Kein Zweifel: das Thema Selbsthilfe hat Konjunktur - in der Regel im Zusammenhang mit der Aufforderung zu Bürgerschaftlichem Engagement. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht die politischen Akteure vom Bundespräsidenten über die Bundesregierung bis hin zu den Fraktionen Appelle an alle Bürgerinnen und Bürger richten, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Dieser Vorgang wiederholt sich auf der Ebene der Länder und der Kommunen. Engagiert wird diskutiert, was u.a. mit den Begriffen Bürgergesellschaft, Bürgerarbeit und Kommunitarismus für die Lösung gesellschaftlicher Probleme umrissen wird und welch hoher Stellenwert der Selbsthilfe zukommt. Flankiert werden solche Diskussionen nicht zuletzt von der Bezahlbarkeit und dem Abbau des Sozialstaates.
Was verbirgt sich eigentlich hinter dem im Titel verwendeten Begriff wohnungslos? Wohnungslos ist, wer nicht über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügt. Aktuell von Wohnungslosigkeit betroffen sind demnach Personen, die ordnungsrechtlich über Kommunen eingewiesen bzw. mit Notunterkünften versorgt werden; ohne Mietvertrag untergebracht sind; sich in Heimen, Anstalten, Asylen, Frauenhäusern etc. aufhalten; vorübergehend bei Verwandten, Freunden oder Bekannten unterkommen; sich als Selbstzahler in Billigpensionen einquartieren; als Aussiedler in Aussiedlerunterkünften leben; ohne jegliche Unterkunft sind, folglich "Platte machen".
Auf die Notlagen Wohnungsloser reagierte die professionelle Wohnungslosen-Hilfe als organisiertes Hilfesystem für Wohnungslose traditionell mit dem Aufbau stationärer Einrichtungen. Historische Vorläufer der heutigen Übergangswohnheime sind die Einrichtungen des Stationären Hilfesystems: Herbergen zur Heimat, Arbeiterkolonien mit angeschlossenen Arbeitsstätten, Männerwohnheime und Asyle. Mit dem verstärkten Auf- und Ausbau ambulanter/offener Hilfen wurden - im besonderen in den letzten zwei Jahrzehnten - bedarfsorientierte Hilfeformen aufgebaut: Fachberatungsstellen, Tagesaufenthaltsstätten, Wohnprojekte, Betreutes Wohnen, Streetwork, Aufsuchende Sozialarbeit etc. Diese Dienste leisten vorbeugende Hilfen, Hilfen zur Existenzsicherung, medizinische und krankenpflegerische Hilfen, Angebote zur Erlangung und Sicherung von Wohnungen, Arbeits- und Ausbildungsplätzen i.d.R. in Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege. Je nach Lage und Größe des Ortes, in dem die Einrichtung existiert, können verschiedene Hilfeformen miteinander kombiniert und Schwerpunkte gesetzt werden. Mit dem Blick auf die Notversorgung wohnungsloser Menschen werden häufig ordnungsrechtliche mit sozialhilferechtlichen Maßnahmen verknüpft, obwohl das leitende Prinzip für die organisatorische Ausdifferenzierung der verschiedenen Hilfeangebote die sichtbare Trennung von Beratung und Versorgung sein sollte. Daraus folgt unmittelbar, dass ambulante und stationäre Hilfe - einschließlich dem Übernachtungsangebot - organisatorisch getrennt sein sollten.
Adressat der Hilfe soll der Wohnungslose sein. Ihn - seine Bedarfe - gilt es in den Blick zu nehmen und die Hilfeangebote nach ihm auszurichten. Dessen Lebenslage ist geprägt durch den nicht vorhandenen, mietrechtlich abgesicherten Wohnraum und eine Kumulation von Problemlagen wie länger anhaltende Arbeitslosigkeit, soziale Isolation, Einkommensarmut, Verschuldung, Ausgeschlossen sein aus dem Sozialleistungssystem.
Ohne eine eigene Wohnung leben zu müssen, ist das Ergebnis eines langfristigen Verarmungs- und Ausgrenzungsprozesses und das i.d.R. sichtbare Ergebnis struktureller Ungleichheit. Der Versuch öffentlicher Haushalte, nicht zuletzt aufgrund ausbleibender Steuereinnahmen Kosten einzusparen, macht gerade vor den Bedürftigen nicht halt. (Eine besonders benachteiligte Personengruppe ist die der Ausländer, für die die Forderung der Anwendungshilfen nach § 72 BSHG von existentieller Bedeutung ist). Die als Reform bezeichnete Veränderung des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) in Form von fast regelmäßig beschlossenen Sozialleistungskürzungen mag hierfür als Beispiel stehen. Ein Ende der Sozialleistungskürzungen ist nicht in Sicht. Für die Betroffenen bedeutet es im Ergebnis eine Reduzierung ihrer Kaufkraft und eine Verstärkung ihrer materiellen Armut. Zu Beginn des Jahres 2001 wird offiziell von knapp vier Millionen Erwerbslosen ausgegangen. Die gleiche Zahl müsste hinzugerechnet werden, wenn auch die Dunkelziffer eine Berücksichtigung finden soll. Wir haben uns daran gewöhnt, bei Erwerbslosen von Millionen zu sprechen. Wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen, dass ein Teil der Erwerbslosen in absehbarer Zeit nicht mit Erwerbsarbeit im herkömmlichen Sinn versorgt werden kann. Davon sind Wohnungslose im besonderen betroffen. Schätzungen der BAG Wohnungslosenhilfe für 1999 gehen von 550.000 Wohnungslosen in der Bundesrepublik aus, davon lebten 15 bis 20 Prozent (ca. 32.000) im Laufe des Jahres ohne jede Unterkunft auf der Straße.
Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot sind zu einem politischen Thema geworden. Daran hat die Organisierte Hilfe ihren Anteil. Auf ihre Art hat die Gesellschaft die Herausforderung Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot angenommen. Über aktive, zielgruppenorientierte Wohnungspolitik wurde Wohnraum geschaffen, der in Teilen auch einkommensschwache Nachfrager erreicht. Parlamente befassen sich mit dem Thema in Anträgen und Gesetzentwürfen, Bürger haben neben konkreten Projekten der Hilfe und dem sich erweiternden ehrenamtlichen auch politisches Engagement entfaltet in Form von Sponsoring, Kampagnen, Spendenparlamenten, Fördervereinen etc. Daneben entwickeln Betroffene selbst Formen der politischen Selbstorganisation und Einflussnahme - häufig unbeobachtet und nicht selten gegen die Interessen der Organisierten und Ehrenamtlichen Hil fe. Selbsthilfeformen von Wohnungslosen werden in dem Beitrag in das Blickfeld gerückt, bevor zum Abschluss der Frage nachgegangen wird, welche Anforderungen für die Weiterentwicklung der Organisierten Hilfe abzuleiten sind.
Zur Selbsthilfe Wohnungsloser
Eine Lebenslage, die von Armut, sozialer Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit geprägt ist, erzwingt Formen der Selbsthilfe zum (Über-)Leben ohne Wohnung und gesicherte Existenzgrundlage. So gesehen ist Selbsthilfe der Betroffenen nicht neu. Selbsthilfe ist systemimmanent. Dabei wird Wohnungslosen selbst in Helferkreisen gerne unterstellt, sie bedürfen ständiger Fürsorge und Hilfe. Sie seien unfähig zur Selbsthilfe. Doch scheint, dass dies Inhalte individualistischer Zuschreibungen sind. Allerdings existiert sie auf der Basis von Ohnmacht, Selbstverleugnung, Übernahme der zugewiesenen sozialen und persönlichen Defizite und Rollen. Formen der Selbsthilfe werden i.d.R. mit negativen Vorzeichen wahrgenommen und gewertet, was der "Selbsthilfekarriere" der Betroffenen grundsätzlich eine negative Dynamik, etwa zum sog. "Nichtsesshaften" verleiht. Entsprechend eingeschränkt gestaltet sich der Blick auf Formen der Selbsthilfe.
Tendenzen zur Individualisierung des Selbsthilfegedankens sind unverkennbar. Diese Individualisierung birgt die Gefahr, dass der emanzipatorische Charakter verloren geht. Selbsthilfe meint nämlich auch den gemeinsamen Prozess der Bewusstwerdung als Gruppe der Ausgegrenzten, als Voraussetzung für eine politische Artikulation sowie parteiliche und nicht individuelle Interessenvertretung Wohnungsloser für das Recht auf Existenzsicherung, Wohnen und Arbeit. Gleichwohl sind unterschiedliche Formen der Selbsthilfe erkennbar. Selbsthilfe meint das Prinzip, eigene Probleme aus eigener Kraft bzw. gemeinsame Probleme mit gemeinsamer Anstrengung zu lösen. Die individuelle Selbsthilfe des Einzelnen wäre demnach z.B. das Bemühen zum Überleben in einer Stadt, die gemeinschaftliche Selbsthilfe z.B. der Zusammenschluss als Handwerkergruppe, die ihre Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt anbietet. Das System der Wohnungslosenhilfe wird sich bei der Förderung der Selbsthilfe fragen lassen müssen, was es über die aktuelle Nothilfe hinaus zur Verbesserung der Lebenssituation Wohnungsloser an Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten hat. Individuelle Hilfe zur Selbsthilfe könnte, um bei dem Beispiel zu bleiben, ein ausgegebener Schlafsack sein, der dem unbehausten Menschen aufgrund des persönlichen Mangels ein Überleben ermöglicht, gemeinschaftliche Hilfe zur Selbsthilfe z.B. die Zur-Verfügung-Stellung von Handwerksgeräten oder die Vermittlung von Aufträgen.
