Oder: Über Sprachgrenzen hinweg Wissen generieren
[Übersetzungsprogramm: Review] Neulich hatte ich mich mit einem Abstract für eine Forschungskonferenz in Kopenhagen beworben. Der Beitrag musste in englischer Sprache eingereicht werden. Das war bisher recht umständlich. In deutscher Sprache vorformulieren, und dann das Ganze übersetzen. Entweder mit Zuhilfenahme eines Wörterbuches, oder mit einem Online-Übersetzungsprogramms. Auch letzteres war mühselig, da ich immer zwischen den Fenstern hin- und herklicken musste. Leider ist mein Englisch nicht so „fluent“, daß mir das leicht fiele. Deshalb schaue ich sicherheitshalber immer wieder nach. Nun gibt es mit Translationscklick eine echte Innovation. Ein Programm, dass einfach auf den Computer heruntergeladen werden kann – und für kleines Geld ist sogar die Vollversion erhältlich. Nun genügt ein Klick auf das Wort (wenn dabei die Alt-Taste gedrückt ist) und schon erscheint die Übersetzung. Für mich war das eine große Hilfe und ich hatte deutlich mehr Spaß an der Arbeit als sonst. Ein sehr schönes Übersetzungsprogramm. Den kleinen Haken an der Sache will ich nicht verschweigen: Bislang funktioniert dieses nützliche Tool nur bei Windows, Menschen, die Linux oder Apple benutzen, haben da noch nichts von. Aber ich bin zuversichtlich, dss die Entwickler auch daran arbeiten werden. Daher mein Fazit: 4,5 von 5 Sternen.
[Löschhölle] Ich weiß gar nicht mehr genau, wann und warum ich begann, mich bei Wikipedia als Autor zu registrieren. Es war wahrscheinlich so ähnlich wie mit Google. Dieses Portal tauchte eines Tages in meinem Leben auf und wurde immer wichtiger. Vermutlich habe ich mich über irgendetwas geärgert und wollte das ändern, oder aber ich habe etwas vermisst und wollte das ergänzen. Wie auch immer, schon bald nach meiner Anmeldung erstellte ich meinen ersten Beitrag und noch bälder sah ich, dass der gelöscht werden sollte. Das war für mich natürlich Alarmstufe rot und ich tat einiges dafür, den Artikel noch weiter auszubauen und außerdem jede Menge Argumente dafür zu finden, warum der Artikel auf jeden Fall zu behalten ist. Aber in dieser Angelegenheit half alles nichts, der Artikel wurde nach ein paar Tagen gelöscht und ich war – stinkend sauer. Diese leidvolle Erfahrung führte dann dazu, dass ich mich in den nächsten Jahren zu einem Spezialisten für die Löschhölle entwickelte und dort beinahe täglich arbeitete. Wenn schon mein erster Artikel gelöscht werden musste, wollte ich ab sofort alles dafür tun, dass wenigstens die Artikel der anderen nicht dieses Schicksal erleiden mussten. Denen, also den löschsüchtigen bornierten Wiki-Honks würde ich es zeigen! Und zwar allen! Und tatsächlich konnte ich einige halbwegs brauchbare Artikel durch ein paar ergänzende Informationen und gute Argumente retten. Einige Löschanträge, das muss ich leider zugeben, waren aber auch vollkommen berechtigt.
[Übersetzungshilfen] Ein neues Feld tat sich mir auf, als ich damit begann, mich für die Ortschaften der Heimat meiner Eltern im früheren Ostpreußen zu interessieren und dafür, sofern noch nicht vorhanden, Wiki-Artikel anzulegen: Braunswalde, Göttkendorf, Süssenthal, Glottau und so weiter. Plötzlich stellte ich fest, dass es ja noch Wikis in anderen Sprachen gibt und daß sich ein Blick in den – in diesem Fall polnischen – Artikel durchaus lohnen konnte. Zwar kann ich mich im Alltag leidlich in polnischer Sprache unterhalten, aber sobald es sich um speziellere Angelegenheiten handelt, geht es nicht ohne Wörterbuch und Übersetzungsprogramm. Das Problem in diesem konkreten Fall ist, daß im deutschen Artikel häufig brauchbare Informationen bis etwa 1945 angegeben sind (weil der Ort bis dahin deutsch war), und für die Zeit nach 1945 ist der polnische Artikel meistens aussagekräftiger (weil der südliche Teil von Ostpreußen ab 1945 zu Polen gehört). Immerhin ist es von Vorteil, dass seit einigen Jahren Wikipedia um eine Funktion erweitert wurde, welche die Existenz der entsprechenden Artikel in den anderen Sprachen, sofern vorhanden, anzeigt. Aber die Inhalte der unterschiedlichen Sprachausgaben wenigstens halbwegs zu vereinheitlichen, dass wird wohl eher eine Aufgabe für die nächste Generation sein. Eine gute Software könnte da maßgeblich helfen.
