Vor einigen Jahren traf ich mich mit Ulla in Mannheim. Ich war gerade in der Nähe und hatte einen Vormittag lang Zeit. Wir sprachen über meine beruflichen Perspektiven und dass ich in nächster Zeit viel unterwegs sein würde. Das wäre natürlich klasse, wenn ich von überall gut arbeiten könnte. Im Internet. Einen großen Teil meiner Arbeit kann ich im Internet erledigen. „Dann richte Dir doch einen Hot-Spot ein!“, sagte Ulla. „Einen Hot-Spot?“, fragte ich und muss dabei geguckt haben, wie ein Auto. Sie zückte ihr Smartphone, drückte eine paar Tasten und sagte: „So, jetzt mach‘ mal Deinen Klaprechner an und log Dich ein!“ Das klappte auch, ich konnte meine Emails abrufen und mir ein paar Seiten im Internet ansehen. Das war ja klasse, ich war begeistert. Mit einem Hotspot könnte ich mir also überall auf der Welt selber einen Internet-Zugang einrichten.
Es dauerte nicht lange und ich besaß ein eigenes Smartphone. Und dann noch einen schönen Vertrag mit einem Internet-Anbieter wie zum Beispiel von winsim.de. Das war toll. Egal wo ich war, ich richtete mir einen Hotspot ein und konnte mit dem Rechner sofort loslegen. So hatte ich mir das vorgestellt.
Was ich nicht wusste und was mir keiner gesagt hat: Gerade auf dem Land ist die Internetverbindung doch recht langsam. Also ein Deutschland. So langsam, dass es einige Minuten dauert, bis eine Seite geladen oder eine email übertragen wird. Unter solchen Umständen ist es natürlich vollkommen sinnlos, sich einen Hotspot einzurichen. Ganz offenbar sind die Internet-Netzanbieter der Meinung, dass Fuchs und Hase kein Internet brauchen. Wildschweine und Igel auch nicht. Und Wälder, Wiesen und Felder prinzipiell auch nicht.
Also überall, wo nicht gerade Stadt ist, lässt die Internet-Geschwindigkeit schwer zu wünschen übrig. Mein Arbeitsplatz in Niedersachsen befindet sich in einem Dorf, in dem es wahrscheinlich mehr Maulwürfe als Bewohner gibt. Und jetzt dürft ihr mal raten, wie schnell dort die Internet-Verbindung ist? Genau. Es liegt also an den Maulwürfen. Vor allem an den Maulwürfen. Anders kann es nicht sein.
Zum Glück blicke ich ja gelegentlich über den Tellerrand. So war ich im letzten Jahr in den Niederlanden und in Polen. Und dort gab es auch auf dem Land ein schnelles Internet. Seit dem überlege ich, auszuwandern. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich wäre dann so etwas wie ein Wirtschaftsflüchtling. Genauer gesagt, ein Internet-Flüchtling. Und alles das nur, weil deutsche Maulwürfe kein Internet brauchen.
Berlin, 27.03.2017
Stefan Schneider
Abbildung: Maulwurf gefangen; Quelle WikiCommons; Urheber/ Fotograf: Michael Dufek
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maulwurf_gefangen2007.jpg