Alles verändert sich, wenn wir es verändern?
Bilanz 2015 - 2022 & Ausblick:
Wohnungslosentreffen – Selbstvertretung wohnungsloser Menschen – Koordinierungsstelle – Wohnungslosen_Stiftung ...
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Link zur PDF-Datei: Presseerklärung Bilanz Wohnungslosentreffen 2015-2022.pdf
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Kontakt: Dr. Stefan Schneider
+49 177 784 73 37
Guten Tag,
gestern, am 28.02.2022 war mein letzter Arbeitstag als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bethel im Bereich Wohnungslosenhilfe am Standort Freistatt und zugleich mein letzter Arbeitstag im vom Land Niedersachsen geförderten Modellprojekt Aufbau einer Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen (Link: Präsentation Modellprojekt).
Dazu möchte ich folgendes mitteilen:
- Sommercamps. Im Jahr 2015 bin ich zusammen mit Dr. Peter Szynka (damals bei der Diakonie Niedersachsen) und Jürgen Schneider (Armutsnetzwerk e.V.) nach Freistatt zur Stiftung Bethel gekommen mit der Idee, über einen Zeitraum von drei Jahren regelmäßige Sommercamps für wohnungslose Menschen durchzuführen. Wir wussten alle damals noch nicht, worauf wir uns einlassen, waren uns aber einig, dass das Projekt ergebnisoffen sein müsste. (Link: Antrag Aktion Mensch) Im Nachhinein müssen wir alle sehr dankbar sein, dass die Wohnungslosenhilfe der Stiftung Bethel an Standort Freistatt bereit war, sich dieser Herausforderung zu stellen und das Wagnis anzunehmen. Das war bei weitem keine Selbstverständlichkeit.
- Selbstvertretung. Die Wohnungslosentreffen 2016, 2017 und 2018 in Freistatt brachten tatsächlich eine große Zahl wohnungsloser, ehemals wohnungsloser und von Wohnungsnot bedrohter Menschen und viele Unterstützer:innen zusammen. Aus den vielen Diskussion ist dann das Netzwerk Selbstvertretung wohnungsloser Menschen entstanden. Ein Leitbild (Link: Leitbild) und 10 Goldene Prinzipien der Zusammenarbeit (Link: Goldene Prinzipien) konnten entwickelt werden. Vor allem das auf dem Wohnungslosentreffen 2019 erarbeitete 5-Punkte-Programm (Link: 5-Punkte-Programm) ist ein wichtiger inhaltlicher Meilenstein.
- Modellprojekt. Im Nachfolgeprojekt Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen, zugleich ein Modellprojekt des Landes Niedersachsen, konnte auf dieser Basis zunächst gut weiter gearbeitet werden. Das Konzept beschrieb als zentrale Ziele die Fortsetzung der Arbeit, den Aufbau von Gruppen, den Wissenstransfer und die Klärung der Rechtsform (Link: Konzept Koordinierungsstelle).
Das Wohnungslosentreffen 2019 in Herzogsägmühle zeigte, dass Wohnungslosentreffen überall möglich sind, wenn die Bedingungen stimmen. Die Online-Wohnungslosentreffen 2020 und 2021 stellten unter Beweis, dass es trotz der massiven Einschränkungen der Corona-Pandemie möglich ist, wenigstens ansatzweise das Netzwerk aufrecht zu erhalten und auf dieser Basis in Verbindung zu bleiben und sich in politische Debatten einzumischen. - Aktionen. Die Liste der verschiedenen Aktionen, Projekte, Auftritte im Rahmen des Projekts Wohnungslosentreffen/ Selbstvertretung wohnungsloser Menschen ist beeindruckend (Link: Termine). Höhepunkte waren sicherlich die Beteiligung der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen auf dem Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 (Link: Berichterstattung Onlinezeitung), die Protestkundgebung anlässlich der Obdachlosenzählung 29.01.2020 in Berlin unter dem Motto "Wohnungen statt Zählungen" (Link: Berichterstattung Abendschau 07.02.2020) und der sehr beeindruckende Auftritt der Theatergruppe der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen am 11.07.2021 auf dem Festival Theaterformen in Hannover (Link: Video Theaterauftritt).
- HomelessTalk. Hervorzuheben ist auch die Beteiligung an dem europäischen Erasmus+-Projekt: Let's Talk About Homelessness: Learning as a Tool for Social Integration of Homeless People, kurz #HomelessTalk (Link: HomelessTalk). Neben der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen sind weitere Akteure in diesem Erasmus+ Projekt die Stiftung Menhely, Budapest, Ungarn; das Obdachlosentheaterprojkt Divadlo bez domova, Bratislava, Slowakei; die Stiftung Arrels, Barcelona, Spanien. Die Zusammenarbeit wohnungsloser Menschen auf europäischer Ebene ist ohnehin anspruchsvoll und hinzu kamen die erschwerenden Covid-19-Pandemie-Bedingungen. Dennoch war es möglich, unter den Mitwirkenden ein gutes, vertrauensvolles Netzwerk aufzubauen.
Die beiden Ergebnisse, ein Handbuch von guten Beispielen für eine Öffentlichkeitsarbeit unter Beteiligung wohnungsloser Menschen (Link: Toolkit englisch) und eine Kunstsammlung, die dazu beitragen möchte, die gängigen Vorurteile gegenüber obdachlosen Menschen zu korrigieren (Video: LookTalkAct), werden in den nächsten Wochen öffentlich vorgestellt.
Eine Auswertung der Arbeit in der Koordinierungsstelle zeigt ein gemischtes Bild:
- Gruppenbildung. Es nicht gelungen, stabile Gruppen aufzubauen, was sicherlich daran liegt, dass wohnungslose Menschen viel zu vielfältig und unterschiedlich sind, um sich auf Dauer aufeinander einzulassen. Was allerdings sehr gut funktioniert, ist, dass Menschen aus dem Netzwerk sich zu Anlässen und Projekten treffen und gemeinsam an konkreten Vorhaben arbeiten und sich dabei gegenseitig im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.
