[Klischee] Es wäre übertrieben zu sagen, dass meine Mutter ein Rosamunde Pilcher-Fan ist. Es ist aber sehr wohl richtig, dass, wenn im Fernsehen ein Rosamunde Pilcher-Film gesendet wird, sie sich diesen ansieht. Notgedrungen war ich jetzt ein paar Mal Zeuge dieser Sendungen. Auffällig an diesen Sendungen ist, dass die Akteure teure Benzinschleudern fahren, in Schlössern wohnen, vornehm Essen gehen und ausgefallene Hobbys frönen. Die umgebende Landschaft ist schön und meistens an der Küste gelegen, Industrieviertel und dreckige Städte werden ausgeblendet. Und trotzdem ist die Handlung problemverhangen, wobei es dabei in der Regel um Luxusprobleme geht und auch ein Happy End feststeht. Beispiele für Luxusprobleme sind anstehende Erbschaften, Heiratsschwindler, verschwiegene Kinder, Vermögensprobleme, Zwangsversteigerungen und so weiter. Dabei geht es in den meisten Fällen um heterosexuelle Liebe, Sehnsüchte und Schwärmereien, Monogamie, Seitensprünge und Eifersucht. Das Happy End besteht meistens darin, dass Er und Sie am Ende doch zusammen kommen, heiraten und – so sie duggestive Versprechung – alles für immer gut wird. Ob das wirklich stimmt, kann keiner überprüfen, weil der Film ja dann immer zu Ende ist.
[Wunschträume] Daran musste ich denken, als ich mich mit dem Thema Eizellenspende befasste. Aber jetzt, beim Nachdenken, wird mir klar, dass es doch eine Traumschiff-Folge war, bei der eine Frau mit Kinderwunsch ihr Baby von ihrer Schwester austragen ließ – und es gab jede Menge Verwicklungen wegen den auf dem Bauch gebundenen Kissen. Es ist durchaus vorstellbar, dass Frauen ohne Komplikationen schwanger werden können, aber aufgrund von Erkrankungen oder des fortgeschrittenen Alters nicht dazu in der Lage sind. Hier hat die Medizin schon seit vielen Jahren die Möglichkeit einer Eizellspende (allogne Eizelltransplantation) entwickelt und erfolgreich angewandt. Das Problem ist nur: In Deutschland wird die Übertragung einer Eizelle auf eine andere Frau auf Grund des Embryonenschutzgesetzes von 1990 mit Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bedroht. Wegen dieser Strafandrohung in Deutschland wird sich deshalb kaum ein Arzt finden, der einer Frau auf diesem Wege zum Kind hilft.
[Lösungen] Aber wie immer, wenn etwas in Deutschland mit Strafandrohung unterbunden werden soll, gibt es Alternativen. In vielen Ländern der Europäischen Union, darunter Tschechien, gibt es diese Hürden nicht und der Kinderwunsch kann unter medizinischer Aufsicht in qualifizierten Kliniken auf dem Wege der In-Vitro-Fertilisation (IVF) erfüllt werden. Das Traumschiff zum eigenen Kind nimmt also den Weg über Elbe und Moldau nach Tschechien und (vielleicht) auch in die Goldene Stadt Prag.
Berlin, 18.03.2013
Stefan Schneider
[Abbildung] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vltava2.jpg,
Boats on the Vltava River in Prague. In the distance - The Prague's Castle
Author: Mohylek 17:21, 17 November 2006 (UTC)