Eines Tages stolperte ich im Internet über eine Fernsehkomödie, die mich doch einigermaßen überraschte, weil weil sie in der Nazizeit spielte. Ich dachte immer, es wäre nicht möglich, über diese Epoche von Krieg, Rassenwahn und Massenmord Späße zu machen, aber diese Serie überzeugte mich doch vom Gegenteil.
Die Serie Ein Käfig voller Helden handelt von Kriegsgefangenen im Stalag 13, einem (fiktiven) deutschen Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Hammelburg. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Während der Deutsche Kommandant Oberst Klink davon überzeugt ist, sein Lager ausbruchssicher zu kontrollieren, haben seine Kriegsgefangenen unter Leitung des ranghöchsten Offiziers Hogan – im amerikanischen Original heißt die Serie denn auch Hogan's Heroes - gar kein Interesse an einem Ausbruch, da sie von Stalag 13 aus alle möglichen Operationen durchführen: Hogan und seine Gefangenen nutzen das Lager, Überläufer und Mitglieder des Untergrunds zu retten oder zu unterstützen. Es ist auch Zwischenstation auf der Flucht oder eine geheime Basis für die Ausführung von Operationen wie die Erlangung geheimer Informationen und die Durchführung von Sabotageakten. Um Klink für ihre Zwecke gefügig zu machen, nutzen die Gefangenen alle Mittel: Gerüchte, Täuschungen, Appelle an die Eitelkeit, Drohungen mit möglichen Versetzungen an die Kriegsfront im Falle einer Flucht und weiteres mehr. Hogan spricht dazu mit Oberst Klink in dessen Büro. Und lässt nebenbei während einer passenden Gelegenheit eine Zigarre aus der großen braunen Zigarrenkiste mitgehen. Die besten Zigarren bekommt man hier eben direkt vom Chef. Umgekehrt spendiert Oberst Klink auch schon mal eine Zigarre, wenn irgendein Problem mal wieder zu seiner Zufriedenheit gelöst werden konnte. Nu, Hogan, wolln se sich oooch nen Kotzbalken zu jemüte führen?, heißt es dann im besten sächsisch. Die berühmte Zigarre danach: Der Sabotagecoup ist erfolgreich durchgeführt, und Klink darf weiter von seinem ausbruchssicheren Lager und eine Beförderung zum General träumen. Köstlich.
Die Serie wurde in den Jahren 1965–1971 produziert. Es gibt 6 Staffeln mit insgesamt 168 Folgen, die jeweils eine Länge von 24 Minuten haben. Nach einem anfänglichen Mißerfolg in Deutschland wurde die Serie 1994 neu synchronisiert und mit dem Titel Ein Käfig voller Helden werktags bei kabel eins ausgestahlt. Ich habe sie alle gesehen.
Milanowek, 18.03.2012
Stefan Schneider
Abbildung: http://sofahelden.com/upload/ck/92by4zhr1l2ykvftb9i4x3fa.jpg
Musterbuch. Bis zu meinem neunten Lebensjahr wohnten meine Eltern, mein kleiner Bruder und ich in einer 54qm großen oder besser kleinen zwei Zimmer-Mietwohnung am Mariendorfer Damm. Da das eine Zimmer das Wohnzimmer war, schliefen wir alle 4 im hinteren Schlafzimmer. Wie beengt die Verhältnisse waren, ist mir erst heute bewusst. Denn mein Vater wiederum erzählte, dass er bis zu seinem 16 Lebensjahr mit seinem Bruder zusammen in einem Bett geschlafen hat. Und das stand im Flur. Als wir in die große 75qm Wohnung umzogen, bekamen mein Bruder und ich zusammen ein Kinderzimmer. Ich erinnere mich noch genau, dass wir aus einem riesengroßen Tapetenmusterbuch eine Kinderzimmertapete mit aussuchen durften. Es war eine okergelb-schifgrüne Ornamentiktapete, wie sie damals in den 70er Jahren üblich war, die von dort an unser Zimmer prägte.
Polstergalerie. Als ich mit 19 endlich von zu Hause auszog und zusammen mit meinem damals besten Freund Clemens und anderen die riesige Altbauwohnung in der in der Hauptstraße 147 in Berlin – Schöneberg renovierte, um dort eine Wohngemeinschaft zu beginnen, war die weiß gestrichene Raufasertapete nahezu überall obligatorisch. Nur wenige wagten sich damals an andere Farben heran und galten sogleich als spießig. Da eine weiße Fläche an und für sich schwer auszuhalten ist, kamen im Laufe der Zeit unzählige Poster hinzu. Am Ende meiner WG-Zeit war von der weißen Wand kaum noch was zu sehen, sie war bis obenhin zum Stuck über und über mit angepinnten, auch langsam vergilbenden Kunstwerken übersät.