Gegen die Tendenz, sich einzelne wohnungslose Menschen als "Betroffene" herauszupicken und für eigene Zwecke zu Instrumentalisieren, wie es häufig in den Medien aber auch von den Fach- und Wohlfahrtsverbänden insbesondere der Wohnungslosenhilfe immer noch praktiziert wird, ist das gemeinsame und inhaltlich selbstbestimmte Auftreten als Gruppe oder Netzwerk das einzig wirksame Mittel, um eigene Positionen und Sichtweisen zu artikulieren und durchzusetzen. Und auch nur so wird das breite Spektrum des Problems Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot sichtbar. - Wissenstransfer. Angebote zu Qualifikationen und Fortbildungen werden sehr gut angenommen und bewertet, und auch Veranstaltungen, zu denen wohnungslose Menschen als Expert:innen eingeladen und angehört werden. Die Strategie, Einladungen und Anfragen offen auszuschreiben und nach Möglichkeit alle daran teilnehmen zu lassen, die Interesse haben, hat sich bewährt - auch wenn es immer wieder Neid- und Missgunstdebatten darum gab. Dabei gab es fast niemals eine Knappheit von Plätzen. Durch vielfache Gelegenheiten, sich zu unterschiedlichen Themen in unterschiedlichen Konstellationen zu Wort zu melden und das Auftreten immer und immer wieder zu trainieren, ist im Verlauf der Jahre eine beindruckende Fachlichkeit und Professionalität entstanden.
- Rechtsform. Die überstürzte und nicht hinreichend bedachte Gründung des Vereins "Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V." (Link: Verein) hat mehr Probleme geschaffen als Lösungen hervorgebracht. Die vorher erarbeiteten Prinzipien, nach der jeweils besten Lösung zu suchen und alle Dinge auf Augenhöhe miteinander zu besprechen, wurden sehr maßgeblich beschädigt. Nicht mehr die Erfahrungen und Kompetenzen der beteiligten Menschen und ihr Engagement für eine bessere Zukunft stand im Mittelpunkt der Diskussionen, sondern kleinliche Streitereien um Satzungsfragen und Geschäftsordungsprobleme und andere nachrangige Fragen beanspruchten fast die gesamte Aufmerksamkeit. Vorstandssitzungen waren und blieben der „negative Höhepunkt der Woche“. Versuche, das zu thematisieren oder ändern, scheiterten.
- Mobbing und Ausgrenzung. Die durch die Vereinsgründung ausgelöste destruktive Dynamik wurde noch gesteigert durch die Leitungskraft der Wohnungslosenhilfe Freistatt, die sich dem Vorstand der Selbstvertretung als Berater und Geschäftsführer aufgedrängt hat, weitgehend planlos agierte und ein Klima der Angst und der Einschüchterung erzeugte. Mobbing, Bossing und Ausgrenzung führten zu einem Ende offener Diskussionen, zu Resignation, Unzufriedenheit, Selbstzerfleischung sowie Abwanderungen - und ein großer Teil möglicher Aktivitäten wurde ausgebremst, verhindert oder im Keim erstickt.
Weil das nicht im Verborgenen blieb, hat der Verein dadurch viele Chancen für eine finanzielle Förderung und damit Fortsetzung der Arbeit verspielt.
Immerhin hat der Vorstand der Stiftung Bethel auf seiner Sitzung am 17.02.2022 beschlossen, diesen Mobbing-Vorgang (siehe dazu: Stiftung Bethel - Dienstvereinbarung Beschäftigtenschutz Gegen sexuelle Belästigung, Mobbing und Diskriminierung) durch eine Innere Revision aufzuklären.
Glücklicherweise gab und gibt es sowohl innerhalb des Vereins als auch innerhalb des Netzwerkes der Selbstvertretung starke Tendenzen, sich von dieser verhängnisvollen Abhängigkeit zu befreien und neue, eigene Wege einzuschlagen. - Koordinierungsstelle. Die Arbeit der Koordinierungsstelle war in seinen besten Phase geprägt von vertrauensvoller und kreativer Zusammenarbeit mit dem Ergebnis, dass eine Vielzahl von Ideen umgesetzt, Anfragen abgearbeitet und Projekte auf die Beine gestellt werden konnten. Mein besonderer Dank gilt Olaf Jerke, Marcus Rudolph, Marcus Bugdol, Swen Huchatz, Hannes Grimm, Astrid Thielo und vor allem Dirk Dymarski. Nicht immer hat die Zusammenarbeit so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Die vielen Unterschiede haben von allen Beteiligten ein hohes Maß an Konfliktbereitschaft abverlangt und nicht immer war es möglich, Konflikte produktiv mit Blick auf das gemeinsame Ziel - wie es im Leitbild festgehalten ist - konstruktiv aufzulösen.
Bedauerlicherweise konnten die guten Ansätze nicht verstetigt werden, nicht zuletzt deshalb, weil es neben dem erwähnten Mobbing von Seiten der Leitung der Wohnungslosenhilfe Freistatt nicht den Willen gab, Überlegungen in diese Richtung aufzugreifen und zu unterstützen. Statt auf bewährte Kräfte zu setzen, wurde über Monate hinweg ein fachfremder Mensch zusätzlich eingesetzt und so erhebliche finanzielle Ressourcen ohne Not verschwendet. - Wohnungslosen_Stiftung. Durch die Gründung der Wohnungslosen_Stiftung Selbstvertretung und Empowerment auf Augenhöhe gUG i.G. (Link: Wohnungslosenstiftung) konnte im August 2022 eine Plattform geschaffen werden, die es ermöglicht, die erfolgreichen Elemente der bisherigen Arbeit fortzusetzen. Die Idee für diese Stiftung ist im Grunde ganz einfach. Wohnungslose, ehemals wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen sagen, was sie brauchen, um sich selbstbestimmt zu Wort melden zu können. Das können ganz einfache Dinge sein wie Kopierkosten für ein Flugblatt, eine Powerbank, damit das Smartphone länger durchhält, aber auch eine Fahrt zu einer Tagung oder Gelder für die Organisation eines Treffens, um sich auszutauschen und Forderungen festzuhalten. Die Stiftung wird die zukünftigen Netzwerk- Koordinierungs- und Wohnungslosentreffen organisieren. Selbstvertretung und Emperment kommen auf Augenhöhe zusammen.
Wie geht es weiter?
- Fortsetzung der Arbeit. Der Verein Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. wird prüfen müssen, ob und unter welchen Voraussetzungen eine weitere Arbeit sinnvoll und möglich ist und ob es dem Verein gut tut, sich weiterhin dem Diktat der Wohnungslosenhilfe von Bethel am Standort Freistatt auszusetzen, unterzuordnen und sich für deren Ziele instrumentalisieren zu lassen. Alle, die daran beteiligt sind, müssen für sich entscheiden, ob bereit sind, diese Zustände weiter hinzunehmen oder aber sich zu trauen, zu einer angstfreien und selbstbestimmten Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Sinne des Leitbildes zurück zu kehren.