Bekannte Beispiele für gemeinschaftliche Selbsthilfe aus der Vergangenheit sind die Selbstorganisation als „Bruderschaft der Vagabunden“ Anfang dieses Jahrhunderts oder das „erste internationale Vagabundentreffen“ vom 21. bis zum 13. Mai 1929 in Stuttgart, die gleichzeitig stattfindende erste „Vagabunden-Kunstausstellung“ in Stuttgart oder - als weitläufiger Vorläufer der heutigen Straßenzeitungen - „Der Kunde“, die um die damalige Zeit kursierende „Zeit- und Streitschrift der Vagabunden“. Beispiele aus der Vergangen heit, die uns den Blick auf aktuelle Formen der Selbsthilfe erleichtern und für den gesellschaftlichen Umgang mit Selbsthilfe schärfen sollen.
Eine Form des Umgangs ist das Ignorieren der Selbsthilfe. Je nach wissenschaftlicher Schule, wird die Lebenslage Wohnungsloser verkürzt auf pädagogische, soziologische, ökonomische usw. Fragestellungen und Ergebnisse. Geschildert wird, dass Wohnungslose älter, schwächer, physisch und psychisch kranker, oder dass sie immer jünger, therapieresistenter, aggressiver und gefährdeter werden. Unterstellt wird eine Dynamik, die, so man sie ernst nimmt, den Betroffenen übernatürliche Fähigkeiten unterstellt, um ein Übermaß an Krankheit und Defiziten zu ertragen. Das Beschriebene entspricht konkreten Erfahrungen, doch ist zumindest zweifelhaft, ob es das Bild der Wohnungslosen ist. Denn die Gemeinsamkeit aller Beschreibungen liegt in der Distanz zu Betroffenen, die es dem Betrachter ermöglicht, Formen der Selbsthilfe zu übersehen.
Ein Beispiel: Stationäre Einrichtungen beklagen einen steten Belegungsrückgang. Auf der anderen Seite verbleibt die Anzahl der Wohnungslosen auf einem anhaltend hohen Niveau. Es ist offensichtlich, dass sich Wohnungslose z.T. effektiver mit Unterkunftsmöglichkeiten versorgen, als es der Stadt oder der freien Wohlfahrt möglich ist. Ähnlich verhält es sich in jüngster Zeit mit Hilfeangeboten der Ambulanten Hilfe. Zurückgehende Besucher- und Beratungszahlen sind nicht nur ein Hinweis auf einen Mangel an Bedarfsorientierung, sondern auch auf zunehmende Formen sich etablierender Selbstorganisation und Selbsthilfe. Betroffeneninitiativen (z.B. lokale Initiativen oder die Bundesinitiative wohnungsloser Menschen e.V.), lange Zeit übersehen im Schatten der Organisierten Hilfe, drängen zunehmend auf erkennbare Formen der Hilfe zur Selbsthilfe, von der Bereitstellung von Räumlichkeiten über Ausstattungs- und Kommunikationsmittel bis hin zu Beteiligungsformen an Entscheidungen.
Ein zweites Beispiel: Unter dem Motto "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott" gründeten 1994 zehn Männer einer Obdachlosenunterkunft in Darmstadt, denen durch Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit die soziale Ausgrenzung drohte, in Eigenregie erfolgreich die Dienstleistungsfirma "Obdachlosen-Initiative GbR" mit einem ausgewiesenen Tätigkeitsfeld rund ums Haus. Zu der Angebotspalette gehörten: Garten säubern, handwerkliche Tätigkeiten, Kleintransporte, Entrümpelungen und vieles mehr. Dies erfolgte in einer Lebenssituation, in der Wohnungslose, denen in vielerorts individualistischer Nabelschau Antriebslosigkeit, Arbeitsflucht, Selbstverschulden etc. unterstellt wird, bundesweit von Kommunen in zum Teil schäbigen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Gerechtfertigt wird die unterlassene Hilfeleistung (wer wohnungslos wird und sich mit der Bitte um Hilfe - nämlich eine Wohnung - an die zuständige Behörde wendet, erhält statt dessen als Hilfeangebot i.d.R. die zeitlich befristete Unterbringung in einer Gemeinschaftsunterkunft) mit der unterstellten Wohn- und Bindungsunfähigkeit Wohnungsloser. Nur wer sich "bewährt", erhält die perspektivische Chance auf eine bessere Unterbringung bzw. eine eigene Wohnung. Um so höher ist vor diesem Hintergrund zu bewerten, dass Wohnungslose trotz ihrer elenden Wohn- und Lebenssituation Selbstorganisationsformen entwickeln und damit gängigen Klischees und Vorurteilen widersprechen.
Ein drittes Beispiel: Auf Initiative und unter Federführung von drei Wohnungslosen wurde 1994 in Michelstadt/Odenwald der "Selbsthilfeförderverein Arbeit und Wohnen e.V." gegründet. Neben einer Holzwerkstatt, einem mittlerweile durch ehemalige Wohnungslose verselbständigten Trödelladen, einem Bauprojekt zur Unterbringung Wohnungsloser, sowie einem eigenen Tagungshaus, hat der Verein mit der Obdachlosenzeitung "die strassenzeitung" eine der auflagenstärksten bundesdeutschen Straßenzeitungen aufgebaut. Diese steht in gefürchteter, starker und bekämpfter Konkurrenz zu Straßenzeitungen, die von wohlfahrtsverbandlich getragenen Einrichtungen in Eigenregie herausgegeben werden. Ein Paradoxon, wenn man sich vor Augen führt, dass ein wesentliches Ziel sozialer Arbeit gerade die Hilfe zur Selbsthilfe ist.
Eine weitere Form, Selbsthilfe von Betroffenen zu leugnen, ist deren Um-Interpretation. Wenn sich Wohnungslose aus Folien, Kisten, Hölzern etc. ihre "Platte" bauen, sich folglich Schutz vor Regen und Kälte schaffen, wird diese Tätigkeit nicht verstanden als eine Form der Selbsthilfe, sondern uminterpretiert als Ordnungswidrigkeit, zu deren Verhinderung und Beseitigung die Ordnungsbehörde gerufen wird. In viel ausgeprägterem Maß als dies während der guten Jahre der Bundesrepublik der Fall war, werden - im besonderen in großen Städten - die exklusiv erwünschten Innenstadtbesucher bei ihrer Einkaufstour mit unterschiedlichen Formen des Bettelns konfrontiert. Die Augen sind nicht mehr zu verschließen vor der unbehausten Armut. Bundesweit ähneln sich die Reaktionen auf diese Form der Existenzsicherung. Als Störer der öffentlichen Ordnung interpretiert, werden die ausgewählten Störer aus den Innenstädten vertrieben. Als Rechtsgrundlage werden mit heißer Nadel Sondernutzungsverordnungen gestrickt oder ganze Innenstadtbereiche zur privaten Zone erklärt.
Ein weiteres Beispiel: Die Unterbringung von Flüchtlingen aus Katastrophengebieten in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus gilt als humanitärer Akt zur Behebung der sozialen Not, selbst wenn dafür als Entschädigung z.T. horrende Gelder abverlangt werden. Nimmt ein ehemals Wohnungsloser einen Wohnungslosen auf und rettet ihm dadurch vielleicht das Leben, gilt es als anstößig und eben nicht als konkrete Selbsthilfe, sondern wird aus dem Blickwinkel von Pädagogen als nicht gelungene Ablösung vom Milieu betrachtet. Allen Schilderungen und Beispielen ist gemeinsam, dass sie - z.B. durch die Verkürzung der Wahrnehmung - auf Distanz gehen zu Betroffenen und Phänomene aus der Praxis übersehen oder geleugnet werden.
Eine strukturelle Form, Selbsthilfe zu verkennen, liegt in der Organisation des Hilfesystems selbst begründet. Selbsthilfe setzt voraus, dass bei Betroffenen Fähigkeiten vorhanden sind, die sie in die Lage versetzen, ihre sozialen Schwierigkeiten selbst zu überwinden. Das Hilfesystem für Wohnungslose sollte darauf ausgerichtet sein, Selbsthilfeformen zu unterstützen (vgl. § 1 BSHG, demzufolge das Ziel der Sozialhilfe u.a. darin besteht, die Hilfesuchenden bei der Realisierung ihres Selbsthilfepotentials zu unterstützen und zu beraten). Doch das Hilfesystem ist gekennzeichnet durch widersprüchliche Hilfeangebote und Botschaften mit desorientierenden Wirkungen auf die Betroffenen. Oftmals steht die Organisierte Hilfe mit traditionellen Arbeiterkolonien, verwahrenden stationären Einrichtungen, Obdachlosenunterkünften, Übernachtungsheimen, Wohnheimen mit "Arbeitszwang", sozialtherapeutischen Einrichtungen, Einrichtungen mit beginnender Selbstversorgung und Mitbestimmung von Betroffenen, Fachberatungsstellen, Teestuben, Tageswohnungen, eigenständigen Selbsthilfegruppen etc. zusammenhanglos nebeneinander. Darüber hinaus scheitert Selbsthilfe oft auch daran, dass Maßstäbe der Selbsthilfe dem mittelschichtsorientierten Denken entspringen und dabei völlig unbeachtet bleibt, dass eine extreme Unterversorgung und Benachteiligung vorliegen, die Selbsthilfe ohne professionelle Fremdhilfe von vornherein ausschließt.
Gleichwohl sollen die Beispiele aufzeigen, dass Wohnungslose sehr wohl in der Lage sind, sich selbst zu organisieren und ihre Forderungen verständlich mitzuteilen. Die Reihe der Beispiele ließe sich z.B. auch durch die Aktionen und Publikationen der "Bundesinitiative wohnungsloser Menschen" beliebig fortsetzen. Die Sozialwissenschaften und sozialen Berufe haben dies jedoch nur zum Teil mitbekommen. Die Wohnungslosenhilfe insgesamt wird sich immer drängender mit der Frage auseinandersetzen müssen, was geschehen kann und soll, wenn die Selbsthilfe der Betroffenen und das darin liegende Potenzial unter einem positiven Vorzeichen gesehen und deren Umsetzung ermöglicht wird. Das bedeutet den Versuch zu unternehmen, sich in ein anderes Verhältnis zu den Betroffenen zu setzen.
