Lange Zeit habe ich mich gefragt: Wie macht er das nur? Durch einen Zufall bekam es heraus. Er trägt Inkontinenz Unterhosen. Und das ist die Geschichte:
Fritz (aus Gründen der Diskretion habe ich den Namen geändert) ist ein echtes Vorbild. Der Mann ist schon über achtzig und seit bestimmt fünfzig Jahren Mitglied im Segelverein. Den Jollenkreuzer, den er immer noch segelt, hat er sich damals selbst gebaut. In den Sommermonaten kommt er Tag für Tag in den Verein, steigt auf sein Boot, entfernt die Plane, schlägt die Segel an, wirft die Leinen los, schiebt das Boot aus der Box und hisst die Segel. Gelegentlich mit Begleitung, aber meistens alleine. Dann ist er für ein paar Stunden unterwegs, fast immer die gleiche Strecke. So, als müsse er persönlich kontrollieren, ob alles noch so ist wie am Vortag. Ganz im Sinne von Otto Niemeyer-Holstein, der einmal sagte: Das Meer ist jeden Tag anders. Und das gilt sicher auch für Binnenreviere. Fritz liebt das Segeln über alles, den Kontakt mit den Elementen und der Natur, und insgeheim wünsche ich mir, dass ich selbst im Alter noch so agil bin wie Fritz. Wahrscheinlich ist er genau deshalb noch so jung geblieben, weil er noch jeden Tag segeln geht, auch wenn ihm bisweilen anzusehen ist, dass es ihm schwer fällt.
Auf kleinen Booten ist das Urinieren ein Problem. Die Boote sind sehr agil und es ist immer sinnvoll, eine Hand am Steuer zu haben. Dann gleichzeitig noch an die Hose zu öffnen, den Eimer zu greifen und alles halbwegs in Balance zu halten, ist schon unter normalen Bedingungen nicht einfach. Eine Strategie besteht darin, möglichst wenig zu trinken, aber das ist aus sportlichen Gründen nicht ratsam. Der Körper dehydriert, Kopfschmerzen und Übelkeit wären die Folgen. Durch Zufall begegnete ich eines Tages Fritz im Toilettenraum des Segelvereins. Er wähnte sich alleine und war damit beschäftigt, seine Sporthose anzuziehen. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich sehen, dass er darunter eine Einlage trug. Das also war der Trick. Er trug eine Inkontinenz Unterhose.
Sich vor Angst in die Hose machen – das ist so eine Redewendung, die alle kennen. Angst zu haben, das ist nicht schön, gehört aber zum Leben dazu. Und wie verhält es sich mit der Inkontinenz? Wer gibt schon gerne zu, dass er oder sie einnässt? Das Schlimme ist, dass allein schon der Gedanke an Inkontinenz Angst macht. Einige ältere Menschen aus meinem Bekanntenkreis vermeiden es, für längere Zeit das Haus zu verlassen und schränken so ihren Aktionsradius ein. Mit Sorge beobachte ich diese Entwicklung. Für mich persönlich habe ich den Anspruch, auch noch im hohen Alter mobil zu sein. Dank Fritz habe ich jetzt eine Vorstellung davon, wie ich das schaffen kann. Mit Inkontinenz Unterhosen.
Berlin, 11.04.2017
Stefan Schneider
[Abbildung]: Joshua Slocum (1844 - 1909), Erster Einhandweltumsegler auf der Webseite der Slocum Spray Society of Australia Inc.
http://www.slocumspraysociety.asn.au/slocum.jpg
Vielleicht sollte die Geschichte mit der Mitteilung beginnen, dass ich kein besonders gutes Gedächtnis habe. Das gilt im Guten wie im Bösen. Ich vergesse viele Dinge einfach nach einer bestimmten Zeit. Das ist wahrscheinlich eine Art Selbstschutz, denn ich bin doch neugierig, vielseitig interessiert und sauge jeden Tag neue Eindrücke auf und starte immer neue kleinere oder größere Vorhaben. Mein Gehirn würde überlaufen, wenn ich mir alles merken würde. Deswegen muss ich mir Bookmarks setzen. Einer dieser Bookmaks lautet: Erfahrungen mit YourFinance AG. Wie ich dazu komme?