Eine Zukunft für den Verein wird es nur geben, wenn nicht Streitereien um Nebensächlichkeiten und Befindlichkeiten, sondern die gemeinsame Arbeit für die Überwindung von Armut, Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit wieder an zentrale Stelle rücken. Der Verein sollte die nächsten Monate nutzen, die vergangenen Probleme und Konflikte und auch das Mobbing konstruktiv aufzuarbeiten.Die Wohnungslosen_Stiftung wird die Arbeit der Koordinierung so gut wie möglich fortsetzen. Es wird eine gewisse Zeit brauchen, um aus einer nicht ganz einfachen Startposition die Arbeit so zu entwickeln, wie sie in den besten Zeiten der Koordinierungsstelle möglich war – mit einer Anbindung zu einem Gäste- und Seminarhaus, eigenen Büros und Besprechungsräumen und einem Etat, der mehrere bezahlte Mitwirkende und zahlreiche Projekt- und Gruppentreffen möglich macht. Damit wird sich der Schwerpunkt der Aktivitäten weg von Freistatt und hin nach Berlin verlagern, was auch Sinn macht, da Berlin als Hauptstadt der Knotenpunkt aller wichtigen politischen Aktivitäten ist.
- Ausblick & Termine:
- Netzwerk- und Koordinierungstreffen Frühjahr 2022. Das nächste Netzwerk- und Koordininierungstreffen Frühjahr 2022 wird von Montag, den 28.03. bis Donnerstag, den 31.03.2022 in Berlin in der Begegnungsstätte des VJF e.V. stattfinden. Eine Einladung dazu mit einem Entwurf des Programms geht in den nächsten Tagen raus.
- Netzwerk- und Koordinierungstreffen Herbst 2022. Das nächste Netzwerk- und Koordininierungstreffen Herbst 2022 wird voraussichtlich im Oktober 2022 in Hannover stattfinden. Weiter Informationen demnächst.
- Deutscher Evangelischer Kirchentag 2023 in Nürnberg. Eine Gruppe aktiven Menschen aus der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen wird von Mittwoch, dem 07.06 bis Sonntag, den 11.06.2023 auf dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg dabei sein.
- Wohnungslosentreffen 2023. Das nächste Wohnungslosentreffen wird von Samstag, 22.07. - Samstag, 29.07.2023 in Berlin auf dem Gelände des Abenteuerzentrums Berlin stattfinden.
- Dank Mein besonderer Dank gilt
- allen Teilnehmenden der Wohnungslosentreffen 2016, 2017, 2018, 2019 und der Online-Wohnungslosentreffen 2020 und 2022,
- den Mitarbeitenden der Stiftung Bethel und besonders am Standort Freistatt,
- den Mitgliedern des Armutsnetzwerkes e.V.,
- den Menschen im europäischen Netzwerk wohnungsloser Menschen HOPE und
- vielen anderen mehr, die ich hier im Einzelnen nicht aufzählen kann.
Danke für Eure Unterstützung, danke dass ich von Euch lernen durfte, danke, dass ihr da wart. Alles verändert sich, wenn wir es verändern! Wir bleiben verbunden.
Berlin, 01.03.2022, Dr. Stefan Schneider
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Kontakt: Dr. Stefan Schneider
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Vorgeschichte
Seit ein paar Jahren verbringt Matthias einmal im Jahr seinen Urlaub zusammn mit Stefan. Meistens im Segelverein oder auf dem Boot, aber sie waren auch schon zusammen im Jekatarinburg und in anderen Städten, zum Beispiel Hamburg oder Esslingen.
Im Jahr 2020 musste der Urlaub von Matthias leider wegen Corona ausfallen. Auch im Jahr 2021 ist noch Corona, aber sowohl Stefan als auch Matthias sind geimpft und beide wollen trotz Maske und anderen Einschränkungen versuchen, einen erholsame Urlaubszeit miteinander zu verbringen.
Der Urlaub kommt zustande, weil der Verein Bürgerdienst Lepper die Urlaubsreise mit einer Spende unterstützt hat. Dafür sagen wir vielen Dank!
Mittwoch, 22.09.2021
Stefan bereitet sich auf den Urlaub von Matthias vor. Das Auto wird noch vollgetankt und Stefan kauft Lebensmittel für die Fahrt ein: Saft, Fanta für Matthias und auch viel Obst.
Eigentlich ist es viel besser, ganz entspannt mit dem Zug zu fahren, aber aufgrund der Hochwasserkatastrophe in Deutschland sind auch die Gleise zwischen Gerolstein nach Köln kaputt. Die Züge können nicht fahren und der Schienenersatzverkehr mit Bussen hätte viel zu lange gedauert.
Ausserdem ist noch Corona-Pandemie und da ist es auch sicherer, mit dem Auto zu fahren.
Bevor Stefan in Berlin losfährt, macht er noch einen Corona-Test und bekommt nach ein paar Minuten das Ergebnis mitgeteilt. Stefan ist negativ. Das bedeutet: Der Urlaub kann beginnen.
Donnerstag, 23.09.2021
Heute fährt Stefan Richtung Niederstadtfeld, um Matthias abzuholen. Die Fahrt dauert ziemlich lange. Er kann in der Wohnung von Ulla übernachten. Ulla ist aber nicht zu Hause. Stefan holt den Schlüssel für die Wohnung vom Nachbar ab, muss aber auch daran denken, den Kater von Ulla zu füttern.
Freitag, 24.09.2021
Pünktlich um 10:00 Uhr ist Stefan in Niederstadtfeld. Matthias steht schon auf der Straße und sieht das rote Auto. Stefan lernt Lisa und Ann-Kathrin kennen und auch die neue Mitbewohnerin Janine. Die Sachen werden ins Auto gepackt und es beginnt die lange Fahrt nach Berlin zum Segelverein. Wir hören viel Musik.
Es gibt eine kurze Pause gegen Mittag und eine längere Pause am Nachmittag. Abends im Segelverein müssen beide erstmal ihre Impfung nachweisen, weil am Wochenende Regatta im Segelverein ist.
Wir gehen noch einkaufen und bringen die Sachen von Matthias aufs Schiff. Matthias hat eine eigene große Kabine nur für sich alleine. Wir kochen noch Nudeln mit Tomatensauce und gehen dann gegen Mitternacht ins Bett.
Samstag, 25.09.2021
Nach dem Aufstehen haben wir erstmal in Ruhe gefrühstückt. Dann haben wir am Boot den einen Sitz festgeschraubt und ein wichtiges Kabel verlegt, damit der Motor starten kann. Dann haben wir die Regatta beobachtet und entschieden, dass wir morgen mit dem Boot fahren wollen.
