Lasst die Sau raus! Wahlplakat der Grünen in NRW - Quelle: Grüne MettmanIch wollte in Pankow Kommunalpolitik machen in der Legislaturperiode 2006 - 2011, das war mich schon im Jahr 2005 klar. Ich habe bei Bündnis 90 Die Grünen kandidiert und bin auch auf einem forderen Listenplatz für die Bezirksverordnetenversammlung Pankow gewählt worden. Im Winter 2010/2011 wurde dann die Frage relevant, ob ich weiter machen würde. Ich war nicht wirklich und richtig begeistert. Andererseits  war die Aufgabe eines Bezirksverordneten eine leichte Arbeit, ich kenne mich einigermaßen gut im Bezirk und in den Strukturen aus, und eine Aufwandsentschädigung gibt es auch, Geld, welches ich gut gebrauchen kann. Aber ich hatte den Eindruck, ich würde mich nicht wirklich weiter entwickeln können, neues dazu lernen können, an weiteren Herausforderungen wachsen können. Also dachte ich zunächst in die Richtung nach, innerhalb der neuen Fraktion mehr Verantwortung zu übernehmen. Der mögliche zeitliche Aufwand eines Bezirksverordneten ist nach oben hin offen, es gibt im Grunde keine Grenze für das persönliche Engagement.

Dann, anläßlich eines Fluges zu einer Freundin in der Schweiz ist mit plötzlich schlagartig durch den Kopf geschossen: Was wäre eigentlich, wenn ich NICHT kandidierten würde. Und in der Abwägung war sehr schnell sehr klar für mich, dass diese Entscheidung eine ganze Reihe Vorteile für mich hätte. Die vielen vielen Nachmittags- und vor allem Abendsitzungen würden auf einen Schlag wegfallen. Das würde für mich eine ungeheuere Chance bedeuten, mit meiner sozialwissenschaftlichen Arbeit voranzukommen, vor allem vor dem Hintergrund, dass ich ein Nachtmensch bin, in der Regel spät aufstehe und bis in die Nacht hinein arbeite. Wie oft habe ich mich durch die BVV - Arbeit selbst davon abgehalten, überhaupt anzufangen. In zwei oder drei Stunden beginnt die Sitzung, ach, es lohnt nicht mer, überhaupt mit einem Aufsatz anzufangen, denn kaum bin ich in die Materie vertieft, muss ich schon wieder unterbrechen. So oder so waren oftmals meine Gedanken. Und nach einem guten Wochenende des Nachdenkens darüber stand meine Entscheidung sehr fest. Ja, ich kandidiere NICHT für die nächste Legislaturperiode in der Bezirkspolitik. Wenn ich mir mehr Zeit nehme für meine wissenschaftliche Arbeit kann ich mich in diesem Bereich meiner Persönlichkeit weiter entwickeln. Sonst kommt das erneut zu kurz. Und was das Finanzielle anbetrifft - 300 - 400 Euro zusätzlicher Einnahmen im Monat -so wird es für mich andere Möglichkeiten geben, Geld zu verdienen.

Um aber deutlich zu machen, dass dies kein Abschied im Bösen ist, habe ich mich nach einem Gespräch mit einem Kollegen doch entschlossen, für die Bezirksliste von Bündnis 90 Die Grünen zu kandidieren - auf einem der hinteren Nachrückerplätze. Ich will damit sagen, wenn im Verlauf der kommende Legislaturperiode der eine oder die andere Bezirksverordnete ausscheidet, bin ich irgendwann mal an der Reihe. Vielleicht in vier oder fünf Jahren, oder, wenn die Fraktion stabil genug ist, möglicherweise gar nicht. Diese Vorstellung hat mir gut gefallen und also habe ich für Platz 24 der Bezirkswahlliste kandidiert und wurde auch gewählt - mit einer Gegenstimme und einigen wenigen Enthaltung. Mein Bewerbungsschreiben, das dementsprechend entspannt formuliert worden ist, möchte ich an dieser Stelle auch niemandem vorenthalten. Es trägt die aufmerksamkeitsheischende Überschrift: Lasst die Sau raus! und ist beinahe ernst gemeint.

Doc Schneider, 05.06.2011

Doc_Schneider_Bewerbung: Lasst die Sau raus! 2011

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