Guten Tag,
es ist mir völlig unverständlich, dass die Grüne Fraktion Pankow in der BVV Pankow einen Antrag Drucksache VII - 1169, auf der BVV-Sitzung am 01.06.2016 einbringt, in dem sie sich dafür ausspricht, eine Massennotunterkunft in Pankow errichten zu wollen.
Ich habe 10 Jahre in der BündnisGrünen Fraktion ua als Sprecher für Sozialpolitik mitgearbeitet und versucht, deutlich zu machen, dass es auf kleinteilige, den unterschiedlichen Lebensumständen entsprechende Lösungen ankommt, die über dies in der Lage sein sollten, einen Anschluss an weitere Hilfeangebote zu gewährleisten.
Eine Massennotunterkunft ist - das zeigen leidvolle Erfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart - eher dazu geeignet, bestehende Problemlagen noch zu verschärfen und zu eskalieren (Stichwort Hygiene, Stichwort Gewalt, Stichwort Unruhe) - auch wenn aus Sicht der Sozialwirtschaft große zentrale Einrichtungen sicher wirtschaftlicher zu betreiben, einfacher zu bewerben und besser zu vermarkten sind.
Ich arbeite gerade in Freistatt an einer Kampagne zur Teilhabe Wohnungsloser, und gerade gestern erst habe ich Gespräche mit Wohnungslosen geführt zur Frage, welche Themen zu bearbeiten sind, und mit eines der ersten Stichworte neben Ausgrenzung war das Thema der viel zu großen Notübernachtungen.
Es kann sein, dass meine Wahrnehmung durch den mehrjährigen Abstand zur Kommunalpolitik etwas getrübt ist, aber vom fachlichen Standpunkt her dürfte sich an der grundsätzlichen Problematik von Massennotübernachtungen in zwangsgemeinschaftlicher Unterbringung kein neuer Aspekt ergeben haben, der einen solchen Irrsinn als zielführend erscheinen lässt.
Ich möchte der Grünen Fraktion raten, diesen Antrag noch einmal gründlich zu überdenken und stehe gerne - sofern mir das die Zeit erlaubt - für eine fachliche Beratung zur Verfügung.
Freistatt, 01.06.2016
Stefan Schneider