Berlin, 25.03.2016
Stefan Schneider
[Abbildung] TEAPOT - The Federal Services Incorporated (FSI) guards check passes for all vehicles entering or exiting the Nevada Test Site. 1956
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NNSA-NSO-346.jpg
Guten Tag und hallo!
Ich entbiete allen Menschen guten Willens und insbesondere denen, die mich persönlich kennen, meine allerbesten und herzlichen Grüße zu den Feiertagen und meine besten Wünsche für das neue Jahr 2016: Gesundheit, Glück, Wohlergehen.
Wie immer nutze ich die Gelegenheit, auf das vergangene Jahr zurück zu blicken und auf das kommende Jahr zu schauen.
Es ist die Nacht auf den 24. Dezember 2015, ich sitze in meiner Wohnung in der Buchholzer Straße und nehme mir etwas Zeit, auf das Jahr 2015 zurückzublicken. Es war ein spektakuläres, ein großartiges, ein außerordentliches Jahr. Denn es sind Dinge passiert, die nicht sehr oft vorkommen im Leben eines Menschen: Eine Freundin. Eine Aufgabe. Ein Fest.
Eine Freundin. Eine Freundin zu finden, war einer der Wünsche für 2015. Ehrlich gesagt, große Hoffnungen hatte ich nicht. Und auch keine besonderen Erwartungen. Ich hatte immer mal wieder die eine oder andere Frau gedated, wie es so schön heisst, und in den vergangen Jahren ergab sich gelegentlich daraus die eine oder andere Affaire. Aber keine Begegnung mit Tragweite - alles nur mehr oder weniger kurze Strohfeuer. Vielleicht einmal abgesehen von der Geschichte mit A. Aber das war eher eine Art - ja, da fehlen mir noch die Worte. Eine Art emotionale Turbo-Achterbahn. Wie auch immer, aus irgendwelchen Gründen passte es immer nicht. Natürlich lag es auch an mir. Mit den Jahren werden wir alle irgendwie eigen und komisch. Jedenfalls hatte ich die Nase ganz schön voll von diesen Strohfeuern. Am Tag Christi Himmelfahrt wurde alles anders. Ich hatte diesem Date keine besondere Bedeutung zugemessen - sondern ging mit einer gewissen Egal-Haltung an die Sache heran. Ich hatte viel zu tun - Karin Powser war Ende April gerade bei mir zu Besuch zum Foto-Shooting für die Ausstellung, Matthias vom Johanneshof kam danach und ich war sein Urlaubs-Assistent für zwei Wochen auf dem Gelände vom Segelverein und eigentlich hatte ich gar keine Zeit für ein Treffen. Also fragte ich sie, ob sie nicht zu uns herauskommen wolle. Immerhin hatte sie einen Hund und das fand ich ganz spannend.
Was dann passierte, war einfach unglaublich, unbeschreiblich. Mit Sybill begann eine Geschichte, die so unglaublich schön, intensiv, lustig, bewegend, aufregend, umwerfend, berührend war, dass selbst mir die Worte fehlen. Ich hätte nicht gedacht, dass das Leben noch so eine Überraschung für mich bereit hält. Und was ich nicht zu hoffen wagte: Sie hat auch Spaß am Segeln und wird überhaupt nicht seekrank. Wir verbrachten viele Wochenenden im Segelverein, machten eine Woche lang das Boot halbwegs seeklar (Positionsbeleuchtung und einige andere Dinge, die für eine Fahrt unerlässlich sind) und waren dann eine ganze Woche lang unterwegs und kamen zusammen bis immerhin Wolgast.
