Hundstage. Ich plädiere für einen Teilzeithund. Also einen Hund, den ich nicht alleine habe, sondern für den ich manchmal Verantwortung übernehme. Das hatte ich mal. Eine Freundin von mir hatte einen Hund, und in der Zeit, in der sie eine Fortbildung machte, konnte sie ihren Hund nicht mitnehmen in die Schule. Damals arbeitete ich an der Universität der Künste in dem wunderschönen Gebäude an der Bundesallee (ja: das ehemalige Joachimthalsche Gymnasium), und eigentlich waren dort auch Hunde verboten. Eigentlich. Aber ich hatte einen Schlüssel zum Gebäude und ich kannte den Hintereingang. Also schummelte ich Joker mehr oder weniger unauffällig durch das Treppenhaus in die Räume unseres Instituts. Joker war ein sehr gelehriger Hund und begriff bereits nach wenigen Tagen, dass er nicht, wenn an unserer Institutstür geklingelt wurde, zu bellen hatte und dass auch alle Gäste Freunde waren. Also sahen die Tage so aus, dass Joker überwiegend unter meinem Schreibtisch lag, ab und zu mal aufstand und seine Runde machte, ob noch alles in Ordnung ist. Es kam dann schon mal vor, dass er einen Assistenten freundlich anstupste, sich von einer studentischen Hilfskraft streicheln ließ oder dem Professor vertrauensselig die Schnauze auf das Knie legte. In der Mittagspause gingen wir dann immer im nahegelegenen Park spazieren und die Arbeitstage waren damals auch nicht so lang. Wir alle hatten unsere Freunde.
Hundehaftpflicht? Gar nicht vorstellen darf ich mir, was alles hätte passieren können. Natürlich beißen Hunde, und das tat auch Joker. Wenn ihn etwas erschreckt hat, wenn ihm jemand – in der Regel: aus Versehen – auf den Schwanz getreten hat, wenn Menschen mit bösen Absichten aggressiv auf ihn zukamen. Damals gab es keine Haftpflichtversicherung für Hunde, so wie heute. Oder zumindest waren diese Versicherungen nicht sonderlich bekannt. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich heutzutage wieder eine (Teilzeit-)Verantwortung für einen Hund übernehme, würde ich doch darauf achten, dass der Hund ordentlich haftpflichtversichert ist – und im Zweifelsfall selbst eine solche Versicherung abschließen. Die Freude, die Mensch dann mit einem Hund erleben kann, ist dann noch unbeschwerter. Glückliche Hundstage eben.
Warschau, 08.02.2012
Stefan Schneider
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