Duisburg brennt
Es ist irgendsoein verschissener Tag wie sonst
auch immer.
Ich gehe durch die Straßen, durch die Stadt,
durch Metropolis,
greife in die linke Brusttasche nach
'ner Packung Filterloser,
stecke mir eine in's Gesicht,
krame nach Streichhölzern.
Endlich gefunden,
bleibe stehen, stelle mich mit dem Rücken zum Wind
und verbrauche fünf Streichhölzer, bis die Fluppe brennt.
Das letzte Streichholz fliegt in den Bordstein
oder weiß der Teufel wo,
ich sauge tief den Atem von Freiheit
und Abenteuer oder was weiß ich ein
und gehe weiter durch die Straßen
der Stadt. Mir ist mittlerweile nicht
mehr klar, ob es Routine ist oder
schon Klischee,
nur eines weiß ich,
'ne Camel ohne schmeckt in Duisburg ebenso wie irgendwo
anders auf der Welt.
Ich gehe durch das Wilhelm Lehmbruck Museum
und sauge die Aura der
Skulpturen mit gleicher Lust und Leidenschaft ein
wie vorhin die Zigarette.
Es ist wie ein Taumel, ein Rausch,
ein Wahn.
Der Gestürzte, Abschaum der Menschheit,
voller Leid, am Boden, Elend hat sich in sein
Gesicht gefressen, barfuß, nackt, am Ende.
Aber sein Rückgrat ist noch nicht gebrochen,
ebensowenig wie sein Lebenswille.
Ein Geschenk an die hoffende Menschheit.
Stefan Schneider
1984
(unvollendet)