Wenn ich überlege, warum wir so gut zusammen passen, dann denke ich, dass Sybill ihr Leben lebt - mit Kindern, Hund, Beruf, Haus und Freunden - und gleichzeitig offen war und ist für eine Beziehung und auch darauf, sich ohne Vorbehalte auf Neues einzulassen. Das ist in einer Welt voller Vorurteile und Gewohnheiten bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Und ich habe das Gefühl, dass ich bei ihr sein kann wie ich bin. Ach, mir fehlen die Worte, um das alles zu beschreiben. Es ist eine Beziehung, die mich frei und glücklich macht.
Eine Aufgabe. Ich weiss gar nicht, wie oft ich in diesem Jahr in Hannover und in Freistatt war. Oft. Es ging immer darum, die Idee der Sommercamps wohnungsloser Menschen zu konkretisieren und weiter zu treiben. Vordergründig zielte die Arbeit darauf, einen Antrag auf Finanzierung bei der Aktion Mensch fertig zu stellen, was dann im Dezember 2015 auch endlich gelang (eigentlich 3 Monate zu spät für eine entspannte Zeitplanung, aber das ist ein anderes Thema). Nein, es ging auch darum, das Dorf Freistatt kennen zu lernen, wie es funktioniert, und die Menschen dort, vor allem Frank, der für den Bereich der Wohnungslosenhilfe zuständig ist. Natürlich ist Freistatt aus der Sicht eines Großstadtmenschen die letzte Pampa und es ist schon extrem gewöhnungsbedürftig, dass der einzige Laden weit und breit dort schon um 18:00 Uhr schließt. Und wer erst nach 13:00 Uhr im Speisesaal erscheint, darf nicht mehr erwarten, ein Mittagessen zu bekommen. Als einziger Trost bleibt der Rittersaal, der Riesencurrywurst im Angebot hat. Aber darum geht es nicht.
Partizipation Wohnungsloser ist gegenwärtig das große Thema, wohl nicht zuletzt deshalb, weil in den herrschenden Diskursen, egal ob in den Medien, der öffentlichen Meinung oder auch in der Praxis der sozialen Arbeit immer und immer wieder das Bild vom abgerutschten, hilfebedürtigen armen Menschen generiert wird. Das ist aus vielen Gründen falsch: Die gesellschafliche Verursachung von Armut und Wohnungslosigkeit wird ebenso verleugnet. Und aus dem Blickfeld verschwindet auch, dass wohnungslose Menschen Rechte und Ansprüche haben, für deren Durchsetzung sie gegebenenfalls Assistenz und Unterstützung brauchen. Diese zuschreibenden Diskurse nützen der Wohnungslosenhilfe, weil sie Gründe liefern, diese Formen der Elendsverwaltung weiter zu betreiben, und gleichzeitig bildet sich ein Unbehagen genau darüber. Teilhabe als Ausweg.
Die Idee der Sommercamps folgt einer (kleinen) Tradition, bereits Gregor Gog hat mit seiner Bruderschaft der Vagabunden im Jahr 1929 nach Stuttgart zu einem Internationalen Vagabundenkongress eingeladen, im Jahr 1991 gab es- auf Initiative von Willy Drucker - in Uelzen in und um den Hans-Hergot-Turm einen Kongress der Kunden, Berber, Obdach- und Besitzlosen und auch im St. Ursula Heim in Offenburg bei Freiburg gab es - in Zusammenarbeit mit der schwächelnden Bundesbetroffeneninitiative wohnungsloser Menschen (BBI) regelmässige sogenannte Berbertreffen. Das hat Wirkung.
Die Arbeit an dem Antrag zwang uns, diese Idee von den Sommercamps zu konkretisieren. Warum machen wir das, wen sprechen wir an, wie erreichen wir die Menschen, wie wird das durchgeführt, welche Ziele verbinden wir damit, wann findet das statt, wie lange sollen die Treffen dauern, wie reisen die Teilnehmer an usw. Entscheidend aber ist etwas anderes: Die Idee spricht sich herum, sie wird verstanden, aufgegriffen und weiter getragen. Es ist eine Stimmung spürbar, die sich irgendwo zwischen Erwartung und Aufbruch bewegt. Es liegt was in der Luft, etwas großes beginnt, etwas, was größer ist als ich selbst und ich werde in den nächsten Jahren - hoffentlich - dabei sein können. Dazu beitragen können, dass es gut wird.
