[Rennstrecken] Wenn es um Motorsport geht, war ich lange Zeit ein Unwissender. Ich habe tatsächlich – als im Fernsehen von den Motorrennen berichtet worden ist – immer Nürnberg-Ring verstanden. Dabei ist diese Rennstrecke gar nicht in Nürnberg, sondern in Nürburg. Und das ist in der Eiffel. Die Strecke wurde bereits im Jahr 1927 eröffnet, übrigens auf Initiative des ADAC. Autorennen gab es schon früher, sie wurden auf regulären Straßen durchgeführt. Weil aber die Autos immer schneller wurden und auch die Besiedlung zunahm, wurde das immer gefährlicher, so dass verschiedentliche Initiativen ergriffen wurden, eigene Strecken zu haben, die nur für den Motorsport zur Verfügung stehen.
[Extreme] Das eigentümliche an dem Motorsport ist, dass eigentlich schneller gefahren wird als dem geübten Empfinden entsprechend. Natürlich wurden auch immer schnellere, leistungsfähigere Autos gebaut. Aber das allein ist nicht ausschlaggebend: Mit schnelleren Autos werden auch bessere Bremsen erforderlich und auch breitere, besser ausgebaute Straßen. Wie heute immer noch auf Querfeldein-Ralleys zu sehen ist, kann auf offener Piste das Tempo nicht beliebig gesteigert werden. Und insbesondere in den Bergen ist es häufig ratsam, Winterreifen zu haben, weil dort in hohen Lagen noch Schnee liegen kann.
[Risiko] Eine Zeitlang hatte es den Eindruck, als ob die Zuschauer nur zu den Rennen kommen, weil sie spektakuläre Unfälle erwarten und sehen wollen. Und die gab es dann auch. Im Verlauf der Jahre hat aber eine Diskussion darüber eingesetzt, das zu unterbinden, da bei einigen Unfällen auch Zuschauer zu Schaden gekommen sind. Der deutsche Rocksänger Udo Lindenberg hat auf seiner 1977 erschienen Langspielplatte dazu sogar einen Song gemacht. In dem Refrain wird das Dilemma eines Rennfahrers ziemlich genau beschrieben:
Riki Masorati mit dem Bleifuß
fährt als Formel-1-Pilot
in jeder Kurve kichert der Tod
bremset er zu spät, ist alles finito
bremst er zu früh, hat er das Rennen verloren
rauscht er gegen die Balustrade
hat er angebrannte Ohren!
(Udo Lindenberg)
[Freie Fahrt] Zu dieser Zeit lag das Durchschnittstempo auf deutschen Straße so um 100 Stundenkilometer oder weniger. Nur selten ist ein mal ein Auto gefahren, dass deutlich schneller war. Im Verlauf der Jahre ist das Tempo dann immer höher geworden, und mancher wird schon von der linken Spur gedrängelt, wenn er 170 Sachen fährt. Das ist inzwischen wieder anders, weil heutzutage soviel an Verkehr auf der Straße unterwegs ist, dass alles wieder langsamer und zähfliessender geworden ist.
[Sicherheit] Die Faszination für den Motorsport ist geblieben. Wer möchte, kann heute auf Rennstrecken sein eigenes Können ausprobieren. Wichtig sind dabei gute Allwetterreifen, die für unterschiedliche Situationen konzipiert sind. Ich persönlich habe gar kein Auto, weil in Berlin, wo ich wohne, die Nutzung von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr zweckmäßiger ist. Aber wenn ich einmal die seltene Gelegenheit habe, ein Auto zu fahren, möchte ich schon gerne zügig unterwegs sein. Und wenn die Straße frei ist, möchte ich schon sehen, wie schnell das Auto fahren kann. Aber die Straßen sind eben selten frei. Und Sicherheit geht vor.
Berlin, 07.08.2012
Stefan Schneider