Blickfang. Mit dem Abschied aus dem WG-Leben und dem Umzug in eine eigene Wohnung -die für mich allein übrigens größer ist das die, die wir damals als Familie bewohnten, soviel als Anmerkung zum stetig wachsenden Wohnflächenbedarf – war ein erneuter Stilwechsel angesagt. Ich fand es nun nicht mehr notwendig, meine Überzeugungen an meiner eigenen Wand zu zu dokumentieren, und überdies brachte das Leben in unterschiedlichsten Netzwerken genug politische Aktivitäten mit sich, so dass ich mich in den wenigen Stunden, die ich mit Muße in meiner Wohnung verbringen konnte, doch eher nach Ruhe sehnte. Zwar sind meine Wände noch immer durchgehend weiß – zu etwas anderem werde ich mich in meinem Leben auch nur schwer durchringen können – aber ich bevorzuge es, Bilder doch eher sparsam aufzuhängen nach dem Motto: Weniger ist mehr.
Im Moment deutet sich eine weitere Etappe meiner Wandgestaltungskultur an. Weniger ist mehr allein reicht nicht. Es soll schon etwas Besonderes sein. Eine Option wäre, mit einem Wandtattoo zu experimentieren. Es ist sogar möglich, ein ganz eigenes zu gestalten. Der andere Weg wäre, mit einem Künstler Kontakt aufzunehmen und ihm ein Bild abzukaufen. Die erstere Möglichkeit wäre sicher preisgünstiger, die zweite noch exklusiver. Aber so eine Stadtsilhouette von Berlin über meiner Couch, das wäre schon nicht schlecht.
Milanowek, 18.03.2012
Stefan Schneider
Abbildung: Honoré Daumier (1808-1879): In der Gemäldegalerie (Zeichnung), Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Daumier_galerie_tableaux.jpg
Diese Seite wurde inspiriert
At: Sat, 17 Mar 2012 00:49:07 +0100
To: Agnieszka K.
Agnieszko,
bardzo bardzo cie kocham,
chcę spędzić z Tobą resztę mego życia,
czy chciałabyś zostać moją żoną?
Stefan
update: Sat, 17 mar 2012, 22:54:02
Agniesza said to me this evening, that she needs two or three weeks to make her decision. She wants to talk with God about it. I think it is a good idea and I accepted it./ Agnieszka sagte mir heute abend, dass sie zwei oder drei Wochen für eine Entscheidung Zeit haben möchte. Sie will mit Gott darüber reden. Ich denke, das ist eine gute Idee.
Stefan
update: Sun, 18 mar 2012, 16:56:32
After meeting in the mass today Agnieszka told me, that her decision is to say no. She wants to have two or three weeks to talk with God, if her dicision is right./ Nachdem wir uns heute im Gottesdienst getroffen haben, sagte mir Agnieszka, dass ihre Entscheidung ist, nein zu sagen. Sie möchte aber in den nächsten zwei oder drei Wochen mit Gott darüber reden, ob diese Entscheidung richtig ist.
Stefan
update: Tue, 20 mar 2012, 0957:23
I understood, that my request to merry me only could be an offer to Agnieska and that there is no need to have an answer yet. Agnieszka should know, that I am willing to merry her - thats all./Mir ist klar geworden, dass mein Heiratsantrag nur ein Angebot sein kann und dass es keine Notwendigkeit gibt, darauf jetzt eine Antwort zu bekommen. Agnieszka soll wissen, dass ich bereit bin, sie zu heiraten - das ist alles.