Mit den Schulden und dem Schulden machen ist es wohl so wie damals in der Wohngemeinschaft in der Hauptstraße. Ich war zu faul, Bier holen zu gehen, wusste aber, dass bei Bettina im Zimmer noch ein paar Schnapsflaschen stehen. Bettina war nicht da, uns so nippelte ich den Inhalt der Wodka- oder Ginflasche im Verlauf des Abends leer. Natürlich mit dem festen Vorsatz, die Flasche am nächsten Tag zu ersetzen. Ich würde ja ohnehin Einkaufen gehen. Und obendrein, so redete ich mir ein, könnte ich ja auch gleich noch die erste Hälfte abtrinken, denn halbvoll – oder besser: halbleer - hatte ich die Flasche ja auch vorgefunden. Ich habe bis heute nicht herausfinden können, warum dieser Vorsatz nie funktionierte. Jedenfalls kam Bettina eines Tages vom Urlaub zurück, bemerkte den Schwund und stellte mich zur Rede. Kleinlaut bekannte ich meine Taten und gelobte Besserung.
Erst Jahre später lernte ich, dieses System umzukehren. Ich kam also bei Freunden und Bekannten vorbei und hatte eine Flasche Wodka unterm Arm, die ich mit der Bemerkung: „Hier, für Dich und falls ich mal zu Besuch komme!“ auch gleich da ließ. Das veränderte die sozialen Beziehungen prinzipiell. Jetzt war der oder die andere in meiner Schuld und wahrscheinlich habe ich im Endeffekt mehr Gastfreundschaft erfahren als meine kleine Investition tatsächlich hergab. Das haben wir dann später zum Prinzip erhoben in einem sozialen Treffpunkt. Statt dass die Leute Mitte des Monats immer rumdrucksten und anschreiben lassen wollten, haben wir angeboten, gleich am Monatsanfang das ganze Geld bei uns zu lassen und dann im Verlauf des Monats zu verkonsumieren. Wir nannten das Guthabenkonto und belohnten ein solches Engagement mit einem Bonus von 10 bis 20 Prozent. So waren alle zufrieden. Die Gäste ebenso wie die Betreiber des Treffpunktes. Es war ja immer Geld da.
Meine Freundin Wilma hat es ähnlich gelöst. Über Jahre hinweg quälten und stressten sie Schulden und die Frage, wie bekomme ich einen Kredit ohne Schufa? Zinsen, Mahngebühren, Verzugszinsen, Zinseszinsen – das wurde ja immer mehr. Eines Tages erhielt sie einen gut dotierten Job, und nach Ablauf der Probezeit ergriff sie die Chance und zahlte alle ihre Gläubiger mit einem Schlag aus und hatte vorher so gut verhandelt, dass ihr ein Teil der Summe erlassen wurde. Die vielen Schulden der früheren Jahre sind weg und verblieben ist nur noch ein Darlehen, das in einem überschaubaren Zeitraum zurück gezahlt werden kann. Aus einem Stressprojekt wurden eine Erfolgsgeschichte. Es sind zwar immer noch Verbindlichkeiten, aber selbstbestimmte Verbindlichkeiten. Und damals gab es YourFinance AG noch gar nicht.
Ich kann gar nicht sagen, welche Strategie im Einzelnen YourFinance AG empfehlen würde und wahrscheinlich gibt es auch keinen Masterplan, um seine Schulden loszuwerden. Aber entscheidend ist, dass es möglich ist, der Schuldenfalle zu entkommen. Ich beispielsweise habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, Leute, die ich beauftrage, sehr zeitnah und durchaus großzügig zu bezahlen, teilweise schon mit Abschlägen im voraus. Dafür bekomme ich eine sehr engagierte, sorgfältige Arbeit von motivierten, gut gelaunten Menschen. Eine Win-Win-Situation für alle und eine Art gegenseitige Versicherung gegen Schulden.
