[Passiv-Raucher] Ich hatte nicht damit gerechnet, einer Raucherin zu begegnen. Schon bei unserem ersten Treffen fiel es mir auf, wenn auch nicht gleich. Wir saßen im Aussenbereich eines Cafés und der Wind wehte den Qualm von mir weg. Ohnehin hatte ich genug damit zu tun, ihr zuzuhören. Später am Abend, als es kühl wurde, verzogen wir uns nach innen und sie rauchte noch zwei oder drei Zigaretten, und ich merkte, wie der Zigarettenrauch mir langsam in den Kopf stieg. Aber es rauchten noch einige andere im Café. Es war ein langer Abend, wir erzählten uns viel, tranken auch Bier und Wein, gar nicht mal so viel, und irgendwann in der Nacht war mein Kopf von all dem doom und es ging nichts mehr rein. Der Zigarettenrauch, der im Café verbreitet war, gab mir den Rest. Ich glaube, diesen Effekt nennt man Passivrauchen und zu Recht wehren und wehrten sich Nichtraucher dagegen, in geschlossenen Räumen dem Nikotin – und im Rauch ist ja bei weitem nicht nur Nikotin enthalten sondern jede Menge andere Giftstoffe – anderer Leute ausgesetzt zu sein. Später in der Nacht verabschiedeten wir uns draußen an der Straßenecke, und ich erinnere mich an einen ersten vorsichtigen Kuss, der leicht nach Rauch schmeckte. Das war gerade so auszuhalten.
[Nebenwirkung] Zum Glück ist sie keine Ketten- sondern eher eine Gelegenheitsraucherin, und bei sich zu Hause raucht sie nur ganz selten mal am Fenster in der Küche. Und doch, wenn der Wind ungünstig steht und der Rauch nicht raus-, sondern reinweht, steigt mir das schnell in den Kopf. Selbst bin ich Nichtraucher, habe aber bis 2006 in fünfundzwanzig Jahren gut und gerne 175.000 Zigaretten weggeraucht. Hinzu kommt noch eine überwundene Asthma-Thematik. Entsprechend bin ich empfindlich. Nun ist es nicht meine Art, andere Leute zu missionieren und ich bin sicher, sie nimmt große Rücksicht und will mich nicht unnötig belästigen. Aber wenn ich genau darüber nachdenke, sollte ich ihr doch spätestens zu ihrem nächsten Geburtstag eine e-Liquid, eine elektrische Zigarette schenken. Verdampft wird dort nur das Nikotin in einer kontrollierten Flüssigkeit, und die Belastung für mich als Mitraucher wäre deutlich geringer. Mal sehen, was sie dazu sagt. Und ob sie nun in ihrer Handtasche nach Zigaretten und Feuerzeug, oder aber nach einer e-Liquid und Nachfüllpatrone kramt, ist von der Sache her letztlich egal.
Berlin, 23.07.2014
Stefan Schneider
Frank J. (Frank John) Aleksandrowicz, 1921-, Photographer (NARA record: 8452210)
FORD FOUNDRY IN BROOK PARK, JUST OUTSIDE CLEVELAND
07/1973