Stefan
Stoßgebete. Zu den traumatischen Erlebnissen meiner Kindheit gehörte der Schulsport. Eigentlich kam ich mit den Anforderungen ganz gut zu recht – Laufen, Ballspiele, Weitsprung – bis eines Tages das Thema Geräteturnen auf der Tagesordnung stand. Mir war das unheimlich, und sicherheitshalber stellte ich mich in der Schlange möglichst weit hinten an, in der Hoffnung, es könnte in der Zwischenzeit irgendetwas passieren, was mich von dieser Aufgabe erlöste. Das war dann in ganz ganz seltenen Fällen das Pausenklingeln. Und die hämischen Kommentare der Mitschüler taten ein übriges, um mir alle Freude zu nehmen. Guck mal, die Nulpe, der schafft das nicht! - das war das, was wir zu hören bekamen, ich und die anderen drei, vier Mitschüler, die sich fortan um die letzten Plätze stritten. Verängstigt, verkrampft, verunsichert – Sport- und Bewegungsförderung sieht sicher anders aus. Es gelang mir zwar noch einigermaßen, irgendwie über diesen niedrigen Bock hinweg zu kommen, aber sobald der Kasten aufgebaut war, war das für mich ein böses drohendes Hindernis. Ich hatte buchstäblich keine Vorstellung davon, wie ich über das Ding kommen sollte und, was fast genauso schlimm war, warum ich das können sollte. Das wurde mir auch nie erklärt und ich weiß es bis heute nicht. Also klatschte ich mehr oder weniger regelmäßig und unbeholfen in den Wintermonaten auf diese Geräte, holte mir blaue Flecken und litt still vor mich hin. Ich erinnere mich noch genau an meine Stoßgebete aus diesen Jahren: Lieber Gott, bitte mach, dass heute Sport ausfällt und wenn nicht, dass wenigstens kein Geräteturnen ist! Leider wurden diese Gebete fast nie erhört. Schon der Abend vor der Schulsportstunde war mir verleidet, denn ich musste die ganze Zeit daran denken, was am nächsten Tag schlimmes auf mich zu kommen könnte.
Rolle rückwärts. Die andere Perspektive auf dieses Thema ist, dass es natürlich Schüler gab, denen diese Übungen ausgesprochenen Spaß machten und die begierig darauf waren, ständig vor neue Herausforderungen gestellt zu werden. Ohne Angst – aber zunächst mit Hilfestellung – wagten sie sich an immer schwierigere Übungen. Ich hatte keine Schwierigkeiten, diese Leistungen anzuerkennen, denn mir war ja auch klar, dass um so intensiver die begabten Schüler übten, ich mich nicht mit diesen Folterinstrumenten auseinander setzen musste. In unseren modernen Zeiten gibt es inzwischen sogar eine Comunity Stipendium USA mit Uniexperts, die sich an Schüler und Studenten richtet, die über ihre sportlichen Leistungen ein Sportstipendium für die USA bekommen möchten. Dieses Portal erhöht die Chancen der Kandidaten in Form von individueller Beratung und Hilfestellungen. Meine Hilfestellung für einen Ausweg aus meiner Misere war, dass ich Jahre später im Gymnasium dann offen erklärte, dass mir diese Übungen Angst machten und dass ich mich gar nicht wohl fühlte. Der Lehrer verstand das Signal und erklärte mir, ich solle einfach das machen, was ich mir zutraute. Ich zeigte dann so vertraute Übungen wie Rolle rückwärts auf der Matte und sprang sogar – bei den Bundesjugendspielen – beherzt über einen niedrig eingestellten kleinen Bock. Dass ich später im Leben dann doch noch ganz andere Hindernisse überwinden würde, ist ein anderes Thema.
Milanowek, 16.03.2012
Stefan Schneider
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Unikum. Die Dicke Tante ist ein Familienerbstück. Eine vielleicht 30 cm hohe Kaffeekanne aus Porzellan in Form einer rundlichen pelzbemantelten Person, die in Brusthöhe großes rundliches Behältnis mit der Aufschrift Benzin stemmt – das ist die Tülle. Der Deckel der Kanne ist als Frauenkopf stilisiert mit einer Art Helm und hochgenommenen Windschutzgläsern. Ein freundliches Lächeln, ein pausbäckiges Gesicht, leicht gerötete Wangen. Eine Artefakt aus der Pionierzeit des Autofahrens, also bestimmt 100 Jahre alt. Wie die Dicke Tante in unseren Familienbesitz kam, weiß ich nicht mehr genau, meine Mutter hat es bestimmt erzählt, aber ich habe es vergessen. Meine Mutter hielt die Dicke Tante für ein bisschen wertvoll, aber doch nicht so sehr, als dass sie damit zu einem Museum gegangen wäre, um ihren Wert taxieren zu lassen. Vielleicht war es ihr auch peinlich, mit so einem Unikum irgendwo aufzukreuzen.