Berlin, 03.04.2017
Stefan Schneider
Abbildung: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vodka_museum.jpg:Vodka_museum.jpg
Vodkaflaschen verschiedener Hersteller - Quelle: WikiCommons, Autor: Сергей Неманов
UPDATE: Die Blankenburger Bücherbox hat eine eigene Seite - hier: https://www.blankenburger-buecherbox.de/
1. Öffentliche Bücherbox
„Ein öffentlicher Bücherschrank (auch offener Bücherschrank, (Aus)tauschbibliothek, (Aus)tausch-bücherei, Straßenbibliothek, Straßenbücherei oder Bücherbox genannt) ist ein Schrank zur Aufbewah-rung von Büchern, der genutzt wird, um kostenlos, anonym und ohne jegliche Formalitäten Bücher zum Tausch oder zur Mitnahme aufzubewahren und anzubieten. Im öffentlichen Raum existieren spezielle, stabile Konstruktionen, die jedermann zugänglich sind.“
aus: Wikipedia – Artikel Öffentlicher Bücherschrank
Regeln (zum Beispiel)
Bücher machen Freude, Bücher sind Freunde. Dies ist der Blankenburger Bücherschrank !
Damit alle Blankenburger*innen lange Freude daran haben, gibt es ein paar Regeln:
- Du kannst den Schrank zu jeder Zeit nutzen.
- Du kannst Dir ein Buch aussuchen.
- Du kannst es leihen und zurückbringen.
- Du kannst es behalten und stellst dann ein anderes, gleichwertiges Buch von Dir in den Schrank.
- Wenn es Dir so gut gefällt, dass Du es ein bisschen länger behalten möchtest, darfst Du das auch. Aber denke daran, wenn es wirklich so gut ist, sollte es auch ein anderer lesen.
- Wenn Du zu Hause ganz viele Bücher hast, die Du bringen möchtest, dann bitte nur so viele, wie in den Schrank hineinpassen.
- Wenn etwas kaputt ist, melde Dich bitte bei xxx xxx
2. BzBm Sören Benn, am 16.01.2017
„Lieber Stefan, folgendes Vorgehen empfiehlt das Amt:
Der Antragsteller wendet sich an das SGA, weil dort die Zuständigkeit für das Thema "Genehmigung von Sondernutzungen" liegt. Wenn das SGA aufgrund der Größe des Bücherschranks (Größe: nur Regal oder Schrankwand oder Garage?) eine Betroffenheit der Bauaufsicht sieht, wird diese im Verfahren beteiligt. Da der Aufstellplatz wahrscheinlich am Dorfanger Blankenburg sein soll, wäre auch die Untere Denkmalschutzbehörde zu beteiligen. Dafür macht es Sinn, dass der Antragsteller sich parallel zur Sondernutzungsgenehmigung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde in meinem Amt bzgl. eines geeigneten Aufstellortes abstimmt.
Ich hoffe, du kannst mit den Informationen was anfangen. (...)
3. Begehung 22.01.2017 Simone, Stefan, Sybill
Mögliche/vorstellbare Standorte: Dorfanger, Krugstege gegenüber Kirche oder Bahnhofstraße
4. Untere Denkmalbehörde 16.02.2017
Notiz Stefan Schneider: „Mit Frau Kuhn von der UD hatten wir inzwischen telefonisch Kontakt. Sie könnte sich als möglichen Standort am ehesten den Platz gegenüber dem Haupteingang der Kirche vorstellen…“
5. Strassen- und Grünflächenamt 17.02.2017
„Sehr geehrte Frau Janetz,
Ihr Anliegen zur Aufstellung eines Bücherschrankes wurde mir übergeben.
Zur Bearbeitung des Vorganges benötige ich Folgende Unterlagen: Lageplan mit eingezeichneten Standort, Baubeschreibung des Bücherschrankes.