Der Appell an die Selbsthilfekräfte und Selbstverantwortung muss eine Entsprechung finden in dem Angebot an Partizipationschancen und damit Einflusschancen auf politische Entscheidungen, die den Menschen in ihrer Lebensgestaltung berühren. Wer fragt - ernsthaft - Hilfesuchende was und im besonderen wie sie etwas wollen?
Anforderungen an das Hilfesystem
Selbsthilfeformen Wohnungsloser entwickeln sich häufig außerhalb von Einrichtungen. Der Organisierten Hilfe für Wohnungslose fiel es - trotz ihrer Bemühungen, sich an der Lebenslage Wohnungsloser zu orientieren - lange Zeit schwer, Selbsthilfeformen auch innerhalb ihrer eigenen Einrichtungen unvoreingenommen zuzulassen und zu unterstützen. Selbsthilfebewegungen und -initiativen stellen zwangsläufig die Frage nach der Verteilung der Macht, wenn in den Einrichtungen z.B. unterschiedliche Zielsetzungen und Interessen, Selbstvertretung und -organisation thematisiert werden. Betroffene werden selbstbewusster und fragen nach, was ihnen zur Förderung und Umsetzung der Selbsthilfe geboten wird. Nicht selten fehlt es neben methodischen Möglichkeiten auch an Grundvoraussetzungen. Denn die Nutzung des Selbsthilfepotentials Betroffener setzt voraus:
- Die Fähigkeiten zum Überleben auf der Straße müssen als Selbsthilfe anerkannt werden;
- die Bereitstellung materieller, infrastruktureller und persönlicher Mittel und Ressourcen;
- kontinuierliche und überschaubare Entwicklung des Hilfesystems;
- die Sicherstellung professioneller Fremdhilfe;
- die Ablösung mittelschichtsorientierter Vorstellungen zur Selbsthilfe.
An der Sicherstellung der Grundvoraussetzungen und deren Umsetzung wird sich die Organisierte Hilfe für Wohnungslose in Zukunft messen lassen müssen. Die Erfahrung zeigt, dass im besonderen arme Menschen soziale Einrichtungen und vor allem die Menschen, die dort arbeiten, nach dem Nutzen beurteilen, den sie sich versprechen. Ist der Nutzen für sie nicht erkennbar, bleiben sie weg. Zu nützlichen Dienstleistungen, welche die Selbsthilfepotenziale fördern können, gehören als materielle Ressourcen z.B. Räume, Kopierer, email-Anschluss, Telefon, billiges Mittagessen, Fahrten zu Ämtern etc. Als personelle Ressourcen sind zu beschreiben Beratung, anwaltliche Tätigkeit, Zeit haben, Zuhören etc. Als infrastrukturelle Ressourcen sind z.B. Orte zu bezeichnen, wo man informelle Sozialbezüge aufnehmen und sich organisieren kann oder Orte, an denen sich Menschen treffen können, auch wenn sie sich „anders“ als gewohnt verhalten.
Grundsätzlich muss der defizitorientierte Blick ersetzt werden durch einen ressourcenorientierten Blick, also darauf, was bei den Menschen an Selbsthilfepotenzial vorhanden ist. Dies meint nicht zu ignorieren, dass die Selbstverwirklichungsmöglichkeiten und -chancen von Menschen unterschiedlich (verteilt) sind (und eine der zentralen Aufgabe der Wohnungslosenhilfe gerade darin besteht, selbstbestimmtes Handeln zu fördern und hierfür auch selbst die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen). Der ressourcenorientierte Blick meint vielmehr zweierlei: zum Einen müssen die Menschen in ihrer Fähigkeit zur Selbstbestimmung und in ihrer Mündigkeit zur Gestaltung eigener Lebensentwürfe wahrgenommen und geachtet werden (und wo eingefordert, auch die entsprechende Unterstützung und Förderung erhalten), zum Anderen muss die Organisierte Hilfe verstärkt auf Ressourcen im Lebensumfeld der Menschen setzen und in ihr Handeln integrieren. Was sich unter zentralen Handlungsformen und Konzepten wie Vernetzung und Kooperation, Präventions- und Milieuarbeit, lebensweltliche Orientierung und Empowerment oder den neueren Begriffen Stadtteilorientierte Soziale Arbeit oder sozialraumorientierte Arbeit verbirgt, weist hin auf den Stadtteil und das Gemeinwesen und das, was vor nahezu 30 Jahren unter dem Begriff Arbeitsprinzip Gemeinwesenarbeit diskutiert und in Teilen in die Praxis integriert wurde.
Das Arbeitsfeld mit Wohnungslosen ist nicht ausschließlich die Wohnungslosigkeit. Wenn Wohnungslosenhilfe mehr meint als die auf der Strasse Lebenden (und das meint sie auch), wenn damit auch Menschen gemeint sind, die zeitlich befristet bei Verwandten und Freunden leben, Menschen in Notunterkünften oder prekären Wohnverhältnissen etc., dann gewinnt die sozialräumliche Komponente an Bedeutung. Der Blick muss notwendigerweise auf die Quartiere geworfen werden, in denen Probleme wachsen und sich zur Wohnungslosigkeit steigern können. Denn Wohnungsnot wird zunehmend in zu Armutsstadtteilen zusammengewachsenen „Armutsinseln“ sichtbar. Der Stadtteil ist der zentrale Ort der Lebensbewältigung als Ort des Wohnens, der Existenzsicherung durch Arbeit, des sozialen Austauschs oder der Teilhabe an gesellschaftlichen Einrichtungen. Die Öffnung in und für den Stadtteil als niedrig schwellige Kommunikationsräume z.B. als Stadtteilladen mit der Förderung von Selbsthilfeformen und -initiativen kann eine Möglichkeit sein, nützliche Dienstleistungen anzubieten und reicht bis zur Suche nach Bündnispartnern im Gemeinwesen.
Im Kontext von Gemeinwesenarbeit folgt jede Arbeit – ob mit Individuen oder mit Gruppen – dem zentralen Ziel der Herausbildung, Wiedergewinnung, Sicherung und Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten und -fähigkeiten und damit der Ermächtigung der Teilnahme am materiellen und immateriellen Reichtum der Gesellschaft. Dabei sind nicht äußere Normierungen die Maßstäbe der Arbeit, sondern die Bedürfnisse und Potenziale der Individuen und Gruppen im Gemeinwesen, ihr Eigensinn und ihre Lebensgestaltungsmöglichkeiten.
Ein zentrales Leitbild der Wohnungslosenhilfe in jüngerer Vergangenheit ist die „Normalisierung der Lebenslage“ Hilfesuchender vor dem Hintergrund eines Verständnisses, dass man es bei der Erscheinungsform Wohnungslosigkeit zu tun hat mit struktureller Armut und Unterversorgung. Die Normalisierung der Lebenslage meint, der Ausgrenzung, Unterversorgung etc. wohnungsloser Menschen in allen Lebensbereichen entgegenzuwirken. Doch ist nicht vertretbar, Menschen langfristig in Notschlafstellen, Mehrbettzimmern etc. unterzubringen und diese Nothilfe, die sie nun mal ist, als adäquate Hilfe zu vertreten. Normalisierung basiert nicht auf einem normativen Rahmen, der Ziele für das „richtige“ Leben beschreibt, sondern beruht auf dem Eigensinn lebensweltlicher Unterschiede und auf der Vorstellung, dass Lebensvorstellungen von „innen“ entworfen werden. Normalisierung ist – entgegen der häufig praktizierten „Pädagogisierung“ - deshalb nicht Re- Sozialisierung sondern Re-Organisation. Die konsequente Förderung von Selbsthilfeansätzen liegt diesem Verständnis zugrunde.
Um Selbsthilfepotenziale zu fördern, wird die Organisierte Wohnungslosenhilfe nicht umhin können, lokal und regional mit anderen ein Netzwerk der Unterstützung aufzubauen. Wenn eine wesentliche Aufgabe sozialer Arbeit schlechthin darin besteht, Ressourcen für das Überleben oder für ein besseres Leben zur Verfügung zu stellen bzw. deren Nutzung zu ermöglichen, so besteht Sozialarbeit (und damit Wohnungslosenhilfe) zu einem großen Teil aus Netzwerkarbeit. Das Gemeinwesen hat eine zentrale Bedeutung als ein Netzwerk formeller und informeller Beziehungen. Die Bedeutung für den Einzelnen liegt u.a. darin, dass Unterstützung und Solidarität mobilisiert werden kann. Es ist bekannt, dass für ökonomisch schwache Gruppen ein erheblicher Teil der Lebensbewältigung über informelle soziale Netze organisiert wird (Freundschaften, Nachbarschaften etc.). Je dichter sich ein soziales Netz knüpfen lässt, desto größer ist die Chance, dass auch das Milieu positiver erlebt wird und die Chance wächst, dass der Einzelne sich mehr als handelnder Akteur denn als Opfer der Verhältnisse wahrnimmt.
Die Organisierte Wohnungslosenhilfe wird sich verstärkt von der Fall-, hin zur Feldorientierung bewegen müssen. Weg von der alleinigen Ausrichtung als Einzelfallhilfe an einzelne, isolierte Personen hin zum Feld (den Sozialraum, die Lebenssituation), das als Ganzes in seinen Bezügen wahrgenommen werden muss.