Dann war es Zeit, die Freundin von Stefan zum Bahnhof zu bringen, denn morgen ist Wahl und Sybill muss da arbeiten. Vorher haben wir noch das Auto aufgetankt und ein Eis gegessen. Am Bahnhof hat Matthias gesagt, dass wir in die Stadt fahren wollen.
In der Stadt haben wir Kerstin besucht und den Hund Lea getroffen. Danach waren wir bei Media Markt und Matthias hat dort einen mp3-Player gekauft, damit er Musik und Hörspiele hören kann.
Abends haben wir dann auf dem Boot gekocht, es gab Reis mit Gemüse und Wurst.
Sonntag, 26.09.2021
Wir nutzen den sonnigen Tag für eine Bootsfahrt. Zunächst muss der Motor gestartet werden, damit der langsam warm werden kann. Dann muss man genau schauen, woher der Wind kommt, damit das Boot nicht in die falsche Richtung treibt und an ein anderes Boot stösst. Die Leinen werden eine nach der anderen los gebunden und Stefan schiebt das Boot aus der Box heraus. Dann fährt Stefan vorsichtig rückwärts, dreht am Ruder und fährt vorsichtig langsam auf den See hinaus.
Jetzt kommt der Moment, auf den Matthias gewartet hat. Er übernimmt das Steuer und darf fahren. Das ist gar nicht so einfach, denn heute ist Wochenende und da sind ganz viele Fahrzeuge auf dem Wasser. Segelboote, Motorboote, Ruderboote, Schlauchboote und Surfer. Aber auch Frachtschiffe und Ausflugsdampfer. Da muss man ganz genau gucken, wo die alle hinfahren. Die Berufsschifffahrt und Segel haben immer Vorfahrt. Weil aber die Segelboote wegen dem Wind immer Zickzack fahren, muss man ganz genau genau beobachten, wo sie hinfahren werden. Wenn der Wind plötzlich stärker wird, fahren auch die Segelboote schneller. Ausserdem gibt es auf dem See gar keine Straßen, sondern alle können Kreuz und Quer fahren.
Deshalb muss Matthias am Steuer ganz genau aufpassen und weil es heute so voll ist, muss Matthias auch ganz oft ausweichen. Das ist ganz schön anstrengend. Wir fahren bis zur Regattastrecke und drehen dann um. Die Einfahrt in die Box macht wieder Stefan, weil er da einfach mehr Übung hat.
Abends wird dann wieder an Bord gekocht und wir hören Musik.
Montag, 27.09.2021
Heute war ein schöner Tag, und wir haben nach dem Frühstück wieder was am Boot gebaut. Wir haben die beiden Solar-Panele aus der Laube geholt und auf das Schiff gebracht. Dann musste geschaut werden, dass die Panele auch ganz grade liegen. Dann haben wir Akku-Bohrer, Schraubenzieher und Schrauben geholt und beide Platten auf dem Dach vom Cockpit festgeschraubt. Das war ganz schön anstrengend, weil das Dach leicht gebogen war und wir aufpassen mussten, dass wir die Panele nicht beschädigen. Die Ṕanele funktionieren so, dass sie bei Sonnenschein die Batterien laden. Und Batterien werden auf dem Boot gebraucht, zum Beispiel für Licht oder aber wenn wir Musik hören wollen.
Abends hatten wir Lust, noch einen Ausflug zu machen und Pommes zu essen. Ein Teil vom Ketchup ist nicht auf den Pommes, sondern bei Stefan auf dem Hemd gelandet. Das war lustig.
Dienstag, 28.09.2021
Matthias hat sich Gedanken gemacht, dass die Flugzeuge in den See fallen können, weil sie immer tiefer fliegen. Um zu gucken, was mit den Flugzeugen passiert und ob das wirklich gefährlich ist, sind wir zum Flughafen gefahren. Es war eine große Halle und viele Menschen liefen da rum. Wir haben gefragt, wo wir die Flugzeuge sehen können. Uns wurde gesagt, dass wir auf das Dach vom Parkhaus Nummer 8 gehen sollen. Da sind wir dann hingegangen.
Erstmal war gar nichts zu sehen. Wahrscheinlich haben alle Mittagspause gemacht. Nach einer Weile kamen ein paar größere und kleine Flugzeuge, die zur Startbahn rollten und dann immer schneller rollten, bis sie abgehoben sind. Nach einer Weile sahen wir ein Flugzeug, dass langsam runter kam genau auf die Landebahn vom Flughafen.
Im Hintergrund waren die Müggelberge zusehen und Matthias hat kombiniert: Da hinten ist unser Boot. Damit war die Frage geklärt: Die Flugzeuge stürzen nicht ins Wasser, sondern fliegen zum Flughafen und landen dort.
Abends sind wir wieder in die Stadt gefahren. Es gab ein Konzert in der Kulturbrauerei ein Konzert von Dirty Work. Die Gruppe hat Musik von den Rolling Stones gespielt und am Ende haben ganz viele Menschen auch zu der Musik getanzt. Das war schön. Deswegen waren wir auch erst sehr spät zu Hause.
Mittwoch, 29.09.2021
Heute hatte der Wetterbericht gesagt, dass es den ganzen Tag regnen würde. Deshalb nutzten wir die Zeit, um zusammen mit Sybill und dem Hund Lea bei Regen vorsichtig Auto zu fahren und ein paar Dinge zu erledigen.
Als erstes sind wir nach Greifswald gefahren und haben mit Sebastian gesprochen über neue Segel für das Boot. Nach dem Treffen wollten wir Boote gucken, aber da es immer noch geregnet hat, sind wir gleich weiter gefahren.
In Zedenick war dann kein Regen mehr und wir haben uns den Hafen dort angesehen. Da gab es große und kleine Boote und im Winter kommen sie an Land, damit sie nicht einfrieren. Auch das Boot von Stefan kann da an Land gehoben werden. Darüber haben wir mit dem Hafenmeister gesprochen. Matthias hat im Abendlicht ein paar Fotos von den anderen Booten gemacht.
Dann wurde es langsam dunkel und wir hatten Hunger. Zum Glück war im Havelschloss Zehdenick im Keller ein Restaurant. Stefan hat ein Schnitzel gegessen, Sybill Fisch und Matthias eine große Portion Nudeln und Huhn und Sauce. Das nannte sich Linguine Pollo mit Cocktailtomaten, Lauchzwiebeln und Sahne Soße. Dazu wie immer: Fanta.
Donnerstag, 30.09.2021
Heute musste Stefan wieder in die Stadt, um sein Knie untersuchen zu lassen. Matthias hat ihn begleitet. Nachmittags kamen wir zurück und haben das Boot ein bisschen aufgeräumt.