Ein Fest. Am 04. Juni 2015 vollendete ich mein 50tes Lebensjahr. Darüber machte mich mir schon lange vorher Gedanken und zunächst hatte ich wenig Lust, das zu feiern - diese ganzen Erwartungen und überhaupt der Streß. Als ich dann überlegte, was ich mir selber schenken wollen würde, mußte ich nicht lange nachdenken. Ich würde mir ein Konzert schenken. Daraus erwuchs dann die Idee für das Fest. Auch der Termin war günstig. Der eigentliche Geburtstag lag an einem Donnerstag, ich würden den Tag für mich alleine verbringen und das eigentliche Fest einen Tag später stattfinden lassen. Der Ort: Natürlich draußen auf der Gelände von meinem Segelverein. Und so lud ich mehr oder weniger alle Leute ein, die im Verlauf des Lebens eine wichtige Bedeutung für mich hatten. Alles in allem war es ein schönes Fest mit vielen lieben Gästen, die teilweise sehr weit angereist kamen, dazu bestes Wetter, Erdbeerkuchen, Bratwurst, Weihrauch, Festansprache, Konzert, Feuerwerk, viele Geschenken ...
Und dennoch bleibt eine Unzufriedenheit, die schon am Tag des Festes für mich spürbar war. Es war gar nicht mal das Gefühl, den vielen Gästen nicht gerecht werden zu können. Das konnte gar nicht gelingen angesichts der knappen Zeit. Es ist vielmehr die Frage, die ich schon während meiner Festansprache zu thematisieren versuchte: Wo stehe ich und wo geht die weitere Reise hin. 50 Jahre, das sind zwei Drittel eines Lebens und noch ein gutes Drittel steht mir bevor. Was bedeutet das eine für das andere. Ich sehe mich als Reisender und sollte innehalten und prüfen, was war bisher, wie geht es weiter. Und vor allem: Wo hin? Der Tod als (mögliche) Erfüllung eines guten Lebens. Wäre das eine Aufgabe, ein Ziel?
Jetzt, heute, ein halbes Jahr nach diesem Fest, steht dieses positive Unbehagen nach wie vor im Raum. Es äußert sich in dem Bedürfnis, sich von Dingen, vor allem Büchern, trennen zu wollen. Das ist die äußere Seite. Innen in mir drin ist es das Gefühl, dass die Vergangenheit zu schwer ist. Ich habe mehr hinter mir als vor mir, jedenfalls in diesem Leben. Die Dinge, die Bücher repräsentieren dies und indem sie mich umgeben, ziehen sie mich in die Vergangenheit zurück und halten mich fest. Das Leben geht weiter und aber ich komme nicht voran, bleibe in der Vergangenheit verhaftet. Das ist nicht gut.
Also mache ich mich frei von den Dingen und will nur das behalten, was in den Rucksack passt, einmal flapsig ausgedrückt. Aber wirklich: Eine Durchsicht der Dinge offenbart vieles, was nicht wichtig, was überholt, unbedeutend, belanglos, überflüssig ist. Weg damit. Leicht fällt mir das nicht, aber es geht.
Ausblick 2016
Im nächsten Jahr 2016 will ich wieder - jedenfalls in der wärmeren Jahreszeit - auf dem Boot leben und nicht in der Wohnung. Das wird sicher gut gelingen. Was mir Sorgen macht: Mich belasten die autoritären, wenig transparenten Tendenzen im Segelverein. Konflikte werden nicht thematisiert, geschweige denn ausgetragen, sondern in der Regel auf der Hinterbühne verhandelt. Das ist nicht gut für das soziale Klima. Die vielen Mitglieder im Verein kommen aus unterschiedliche Generationen und vertreten unterschiedlichste Auffassungen über das Zusammenleben und wie Dinge zu regeln sind. Das sollte möglichst offen kommuniziert werden in Verbindung mit dem Versuch, sich auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. Es könnte mir auch egal sein, theoretisch, aber praktisch nicht, weil auf genau diese Gemeinschaft beziehe ich mich, weil dort mein Boot ist und es viele gute Gründe gibt, dort mein Boot zu haben. Aber zum Glück ist das Boot ja beweglich und ich muss - jedenfalls die meiste Zeit - nicht dort sein. Das ist Freiheit.