Inhaltlich befindet sich die Förderung der Selbsthilfe in unmittelbarer Nähe zum Kommunitarismus. Dabei geht es um die Entwicklung neuer Verantwortlichkeiten und Nachbarschaften im Sozialraum, die Nutzung informeller Beziehungen, die Förderung von Netzwerken etc. Neben der Fähigkeit zur Eigenkompetenz und Selbstorganisation gilt es, auch die Fähigkeit zur Partizipation zu entwickeln (durchaus vor dem Hintergrund der Selbstsorge, gestaltet als Integration und Prävention), die z.B. Arbeitsprojekte, Nachbarschaftsprojekte, Einkaufsgenossenschaften umfasst und vernetzt bis hin zur Vergabe von Kleinkrediten Gruppen von Armen, die sich gegenseitig als Netzwerk fördern und stützen. Die Rolle der Organisierten Hilfe als Unterstützer und Begleiter wäre eine zukunftsorientierte Aufgabe.
Literatur
Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe: Wohnungslosenschätzung 1999, Eigenveröffentlichung, Bielefeld, 2000
Deutscher Städtetag: Sicherung der Wohnungsversorgung in Wohnungsnotfällen und Verbesserung der Lebensbedingungen in sozialen Brennpunkten. Empfehlungen und Hinweise, Reihe D, Heft 21, 1987
Gillich, St./Nieslony, F: Armut und Wohnungslosigkeit: Grundlagen, Zusammenhänge und Erscheinungsformen, Köln, 2000
Lutz, R.: Die Wohnungslosenhilfe am Scheideweg?, in: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (TuP), Heft 9/2000, S. 332-334
Oelschlägel, D.: Vernetzung und Ressourcenbündelung im Gemeinwesen, in: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (TuP), Heft 1/2000, S. 16-20
Quelle: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (TUP), Ausgabe 3/2002
http://www.tup-online.com/docsdtl_cu.asp-cid=236&id=8472.htm
Der Künstler Michael Rakowitz nutzte sein Kreativität um ParaSITE - ein Unterschlupfsystem für Obdachlose zu erfinden. Basierend auf aufblasbaren Kunststoffmaterialien ähnlich wie bei Luftmatratzen entsteht durch den Anschluss an das Abwärmesystem von Gebäuden eine temporäre und transportable Behausung für Obdachlose. Das einzelne ParaSITE-System ist so konzipiert, daß es als kleine, zusammenklappbare Einheit mit Handgriffen für den Transport eingesetzt werden kann. Der Benutzer muß dann nur ein Abwärmesystem eines Gebäudes lokalisieren und kann dann eigenständig den ParaSITE daran anschließen.
Für diese Innovationsarbeit wurde der Künstler auch für den Index-Award (http://www.index2005.dk/) nominiert.
http://www.michaelrakowitz.com
http://ideentower.blogs.com/ideentower/2005/09/unterschlupfsys.html
PARASITISM IS DESCRIBED AS A RELATIONSHIP IN WHICH A PARASITE TEMPORARILY OR PERMANENTLY EXPLOITS THE ENERGY OF A HOST.1
paraSITE proposes the appropriation of the exterior ventilation systems on existing architecture as a means for providing temporary shelter for homeless people.
PARASITES LIVE ON THE OUTER SURFACE OF A HOST OR INSIDE ITS BODY IN RESPIRATORY ORGANS, DIGESTIVE ORGANS, VENOUS SYSTEMS, AS WELL AS OTHER ORGANS AND TISSUES.2
The paraSITE units in their idle state exist as small, collapsible packages with handles for transport by hand or on one's back. In employing this device, the user must locate the outtake ducts of a building's HVAC (Heating, Ventilation, Air Conditioning) system.
FREQUENTLY A HOST PROVIDES A PARASITE NOT ONLY WITH FOOD, BUT ALSO WITH ENZYMES AND OXYGEN, AND OFFERS FAVOURABLE TEMPERATURE CONDITIONS.3
The intake tube of the collapsed structure is then attached to the vent. The warm air leaving the building simultaneously inflates and heats the double membrane structure.
BUT A HOST IS CERTAINLY NOT INACTIVE AGAINST A PARASITE, AND IT HINDERS THE DEVELOPMENT AND POPULATION GROWTH OF PARASITES WITH DIFFERENT DEFENSE MECHANISMS, SUCH AS THE CLEANING OF SKIN, PERISTALTIC CONTRACTION OF THE DIGESTIVE APARATUS, AND THE DEVELOPMENT OF ANTIBODIES.4
In April of 1997, I proposed my concept and first prototype to a homeless man named Bill Stone, who regarded the project as a tactical response. At the time, the city of Cambridge had made a series of vents in Harvard Square "homeless-proof" by tilting the metal grates, making them virtually impossible to sleep on.
In his book, City of Quartz, Mike Davis describes a similar war on homelessness in Los Angeles. He lists a series of these hindrances throughout the city.
"One of the most common, but mind-numbing, of these deterrents is the Rapid Transit District's new barrelshaped bus bench that offers a minimal surface for uncomfortable sitting, while making sleeping utterly impossible. Such bumproof benches are being widely introduced on the periphery of Skid Row. Another invention, worthy of the Grand Guignol, is the aggressive deployment of outdoor sprinklers. Several years ago the city opened a 'Skid Row Park' along lower Fifth Street, on a corner of Hell. To ensure that the park was not used for sleeping - that is to say, to guarantee that it was mainly utilized for drug dealing and prostitution - the city installed an elaborate overhead sprinkler system programmed to drench unsuspecting sleepers at random during the night. The system was immediately copied by some local businessmen in order to drive the homeless away from adjacent public sidewalks. Meanwhile restaurants and markets have responded to the homeless by building ornate enclosures to protect their refuse. Although no one in Los Angeles has yet proposed adding cyanide to the garbage, as happened in Phoenix a few years back, one popular seafood restaurant has spent $12,000 to build the ultimate bag-lady-proof trash cage: made of three-quarter inch steel rod with alloy locks and vicious outturned spikes to safeguard priceless moldering fishheads and stale french fries".5
PARASITES RESPOND TO THIS DEFENSE BY ANCHORING THEMSELVES WITH HOOKS AND SUCKERS ONTO SKIN, OR DIGESTIVE MUCOUS MEMBRANE, AND BY DEVELOPING PROTECTIVE DEVICES AND SUBSTANCES WHICH LESSEN DEFENSIVE CAPABILITIES OF THEIR HOST.6
The system by which the device attaches or is anchored to the building is designed to allow the structure to be adaptable. The intake tube can be expanded or tightened to fit the aperture of the vent through an adjustable lip made possible by elastic draw-strings. Hooks are attached to the metal louvers for reinforcement.
THERE IS "TENSION" BETWEEN A HOST AND ITS PARASITE, SINCE THE HOST ENDEAVOURS TO GET RID OF THE FOREIGN BODY, WHILE THE PARASITE EMPLOYS NEW WAYS TO MAINTAIN THE CONNECTION WITH THE HOST.7
The connection of the inflatable structure to the building becomes the critical moment of this project.
Since February 1998, over thirty prototypes of the paraSITE shelter have been custom built and distributed them to homeless individuals in Cambridge, Boston, New York, and Baltimore. All were built using temporary materials that were readily available on the streets, such as plastic bags and tape.
While these shelters were being used, they functioned not only as a temporary place of retreat, but also as a station of dissent and empowerment; many of the homeless users regarded their shelters as a protest device, and would even shout slogans like "We beat you Uncle Sam!" The shelters communicated a refusal to surrender, and made more visible the unacceptable circumstances of homeless life within the city.
For the pedestrian, paraSITE functioned as an agitational device. The visibly parasitic relationship of these devices to the buildings, appropriating a readily available situation with readily available materials elicited immediate speculation as to the future of the city: would these things completely take over, given the enormous number of homeless in our society? Could we wake up one morning to find these encampments engulfing buildings like ivy?
This project does not present itself as a solution. It is not a proposal for affordable housing. Its point of departure is to present a symbolic strategy of survival for homeless existence within the city, amplifying the problematic relationship between those who have homes and those who do not have homes.
The issue of homelessness is of global proportions and it is foolish to think that any one proposition will address all the issues associated with this problem. There are many different types of homeless people. The mentally ill, the chemically dependent, those who are unable to afford housing, men, women, families, even those who prefer this way of life are included among the vast cross section of homeless people in every urban instance. Each group of homeless has subjective needs based on circumstance and location. My project does not make reference to handbooks of statistics. Nor should this intervention be associated with the various municipal attempts at solving the homeless issue. This is a project that was shaped by my interaction as a citizen and artist with those who live on the streets.
Instant Housing sind Wohnsysteme für Obdachlose und andere urbane Nomaden. Instant Housing sind mobile Wohngeräte die auf die spezielle Lebenssituation der Benutzer ausgerichtet sind. Sie sind platzsparend, mobil und vor allem von einer Person handhabbar. Instant Housing soll immer nur Notquartier und Übergangsadresse für Ausgestossene und Vernachlässigte sein. Die Wohngeräte sollen auf keinen Fall eine Dauerlösung der Wohnprobleme der Obdachlosen sein. Instant Housing Ist lediglich eine temporäre Lösung. Witterung und Jahreszeiten bestimmten die Route bzw. den Stand- und Wohnort der Obdachlosen. So werden für unterschiedliche Standorte und Jahreszeiten auch unterschiedliche Ausführungen der Instant Housings angeboten.
Die Instant Housings haben neben ihrer funktionalen Eigenschaft, d.h. sie alltagstauglich für das Leben auf der Strasse sind, immer einen skulpturalen und modellhaften Charakter. Mit den Instant Housings wird Raum zur Verfügung gestellt, der in erster Linie als Schlafplatz dient, der aber auch immer Kunstraum ist. Die Wohneinheiten als Ganzes bewegen sich immer zwischen materieller Zweckhaftigkeit und künstlerischen Konzept.