Unfall. Als ich von zu Hause auszog, bat ich darum, die Dicke Tante mitnehmen zu dürfen. Ein Wunsch, der mir auch erfüllt wurde. Ich stellte sie an den Rand von meinem Hochbett in meinem Zimmer in der WG in Schöneberg und sie erfüllte keine andere Funktion als dort rumzustehen und langsam einzustauben. Bei den regelmäßigen Besuchen zu Hause wurde sich ebenso regelmäßig nach dem Zustand dieses Unikums erkundet: Gibt es denn die Dicke Tante noch? war eine wiederkehrende Frage, die mit der wiederkehrenden Antwort Ja ja, die steht noch in meinem Zimmer! beantwortet wurde. Eines Tages ging das nicht mehr. Ich hatte in jenen Tagen regelmäßig und stark dem Alkohol zugesprochen und zunehmend Mühe, das Hochbett aufzuentern. Eines Nachts war der Promillewert so erheblich, dass eine unvorhergesehene, meine Schwankungen ausgleichende Armbewegung notwendig war, um nicht von der Leiter zu stürzen. Bedauerlicherweise war diese Bewegung so heftig, dass auch die Dicke Tante mit einem Schlag vom Hochbett gefegt wurde. Das Klirren des Porzellans machte mich schlagartig wieder nüchtern und ich verbrachte wohl eine ganze Stunde damit, aus allen Winkeln des Zimmers die Scherben und weitere kleine und kleinste Partikel zusammenzukehren und das ganze Elend in einer schnell gefundenen Pappurne, in denen die Fragmente dieser Kanne passten, einzulagern. Eines Tages, so nahm ich mir vor, hätte ich genug Geld, um die Restauration dieser Kanne zu bezahlen, die bestimmt, da war ich mir sicher, 2.000 € oder mehr kosten würde.
Unvermögen. Bei den späteren mütterlichen Fragen nach der Dicken Tante wurde ich regelmäßig an dieses etwas peinliche Ereignis erinnert und lief bestimmt rot an vor lauter Verlegenheit. So konnte es nicht bleiben und auch ein Besuch meiner Eltern in meiner WG war damit undenkbar geworden. Was hätte ich sagen sollen, wenn nach der Dicken Tante gefragt würde? Tschuldigung, die ist grade im Louvre? Undenkbar. Eines Tages kam ich auf die rettende Ausrede: Eine der Katzen hätte diese Kanne kaputtgemacht bei einem ihrer Spaziergänge auf dem Hochbett. Das klang realistisch, einigermaßen glaubwürdig, ich konnte die Scherben ja noch vorzeigen und bezüglich der Schuldfrage hervorragend von mir ablenken. Diese Geschichte kam überraschend gut an und die Botschaft wurde mit einem Achselzucken quittiert. Schade, aber was will man tun? Im Laufe der Jahre wurden die Nachfragen auch seltener und bisweilen kommt meine Mutter von allein darauf zu sprechen. Schade, dass die Katzen diese Kanne kaputt gemacht haben. Die war bestimmt was wert, diese Dicke Tante, seufzt dann meine Mutter. Wenn man nur herausfinden könnte, was es mit dieser Dicken Tante auf sich hat.... Keine Ahnung, ob meine Mutter jemals die Wahrheit erfahren wird.
Als ich Jahre später nüchtern wurde und die Altlasten meiner Trinkerzeit Stück für Stück aufräumte, kam auch der inzwischen eingestaubte Karton der Dicken Tante zum Vorschein. Eine Sichtung ergab die völlige Aussichtslosigkeit einer Restauration. Diese vielen kleinen und kleinsten Splitter würde kein_e Restaurator_in der Welt mehr in Ordnung bringen können. Und ich selbst wollte mich auch nicht länger mit dieser Altlast befassen. Ich schmiss alles in den Müll und fühlte mich besser, freier.
Diese Geschichte des alkoholbedingten Totalschadens an einer historischen Porzellankanne ist sicher nicht typisch, denn die meisten Beschädigungen sind in der Regel während des Transports zu befürchten. Für wichtige Dinge wie Beamer, Computer, Festplatten, aber auch für sensibles Gerät, Instrumente und Meßwerkzeuge gibt es inzwischen gute Transportkoffer von Megacase. Im Fall der Dicken Tante wäre sicher auch ein Haubencase bei megacase.de eine gute Wahl gewesen.
Milanowek, 16.03.2012
Stefan Schneider
PS: Meine Recherchen haben ergeben, dass ein Exemplar der Dicken Tante es tatsächlich in ein Museum geschafft hat. Sie ist zu besichtigen im World of Kitchen-Museum in Hannover. Und sollte dieses Exponat tatsächlich eines Tages im Rahmen einer Wanderausstellung auf Reisen gehen, wäre eine Flightcase Maßanfertigung von megacase.de tatsächlich die optimale Verpackung.
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