4. Am 17. Juni 2007 wird eine Matinée "Lesen über Armut" veranstaltet. Initiator/innen sind die Initiative Anders Arbeiten oder gar nicht, Teilhabe e.V.

Gesucht werden erwerbslose und erwerbstätige Frauen und Männer mit niedrigen Sozial- oder Erwerbseinkommen und Armutserfahrung, die selbst Texte über ihre Wahrnehmungen von Armut schreiben und diese Texte auch vortragen werden. Bei gewünschter Anonymität kann man die Texte auch vorlesen lassen. Der Vortrag soll einen Zeitraum von 5 Minuten nicht überschreiten, das entspricht einer Seite im PC bzw. 46 Zeilen in Times New Roman 12. Die zehn besten Geschichten kommen zur Lesung.

Die Matinée wird von Musiker/innen sowie einer Performance zum Thema Armut begleitet.

Es wird gebeten alle Geschichten nach den oben erwähnten Maßgaben bis zum 25. Mai 2007 bei: Anne Allex, Straße der Pariser Kommune 43, 10243 Berlin postalisch oder besser per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. einzureichen.

Testbeitrag:

Es war nicht mehr zum Aushalten. Unendliche 16 Stunden war ich nun bereits arbeitslos, draussen war es schon wieder am dämmern an diesem Dezembermittwoch, und alle um mich rum hatten es besser als ich. Der S-Bahnfahrer durfte S-Bahnfahren, der Obstverkäufer Obstkisten stapeln, der Paket-Service Pakete zustellen, die Blumenverkäuferin Blumen binden. Alle hatten etwas zu arbeiten, ja, sie dachten bereits an den Feierabend: Und ich? Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich hatte noch nicht einmal angefangen. Ich war völlig am Boden, am Ende, total verzweifelt, richtig down. Ich war unterwegs zu Frank Zanders Weihnachtsfeier für Obdachlose. Sicherheitshalber. Es könnte ja weiter gehen mit meinem sozialen Abrutschen. Es lag natürlich nur an mir. Hätte ich nur fleissiger und konsequenter nach einem Job gesucht, hätte auch auch einen. Ich maschierte die Sonnenallee entlang und war kurz davor, willkürlich irgendwelche Leute anzusprechen. Hallo, hast Du einen Job für mich? Guten Tag, ich nehme jede Arbeit an. Haben Sie eine für mich?

Nachher bei Frank Zander, beim Gänsebraten, beim Schunkeln mit den Obdachlosen und beim Mitsingen von „Kurt“, ging es mir echt gut. Wo ich auftauch taucht man unter, wo ich reinkomm geht man raus. Wo ich Platz nehm wird ‘n Platz frei, was ich anpack pack ich aus. Genial. Auf dem Weg nach Hause wurde mir klar, dass das so nicht weiter geht.

 

Solidarische Hinweise

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