Das Projekt lebt von der Spannung zwischen realem Menschlichen Elend und einem neuen Typus von Statussymbol. Ziel ist es, dass die Obdachlosen nicht als Objekte ohne humanen Status angesehen werden, sondern als Bewohner und Benutzer eines Equipments, dessen Form zugleich ihre Lebensexistenz spiegelt. Durch die Einführung von Instant Housing kommen die Benutzer in den Besitzt eines neuen Statussymbols. Paradoxerweise werden somit auch die Obdachlosen zur Zielgruppe für ein neues Produkt. Trotz allem handelt es sich bei diesem Projekt nicht um eine Verharmlosung der Situation der Obdachlosen. Das Projekt versucht das negative Image der Obdachlosen zu verändern. Ausgangslage des Projektes ist eine Überlebensstrategie für urbane Nomaden. So ist Instant Housing nicht nur als Hinwis auf die momentane Situation zu sehen sondern kann auch als zukunftweisendes Modell für moderne Nomaden in unseren Großstätten sein. Eine auf das wesentlichste reduzierte Behausung, deren wichtigstes Merkmal Mobilität ist. Die minimal ausgestatteten Basismodelle bieten Raum für individuelle Nutzung und lassen je nach den Bedürfnissen des Nutzers auch eine individuelle Zusatzausstattung zu. So ist es durchaus denkbar, dass sich die Instant Housings an das Kabel bzw. die Stromversorgung andocken und somit integrierter Bestandteil einer Vernetzten Gesellschaft sind.
In einer Zeit in der bestehende Lebensformen und Lebensräume ständig in Frage gestellt werden, in der Mobilität und Veränderung zur Lebensmaxime geworden sind, regen die Instant Housings an über die eigenen und über die Lebensformen anderer nachzudenken.
Instant Housing
- sind mobile Wohngeräte, die auf die spezielle Situation der Benutzer ausgerichtet sind.
- sind platzsparend, mobil und vor allem von einer Person handhabbar.
- sind immer nur Notquartier und Übergangs-adresse für Ausgestoßene und Vernachlässigte.
- sind Kunstobjekte mit realer Funktionstüchtigkeit.
- soll auf keinen Fall eine Dauerlösung für die Wohnungsprobleme der Obdachlosen sein.
- ist lediglich eine temporäre Lösung.
- sind multifunktinal. Sie können in erster Linie als Schlaf- und Liegestätte genutzt werden.
- haben neben ihren funktionalen Eigenschaften, d.h., dass sie alltagstauglich für das Leben auf der Straße sind, immer einen modellhaften und skulpturalen Charakter.
- dient in erster Linie als Schlafraum, ist aber gleichzeitig auch Kunstraum.
- ist soziale Plastik und Kunst im öffentlichen Raum.
- bewegt sich zwischen künstlerischem Konzept und materieller Zweckhaftigkeit.
- bewegt sich im Spannungsfeld zwischen realem menschlichen Elend und einem neuen Typus von Statussymbol.
- sieht vor allem Obdachlose als Zielgruppe für ein neues Produkt.
- versucht das negative Image der Obdachlosen zu verändern.
- ist nicht nur Hinweis auf die schwierige Situation der Obdachlosigkeit, sondern durchaus auch ein zukunftsweisendes Modell für moderne Nomaden in den Großstädten.
- ist eine auf das Wesentlichste reduzierte Behausung, deren wichtigstes Merkmal die Mobilität ist.
- haben eine zweckhafte Grundausstattung. Daneben ist eine individuelle Zusatzausstattung nach den Bedürfnissen der Benutzer möglich.
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12.-20. Mai, 10-20h and on the road,
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Artikel Hannes Platte Mainz/Bingen
Gleich zu Beginn: Ich sehe mich als einen normalen Bestandteil unserer Gesellschaft. Es klingt vielleicht etwas seltsam, aber ich denke so und möchte es damit begründen, das es so etwas wie Obdachlosigkeit schon immer gab. Nomaden, Streuner, Wandersleute, Zigeuner und wie sie auch immer genannt wurden. Im Prinzip war das große Leitbild unserer Gesellschaft, Jesus, auch ein Obdachloser und sogar zum Teil Bettler! Bei den Zimmermännern gehört es sogar zur Zunft, durch das Land zu ziehen. Vergessen soll man dabei natürlich nicht diejenigen, die plötzlich abrutschen und mit Hilfe auch wieder sesshaft werden können. Nein, diesen Prozentsatz meine ich mit diesem Artikel nicht, ich schreibe von denen, die schon Jahre so leben und so leben wollen. Denn genau wie bei den Normalbürgern, gibt es bei den Obdachlosen viele Schichten, wir sind nur in dem Punkt, das wir keine Wohnung haben, gleich, das war`s aber auch schon.
Da ich einige von „meiner Sorte“ kenne, bin ich also nicht einzigartig! Also schreibe ich nun von den kleinen Ansichten, Einsichten und Problemen, die uns betreffen.
Am meisten stört mich das Vorurteil, das wir alle immer nur saufen würden! Selbst diejenigen, die auf öffentlichen Plätzen trinken, sind meist gar keine Obdachlose, für die Gesellschaft gilt aber: „Wer Dosenbier im Freien trinkt ist ein Penner!“.
Dann wären dann noch die Einrichtungen und Beratungsstellen für Obdachlose, wie zum Beispiel die Caritas, Die Schachtel, „Mampf“ und wie sie alle heißen. Eigentlich ideale Stätten dafür, das man sich als Obdachloser wieder wie ein normaler Mensch fühlen könnte, ja „könnte“. In diesen Einrichtungen und Beratungsstellen sind nämlich immer Menschen mit Wohnung und Einkommen zu finden, irgendwo am Rande des sozialen Netzes einzuordnen. Manche von ihnen waren früher obdachlos, manche unterscheiden sich nur noch durch den Besitz eines Haustürschlüssels von uns! Hier könnte eine Verbindungsnaht geschaffen werden, das ist aber zu selten, denn auch hier sind wieder Abgrenzungen zu finden. Also verschwindet der Obdachlose mehr und mehr aus dem Bild der Einrichtungen: wieder mal durch das soziale Netz gefallen? Nein, hier muß der Obdachlose selbst handeln, seinen Mund aufmachen und vor allem auf sich aufmerksam machen. Seine Gleichgültigkeit und sein latentes Selbstmitleid beiseite schieben und dieses Sprungbrett nutzen. Wir müssen nicht dauernd weglaufen, sondern stehen bleiben, wir müssen einander helfen.
Wenn es auch nicht immer einen eigenen Vorteil bringt, so doch vielleicht für den, der später kommt. Aber wenn wir von diesen Einrichtungen, Beratungsstellen und den vorhandenen Sozialarbeitern den Perfektionismus erwarten, den wir selbst nicht haben, dann geht auch diese Chance den Bach runter. Wir müssen uns wieder vor Augen halten, das wir über eine Menge Erfahrung verfügen und diese Leute über eine Menge Möglichkeiten. Also muß es doch von Vorteil sein, wenn man sich zusammentut und gemeinsam diese Einrichtungen gestaltet!
Wir müssen damit aufhören, dem anderen nur die Tasche vollzulabern, um ein paar Mark zu ergattern, sondern mitarbeiten an der Situation der Obdachlosen! Wir müssen aufstehen und mit dem wenigen, was wir haben, mehr anfangen, mitreden und mitgestalten. Wir müssen selbst den Leuten, die diese Einrichtungen gefährden, die Meinung sagen, damit sie begreifen, das sie sich damit bei uns nicht „interessant“ machen. Genug zu diesem Thema, es betrifft ja genügend Menschen, die jetzt mal anfangen können, darüber zu diskutieren.
Was bleibt jetzt noch zu sagen? Nun, ich werde wohl, wenn das Wetter besser wird, wieder weiterziehen, von Koblenz nach irgendwo. Werde wieder nach Essen und Tabak suchen und vielleicht den einen oder anderen Menschen treffen. Mich wird man nicht irgendwo mit einer Dose Bier rumstehen sehen, die trinke ich abends im Schlafsack. Ich werde irgendwo auftauchen und wieder versuchen, etwas zu verändern, werde wieder neue Erfahrungen machen und so weiter. Wenn ihr jemanden wie mich trefft, dann kommt mir nicht mit Mitleid, ich will es nicht, nehmt mich als Mensch ernst und unterhaltet euch normal mit mir. Glaubt nicht immer, das es euch besser geht, ihr könnt auch von jemanden wie mir lernen.
An all die, die nicht mehr auf der Strasse leben wollen, geht in die entsprechende Einrichtung, kneift eine Zeitlang den A... zusammen und baut von klein auf. An die, die weiter so leben wollen wie ich, baut mehr Kameradschaft auf, besiegt euer Misstrauen und helft mehr untereinander. Wenn wir nicht zusammenhalten, wer soll dann zu uns halten? Wir sind das letzte Glied in der Kette, wenn wir uns auch noch gleichgültig untereinander werden, nach uns ist nichts mehr! Leider sind wir immer mehr zu Einzelgängern geworden, voll von Misstrauen und Enttäuschungen. Genau damit aber ermöglichen wir all die Vorurteile gegen uns und nehmen all die Nachteile in Kauf. Wir sind der wunde Punkt in der Gesellschaft, die so viele Regeln, Gesetze und Behörden hat, das es „so was wie uns“ eigentlich nicht geben dürfte. Aus diesem Grund werden wir als versoffen, verlogen und dreckig verschrien, damit unsere Existenz für die Menschen erklärbar wird. Dagegen müssen wir uns wehren, auch ohne uns in ihre Lebensweise pressen zu lassen. Wir müssen zeigen, das auch wir eine normale Lebensberechtigung haben. Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft, wir leben eben nur anders. Wir und die Gesellschaft müssen lernen, in Harmonie miteinander zu leben, in Toleranz und Würde, das muß doch möglich sein. Da aber die Gesellschaft nicht zu uns kommt, müssen wir den ersten Schritt tun.