Weiterhin teile ich Ihnen vorab mit, dass während der gesamten Aufstellungszeit des Bücherschrankes ausschließlich Ihnen die Verkehrssicherungspflicht obliegt.
Weiterhin wird für die Erteilung der Sondernutzung eine Verwaltungsgebühr und für den Zeitraum der Aufstellung eine Sondernutzungsgebühr i.H.v. 15,00 € m²/Monat fällig. Auch ist eine Sicherheitsleistung zu hinterlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Gleuer
BA Pankow von Berlin
Abt. Stadtentwicklung
Straßen- und Grünflächenamt
Tel. 030/90295 8561
Fax 030/90295 8644
6. Nachtrag von SGA Frau Gleuer
„von einer Verwaltungsgebühr i.H.v. 56,24 € kann abgesehen werden, wenn der Sondernutzer gemeinnützig anerkannt ist und sich die Sondernutzung mit der im Freistellungsbescheid des Finanzamtes festgestellten Förderung übereinstimmt. Eine Sondernutzungsgebühr wird erhoben, wenn ein kommerziellen Charakter zu erkennen ist. Eine Sicherheitsleistung wird aber in jedem Fall fällig. Diese kann erst nach Sichtung der Baubeschreibung und Festlegung des Standortes bemessen werden.“
7. weitere Schritte …
- Diskussion im Runden Tisch Blankenburg, ob das Vorhaben prinzipiell Zustimmung findet, falls ja:
- Gemeinsame Festlegung des favorisierten Standortes
- Suche nach gemeinnütziger Körperschaft, die die formalen Zuständigkeit für die Antragstellung übernimmt
- Patenschaftskreis aufbauen (mit Kontakt zur gemeinnütziger Körperschaft sowie Runden Tisch Blankenburg)
- Entscheidung über die Ausführung der Box (z.B. Fertigprodukt der Fa. Bokx www.bokx.de oder Selbstbau, z.B. Projekt von Lehrwerkstätten), Kostenkalkulation
- Ausarbeitung und Start einer Kommunikations- und Spendenkampagne, z.B. Einzelsponsoren, Stiftungen oder Spendenkampagnen auf Betterplace usw …., Berichterstattung in Zeitungen usw.
- Bei Erreichen von 75% der geplanten Kosten: Antragstellung bei den Behörden; Auftrag an Hersteller
- ….
Berlin – Blankenburg 05.03.2017
Stefan / Sybill
Abbildung: WikiCommons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wuppertal_Friedrich-Ebert-Str_0309.JPG:Wuppertal_Friedrich-Ebert-Str_0309.JPG
Fotografie von Atamari
[Andienen] Der Bus zum Flughafen hatte schon die Vororte Istanbuls erreicht, da sah ich an einer wenig befahrenen Kreuzung einen älteren Mann in abgetragener, aber noch nicht schäbig wirkender Kleidung mit ein paar Päckchen Papiertaschentüchern in der Hand den Autos hinterherlaufen, die wegen der Kreuzung ihre Fahrt verminderten. Der Bus hielt an einer Haltestelle und so hatte ich ein wenig Zeit, ihn zu beobachten. Sein Haar und sein Bart färbten sich schon weiß und er hinkte etwas. Niemand hielt an, niemand kurbelte auch nur die Fensterscheibe herunter. Die ganze Szene hatte etwas bedrückendes und auch etwas lächerliches. Glaubte der Mann wirklich, mit ein paar Papiertaschentüchern seinen Lebensunterhalt verdienen zu können? Wer oder was zwang ihn, dieser Aufgabe nachzugehen? Oder meinte er, sein erkennbares Gebrechen für sein Geschäft nutzen zu können? Außer dem, was ich sehen konnte, wusste ich nichts weiter von dem Mann. Hatte er sein Leben lang gearbeitet und war nun durch einen Unfall in diese Lage geraten? Oder hat er sein ganzes Leben lang hier und da und dort irgendwelche Gelegenheiten genutzt, um über die Runden zu kommen? War er möglicherweise ein grober Schuft, mit dem keiner mehr etwas zu tun haben wollte. Oder hatte der Mann schlichtweg Langeweile und ihm fiel nichts anderes ein. Wie auch immer – was ich sah, empfand ich als würdelos. Papiertaschentücher gibt es in jedem Kramladen – das muss niemand an stinkenden Kreuzungen einer Metropole anderen Menschen andienen müssen.