Mir geht es soweit gut, ich kann nicht klagen. Sorgen macht mir allensfalls der körperliche Verfall, ich bin lange nicht mehr so leistungsfähig wie noch vor zwanzig, dreißig Jahren, aber das ist wohl der Lauf der Zeit und ich werde mich damit arrangieren müssen.
Meine Webseiten funktionieren wieder. Sie waren fast ein halbes Jahr lang ausser Betrieb und ehrlich gesagt, mir auch nicht sehr wichtig. Überhaupt erfolgt mein digitales Leben in Wellen und offenbar habe ich jetzt wieder Lust auf Internet und darauf, darin etwas anzustellen. Auch einige Projekte, Vergangenes zu digitalisieren.
Ansonsten ergibt sich das, was ich für 2016 erwarte, aus dem, was ich über das Jahr 2015 geschrieben habe.
Ich freue mich auf jeden Tag, den ich mit Sybill verbringen darf. Ihren Frohsinn empfinde ich als großes Geschenk und ich freue mich jedes Mal auf Neue, wenn ich sie wieder sehe. Ich hoffe, dass das so bleibt und sich nicht verändert. Die Liste der Dinge, die wir uns überlegt haben, ist - obwohl wir uns kaum länger als ein halbes Jahr kennen - schon sehr lang und es kommen ständig neue, tolle Ideen hinzu. Wobei es letztlich nicht darauf ankommt, ob wir alles abarbeiten, sondern dass wir das eine oder andere tatsächlich umsetzen. Und daran besteht kein Zweifel. Locker verabredet haben wir eine Bootstour im August 2016 mit einem Start irgendwo an der niederländischen oder deutschen Küste der Nordsee und mit dem Ziel irgendwo an der polnischen Küste der Ostsee. Mal sehen, was tatsächlich daraus werden wird.
Das Projekt Sommercamps wird sich weiter konkretisieren. Ein Termin für 2016 steht schon fest -24.-31. Juli 2016 - und auf die vielen damit verbundenen Aufgaben und Herausforderungen freue ich mich jetzt schon. Wer mich kennt, wird wissen, dass ich mir über das Gelingen viele Gedanken machen werde und die Verantwortung, die ich spüre, die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten wird. Aber die Formulierung, dass diese Idee größer ist als ich selbst, zeigt mir den Weg, damit vernünftig umzugehen: Ich gebe mein Bestes, über für das Zustandekommen und den Erfolg sind viele Menschen verantwortlich, nicht nur ich allein. Und auf die damit verbundenen Mobilisierungs- und Nachbetreuungs-Touren mit einem Wohnmobil freue ich mich schon. Meinen engeren Freundeskreis quatsche ich damit schon seit Monaten voll. Aber im Ernst: Das wird ein zentraler Baustein des Projekts sein und ich verspreche mir davon ein hohes Maß an Spaß, Arbeitszufriedenheit und zugleich gute Effekte.
Bereits verabredet für Ende April/ Anfang Mai ist eine Bungalow-Bootstour mit Chris. Von Plaue an der Havel in Brandenburg nach Zernsdorf am Krüpelsee südöstlich von Berlin. Darauf freue ich mich schon. Mit Chris verbindet mich nicht nur eine 35jährige Freundschaft, sondern wir waren auch 1992 und 1993 auf den Masurischen Seen segeln. Mit dieser Bunbo-Tour haben wir hoffentlich eine Form gefunden, die unseren gemeinsamen körperlichen Möglichkeiten entspricht und trotzdem maximalen Spaß auf dem Wasser ermöglicht.