Laßt uns reden und schreiben von unseren Gedanken und Gefühlen und es werden sich immer mehr für uns interessieren. Zuerst aber müssen wir den Leuten zeigen, „wie“ wir sind, das wir nicht die Säufer sind, für die man uns hält. Gehen wir nicht mehr aneinander vorbei, bilden wir auch eine „Gesellschaft“ und zeigen der Welt, das wir in dieser Welt leben und nicht am Rande! In diesem Sinne bis bald
Man trifft sich,
Hannes
Margit Mayer, Dominik Veith, Jens Sambale
Das neue Gesicht metropolitaner Obdachlosigkeit
Stadtentwicklung und Obdachlosigkeit in Berlin zwischen globalen Zwängen und lokalen Handlungsoptionen
Projektantrag für die 17. Ausschreibung des Forschungsförderungsprogrammes BERLIN-FORSCHUNG der Freien Universität (FU) Berlin für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
Berlin, den 28.02.1995
2. Kurzbeschreibung des Forschungsgegenstandes
3. Forschungsstand: Obdachlosigkeit und Metropolenentwicklung
3.1. Obdachlosigkeit
3.2. Metropolenentwicklung
3.3. Berlin: Vom Ort ideologischer Konfrontation zu internationaler Integration
4. Konzeptioneller Rahmen des beantragten Forschungsprojektes
5. Kooperationspartner
6. Literatur
1. Zusammenfassung
Der dramatische soziale, politische und ökonomische Umbruchprozeß Berlins im Zuge globaler Restrukturierung und nationaler Vereinigung, konfrontiert den lokalen Staat mit einem komplexen Problembündel. Die lokalen Akteure müssen der Metropolitanisierung, der Hauptstadtplanung und dem ökonomischen Transformationsprozeß gerecht werden. Zur Überwindung der gegenwärtigen Strukturkrise soll sich die Stadt zur Dienstleistungsmetropole mit Hauptstadtfunktion wandeln. In diesem Prozeß gewinnt die Berliner Lokalpolitik verstärkt unternehmerisches Profil, um sich in der inter-urbanen Standortkonkurrenz zu profilieren (Mayer 1990). Der lokale Staat verändert sein Ausgabeverhalten und mobilisiert städtische Ressourcen primär zur Ansiedlung neuer Investoren des Dienstleistungssektors. Die Baukräne in der Stadt legen Zeugnis von dieser Restrukturierung der baulichen Umwelt ab. Dieselben Baukräne und Gerüste an den Altbauten artikulieren den Wandel der Sozialstruktur: Der Druck auf den Berliner Bodenmarkt bringt die Mieter in Bedrängnis, deren Einnahmen durch den Abbau von Arbeitsplätzen und dem Ende der Berlinsubventionen stetig sinken. Die Armutsdynamik der Dienstleistungsgesellschaft führt zur rapiden Zunahme obdachloser Menschen, deren Zahl sich in Westberlin zwischen 1988 und 1992 nahezu verdoppelt (Abgeordnetenhaus 12/3162). In diesem Spannungsfeld von Stadtentwicklung und Obdachlosigkeit bewegt sich unser beantragtes Forschungsprojekt. Die politologisch relevanten Veränderungen lokaler Politiken manifestieren sich im Übergang von kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen zu Aushandlungsprozessen unterschiedlicher lokaler Akteure. Dabei ist einmal zu untersuchen, inwieweit Arme und Obdachlose in den neuen lokalen Aushandlungsformen nach dem Selbstverständnis der Planungsmoderatoren dieser Prozesse zur partizipierenden städtischen Zivilgesellschaft zählen oder ob sie ausgegrenzt bleiben. Von besonderem Interesse ist die Frage, wie und ob die Akteure ihre Handlungsressourcen im Kontext von Stadtentwicklung und Obdachlosigkeit nutzen. Die Problemwahrnehmung der Akteure und ihre Lösungsstrategien werden prozeßanalytisch durch Dokumentenanalyse, Interviews und teilnehmender Beobachtung rekonstruiert. Das Projekt dient weder bewußtloser Praxis, noch praxisferner Wissenschaft, sondern verfolgt das Ziel des empowerments der Obdachlosen, durch die Identifikation von Handlungsoptionen auf lokaler Ebene. Die zentrale Frage wird sein, wie ein Kommunikations-, Koordinations- und Kooperationssystem, d.h. Interaktions- und Vernetzungsstrategien, unter den unterschiedlichen Akteuren verbessert bzw. aufgebaut werden können, um Zielvorgaben für kommunales Handeln, Instrumentarien und Strukturen für deren Implementation zu initiieren. Diesem Ansatz liegt die Vermutung zugrunde, daß Armut und Obdachlosigkeit langfristig zentrale Rahmenbedingungen für die Berliner Politik setzen.
Die Kapitulation der traditionellen Obdachlosenhilfe vor dem dynamisch wachsenden Problem wandelt ihre Funktion von der sozialen Betreuung zum reinen Unterbringungsmanagment und dokumentiert damit den Funktionsverlust wohlfahrtsstaatlicher Sicherungssysteme. Allein die Änderung der Stadtentwicklung zugunsten einer sozialen Großstadtstrategie (Alisch/Dangschat 1993) bietet die Gewähr der schrittweisen Überwindung von Armut und Obdachlosigkeit. Zur Formulierung einer solchen sozialverträglichen Stadtentwicklung bedarf es empirisch fundierter politikwissenschaftlicher Fallstudien, die den Zusammenhang von lokaler Wirtschaftsentwicklung und Armutsentwicklung transparent machen. Für Berlin sind hier bisher starke Defizite zu verzeichnen.
2. Kurzbeschreibung des Forschungsgegenstandes
Obdachlosigkeit ist ein gesellschaftliches Produkt, das durch staatliches, soziales und individuelles Handeln tagtäglich (re-) produziert wird. Dieser Produktionsprozeß unterliegt historischen und geographischen Unterschieden/Verwerfungen: der soziale Skandal primärer Reproduktion ohne Wohnung hat daher eine eigene Geschichte und Geographie. Die reichen phänomenologischen Ausprägungen der Obdachlosigkeit in Raum und Zeit und die stets verschiedenen komplexen Ursachenzusammmenhänge wurden lange Zeit unter dem Verdikt individuellen Fehlverhaltens beerdigt - der rastlose Wandertrieb dauermobiler Asozialer[1].
Berlin weist eine reichhaltige Geschichte der Obdachlosigkeit auf. Nicht nur Krieg und Katastrophen haben zum rapiden Anstieg der Obdachlosenzahlen in Berlin geführt, sondern immer wieder auch abrupte Wachstumsprozesse, die ein Ungleichgewicht zwischen vorhandenem Wohnraum und nachgefragten Arbeitskräften erzeugten. Die gegenwärtige Obdachlosenkrise der Stadt ist jedoch nicht schlicht boom-vermittelt, im Gegenteil: Berlin befindet sich in einer schweren Strukturkrise, die durch die Vereinigung mit der östlichen Stadthälfte entscheidend verschärft wird, dieser jedoch nicht zugrunde liegt. Der Ostteil der Stadt weist die niedrigste Arbeitslosenquote aller Neuen Bundesländer auf (11,6%), die des Westteiles ist mit 13,8% die höchste der Altbundesländer (Stand: Dez. 1994)[*]. 284.000 Berliner beziehen Sozialhilfe, 70.000 von ihnen sind Männer im besten erwerbsfähigen Alter (18-50). Schätzungen zur Zahl der Obdachlosen reichen von 9.840 (Abgeordnetenhaus 12/3162) bis zu 50.000 (Mayer 1995a). Die registrierten Obdachlosen im Westteil der Stadt gliederten sich 1992 in folgende Personengruppen: 50% alleinstehende Männer, 25% Familien mit Kindern, 9% alleinstehende Frauen, 9% Elternteile mit minderjährigen Kindern, 6% Mehrpersonenhaushalte ohne Kinder, 1% andere Haushalte mit minderjährigen Kindern. Seit mehreren Jahren wird eine stete Verjüngung wohnungsloser Menschen in Berlin registriert[2]. Auch diese Zahlen stammen vom Senat und sind nur eingeschränkt brauchbar, da die Abgeordnetenhaus (12/3162) einräumt, daß der Anteil der Frauen vermutlich deutlich höher liegt und im allgemeinen eine Dunkelziffer von 100% angenommen werden muß. Offensichtlich liegt der Unsicherheit über die genaue Zahl Obdachloser und ihre interne Zusammensetzung eine normative Entscheidung zugrunde, die stets politische Implikationen transportiert: Obdachlos sind immer so viele Menschen, wie der jeweiligen Definition Obdachlosigkeit gerecht werden. Amtlichen Schätzungen werden zu häufig verwaltungsrechtliche Kriterien zugrunde gelegt. Danach ist obdachlos, wer in den Einrichtungen der Obdachlosenhilfe untergebracht und bei den bezirklichen Sozialämtern als wohnungslos registriert ist. Nach dieser Definition sind Menschen, die auf der Straße leben nicht etwa obdachlos, sondern nichtseßhaft (vgl. § 4 der DVO zu § 72 BSHG[3]). Zwar tauchen in den Statistiken Berlins nur die registrierten Obdachlosen als Wohnungslose auf, doch zieht der Senat, der Definition des Deutschen Städtetages folgend, auch folgende Personengruppen in die Definition von Wohnungslosigkeit mit ein: Nichtseßhafte, Personen in überbelegten oder untragbar verteuerten Unterkünften oder in zwangskollektiven Wohnformen (Heim oder Anstalt) und Personen die wegen niedriger Einkommen potentiell von Wohnungslosigkeit bedroht sind (Abgeordnetenhaus 12/3162). Noch weiter gefaßt ist die Definition von Peter Marcuse, die unserem Verständnis von Wohnungslosigkeit am nächsten kommt:
"Obdachlosigkeit heißt, kein Zuhause zu haben, nicht in einer Wohnung (oder Nachbarschaft) zu leben, die minimale Anforderungen an Schutz, Privatheit, persönliche Sicherheit, Sicherheit der Wohndauer, Ausstattung, Raum für die wesentlichen wohnbezogenen Tätigkeiten, Kontrollierbarkeit der nächsten Umgebung und Erreichbarkeit erfüllt. 'Minimale Anforderung' ist die historische Komponente und variiert nach Zeit und Ort. Der Standard ist also relativ, und er wird sozial, nicht individuell bestimmt" (Marcuse, 1993:208).
