[Werkzeug] Im Laufe der Jahre ist bei mir etliches an Werkzeugen zusammen gekommen. Ein Dreiecks- und ein Exzenterschleifer, eine Bohrmaschine und ein Akkubohrer, eine Stichsäge und seit neuestem auch eine Handkreissäge. Für weiter spezialisierte Aufgaben gehe ich bei einem Tischlermeister vorbei, der mir dann für kleines Geld die eine oder andere Anfertigung macht. Um zu sehen, was der neueste Stand der Technik ist, fahre ich gerne nach Nürnberg und besuche dort die Holz-Handwerk, die Messe für Maschinentechnologie und Fertigungsbedarf im Bereich Holzverarbeitung. Denn auch Maschinen werden ständig weiter entwickelt, es gibt neue technische Lösungen und Innovationen, und vor Ort die Gelegenheit, mit echten Experten (und nicht nur mit Selbsternannten) intensive Fachgespräche zu führen. Als Segler besuche ich schließlich auch regelmäßig die Hanseboot, und weil in meinem Schiff vergleichsweise viel Holz verbaut ist, bietet es sich an, mich auch hier weiter zu bilden.
[Werkstoff] Schon zu meiner Studentenzeit wurde Holz für mich zu einem wichtigen Material. In den Altbauwohnungen galt es die alten Fenster- und Türrahmen abzuschleifen und das Holz sichtbar zu machen, wir liebten alte Holzmöbel, die liebevoll behandelt zu Schmuckstücken unserer Studentenbuden mutierten. Und natürlich wollten alle Hochbetten haben – was sich bei den bis zu 4 Meter hohen Räumen auch anbot. Manchmal wurden vorhandene Hochbetten abgebaut und an anderer Stelle leicht modifiziert wieder aufgebaut. Ich selbst baute mir in meinem Zimmer ein Hochbett, das ohne Stützbalken auskam, weil es von Wand zu Wand die gesamte Breite des Raums einnahm. Mit speziellen Balkenschuhen und Schwerlastdübeln war es bombenfest verschraubt und nach Fertigstellung feierten wir dort mit 10 Leuten eine kleine spontane Belastungstest-Party. Danach galt ich als Spezialist für den Hochbettbau und wurde von verschiedenen Menschen in meinem sozialen Umfeld angesprochen, doch einen Vorschlag zu machen und es am Besten auch gleich noch zu bauen, was ich gelegentlich tat.
[Werkbank] Mein Vater sollte eigentlich Bauer werden, einen Bauernhof übernehmen. Aber auf Zureden seines älteren Bruders entschloss er sich dann doch, in die Stadt zu gehen und eine Schlosser-Lehre zu beginnen. Das sollte wohl sein Leben entscheidend verändern, denn im 20. Jahrhundert sank der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen von etwa 80% auf nur noch 5% der Gesamtgruppe der erwerbstätigen Menschen. So bewarb er sich schließlich in Berlin bei einer Firma, die Aufzüge baute und später, nach zahlreichen Übernahmen und Fusionen, ganz allgemein Fördertechnik. Metallverarbeitende Unternehmen haben einen ganz eigenen Geruch, der mir schon frühzeitig vertraut wurde durch die jährlichen Betriebsfeste, zu denen mein Vater seine ganze Familie mitnahm. Er zeigte uns stolz seine metallische Werkbank, ich fuhr dann im Kinderkarussell den ganzen Nachmittag meine Runden und durfte mich außerdem noch an Bratwurst mit Senf erfreuen. Wahrscheinlich hoffe er insgeheim, ich würde eines Tages auch in seine Fußstapfen treten. Aber ich habe mich dann doch für Holz entschieden.
Berlin, 20.05.2014
Stefan Schneider
[Abbildung] Hobelbank in einem alten Bauernhaus, Freilichtmuseum Glentleiten, Quelle: WikiCommons,
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