[Hunde] Bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr hatte ich Angst vor Hunden. Das hatte weniger mit meiner ängstlichen Natur zu tun, denn eigentlich bin ich gar nicht besonders ängstlich, sondern war vielmehr meiner mangelnden Erfahrung im Umgang mit Hunden geschuldet. Die wenigen Hunde, denen ich begegnete, waren angeleint und gingen mit Herrchen spazieren. Wenn einmal ein Hund frei herumlief, bekam ich schon Angst. Aus der Perspektive eines kleinen Kindes sah ein großer Hund noch furchterregender aus. Und auch im Urlaub auf dem Bauernhof bei unseren Verwandten gingen meine Versuche, mit Hunden Frieden zu schließen, immer daneben. Dort waren die Hunde angekettet, und sobald ich mich ihnen näherte, kamen sie angeschossen und wurden erst vom Ende der Kette gebremst. Ich war vollkommen erschrocken und die Hunde fingen regelmäßig an, mich laut anzubellen. So ging ich Hunden aus dem Weg, wann immer ich konnte. Das änderte sich schlagartig, als ich eine Freundin mit Hund hatte. Ihr Hund war natürlich lieb. Wir gingen öfter zu Dritt spazieren und langsam lernte ich die Eigenarten eines durchschnittlichen Hundes kennen. Schnüffeln, markieren, Stöckchen holen, Schwanz wedeln, knurren, betteln, treuherzig gucken, bellen, scharren, imponieren. Dann war der Tag gekommen, an dem ich alleine Gassi zu gehen hatte. Natürlich war der Hund erstmal weg – er wollte wohl meine Grenzen austesten.
Im Verlauf der Zeit lernte ich, dass sich alle Hunde im Grunde gleich verhalten und dass der Umgang mit einem Hund keineswegs ein Geheimnis ist. Sie sind doch alle so berechenbar und auch vor großen Hunden hatte ich immer weniger Angst. Vor allem ist es wichtig, dass Hunde auch gut erzogen werden, klare Kommandos erhalten und wissen, was die Menschen von ihnen wollen. Sollte das nicht so gut klappen, gibt es ja auch noch diese Hundeschulen, in denen Hund, Herrchen oder Frauchen lernen können, wie es am Besten funktioniert.
[Reptilien] Ich erwähne dies, weil es hier erhebliche Parallelen in Bezug auf den Umgang mit Reptilien gibt. Die meisten Ängste, die wir Reptilien gegenüber haben, resultieren daraus, dass wir sie nur wenig kennen. Gewiss, es gibt Bilder in Fotoalben, immer besser gemachte filmische Dokumentationen oder die Möglichkeit, die Tiere in echt im Zoo oder im Aquarium zu beobachten. Aber doch wissen wir recht wenig über ihr Verhalten. Meistens sehen wir nur kurze Ausschnitte ihres Lebens oder sehen sie träge in der Sonne liegend, am Baum hängend oder im Schlamm suhlend. Nun gibt es ein immer größere Gruppe von Menschen, die haben das Interesse für diese Tiere zu ihrem Hobby gemacht und halten selbst welche in ihren Wohnungen, Häusern und Garagen. Das ist auch zulässig, denn wir leben in einem freien Land alle können das tun, was sie für richtig halten. Vom rechtlichen Standpunkt her sind Tiere Dinge (auch wenn einige Tierschützer dies anders sehen), über die mensch verfügen kann. Nur der In – und Export von geschützten Tierarten ist rechtlich nicht zulässig und inzwischen hat sich auch die Auffassung herausgebildet, dass die Tiere artgerecht zu halten sind. Eine tiergerechte Haltung wird sicherlich auch das Anliegen jedes ernsthaften Tierliebhabers sein.
[Speiseplan] Und so hat sich um dieses Hobby der Tierhaltung herum im Verlauf der Jahre eine regelrechte Industrie gebildet, die die Tierliebhaber mit allem versorgt, was sie bzw. ihre Tiere brauchen. Für Reptilien ist die Beschaffung von artgerechter Nahrung schon etwas schwieriger, denn der Speiseplan ist doch etwas ausgefallener. Heimchen, Grille, Heuschrecke oder Mehlwurm stehen hier beispielsweise auf dem Speiseplan, aber zum Glück kann Mensch heute Futtertiere online kaufen. So gesehen ist es nur eine Frage der Zeit, bis mir eine neue Freundin über den Weg läuft, die dieses interessante Hobby verfolgt und mir den Anlass bietet, mich damit intensiver auseinander zu setzen.
Prenzlauer Berg, 06.11.2012
Stefan Schneider
[Abbildung] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Darica_Iguana_03442.jpg