Dann hatte Matthias Lust, wieder essen zu gehen. Gemeinsam sind wir dann nach Eichwalde gefahren und haben griechisch gegessen. Matthias hat sich wieder für Nudeln entschieden.
Abends waren wir dann noch bei REWE einkaufen, denn die Vorräte gingen zu Ende und wir brauchten auch noch Brötchen für den nächsten Morgen.
Freitag, 01.10.2021
Heute fahren wir wieder in die Stadt. Wir treffen Marcus. Marcus und Matthias kennen sich von vom Festival Solidarische Stadt in Hamburg.
Marcus ist nach Berlin gekommen, weil er eine neue Telefonkarte für sein Telefon bekommt. Die braucht er für sein Radio. Marcus hat eine eigene Radiosendung. Nach dem Besuch im Telefonladen frühstücken wir erstmal. Matthias schaut sich im Einkaufscentrum die Geschäfte an.
Es ist aber keine Zeit für große Bummelei, denn wir müssen noch weiter in das Lafayette Kaufhaus. Denn wir sollen für Ulla noch Marmeladen mitbringen. Die Marmeladen sind so speziell, die gibt es nur hier zu kaufen.
Abends kochen wir wieder auf dem Boot. Es gibt Königsberger Klopse mit Kartoffeln und als Nachtisch Schokoladenpudding.
Samstag, 02.10.2021
Heute war noch mal ein richtig toller sonniger Herbsttag. Wir sind nochmal Boot gefahren, diesmal in die andere Richtung, nach Zeuthen unter der Brücke durch in den Zeuthener See und um die Insel herum. Matthias war natürlich die ganze Zeit wieder am Steuer und musste aufpassen auf die anderen Schiffe und die Vorfahrtsregeln, die auf dem Wasser gelten.
Dann ging es darum, die Sachen zu packen und sich von den Menschen im Segelverein zu verabschieden. Matthias hat das Fernglas zurück gegeben, das er sich von Ronny geborgt hatte. Auch von Dieter haben wir uns verabschiedet. Dieter war mit seiner Frau Angelika auch die ganze Woche im Segelverein und wir haben uns oft gesehen. Und zum Schluss haben wir uns von Ronny verabschiedet. Der hat auch ein Segelboot.
Auf der Autobahn ging es Richtung Köln. Übernachtet haben wir in der Jugendherberge von Köln in einem Zimmer. Die Jugendherberge war ganz in der Nähe vom Kölner Dom und am nächsten Tag werden wir nach dem Frühstück da mal hingehen.
Sonntag, 03.10.2021
Das Frühstück in der Jugendherberger war sehr schön. Es gab Brötchen, Frühstückseier, Käse, Wurst und Marmelade und auch Schokomüsli. Dazu Kaffee. Nach dem Frühstück haben wir alle Sache in das Auto gepackt und sind dann über die Rheinbrücke nach Köln gelaufen. Den Kölner Dom haben wir schon von weitem gesehen.
Leider war es nicht möglich, den Kölner Dom von innen zu sehen, weil am Sonntagvormittag wegen der Gottesdienste keine Besichtigung möglich ist. Aber auch von außen war der Kölner Dom schon ganz schön imposant.
Wir haben dann noch Susanne getroffen und uns in einem Kaffee ganz in der Nähe vom Kölner Dom unterhalten. Wir mussten unsere Impfausweise zeigen. Dann wurde es langsam Zeit, wieder aufzubrechen. Matthias wollte noch vor dem Abendessen wieder zu Hause sein. Also gingen wir über die Rheinbrücke zurück zum Auto und fahren Richtung Niederstadtfeld.
In Niederstadtfeld waren alle mit Kaffee und Kuchen und Basteln im Haus beschäftigt, als wir dort ankamen. Nach dem Ausladen der Sachen hat Stefan noch einen Kaffee getrunken. Dann war es Zeit, Abschied zu nehmen und Stefan ist wieder nach Berlin zurück gefahren.
Zusammenfassung und Ausblick
Der Urlaub von Matthias und Stefan im Jahr 2021 war wieder ganz abwechslungsreich und interessant. Wir sind Boot gefahren, waren oft in der Stadt, haben am Boot gebaut, waren im Konzert, einmal sogar im Kino, haben viele Dinge erledigt von viele Menschen getroffen, die Matthias schon kannte. Das Wetter war überwiegend schön, es hat aber auch geregnet. Am Ende ist Matthias wieder gesund und munter nach Niederstadtfeld zurück gekehrt.
Für das nächste Jahr möchte Matthias wieder mit Stefan Urlaub machen im Herbst. Diesmal aber ganz anders, viel mehr mit dem Boot unterwegs sein. Also haben Matthias und Stefan verabredet, dass sie sich im September 2022 an der Ostseeküste treffen wollen, um dann gemeinsam von Hafen zu Hafen zu segeln, zum Beispiel einmal rund um die Insel Rügen. Ob das möglich ist, werden wir ja sehen.
Berlin, 30.12.2021,
Stefan
Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von
Jutta Irma Wilma Welle
01.01.1963 - 21.06.2021
Jutta ist für uns alle ganz überraschend und unerwartet verstorben.
Alle Menschen, die dabei sein möchten, sind eingeladen, sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Die Beisetzung wird am
Freitag, den 20.08.2021 um
13:00 Uhr auf dem
FriedWald Mühlenbecker Land
sein.
Bitte verzichtet auf Blumen und Gestecke, diese sind im Wald nicht zulässig.
Für die Anreise wird es Fahrgemeinschaften geben. Wer mitgenommen werden möchte oder anderweitig Unterstützung für die Teilnahme an der Beisetzung benötigt, wende sich bitte an Torsten Levold.
Informationen zum Ablauf
Wir treffen uns um 13:00 am Eingang vom Friedwald und gehen von dort aus gemeinsam den kurzen Weg zum Andachtsplatz.
Dort hören wir einige Lieder und dazwischen wird es kurze Ansprachen geben von Angelika, Stefan und allen anderem Menschen, die etwas sagen möchten.
Gegen 13:40 machen wir uns auf den kurzen Weg zu dem Baum, an dem die Urne von Jutta ihren Platz haben wird - nur weniger Meter vom Andachtsplatz entfernt. Die Urne wird ins Grab versenkt und alle können Abschied nehmen.
Im Anschluss an die Beisetzung sind alle Trauergäste herzlich zum Beisammensein im Gedenken an Jutta in die
Gaststätte Zum Eisernen Gustav
Hauptstraße 59a
13127 Berlin-Französisch Buchholz
eingeladen. Die Kosten für Essen und Getränke werden übernommen.