[Ausrechnen] Was alles unter dem Stichwort Marketing getan wird, um Produkte an den Mann zu bringen, ist mehr als lächerlich, es ist bisweilen grotesk und pervers. Aufwändige Werbekampagnen, die suggerieren, der Kauf von x oder y eröffne bisher ungeahnte Freiheit, coolness, steigere den Sex-Appeal und was auch immer. Märchen aus tausendundeiner Nacht. Das gegenwärtige, weltweit verbreitete Wirtschaftssystem beruht auf Egoismus, Konkurrenz und Übervorteilung. The winner takes it all und der andere darf sehen, wo er bleibt. Ganz nebenbei wird auch noch der Planet Erde ausgeplündert: Die rücksichtslose Ausbeutung, Vernichtung und Zerstörung der vorhandenen Ressourcen, Umweltverschmutzung, Tierquälerei und Artensterben, der schleichende Klimawandel, all das taucht in keiner betriebswirtschaftlichen Kalkulation auf. Würde all das in einer Bilanz mit eingerechnet werden, wäre das Ergebnis in den allermeisten Fällen negativ. Es würde sich nicht rechnen, PKWs zu bauen. Eine ehrliche Marketing-Analyse etwa im Bereich des Personennahverkehrs würde den Ausbau einer öffentlichen Infrastruktur empfehlen und bewerben.
[Abstimmen] Sind Marketing-Kampagnen deshalb von vornherein schlecht? Nein, denn auch in einer Wirtschaftsform, die sich auf die Bedürfnisse der Menschen bezieht und die dafür erforderlichen Produkte, Produktionsmittel und Infrastrukturen gemeinschaftlich erarbeitet, gibt es Verbesserungen, Innovationen, Alternativen und neue Erfindungen und sicherlich auch neue Bedürfnisse. Und auch hier wird es erforderlich sein, dass sich einzelne oder Gruppen zu Wort melden mit dem, was sie beitragen können. Überhaupt ist die Idee des Beitragens der Grundpfeiler eines neuen, gemeinschaftlichen Wirtschaftens. Nicht mehr das Produkt steht im Mittelpunkt, sondern die Debatte darüber, was wir brauchen und wie wir es herstellen. Neue Vorschläge können dann ganz einfach online vorgestellt und zur Abstimmung gebracht werden. Wie ein solches Wirtschaften ohne Geld und ohne Ausbeutung funktionieren kann, legt beispielsweise Stefan Meretz in seinem Vortrag Von der Wertkritik zum Commonismus dar, den er auf seiner Plattform Keimform als Video zum Nachhören und Nachsehen veröffentlicht hat.
[Beitragen] Noch können sich nicht sehr viele Leute vorstellen, dass eine Wirtschaft, ja ein Leben ohne Geld funktionieren würde. Es fehlt an Phantasie, einfach in einen Laden hineinzugehen und sich dort die Lebensmittel oder die Kleidung oder die Werkzeuge herauszuholen, die mensch braucht. Sie glauben, es würde alles zusammen brechen. Dabei wird nur die Anhäufung von Geld und Reichtum und die damit verbundene Ausübung von Herrschaft unterbunden. An die Stelle von Geld würde eine produktive Auseinandersetzung darüber treten, was wir wirklich brauchen und wie wir es herstellen. Die dann regelmäßig auftauchende Frage ist: Und wer würde dann noch arbeiten? Die Antwort darauf ist ganz einfach: Wir. An Arbeiten mitzuwirken ist ein menschliches Bedürfnis, so wie Feiern, Spielen oder neue Dinge zu entdecken. Überhaupt sind Menschen soziale Wesen, die gerne Dinge gemeinsam machen, die aufeinander achten, die sich umeinander kümmern und sehr rücksichtsvoll und aufmerksam sind. Es ist höchste Zeit, sich wieder auf diese Kompetenzen zu besinnen. Aber das ist ein anderes Thema.