Mit Matthias ist wieder vereinbart, dass er mit mir Urlaub macht und ich ihm assistiere - diesmal im September und wahrscheinlich nicht auf dem Gelände meines Segelvereins, sondern gemeinsam auf meinem Boot. Aus dies zum einen etwas vertrautes - das ist der dritte Urlaub, den wir zusammen verbringen - und zum anderen etwas neues, denn erstmalig werden wir gemeinsam mit dem Boot unterwegs sein.
Und Andrea aus der Schweiz hatte ich vor einigen Tagen darauf angesprochen, die alte Idee einer Wanderung über den Gotthard - von Luzern nach Ascona (im Grunde auf den Spuren von Jonny Rieger) - aufzugreifen im Mai 2017. Mal sehen, ob daraus etwas werden wird. Mit einem Wohnmobil ergeben sich dafür völlig neue Möglichkeiten. Möglicherweise macht es Sinn, sich diesem Projekt mit einer kleinen Gruppe vorzustellen.
Zum Schluss noch ein Wort zur meinem Krippenbild. Es ist eine Installation von Nigel Parry aus dem Jahr 2007. Mehr Details dazu sind auf seiner Homepage zu finden: http://nigelparry.com/photos/modern-nativity.shtml. Ich finde dieses Bild deshalb so bemerkenswert, weil zum einen die historisch geformte Ikonographie von Weihnachten (Geburt Jesu in der Krippe) sehr konventionell aufgegriffen wird, und zum anderen wird dieses Schema durch ein paar überraschende Eingriffe sehr konsequent dekonstruiert, da dem Grunde nach zerstört. Maria am Stick, die drei Weisen zur Fahndung ausgeschreiben, das Kind erscheint wie im Pizzaofen gebacken und die Krippe hängt an Dynamit. Und der Himmel? Eine bunte Schale voller Tränen.
Möglicherweise habe ich dieses Bild gewählt, weil ich mich selbst darin wieder erkennen will. Ich bin wie immer, und doch ist alles anders, und so richtig begriffen habe ich es noch nicht. Wer weiß.
Ihr seht, es ist unglaublich viel passiert im Jahr 2015. Und auch wenn ich im Wesentlichen über mich und meine inneren Prozesse geschrieben habe, so war mein Leben nicht möglich ohne viele Freunde und Bekannte. Gespräche, Anregungen, Fragen, Statements, Ideen, Positionen, Konfrontationen. Euch möchte ich vielen Dank sagen, schöne Feiertage wünschen und ein gutes neues Jahr 2016: Gesundheit, Zufriedenheit, Wohlergehne, Glück, Liebe und geliebt zu werden.
Berlin - Prenzlauer Berg, 24.12.2015, 14:42 MEZ
Stefan Schneider
PS: Habe ich jetzt alles gesagt, was wichtig war? Nein, bei Weitem nicht. Nur das Wichtigste, das was mir im Moment auf dem Herzen liegt.
Foto: http://nigelparry.com/enginefiles/uploads/modern-nativity-all.jpg
„Keine Gnade auf der Straße - Fotoarbeiten 1992 und 2015“ ist der Titel einer Fotoausstellung von Karin Powser, die am Montag, den 09.11.2015 um 12:00 Uhr in Berlin vor Beginn der Bundestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe zum Thema „Solidarität statt Konkurrenz – entschlossen handeln gegen Wohnungslosigkeit und Armut“ im Best Western Premier Hotel MOA Berlin (Stephanstraße 41, 10559 Berlin) im Beisein der Fotografin eröffnet wird.
In einer Installation aus Bauzäunen, Kabelbindern, LKW-Planen und Euro-Paletten werden Fotoarbeiten zum Thema Obdachlosigkeit gezeigt, die 1992 und 2015 - teilweise an identischen Orten - in Berlin entstanden sind. Dargestellt werden unterschiedliche Aspekte und Facetten des Lebens ohne eigene Wohnung, aber auch konkrete Menschen und typische Situationen. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und kann auch draußen gezeigt werden.
Karin Powser - selbst ehemals obdachlos („Das trostlose Leben der Karin P.) - ist als Fotografin und Kolumnistin freie Mitarbeiterin beim Straßenmagazin Asphalt und lebt in Hannover. Die grafische Gestaltung besorgte Ryn Shaparenko, für die Konzeption zeichnet Dr. Stefan Schneider verantwortlich.