All die Attribute, die Marcuse dem Reproduktionszusammenhang Wohnung zuschreibt, waren einmal integraler Bestandteil der städtischen Entwicklung Westberlins. Die Garantie gleichwertiger Lebensverhältnisse mit verbindlichen Versorgungs- und Leistungsstandards prägten die Westberliner Stadtentwicklungs- und Sanierungspolitik bis in die späten 70er Jahre (Jahn 1994). Mit den lokalen Großveranstaltungen und urbanen Spektakeln seit 1987 (750 Jahr Feier, IBA, Kulturhauptstadt) zeichnet sich das veränderte Leitbild städtischer Politik ab. An die Stelle des "sozialstaatlichen Stadtentwicklungsmodells" (Bodenschatz 1989) tritt das Leitbild metropolitaner Urbanität. Unter dem Druck globaler Standortkonkurrenz versuchte Westberlin bereits vor der Wende, sich durch die Sicherung und Entwicklung (weicher) Standortqualitäten und spezifischer Vorzüge der Region (endogene Potentiale) in der internationalen Städtehierachie neu zu positionieren. Die Orientierung an den hochqualifizierten neuen Mittelschichten (Kulturpolitik, Revitalisierung der Innenstadt, Exotismus) fragmentiert die städtische Gesellschaft, die kurzfristig im kulturellen Spektakel vereint wird (Großveranstaltungen, festivalisierte Stadtpolitik[4]). Diese einseitige Mobilisierung städtischer Ressourcen restrukturiert das Ausgabeverhalten des lokalen Staates, insbesondere die Versorgung der einkommensschwachen Bevölkerung mit preiswertem Wohnraum kommt fast zum Erliegen[5].
Die Reintegration Berlins auf dem Weltmarkt findet im Immobiliensektor statt und betrifft dort den Wohnungsmarkt (vgl. Krätke 1991). Der Westberliner Wohnungsmarkt war schon vor der Vereinigung in unterschiedliche Teilmärkte mit ungleichen Zugangsmöglichkeiten für unterschiedliche Wohnungssuchende gespalten (öffentlich gebundene Sozialwohnungen, frei vermietbarer Altbau usw.). Mit der Öffnung des Ostberliner Wohnungsmarktes entsteht eine Verdrängungskonkurrenz unter den ärmeren Bevölkerungsschichten. In den städtischen Quartieren, wo strukturelle Massenarbeitslosigkeit und Wohnraumunterversorgung (Wohnungsarmut) räumlich zusammentreffen, verfestigen sich dauerhaft kumulative Armutslagen. Die homogen einkommensarmen Bewohner dieser städtischen Teilräume unterscheiden sich dramatisch hinsichtlich ihrer Lebensstile. Sie prägen das neue Gesicht metropolitaner Obdachlosigkeit im Sinne der Definition Marcuses[6]. Damit wird das neue Berlin nicht zur dualen Stadt der sozialräumlich strikt geschiedenen Armen und Reichen, sondern bleibt vielfach segmentiert. Trotzdem entwickelt diese aufgegebene Stadt der entwerteten Großsiedlungen und verfallenen Altbauquartiere zusammen mit den gentrifizierten Inseln gehobenen Wohnens in der Innenstadt[7] die stärkste Wachstumsdynamik in Berlin:
"Unter dem Druck neue Wohnungen zuzulassen, wird es notwendig, ursprünglich nur als Notunterkünfte geplante Billigwohnungen herzurichten, die aber zunehmend als 'Dauerlösungen' geduldet werden müssen - so z.B. in nicht mehr benötigten alten Kasernen und auf ehemaligen militärischen Übungsgelände. Es entstehen lagerähnliche Siedlungen, Barackenstädte oder gar wilde Siedlungen, in denen die ärmsten der Zuwandernden - dicht gedrängt - eine Bleibe finden" (v. Einem, 1990:7).
Diese global induzierte Krise des lokalen Staates (glokale Krise) ist für Berlin prognostiziert worden (Krätke 1991) und der erwartete wirtschaftliche Aufschwung wird sie nicht lösen. Armut und Obdachlosigkeit werden langfristig zentrale Rahmenbedingungen Berliner Lokalpolitik setzen. Konkrete Fallstudien, die die Dynamisierung der Berliner Armutsentwicklung als Resultat der Metropolitanisierung der Stadtregion Berlin rekonstruieren, stehen indes noch aus.
Wenn man den dynamischen Charakter der Berliner Armuts- und Obdachlosigkeitsentwicklung anerkennt, also die Tatsache, daß Verarmungstendenzen sich in der Rezession beschleunigen, aber auch im Aufschwung nicht umkehren, dann ist eine städtische Entwicklungspolitik, die exklusiv auf weiteres Wachstum um jeden Preis setzt, problematisch. Im Unterschied zu solch unternehmerischen Metropolenpolitik gehen wir mit unserem Projekt von der Notwendigkeit einer sozialen Großstadtstrategie (Alisch/Dangschat 1993 und v. Freyberg 1994) aus. Eine solche Entwicklungsstrategie würde alle lokalen Standortentscheidungen und Stadtentwicklungsziele einer Sozialverträglichkeitsprüfung unterziehen. Sie würde den aufgebrochenen Nexus von lokalem ökonomischen Fortschritt und dem sozialen Fortschritt der städtischen Zivilgesellschaft wieder herstellen. Diese Stadtentwicklungspolitik würde jede Finanzentscheidung dahingehend prüfen, ob sie sozialräumliche Polarisierungsprozesse vorantreibt und damit die normativen Grundlagen des städtischen Gemeinwesens zerrüttet oder aber, ob sie sozial integrativ wirkt. Dadurch werden unvermeidlich die Privilegien jener urbanen Arbeits- und Wohneliten beschnitten, die es in den 80er Jahren verstanden hatten, ihre partikularen Interessen als die der Allgemeinheit zu definieren (Jahn 1994). Damit ist ein völlig neuartiger Typus lokaler Politik beschrieben, die ihre kommunalen Entscheidungen demokratisch/partizipatorisch an alle gesellschaftlichen Schichten rückkoppeln muß. Aufgrund der fortgeschrittenen sozialräumlichen Polarisierung wird lokale Politik "in ganz neuem Maß divergierende Interessen ausbalancieren und in unterschiedlichen städtischen Regionen auch unterschiedliche Politiken entwickeln müssen" (v. Freyberg, 1994:26). Die globalisierte Urbanisierung unterwirft lokale Politik also nicht nur weltmarktvermittelten Restriktionen, sondern öffnet potentiell beschränkte Handlungsoptionen sozialer Integration, die über das enge Konzept der unternehmerisch orientierten Stadt hinausweisen (s. Keil/Kipfer 1994)[8]. Santa Monica (Keil 1993), West Hollywood (Moos 1989) und Berkeley in Kalifornien, Amsterdam und die skandinavischen Städte in Europa bieten Beispiele einer lokalen Reformpolitik. In der Bundesrepublik hat Hamburg bereits eine sozialverträgliche Stadtentwicklungsstrategie formuliert (Alisch/Dangschat 1993), Frankfurt/M. verfolgt ähnliche Ansätze (v. Freyberg 1994).
Dabei ist stets offen, wie die politische Legitimation der sozialen Großstadtstrategie zu sichern ist. In diesem Spannungsbereich von Metropolenpolitik und Obdachlosigkeit setzt unser Forschungsprojekt an. Es gilt einen kontinuierlichen und normativen Diskurs mit den lokalen Akteuren und betroffenen Wohnungslosen anzuschieben, der den Zusammenhang von städtischer Wirtschafts- und Armutsentwicklung transparent macht. Die Notwendigkeit einer solchen lokalspezifischen Fassung der Armutsdynamiken wird von den Mitarbeitern der Obdachlosenhilfe selbst gefordert[9]. In Berlin gibt es bislang keine Armutsberichterstattung, die z.B. räumlich verfestigte Armutslagen in städtischen Teilquartieren identifiziert. In anderen Städten trägt die Sozialberichterstattung häufig nur fragmentarischen Charakter. Es besteht unsererseits Kontakt zu der Sozialpolitischen Offensive Frankfurt/M., die eine komplexe Armutsberichterstattung für die Mainmetropole vorbereitet.
3. Forschungsstand: Obdachlosigkeit und Metropolenentwicklung
3.1. Obdachlosigkeit
Die soziale Marginalität (scheinbar) alleinstehender Wohnungsloser spiegelt sich in der Randständigkeit des wissenschaftlichen Interesses an dem Phänomen Obdachlosigkeit, das von einer sozialpädagogischen Hegemonie geprägt ist[10]
Dieser biographische/lebensweltliche Zugang rekonstruiert die Betroffenen als handelnde Subjekte und markiert dadurch sowohl einen Fortschritt gegenüber den psychologischen/medizinischen Ansätzen, die bis Anfang der 70er Jahre Obdachlosigkeit als Resultat individueller Devianz (zum Beispiel. Rebmann, 1968 und Blume 1969) verurteilten[11], wie gegenüber dem rigiden Strukturalismus materialistischer Ansätze, die in Ihrer kurzen Karriere Mitte der 70er Jahre Obdachlosigkeit als Sonderform der industriellen Reservearmee definierten[12].