Berlin, 29.12.2016
Stefan Schneider
[Abbildung] Sick Man Slowly Becoming Enthroned In Used Tissues, Quelle: http://i.onionstatic.com/onion/5184/2/original/1200.jpg;Webseite: https://local.theonion.com/sick-man-slowly-becoming-enthroned-in-used-tissues-1819592410
[Herausforderung] Wer heute eine Internet-Seite betreibt, möchte auch, dass sie wahrgenommen wird. Wahrnehmung, das bedeutet heutzutage zu 99%, dass diese Seite bei einer Google-Suche erscheint oder erscheinen soll, und zwar möglichst weit oben. Relevanz, das ist das Stichwort, und die wird nicht mehr nur alleine durch einen überzeugenden Inhalt hergestellt. Die damit verbundene Herausforderung wird mit dem Begriff Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO bezeichnet. Das ist inzwischen eine Wissenschaft für sich. Sind im Text die passenden Keywords enthalten? Gibt es hochwertige Verknüpfungen, die auf die Seite verweisen? Liegt eine Meta-Beschreibung vor? Ist die Webseite barrierefrei gestaltet? Das sind nur einige der Fragen, die es zu beachten gilt. Wer also seine Seite bekannt machen möchte, ist gut beraten, sich von Expert*innen unterstützen zu lassen.
[Anfänge] Ich weiß es noch wie heute. Wir waren bei Thomas Lohmeier von Warenform in der Gormannstraße wegen dem Lay-Out unserer Zeitung, er saß vor dem Computer und recherchierte irgendetwas im Internet. Und ganz nebenbei erwähnte er: „Übrigens wenn Du was suchen willst im Internet, hier guh-gel ist eine ganz brauchbare Seite!“ Guh-gel. Ich musste erstmal nachfragen, wie das überhaupt geschrieben wird. Abends am Rechner dann, wo ich mich noch ganz analog per Modem mit dem Internet verbinden musste, probierte ich das dann aus und seit dem nutze ich nichts anderes. Ich habe schon ganz vergessen, wie wir früher, vor Google, im Internet gesucht haben. Wir haben uns von Seite zu Seite gehangelt, es gab auch Bücher mit irgendwelchen Listen von Internet-Seiten oder überhaupt Listen lesenswerter Seiten, die nach Rubriken sortiert waren. So oder so ähnlich muss es gewesen sein. Zwar gab es schon vor Google Suchmaschinen, aber keine von denen schlug so sein wie Google. Wie machten die das nur, dass mensch den Eindruck hatte, dass die Ergebnisse wirklich wichtig sind? Das ist bis heute im Grunde ein Geheimnis geblieben. Wenige Tage später war es dann soweit: Ich googelte mich selbst – der Anfang jeder Überlegung zur persönlichen Suchmaschinenoptimierung.
[Ausblick] Es wäre an der Zeit, diese Technologie zu vergesellschaften, also dem Zugriff eines einzelnen privaten Konzern zu entreißen und als transparente open-source-Software der Weltgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Am Besten mit individuell einstellbaren Suchoptionen und Prioritäten. Denn die Daten von Google tragen im Moment auch dazu bei, dass wir immer besser überwacht und im Grunde auch kontrolliert werden. Was wir suchen, wann wir es suchen, wo wir gerade sind, wie und womit wir uns bewegen. Aber das ist ein anderes Thema.
Berlin, 28.12.2016
Stefan Schneider
[Abbildung] https://i.ytimg.com/vi/DTH4t9K-BmY/maxresdefault.jpg aus dem Video Grundlagen Informatik - Algorithmus bei youtube