Informationen zur An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Der Friedwald ist erreichbar vom S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle mit dem Bus 806 Richtung Zühlsdorf, Bahnhof, Abfahrt um 12:42 Uhr.
Der Ausstieg ist nach 14 Minuten an der Haltestelle Summt, Seegarten. Von dort aus geht ihr in Fahrtrichtung etwa noch 100 Meter. Der Eingang ist auf der rechten Seite.
ACHTUNG: Der BUS 806 fährt nur stündlich, also bitte pünktlich sein.
Ablauf der Andacht
• Lied zur Einstimmung: Böse Onkelz -28
• Zweites Lied: Gotthard – Heaven
• Begrüssung durch Stefan
• Lied: Böse Onkelz - Nur die Besten sterben jung
• Worte zur Erinnerung an Jutta (Stefan, Ergänzungen durch Gabi, Kerstin, Sabine, Lenin und Holger)
• Lied zum Aufbruch: Twilight Soundtrack - Bellas Lullaby
Rede zur Eröffnung der Trauerfeier - Abschied von Jutta Welle
Guten Tag,
der Grund, warum wir heute hier zusammen gekommen sind, ist kein schöner, sondern ein trauriger.
Wir sind heute hier, um uns von Jutta Welle zu verabschieden und sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Jutta Welle war für uns
• Tochter
• Ehefrau,
• langjährige Kollegin und Mitstreiterin,
• Mitbewohnerin,
• Freundin,
• Nachbarin.
Ihr Tod am 21. Juni 2021 – Mitsommertag – kam für uns alle unerwartet und überraschend.
Sie hatte zwar ein Jahr zuvor – mit Beginn des 1. pandiemiebedingten Lockdowns Anfang März eine schwere mehrstündige Operation – ein gutartiger Tumor wurde aus ihrem Kopf entfernt, sie wurde in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt und kämpfte sich danach mit großem Willen und einer eisernen Energie
wieder in das Leben zurück.
In einem langen Prozess der Genesung vom Rollstuhl über den Rollator zum Gehstock bis hin zum freihändigen Gehen wurde sie wieder die Jutta die wir kannten, auch ihr Sehvermögen besserte sich, noch wenige Tage vor ihrem Tod berichtete sie von einem Ausflug, den sie alleine mit ihrem Auto nach Müggelheim unternommen hat, um Christine zu besuchen. Auch hatte sie inzwischen wieder eine Arbeit als Buchhalterin aufgenommen.
Leider verlief die Genesung nicht so ganz, wie sich Jutta das vorstellte; es gab Anzeichen, dass der Tumor, der bei der Operation im vergangenen Jahr nicht ganz entfernt werden konnte, wieder Probleme machte. Geplant war eine Strahlentherapie. Jutta litt wieder an Sprachbeschwerden und Sekundenschlaf, aber noch bevor die Therapie beginnen konnte, wurde Jutta von uns allen unerwartet vom Tod eingeholt und Alina hat sie dann schließlich im Bett liegend tot – aber mit einem friedlichen Gesichtsausdruck verstorben – vorgefunden.
Nun stehen wir hier versammelt an ihrer Urne, um uns von ihr zu verabschieden.
Wir hören eine Lieder, die Jutta gut gefallen haben.
Wir werden jetzt ein Lied hören, danach werde ich versuchen, im Gedenken an Juta einige Dinge vorzutragen, die ich erinnere und die es zu würdigen gilt. Und auch Ihr werdet im Rahmen dieser Trauerfeier sagen können, was Euch wichtig ist, wenn ihr Jutta erinnert.
In Begleitung eines Trompeters gehen wir dann alle gemeinsam die wenigen Meter zu dem Baum – einer jungen Eiche – an dem dann die Urne mit Jutta Asche in die Erde versenkt werden wird.
Und jetzt nehmen wir uns Zeit, uns von Jutta zu verabschieden.
Stefan Schneider (unter Mithilfe von Kerstin und Sybill)
Traueransprache für Jutta Welle
Jutta wurde am 01.01.1963 in Mettmann geboren.
Ihr Geburtstag am Neujahrstag war immer immer etwas besonderes für sie sagt. Sie sagte zum Silvesterfeuerwerk immer, dass das ihr Geburtstagsfeuerwerk sei. Sie knallen alle wegen mir.
Sie war Einzelkind. Sie wurde in Mettmann groß und orientierte sich schon bald Richtung Düsseldorf. Sie machte eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin. Ein Berufsbezeichnung, die überhaupt nichts aussagt über ihre Qualifikation und ihre fachlichen Kompetenzen. Dazu später.
In Düsseldorf kam sie, soweit wir wissen, in Kontakt zur Messebau-Szene. So lernte sie ihren späteren 1. Ehemann Marko Mehlhase kennen. Diese Geschichte ging nicht gut aus. Amphetamine, um wach zu bleiben, fehlende Zahlungen, Schulden, die Jutta bis zum Schluss beglichen hat, weil sie – ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken - für Mehlhases Geschäfte eine Bankbürgschaft unterschrieben hat. Die Beziehung war auch von Gewalt bestimmt. Überhaupt hat Jutta in ihrem Leben viel Gewalt erfahren.
Vor Mehlhase ist Jutta nach Dresden geflüchtet, wo sie einige Zeit in Dresden Neustadt lebte. In Dresden kam Jutta auf den Hund – und das war Joker, den sie bereits als kleinen, nur wenigen Wochen alten Welpen zu sich nahm. Joker war für Jutta ein treuer Begleiter.
Von Dresden aus kam sie im Winter nach Berlin, wo sie zunächst in der Wagenburg Wuhlheide lebte. Das war ihr Einstieg in das Thema Wohnungslosigkeit. Jutta hat sich dann bald eine Wohnung besorgt, kam in Kontakt zur Theatergruppe „Ratten 07“. Die Verbindung zu den Ratten blieb auch später: Oft genug hingen wir in der Kantine der Volksbühne, wo die Ratten ihre Hinterbühne hatten. Wichtig war ihr auch die Freundschaft mit einigen der Ratten: Mit Uwe Hundertmark wohnte sie einige Zeit zusammen. Gemeinsam haben wir ja dann Uwe Hundertmark auch beerdigt. Auf jeden Fall: Jutta auchte dann in jener Zeit, Mitte der 90er Jahre, eines Tages beim Mob-Magazin in der Kleinen Hamburger Straße auf.
