[Erwartungen] Natürlich kamen die Leute damals zu uns, weil sie Geld verdienen wollten. Geld verdienen konnten sie durch den Verkauf der Strassenzeitung. Aber was war mit den anderen Aufgaben, die zu erledigen waren. Wir hatten buchstäblich nichts und ausserdem einen erheblichen Schwund an Geld und Zeitungen. So war das bei vielen Selbsthilfeprojekten in der Szene. Das Ganze änderte sich schlagartig, als mich der erste Mensch ansprach und sagte, er hätte hier Strafstunden abzuleisten. Ahnung. Dann stand da was von 90 Tagessätzen auf dem Zettel und ich rechnete mir aus, dass das ja über vier Monate laufen würde, eine 5-Tage-Woche vorausgesetzt. Zum Glück gab es immerhin schon einen Vereinsstempel, und die paar Formulare waren schnell ausgefüllt. Im Verlauf der nächsten Jahre entwickelte sich daraus ein richtiger Apparat ganz unterschiedlicher Arbeits- und Tätigkeitsformen jenseits konventioneller Lohnarbeitsverhältnisse. Arbeit statt Strafe und Sozialstunden, Praktika, Integrationsmassnahmen, gemeinnützige zusätzliche Arbeit, 1-Euro-Jobs... ich habe die verschiedenen Bezeichnungen, die sich im Verlauf der Jahre auch änderten, alle gar nicht mehr im Kopf. Dabei war natürlich klar, dass wir nicht unbedingt immer die qualifiziertesten Leute bekamen, denn wer arbeitet schon freiwillig in einem Job für einen Euro Aufwandsentschädigung, wenn es möglich ist, auf dem regulären Markt das Mehrfache zu erzielen.
[Ergebnisse] Wer heute auf Jobsuche ist, kann das Internet gut nutzen. Ein Portal wie www.jobbörse.de ist so einfach wie Google: Es erschient ein Formularfeld für den Suchbegriff, und auf Knopfdruck werden dann die Treffer ausgeworfen, zum Beispiel für Maler oder Geschäftsführerin. Natürlich kann die Suche auch noch weiter verfeinert werden, dann werden die Treffer noch genauer. Der Vorteil der Jobsuche auf dem Portal ist natürlich, dass keine Zeitungen mit Stellenanzeigen mehr gekauft werden müssen und es ist auch möglich, weitere Informationen für den potentiellen Auftraggeber oder das Unternehmen direkt im Netz zu recherchieren und womöglich über email schon eine Bewerbung loszulassen.
[Entspannung] Ich übrigens habe meine Jobs auch so organisiert, dass ich die im Internet recherchiert habe. Zu einem großen Teil kann ich meine Aufträge auch über das Internet abwickeln und das ist echt von Vorteil. So kann ich im Sommer beispielsweise 3 Monate am Stück unterwegs sein – und zwischendurch lege ich mal zwei drei Tage Pause ein, um etwas Geld zu verdienen. So muss Arbeit.
Berlin, 07.10.2013
Stefan Schneider
[Abbildung] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Puerto_Rico_Beaches_01.jpg The Caribbean side of the island, Rincon, Puerto Rico.