Inspiration. Gerade Menschen, die in irgendeiner Form kreativ arbeiten, brauchen öfter mal eine neue Umgebung. Das hat etwas mit der Struktur der Arbeit zu tun – jedes Werk ist ein ganz besonderes, erfordert eine ganze eigene intellektuelle Anstrengung. Und um das Besondere auch wirksam werden zu lassen, ist es ein beliebtes Mittel, bewusst und vorsätzlich andere Orte aufzusuchen. Da geht es zum einen darum, dem Trott des Alltags zu entkommen, den lieben Gewohnheiten, der gewollten oder in Kauf genommenen Prokrasitination, die sich darin äußert, morgens doch lange im Bett zu bleiben oder abends Freunde zu besuchen, und eben nicht am Werk zu arbeiten. Die Flucht an einen anderen Ort bietet den Vorteil, dass die neue, ungewohnte Umgebung anregend, ja durchaus euphorisierend wirken kann und so den Arbeitsprozess anregt. Und zum anderen ist es möglich, Fremde_r zu bleiben und sich zurückzuziehen und ungestört arbeiten zu können. Nicht immer klappt das, und es soll durchaus Kreative geben, die vor Ort zu Ort ziehen und sich jedes mal ärgern, dass sie dennoch nichts zu Stande gebracht haben. Ich war bisher an einigen Orten, um neue Erfahrungen zu sammeln und zugleich ein paar Projekte abzuarbeiten und habe damit überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Es kommt eben auch auf die Fähigkeit an, Dinge so zu organisieren, dass sie auch Spaß machen.
Kleine Fluchten. Eine andere Möglichkeit ist, bewusst Ereignisse zu inszenieren. Eine Freundin von mir steuert auf dem 50sten Geburtstag zu und hat schon jetzt für diesen Termin eine Ferienwohnung an der Ostsee klargemacht. Das ist schön für sie aber auch ich freue mich schon, denn ich gehöre zu den Gästen und es wird sicher für alle eine tolle Zeit sein. Urlaub mit Freunden. Eine andere Freundin fährt regelmäßig meine einer mehr oder weniger stabilen Konstellation an Freunden nach Weihnachten für ein paar Tage weg, aber, soweit ich weiß, an jeweils welchselnde Orte. Auch sie mieten sich dann eine Ferienwohnung. Ich weiß das deswegen, weil bei diesen Gelegenheiten auch über mich geredet wird – so wird mir jedenfalls berichtet. Auf meinem ganz persönlichen Plan steht irgendwo die Notiz, dass ich eines Tages noch die Bakunin-Hütte besuchen und dort einige Zeit arbeiten möchte. Das ist zwar jetzt nicht ganz unbedingt eine Ferienwohnung, aber doch so etwas ähnliches.
Warschau, 09.02.2012
Stefan Schneider
Fotonachweis: http://www.syndikalismusforschung.info/bakuninhutte.htm
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