Das war dann der Auftakt zu einer längeren Geschichte. Jutta bot sich an, die bislang in einem Schuhkarton gelagerten Vereinsunterlagen finanzamtstauglich zu bearbeiten. Die weiteren Stationen: motz, strassenfeger, Notübernachtung, Kaffee Bankrott, Vereinsvorsitz, Geschäftsführung, Trödelprojekt und Hausprojekt Oderberger Str. 12 Altbausanierung mittels Fördermittel für "wohnungspolitische Selbsthilfe"; Veranstaltungsorganisation will ich nur kurz andeuten. Was viele vielleicht nicht wissen: Jutta ist auch Buchautorin vom "Leitfaden für Wohnungslose" im Jahr 2004.
Im Zusammenhang mit mob e.V. und Strassenfeger lernt Jutta auch Torsten kennen, den sie dann 2016 auch heiratete. Die Genossenschaftswohnung in der Bremer Höhe in Prenzlauer Berg wurde für die letzten gut 15 Jahre ihr Zuhause. Jutta kochte gerne und auch gut. Marmeladen. Naturverbunden – kannte sich gut mit Kräutern aus. Wenn man bei Jutta vorbei gekommen ist, gab es immer einen Kaffee oder Tee und häufig auch etwas zu essen.
Mit Jutta habe ich einige Segeltouren unternommen, vor allem zur Müritz, wo ihr Vater – in Röbel – geboren ist. Sie träumte davon, ein anderes Leben zu beginnen jenseits von Zahlen und Bilanzen. Sie liebte Musik und dort vor allem Metal und Mittelalter-Musik. Ich erinnere noch Fahrten nach Bremen zum Metallica Konzert, zum Hockenheim Ring zu den Böhsen Onkelz, aber auch Besuchen von In Extremo. Jutta liebte die Berlin – KriminalRomane von Volker Kutscher und auch die Verfilmungen, die auch im TV zu sehen waren. Und auch Horst Bosetzkys Berlin Romane. Und diese TV-Serie über Hexen, das war ihr eine zweitlang auch sehr wichtig.
Eigentlich wollte sie im Jahr 2015 Torsten heiraten. Statt dessen kamen andere, traurige Ereignisse dazwischen: Sie hat im Jahr 2015 ihren Vater Norbert Welle hier in Berlin beerdigt und ihre Mutter Wilma nach Berlin geholt und sich fortan um sie im Seniorenheim gekümmert.
Jutta war im vergangenen Jahr hier auf diesem Friedwald dabei bei der Beerdigung von Hans Brodthuhn, der lange Jahre ehrenamtlich für den Straßenfeger aktiv war und regelmäßig das Kaffee Bankrott mit Backwaren vom Vortag versorgt hat. Dieser Friedwald hat ihr gut gefallen und deswegen denke ich, dass es in ihrem Sinne ist, dass sie hier beerdigt wird.
Noch einmal: Jutta war bis zum Schluß optimistisch und hat noch viele Pläne gehabt. Nur wenige Tage vor ihrem Tod berichtete sie ganz stolz von einem Ausflug, den sie ganz alleine mit ihrem Auto nach Müggelheim unternommen hat, um Christine zu besuchen. Auch wenn Jutta nur 58 Jahre alt geworden ist – es ist nicht möglich, das reiche Leben von Jutta mit Worten zu erfassen.
Wie gesagt, alles was ich hier vorgetragen habe, können nur Stichworte sein, Stichworte aus meiner Erinnerung, aus meiner Wahrnehmung. Jutta war viel mehr, und Jutta wird uns allen fehlen. Und sie wird bleiben, in unseren Herzen, in unserer Erinnerung. Dafür können wir alle nur Danke sagen.
Bitte, fühlt Euch eingeladen, jetzt zu sagen, was zu Jutta zu sagen ist.
Vielen Dank.
Stefan
Ja, auch ich habe wie gefühlt 99,8% aller Menschen ein Smartphone und benutze es auch. Würde Geld keine Rolle spielen, hätte ich wahrscheinlich das neueste Samsung Galaxy und dazu eine dieser schicken Samsung Galaxy S21 Ultra Hüllen. Nur telefonieren würde ich damit nicht. Und das hat Gründe:
Alle die mich kennen, wissen, dass ich nur ungerne telefoniere. Die Gründe dafür kenne ich, und selbstverständlich bin ich sowohl in der Lage, Telefonate anzunehmen als auch – wenn es denn unbedingt sein muss – Telefonate zu führen. Aber gerne mache ich es nicht. Das Schwierige an Telefonaten ist die eingeschränkte Menge an Informationen. Es ist eben nicht erkennbar, ob der Mensch am anderen Ende gerade genervt, gestresst, ermüdet oder unkonzentriert ist oder gerade andere Sorgen hat. Ein Anruf ist wie das Stochern im Nebel, es sei denn, Du kennst die Gewohnheiten Deines Gesprächspartners sehr gut. Bei mir beispielsweise wissen die Menschen, dass ich nicht gerne aufstehe.
Gute Freunde rufen mich deshalb frühestens am späten Vormittag an und fragen auch dann zunächst vorsichtig nach, ob ich schon wach bin. Aber da meine Telefonnummer auf allen möglichen Webseiten publiziert ist, wäre es theoretisch auch möglich, mich mitten in der Nacht anzurufen. Wäre ich besser global vernetzt, könnte das sogar passieren, wenn Menschen aus ganz anderen Zeitzonen, sagen wir aus Japan, mit mir sprechen wollen und mit dem Zeitunterschied irgend etwas verwechseln.
Nach diesen Zeilen ist naheliegend, wenn ich offenbare, dass ich ein begeisterter Fan von Emails, bin weil ich dort mehr Zeit habe, auf einkommende Nachrichten dann zu reagieren, wenn mir danach ist. Umgekehr tist es natürlich von Nachteil, dass ich selbst mitunter längere Zeit auf eine Antwort auf eine Anfrage meinerseits warten muss, weil das natürlich auch für den Menschen gilt, den ich angefragt habe. Nach alledem ist zu vermuten, dass ich gar kein Telefon besitze. Dem ist aber nicht so und ich kann auch sagen warum:
Aus beruflichen Gründen und auch sonst bin ich sehr viel unterwegs, und nicht immer habe ich ein WLAN zur Verfügung. Dann kann ich mir aber selber eines herstellen, indem ich einfach einen Hotspot einrichte. Dass geht im Internet-Entwicklungsland Bundesrepublik Deutschland zwar nicht überall, aber nahezu alle Nachbarländer haben ein super dichtes Mobilfunknetz – und zwar auch im ländlichen Raum. Mit anderen Worten, diese Möglichkeit eines Mobiltelefons war ausschlaggebend dafür, mir auch so eines anzuschaffen.
