Da hatte ich nun den Segelschein gemacht und kaufte mir mein erstes Boot, es wäre eine Yxilon-Jolle aus Plastik. Das besondere war, dass ich sie nach dem Segeln in der Box mit einer speziellen Hebelkonstruktion aus dem Wasser heben konnte. Das gefiel mir gut. Nach ein paar Jahren hatte ich davon genug und neue Pläne. Ich wollte mit dem Boot auf Tour gehen. Also verkaufte ich die Jolle und besorgte mit einen Jollenkreuzer, was bekanntlich eine etwas größere Jolle mit Kajüte ist. Das war das perfekte Schiff für längere Touren, weil man da prima drauf leben und in der Kajüte wunderbar übernachten konnte. Das ganze hatte nur einen kleinen Nachteil: Das Boot war deutlich größer und schwerer und es gab keine Konstruktion mehr, um das Boot aus dem Wasser zu heben.
Am Ende der Saison hatte sich dann immer eine dicke braune Schmutzschicht um die Wasserlinie herum gebildet. Und die galt es dann im Oktober, wenn das Boot aus dem Wasser kam, gründlich abzuschrubben, was bei den Temperaturen im Freien nun gewiss kein Vergnügen ist. Halbwegs erträglich war es, wenn ich das Putzwasser vorher etwas erwärmte. Dann ging es auch leichter.
Eines Tages kam dann Klaus vorbei und sagte: Warum machst Du es Dir denn so schwer? Nimm doch einfach einen Kärcher und kärchere das Boot ab. Klaus war immer für praktische Ratschläge gut. Er lieh mir seinen Kärcher, und jetzt musste ich den nur noch in Bootsnähe an Strom und Wasser anschließen und los ging es. Das war vielleicht eine Freude: Mit dem Gerät musste ich nur noch einmal langsam rund um das Boot gehen und der harte Strahl machte die Arbeit. Bei ganz hartnäckigen Stellen war es hilfreich, mit einer Bürste etwas vorzuarbeiten, damit der Schmutz sich löste.
Später dann habe ich mich einem Segelverein angeschlossen, und der verfügte über zwei Hochdruckreiniger und das war dann arbeitsteilig organisiert. Das heißt, bei jedem Boot, dass dann aufgeslippt wurde, standen zwei Leute bereit, die dann jeweils an einer Seite das Boot reinigten. Für diese Arbeiten habe ich mich dann gerne freiwillig gemeldet, denn es ist ja immer schön, anderen Menschen eine Freude bereiten zu können.
Und dann habe ich nochmal nachgesehen: Ein Kärcher heißt deshalb Kärcher, weil Alfred Kärcher etwa um 1950 den Kärcher, also einen Hochdruckreiniger erfunden hatte. Hätte er nicht Kärcher sondern Kungel geheißen, würde man wahrscheinlich heute kungeln statt kärchern. Aber das ist ein anderes Thema.
Berlin, 08.06.2018
Stefan Schneider
Abbildung: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Banksy_Pressure_Washing_Away_Art.jpg
Foto: Dominique