Die Ausstellung wird u.a. gefördert durch das Diakonische Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen e.V. (DwiN) und den Förderverein der Wohnungslosenhilfe in Deutschland e.V.
Eröffnung der Ausstellung
Montag, 09. November 2015, 12:00 – 13:00 Uhr
Best Western Premier Hotel MOA Berlin
Stephanstraße 41
10559 Berlin
Ausstellungskatalog erscheint voraussichtlich im Februar 2016.
Kontakt, weitere Informationen zur Eröffnung und zur Ausstellung,
Anfragen für die Wanderausstellung sowie
Vormerkungen für den Ausstellungskatalog
Dr. Stefan Schneider
+49 – 177 – 784 73 37
Der Elektriker meinte, mein Bootsdiesel sollte mit einer schnelleren Lichtmaschine ausgestattet sein, um bei Fahrt unter Motor die Batterien schneller laden zu können. Bei ebay suchte er mir ein spezielles Modell heraus und mit dem Verkäufer wurde ich relativ schnell handelseinig. Es war kein Schnäppchen, aber doch ein fairer Preis. Und die Abholadresse lag am Wasser, genauer gesagt in der Nähe vom Müggelsee an der Bänke, einer kleinen Ausbuchtung, an der es einige Bootsstege gab. Der Verkäufer sagte mir, ich könne durchaus mit dem Boot vorgefahren kommen und erklärte mir genau seinen Standort und die Ansteuerung. Das fand ich cool. Das Boot dafür zu nutzen um etwas Geschäftliches zu erledigen.
Wir verabredeten einen Termin, ich begab mich mit einer Thermoskanne Kaffee und einer Flasche Sprudel an Bord, warf die Leinen los und machte mich auf den Weg. Es war ein sonniger Tag, und ich ziehe an solchen Tagen immer ein helles langärmliges Oberhemd an, um mir keinen Sonnenbrand zu holen. Auch hielt ich es für ratsam, mein Gesicht und meine Ohren mit Sonnencreme einzuschmieren. So fühlte ich mich hinreichend gewappnet für den Ausflug. Nach gut vier Stunden war ich zurück und freute mich über meinen erfolgreichen und gelungenen Ausflug. An der Ausfahrt von der Bänke bin ich kurz auf eine Sandbank aufgelaufen, aber ich hatte nur wenig Fahrt, da ich ja wusste, dass es flach in dieser Gegend.
Und trotzdem hatte ich einen Sonnenbrand nach diesem Ausflug. Und zwar mitten auf dem Schädel. Ich hatte einfach vergessen, dass meine Glatze wieder ein Stück gewachsen war und hätte also entweder mit Mütze fahren sollen (was ich für gewöhnlich tue), oder eben die Glatze dick mit Sonnencreme einschmieren müssen. So ein Mist aber auch! Und eine Lektion für weitere Ausflüge dieser Art.
In meiner Jugend habe ich darüber Witze gemacht: Wenn ich einmal alt werde, lasse ich mir die Haare vom Arsch auf den Kopf transplantieren. Dann habe ich Locken. Tatsächlich ist die Eigenhaartransplantation (vom Hinterkopf!) eine erprobte und erfolgreiche Technik, um Haarausfall kompensieren zu können. Haarimplantate können als kleine Haarwurzelgruppen einzeln entnommen werden oder in Form einer Streifenmethode. Letztere Methode hat einige Vorteile, wie nachstehendes Video erklärt. In Freiburg gibt es eine Hautarztpraxis – Haarpraxis (siehe www.hautarzt-haare.com), die sich auf Eigenhaartransplantationen spezialisiert hat. Natürlich sind dieser Methode Grenzen gesetzt, weil grundsätzlich bei dem Behandlungsplan vom ungünstigsten Verlauf der Glatzenbildung ausgegangen wird, was auch Sinn macht. Trotzdem kann durch Korrekturen ein wesentlich günstiges Gesamtbild erreicht werden.
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Ich für mich bin einen anderen Weg gegangen. Meinen Friseur weise ich regelmässig an, mir die Haar mit der Maschine ganz kurz zu schneiden, so dass die Kopfhaut durchschimmert. So kommt mein Charakterkopf deutlicher zum Vorschein. Andere Menschen hingegen sind eher haarbetont.