Inzwischen nutze ich das Gerät tatsächlich für viele Funktionen wie Twittern, Whatsapp, Wetterberichte, Routenplaner, SMS, Email-Checken, Fotos machen und Musik oder Radio hören, nur eben Telefonieren mag ich damit nach wie vor nicht, obwohl ich das könnte. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich noch zu einer Generation von Menschen gehören, die noch einen kabelgebundenen Telefonanschluss kennen und Telefonzellen, die ich aufsuchen musste, um von unterwegs zu telefonieren. Ein Telefon ständig am Körper zu haben, das war damals völlig unvorstellbar. Aber das ist ein anderes Thema.Ja, auch ich habe wie gefühlt 99,8% aller Menschen ein Smartphone und benutze es auch. Würde Geld keine Rolle spielen, hätte ich wahrscheinlich das neueste Samsung Galaxy und dazu eine dieser schicken Samsung Galaxy S21 Ultra Hüllen. Nur telefonieren würde ich damit nicht. Und das hat Gründe:
Alle die mich kennen, wissen, dass ich nur ungerne telefoniere. Die Gründe dafür kenne ich, und selbstverständlich bin ich sowohl in der Lage, Telefonate anzunehmen als auch – wenn es denn unbedingt sein muss – Telefonate zu führen. Aber gerne mache ich es nicht. Das Schwierige an Telefonaten ist die eingeschränkte Menge an Informationen. Es ist eben nicht erkennbar, ob der Mensch am anderen Ende gerade genervt, gestresst, ermüdet oder unkonzentriert ist oder gerade andere Sorgen hat. Ein Anruf ist wie das Stochern im Nebel, es sei denn, Du kennst die Gewohnheiten Deines Gesprächspartners sehr gut. Bei mir beispielsweise wissen die Menschen, dass ich nicht gerne aufstehe.
Gute Freunde rufen mich deshalb frühestens am späten Vormittag an und fragen auch dann zunächst vorsichtig nach, ob ich schon wach bin. Aber da meine Telefonnummer auf allen möglichen Webseiten publiziert ist, wäre es theoretisch auch möglich, mich mitten in der Nacht anzurufen. Wäre ich besser global vernetzt, könnte das sogar passieren, wenn Menschen aus ganz anderen Zeitzonen, sagen wir aus Japan, mit mir sprechen wollen und mit dem Zeitunterschied irgend etwas verwechseln.
Nach diesen Zeilen ist naheliegend, wenn ich offenbare, dass ich ein begeisterter Fan von Emails, bin weil ich dort mehr Zeit habe, auf einkommende Nachrichten dann zu reagieren, wenn mir danach ist. Umgekehr tist es natürlich von Nachteil, dass ich selbst mitunter längere Zeit auf eine Antwort auf eine Anfrage meinerseits warten muss, weil das natürlich auch für den Menschen gilt, den ich angefragt habe. Nach alledem ist zu vermuten, dass ich gar kein Telefon besitze. Dem ist aber nicht so und ich kann auch sagen warum:
Aus beruflichen Gründen und auch sonst bin ich sehr viel unterwegs, und nicht immer habe ich ein WLAN zur Verfügung. Dann kann ich mir aber selber eines herstellen, indem ich einfach einen Hotspot einrichte. Dass geht im Internet-Entwicklungsland Bundesrepublik Deutschland zwar nicht überall, aber nahezu alle Nachbarländer haben ein super dichtes Mobilfunknetz – und zwar auch im ländlichen Raum. Mit anderen Worten, diese Möglichkeit eines Mobiltelefons war ausschlaggebend dafür, mir auch so eines anzuschaffen.
Inzwischen nutze ich das Gerät tatsächlich für viele Funktionen wie Twittern, Whatsapp, Wetterberichte, Routenplaner, SMS, Email-Checken, Fotos machen und Musik oder Radio hören, nur eben Telefonieren mag ich damit nach wie vor nicht, obwohl ich das könnte. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich noch zu einer Generation von Menschen gehören, die noch einen kabelgebundenen Telefonanschluss kennen und Telefonzellen, die ich aufsuchen musste, um von unterwegs zu telefonieren. Ein Telefon ständig am Körper zu haben, das war damals völlig unvorstellbar. Aber das ist ein anderes Thema.
Berlin, November 2020
Stefan
Abbildung: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:George_Nader_1960.jpg
Foto: Photographer not credited
Der Geschenketerror zu Weihnachten ist furchtbar. Warenaustausch nannte mein Opa die sogenannte Bescherung. Ich habe im Zuge meines Lebens mehrfach erlebt, wie Kinder mit Geschenken regelrecht überschüttet worden sind. Wenn alles im überfluß da ist, wird alles gleich unwichtig. Aber darüber wollte ich gar keinen Vortrag halten. Auf jeden Fall bin ich schenkefaul und doch immer wieder in Kontexten, in denen es sinnvoll erscheinen könnte, ein Gastgeschenk mitzubringen. Also habe ich im Jahr 2018 damit angefangen, Weihnachtsplätzchen zu backen. Da ich Lakritz sehr mag, habe ich mit Lakritzplätzchen experimentiert. Das hat einen erheblichen Vorteil, der aber auch ein Nachteil ist. Nicht sehr viele Menschen mögen Lakritz. Also wurde das Geschenk dann gar nicht genommen. Einmal habe ich sogar erlebt, dass mir eine Familie, denen ich Lakritzplätzchen geschenkt hatte, einige Monate später, als ich diese besuchte, mir eben diese Lakritzplätzchen angeboten haben. Das war natürlich super. Irgendwie. Auf der anderen Seite bestehen diese Plätzchen im wesentlichen aus Zucker und anderen Kalorien. Mit anderen Worten, sie machen fett. Das ist natürlich weniger schön. Ich glaube, die einfachste Möglichkeit, mit diesem Wahnsinn umzugehen ist, Weihnachten abzuschaffen. Und stattdessen ein Gesundes-Essen- und Freizeit-Fest zu organisieren. Also Veggie-Spaß-Nachten statt Weihnachten. Aber das ist ein anderes Thema.
Auf jeden Fall hier und für mich zur Erinnerung nochmal die Anleitung (oder sagen wir besser: meine Notizen) für
Lakritz-Plätzchen
- 375 Gramm Butter
- 542 Gramm Brauner Zucker oder Sirup
- 3 Eier
- 3 Vanille Zucker
- 600 Gramm Mehl
- 2 Teelöffel Backpulver
- Lakritze
Vorgehensweise
- Buller, Vanillezucker, Zucker zusammenrühren
- + Ei
- + Mehr + Backpulver
- Lakritz
- Plätzchen formen (Kugelform)
- 180 Grad Celsium im Backofen
Berlin, 29.03.2020, Stefan