Aufwand. Bisher kannte ich genau genommen nur zwei Arten von Edelsteinen: Diamanten und Klunker. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich mich aufgrund meiner überwiegend männlich-heterosexuellen Sozialisation wenig für Schmuck interessiere. Das mit den Diamanten habe ich mir gemerkt, weil mir mal jemand sagte, dass Diamanten aus Kohlenstoff bestehen, also im Grunde nur stark gepresste Kohle sind. Und Kohle kannte ich ja von klein auf vom Heizen im Winter. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Härte kommen Diamanten oder genauer Diamantstaub in unterschiedlichsten Bereichen zur Anwendung. Inzwischen gibt es sogar industriell gefertigte Diamanten. Weil sie recht selten vorkommen und mit außergewöhnlich hohem Aufwand gefördert werden müssen beziehungsweise gefertigt werden, sind Diamanten einigermaßen wertvoll und die Preise sind dementsprechend hoch.
Autorität. Der Begriff Klunker wurde wohl durch meine intensive Lektüre von Walt Disney Comics geprägt. Denn einer der Hauptprotagonisten von Disneys Figurenwelt (der mit dem Geldspeicher ist ein exzessiver Sammler von Gold und Edelsteinen aller Art. Und bei Besuchen in irgendwelchen Museen waren Klunker immer die farbigen Steine, die an den da rumstehenden Kronjuwelen montiert waren. Sie hätten auch aus buntem Glas sein können – mir jedenfalls wäre das nicht weiter aufgefallen. Kronen sind Symbole von Herrschaft, und das lehne ich prinzipiell ab, weil Menschen ihre Angelegenheiten am besten selbst und unter sich regeln können. Demokratisch oder noch besser: basisdemokratisch.
Anwendung. Jetzt wurde ich auf Turmaline aufmerksam. Das ist genau genommen eine Edelsteingruppe mit der Gemeinsamkeit, dass sie aus den Bestandteilen Aluminium Bor und Silikat bestehen – in einer sehr komplexen und wechselnden Zusammensetzung. Die Bezeichnung geht auf das singalesische Wort Turamali zurück und bedeutet in etwa Stein mit gemischten Farben – ein Hinweis auf das breite Farbenspektrum dieser Edelsteine. Turmaline weisen eine Härte von 7 bis 7,5 auf, ähnlich wie Quarz. Besonders gelobt werden die pyroelektrischen sowie die piezoelektrischen Eigenschaften. Piezoelektrik bedeutet, kurz gesagt, dass eine elektrische Spannung entsteht, sobald auf den Stein Druck ausgeübt sind. Als ich das hörte, stellte ich mir vor, dass so ein Turmalin in meinen Laptop eingebaut wird und ich einfach, wenn ich wieder Strom brauche, das Gerät auf den Boden lege und dann 10 Minuten lang wild darauf herum hüpfe. Aber wie der Beitrag zu Piozoelektrizität bei Wikipedia mir zeigte, sind die tatsächlichen Anwendungen im Bereich von Medizin, Steuerungstechnik, Akustik und Kommunikationstechnik doch wesentlich subtiler - und ausgesprochen interessant.
Anlage. Wesentlich – neben der technischen Einsetzbarkeit – scheint mir aber zu sein, dass Turmaline aufgrund ihrer Schönheit eine Wertanlage sind – und zwar offenbar – mit Blick auf die Währungsunsicherheiten bei dem immer noch gebräuchlichen Papiergeld – eine sehr wertbeständige.
Berlin, 12.06.2012
Stefan Schneider
Abbildung: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reichskrone_3D_closeup_front.jpg