Berlin, 12.03.2015
Stefan Schneider
Abbildung: Kleiner Müggelsee.
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_-_M%C3%BCggelspree_M%C3%BCggelheim.jpg
Foto: Pedelecs by Wikivoyage and Wikipedia
Die neuen Räume in der Schliemannstraße waren um einiges größer als die alten und so erweiterten sich die Möglichkeiten der Nutzung beachtlich. Der Raum zum Hof konnte für die Notübernachtung genutzt werden, das war insofern von Vorteil, als dass die Übernachter sich zurückziehen konnten. Der große, von der Straße zugängliche Raum war als Treffpunkt gedacht. Der riesige Kachelofen strahlte Gemütlichkeit aus und wir hofften, die eine oder andere Tonne Briketts gespendet zu bekommen. Wir bauten ein Theke ein und begannen, Getränke auszugeben und jeden Tag eine warme Mahlzeit zu kochen. Versorgt wurden wir von der Berliner Tafel, und das war nicht ohne Tücken, denn es war nicht so wie im Supermarkt, wo man einfach das mitnimmt, was man haben will. Sondern es hing von vielen Zufällen ab, was die Tafel gerade liefern konnte und dann kam es darauf an, das beste daraus zu machen.
Ein besonderes Talent dafür hatte Ronald, der gelernter Koch war und wunderbar improvisieren konnte. Im Lauf der Zeit gelang es uns, neben großen Kühlschränken auch einige Tiefkühltruhen zu besorgen, meisten aus Haushaltsauflösungen und als Spenden. Das war aus energetischen Gründen natürlich nicht besonders clever, aber was sollten wir machen?: Uns als Selbsthilfeprojekt wohnungsloser und armer Menschen fehlte das nötige Kleingeld (und nicht nur das) an allen Ecken und Enden. Immerhin konnten wir damit auch tiefgefrorene Lebensmittel einlagern und auch, wenn in größeren Mengen von der Tagessuppe etwas übrig blieb, einfrieren.
So waren die Tiefkühltruhen gut gefüllt und Ronald konnte etwas entspannter disponieren und es gab die Möglichkeit, so etwas wie einen Speiseplan zu erstellen. Dass vieles dennoch weggeworfen wurde, lag schlichtweg daran, dass wir keine Etiketten zur Handbeschriftung verwendeten. Das hätte die Effektivität der Vorratslagerung noch von um ein Vielfaches erhöht.
Ein paar Jahre später gab es noch größere Räume und der Kaffeebetrieb für arme Menschen wurde – obwohl ehrenamtlich betrieben – professioneller aufgezogen. Es kamen längst nicht mehr nur die Verkäufer der Straßenzeitung und obdachlose Menschen zu uns, sondern auch verarmte Leute aus der Nachbarschaft. Teils, um das kostengünstige Angebot zu nutzen, teils, um nicht allein zu sein. Und eine ganze Batterie von veralterten Tiefkühltruhen summte, brummte und dröhnte in einem der Nebenräume vor sich hin und fraß begierig eine Kilowattstunde teuren Strom nach der anderen.
Es dauerte Jahre, bis es uns gelang, einen modernen und begehbaren Kühlraum anzuschaffen. Aufgrund der deutlich größeren Lagermengen in den Regalen war eine gute Sortierung mehr als zuvor erforderlich und aufgrund des eingesparten Geldes nun auch möglich, Etiketten anzuschaffen und zu verwenden, um die gelagerte Ware erkennbar und mit gut sichtbarem Ablaufdatum zu lagern. Und aufgrund guter Kontakte zu einer Bäckerei gibt es auch einen guten Vorrat an Kuchen, der selbstverständlich ebenfalls mit Kuchenetiketten genau gekennzeichnet ist.
Inzwischen hat der Treffpunkt nochmals umziehen müssen, aber das ist eine andere Geschichte. Wichtig bleibt, dass es Orte für arme und wohnungslose Menschen gibt, an denen sie sich nicht nur aufhalten, sondern auch gut und preisgünstig versorgen können.
Berlin, 02.03.2015
Stefan Schneider