- scheinheilige Beschlüsse der Kirchengemeinde Berlin-Blankenburg
Liebe Kirchengemeinde Blankenburg,
lieber Gemeindekirchenrat,
lieber Pfarrer Hagen Kühne,
lieber Martin Runge,
Eure Stellungnahme zur Entwicklung des Blankenburger Südens überschreibt Ihr mit "Die Kirchengemeinde Blankenburg steht an der Seite der von der Planung in ihrer Existenz Gefährdeten." - „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN“ Jeremia 29,7.
Dazu wollen wir doch bitte festhalten: Es gibt in dieser Stadt Berlin mehr als zehntausend wohnungslose Menschen, und von diesen schlafen sehr viele draußen auf der Straße. Deren Existenz ist tagtäglich bedroht, ihre Menschenrechte werden mit den Füßen getreten. Alle Hilfemaßnahmen, seien es Kältebus, Notübernachtungen, Suppenstube oder Arztmobil ändern an ihrer Lebenssituation nur wenig, sie mildern lediglich die unmittelbare Not.
Es liegt auf der Hand, dass letztlich nur eine eigene Wohnung ein Leben in Würde und Selbstbestimmung gewährleisten kann. Und um den Bau von Wohnungen geht es in Blankenburg.
Und selbst wenn sofort mit dem Bau von Wohnungen in Blankenburg begonnen werden würde, wären die wohnungslosen Menschen immer noch die letzten, die davon profitieren würden.
Genau an diesem Punkt wäre das Engagement Eurer Gemeinschaft der Heiligen, die dem Mann am Kreuz nachfolgen will, gefragt.
Ihr endet Eure Stellungnahme mit den Worten: "Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten besonders bei denen, die um ihre Existenz fürchten." und meint die, die durch die Umsetzung der Planungen benachteiligt werden könnten.
Die unglaubliche Not derer, die jeden Tag um ihr pures Überleben kämpfen müssen, hat in Eurer Erklärung offenbar keinen Raum und in Euren Gebeten offenbar keinen Platz. Jesus Christus, der Gründer Eurer Gruppe, würde sich im Grabe umdrehen, würde er wissen, wie Ich-Bezogen Ihr mit seiner Botschaft umgeht.
Ich möchte das beanstanden und von Euch einfordern, Solidarität auch gegenüber jenen zu zeigen, deren Not Euch offenkundig nicht so nahe ist und Wohnungen für diese Menschen auch und gerade in Blankenburg einzufordern.
Kehret um, tut Buße und wendet Euch den geringsten Eurer Brüder und Schwestern zu, so wie der HERR es getan hat.
Den Segen des Allmächtigen auf Euch herabrufend,
konkrete Taten und keine Antworten erwartend,
verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Stefan Schneider
Freistatt in Niedersachsen, am Festtag der Heiligen Monika von Tagaste
Beschluß vom 6.3.2018
Die Kirchengemeinde Blankenburg steht an der Seite der von der Planung in ihrer Existenz Gefährdeten.
„Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.“ Sprüche 31,8
Uns erreichen viele Hilferufe von Anlagenbewohner/innen und Pächtern von Kleingärten aus unserer Gemeinde und aus der ganzen Region. Viele Menschen sind verunsichert und fühlen sich von den politischen Entscheidern im Stich gelassen oder getäuscht. Die jetzt vorgestellten Planungsvarianten A – C stellen vor allem für die etwa 400 in der Erholungsanlage Blankenburg Wohnenden eine existentielle Bedrohung dar. Dabei geht es nicht nur um das allgemeine Problem steigender Kosten für Mieten oder eine mittelfristig zu erwartende Belastung des eigenen Wohnumfeldes durch Verkehrsbauten und Infrastrukturprojekte, sondern die Betroffenen sprechen bei der nun vorgestellten Überplanung der Anlage Blankenburg sowie der Kleingärten im Großraum Blankenburg von Vertreibung und erleben die vorgestellten Planungsvarianten als Vernichtung einer seit mehr als 100 Jahren gewachsenen Lebensform.
Die Kirchengemeinde hat bisher das Großvorhaben einer städtebauliche Entwicklung und Beplanung der vorhandenen unbebauten Freiflächen im Blankenburger Süden konstruktiv und kritisch begleitet. Sie begrüßt die bisherigen Aussagen der Politik zur Verträglichkeit der Einbettung in das vorhandene Wohnumfeld und arbeitet mit an der Planung zur Weiterentwicklung der verkehrlichen, sozialen und kulturellen Infrastruktur. Wir haben Menschen ermutigt, sich als Bürgerinnen und Bürger politisch zu engagieren. Wir haben viel Zeit und Kraft in die Entwicklung eines vernünftigen Bürgerbeteiligungsverfahrens investiert.
Wir sehen jedoch in der nun im Rahmen der Bürgerbeteiligung vorgestellten großräumigen Erweiterung des für die Bebauung vorgesehenen Raumes eine Abkehr von dem bisher eingeschlagenen Weg. Wir sind sehr betroffen, daß diese Kursänderung ohne vorherige Kommunikation mit den Menschen erfolgte, die sich mit einem sehr hohen Aufwand für die Entwicklung dieses Beteiligungskonzepts engagiert haben. Wir sind sehr enttäuscht, daß die politisch Verantwortlichen offenbar nicht erkennen, welche große historische, soziale und ökologische Verantwortung sie für die Erhaltung der Erholungs- und Kleingartenkultur in unserem Raum haben.
Wir setzen uns mit großem Nachdruck dafür ein, daß die politisch Verantwortlichen zum verabredeten Verfahren und zu dem bisher eingeschlagenen Weg zurückkehren. Die vorgestellten Entwicklungsvarianten A –C stellen dafür keine Diskussionsgrundlage dar.
Die bisher erkennbaren Anstrengungen der Verwaltung, die Betroffenen umfassend zu informieren, reichen bei weitem nicht aus, um die jetzt vorhandenen Unsicherheiten zu beseitigen. Wir hoffen, daß die handelnden Personen Schritte einleiten, die zu einer Beruhigung der sehr angespannten Lage beitragen können. Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten besonders bei denen, die um ihre Existenz fürchten.
„Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN“ Jeremia 29,7
Für den Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Blankenburg
Pf. Hagen Kühne, Martin Runge Berlin-Blankenburg 6.03.2018