Die Route endet auf der Sohle III (135 m tief). Wahrend sich alle anderen entschieden, mit dem Aufzug vom Danilowicz-Schacht wieder nach oben zu fahren, entschloss ich mich, auch noch das unterirdische Museum der Krakauer Salzsiederei zu besichtigen, das sich ebenfalls auf der Sohle III / also 135 Meter unter der Erde befindet. Ein wirklich unterirdisches Museum. Ich hatte das Glück, noch an einer englischsprachigen Führung teilnehmen zu koennen in einer kleinen Gruppe, und vieles war im Museum detailllierter und systematischer dargestellt, als beim Durchgang durch den Touristenweg. Wir waren wohl die letzten an diesem Tag, denn hinter uns wurde das Licht ausgestellt und die Türen verschlossen.
Auch wenn ich danach eine halbe Stunde auf den Bus nach Krakow warten musste und es insgesamt spät wurde, war es genau die richtige Entscheidung.
Morgen steht in der Schule ein Test an, ich habe noch vieles an Hausaufgaben nachzuholen, dann gibt es morgen Abend die Vorlesung zum Deutsch-Polnischen Verhältnis und zwei bzw. drei Museen stehen bis zu meiner Abreise auch noch auf dem Programm, also wenigstens eins morgen. Es gibt also viel zu tun.
Bevor ich das vergesse, der Weg zum Treffpunkt für den Wielicka-Ausflug, vom Wawel flussabwärts die Weichsel zum Plac Bohaterow Getta war auch eindrucksvoll und fürte durch schoene Stadtteile.
Donnerstag, 15.02.2007
Letzter Tag in der Schule. Wir erfahren die Testergebnisse. Ich war zwar nicht schlecht, aber Nils und Veronika waren besser. Es zahlt sich doch eben aus, seine Hausaufgaben immer zu erledigen. Ich sollte anregen, dass es direkt an der Schule einen Hausarbeitszirkel gibt.
Nachmittags bin ich mit Kerstin in Kazimirz vor der Alten Synagoge verabredet.
In der ul. Miodowa, direkt an der Ecke zur ul. Szeroka essen wir zunächst einmal zu Mittag in einer Tradionsreichen Katine. Nicht ganz billig, dafür ist das Essen lecker. Leider etwas hektisch wegen des grossen Andrangs.
Wir besuchen die Synagoge.