Herbstlied

Es ist schön, traurig zu sein
im Wasser zu hängen
halb
wie die Tuauerweiden im Park
tief und schwer.
Mit den Wurzeln
im naßschweren Erdreich
und träge zu schwanken im
Wind
kühl, zärtlich und doch immerdar.
In meiner Einsamkeit weinen,
den Kopf auf den Arm stützend
wissen,
es ist gut so.
Mein Herz ist so weit
ich möchte auf die Knie fallen
die Erde küssen
aufstehen und die Welt umarmen
und schweigen,
mitleiden.
Sanft werden
Zeit haben
und den Atem des Lebens
sprechen lassen.
Ein neuer Mensch
wird aufstehen
wie das geknickte Schilfrohr
und Frieden wird sein.
Denn die Nacht läßt den Tag um so heller erscheinen,
und der Herbst gibt dem Frühling
seine Pracht.
Und darum ist es schön,
traurig zu sein,
denn wenn der Nebel entschwindet
des morgens an den Flüssen Babylons,
werden die, die dort weinen,
Jerusalem sehen,
und alles wird gut sein!

Stefan Schneider
November 1984

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