In dem biographischen Problemverständnis ist Obdachlosigkeit Resultat eines komplexen Prozesses der aktiven, individuellen Auseinandersetzung mit konkreten gesellschaftlichen Bedingungen. Dieser Prozeß beginnt lange vor dem aktuellen Ereignis des Wohnungsverlustes und ist mit diesem längst noch nicht beendet. Ist Wohnungslosigkeit Ergebnis dieser Entwicklung oder Karriere, dann liegt die Aufgabe sozialarbeiterischer Intervention in der Umkehrung des Karriereverlaufes über die genaue Kenntnis der individuellen Biographie. Im Mittelpunkt dieser Forschung steht nicht mehr das individuelle Defizit oder die Pathologie des Opfers, sondern dessen gescheiterte Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Armutsentwicklung (Schneider 1990). Die Forschung zu individuellen Armutskarrieren identifiziert einen Set von Anlässen, die die Wahrscheinlichkeit, obdachlos zu werden, signifikant erhöhen (Kumulation von Armutsrisiken). Die Anzahl der Ressourcen, über die ein Individuum verfügt, bestimmt dessen Gefährdungslage. Im Unterschied zum Ressourcenansatz (vgl. Hauser 1984), der das verfügbare Einkommen als exklusiven Armutsauslöser ansieht[13], definiert der lebenslagenorientierte Ansatz (vgl. Döring u.a. 1990, Hauser/Neumann:1992:245-248) die (Unter-) Versorgung der Betroffenen in unterschiedlichen Lebensbereichen als auslösende Anlässe, zum Beispiel: Mangelhafte oder fehlende Wohnraumversorgung (Wohnarmut), fehlende oder unzureichende Ausbildung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder Arbeitslosigkeit, erschwerter Zugang zum Gesundheitssystem, soziale Isolation.
Auch wenn dieser komplexe Ansatz hinsichtlich seiner empirischen Operationalisierbarkeit umstritten ist, bietet er der Obdachlosenforschung zwei entscheidende Vorteile: Erstens erlaubt er die Erforschung der subjektiven Verarbeitung oben genannter objektiver Problemindikatoren, die die Obdachlosen scheinbar alle auf sich vereinen. Das Verhalten der Betroffenen als problemadäquates, strukturiertes Handeln zu verstehen, bedeutet einen beträchtlichen Fortschritt gegenüber dem verurteilendem Blick.
Zweitens ist dieser Nexus von objektiver Lebenslage und subjektiven Deutungsschemata allein auf lokaler Ebene rekonstruierbar. Statt nationaler Datenaggregate, die von illustrativen Einzelschicksalen beleuchtet werden, können nun die lokal/regional differenzierten Überlebenstaktiken und Gefährdungslagen der Obdachlosen beschrieben werden.
Aus der Perspektive unseres Projektes weisen diese persönlichkeitsorientierten Erklärungen zwei Defizite auf:
Erstens folgt die Kumulation von Unterversorgungslagen einer eindeutig ethnischen und sozialen Risikostruktur: EinwanderInnen, Alleinerziehende (also mehrheitlich Frauen) und Kinder[14] sind dem stärksten und dauerhaftesten Armutsrisiko ausgesetzt (Hanesch et al, 1994, Krause 1994). Diese Risikogruppen sind jedoch in der Praxis wie in den Publikationen der Obdachlosenhilfe kaum erst präsent[15]. Auch die Öffentlichkeit subsumiert diese unsichtbaren Formen der Wohnungsarmut (Überbelegung, doubling-up, Wohnungsprostitution) nicht unter der Kategorie Obdachlosigkeit.
Zweitens werden die akut Wohnungslosen über das gemeinsame Merkmal des Scheiterns als homogene Gruppe (re-) konstituiert. Da die Anzahl der Menschen, die von verschiedenen Unterversorgungslagen betroffen sind, ungleich größer ist, als die unmittelbar Obdachloser, wird der auslösende Anlaß für den Verlust des festen Wohnsitzes in der mangelnden Problemlösungskompetenz der Betroffenen verortet. Diese Sollbruchstelle wird biographisch rekonstruiert und -idealtypisch- sozialarbeiterisch therapiert. Damit steht erneut das Individuum statt der Unterversorgungslagen, denen es ausgesetzt ist, im Zentrum des Interesses.
3.1.1. Obdachlosigkeit und Armutsentwicklung
Treuberg (1989) vertritt einen stärker strukturalistisch orientierten Ansatz, der Obdachlosigkeit historisch als mobile Arbeitskraftreserve rekonstruiert. Den überzeugend ausgebreiteten historischen Ausprägungen der Obdachlosigkeit liegt seit dem Kaiserreich die Kontinuität der sorgfältigen Scheidung von Arbeiter- und Armenpolitik zugrunde. Dieser von Staat, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften geteilte Konsens, daß Arme keine Arbeiter seien, garantierte ein kontrolliertes Reservoir an nicht-sozialversicherungspflichtigen Arbeitskräften, das im konjunkturellen Bedarfsfalle mobilisiert werden konnte. Erst die Integration der männlichen deutschen Mehrheitsbevölkerung in tariflich gesicherte Arbeitsverhältnisse und in den sozialstaatlichen Kompromiß Ende der 50er Jahre lassen diesen Arbeitskräftepool versiegen. Nachdem auch der stete Arbeitskräftezustrom aus der damaligen DDR 1961 zum Erliegen kam, garantierte der Import südeuropäischer Arbeiter erneut ein mobiles Arbeitskräfteangebot. Damit verliert Obdachlosigkeit als arbeitsmarktpolitisches Regulativ an Relevanz. Es verbleibt eine Restpopulation, die in den Nischen des Arbeits- und Wohnungsmarktes konjunkturellen Schwankungen ausgeliefert ist.
Während wir Treuberg in seinen historischen Aussagen folgen, bezweifeln wir, daß auch das gegenwärtige Phänomen Obdachlosigkeit konjunkturabhängig ist. Die These, daß niedrige Obdachlosenzahlen mit ökonomischer Prosperität korrelieren (und vice versa), kann nicht erklären, warum der Aufschwung seit Mitte der 80er Jahre mit der Explosion von Obdachlosenzahlen einhergeht. Der eigentliche Skandal liegt weniger in der Armut trotz Wohlstandes als in der Armut durch Wohlstand.
Obdachlosigkeit ist offensichtlich ein Armutsphänomen, kein subjektives Defizit. Von den neueren Ansätzen zur Armutsforschung bietet die These von der Armut im Wohlstand (Leisering/Voges 1992) wichtige Anregungen für das Verständnis der Neuen Obdachlosigkeit[16]. Armut im Wohlfahrtsstaat entsteht dadurch, daß der überforderte Sozialstaat und seine administrativen Regelungen dafür sorgen, daß soziale Ungleichheit politisch reproduziert wird. Da das Niveau sozialer Sicherungen (Arbeitslosengeld, Kranken- und Rentenversicherung) von der vorherigen Stellung auf dem Arbeitsmarkt abhängig ist, führt z.B. eine Anstellung in den dynamisch wachsenden ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen bei eintretender Arbeitslosigkeit deutlich zügiger in Armut und Obdachlosigkeit, als eine vorausgegangene Normalarbeitsbiographie. Im Bereich der Obdachlosenhilfe wirkt die administrative Reproduktion der Notlage u.a. durch das Prinzip der vertreibenden Hilfe (Holtmannspötter 1982), die die Betroffenen zu genau dem Verhalten nötigt, das ihnen als Pathologie zugeschrieben wird: rastloses Wandern. Die Herstellung multipler Deprivation ist jedoch nicht ursächlich der Hilfsadministration geschuldet, sondern wird von ihr nur dauerhaft reproduziert. Dennoch ergeben sich aus der These politischer Reproduktion sozialer Notlagen wichtige Fragen für das beantragte Forschungsprojekt bezüglich der Interaktion zwischen Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden und Betroffenen.
Hohe Aufmerksamkeit genießen gegenwärtig Analysen individueller Armutskarrieren, die gegen die Annahme verstetigter und verfestigter gesellschaftlicher Armutskarrieren argumentieren. Längsschnittanalysen der persönlichen Armutsentwicklung kommen für den Zeitraum von 1984-89 zu folgenden Ergebnissen (Alisch/Dangschat 1993:31):
Dauerhaft arm ist nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung (3-4%). Das Risiko, im Laufe der Zeit kurzfristig zu verarmen, ist jedoch relativ hoch (ca. 30%). Die individuellen Karrieren in die Armut und aus ihr heraus betreffen nur in geringem Maße die gleiche Personengruppe.
Dieser der Theorie der Risikogesellschaft geschuldete Ansatz argumentiert gegen die 2/3 Gesellschaft und thematisiert Armut als individuelles Lebensrisiko statt als gesellschaftliches Strukturmerkmal (vgl. Zwick 1994[17]). Neben methodischen Einwänden (vgl. Alisch/Dangschat 1993:32) räumen wir dieser Erklärung für unserer Projekt vor allem deshalb einen geringeren Stellenwert ein, weil sie auf bundesweiten Daten (SOEP- Sozioökonomisches Panel) beruht und so die dauerhafte Verfestigung von Armut und Obdachlosigkeit in großstädtischen Teilräumen ausblendet[18]. Diese Entwicklung wird von zahlreichen kommunalen Armutsberichten belegt[19], die in Großstädten eine lokal konzentrierte Armutspopulation von deutlich über 10% identifizierten. Im relativ prosperierenden Essen beziehen zum Beispiel in lokalen Armutsinseln bis zu 38% der Bevölkerung Sozialhilfe (Danielzyk, 1992:86).
3.2. Metropolenentwicklung
Zur Erklärung solcher sozialräumlicher Segmentierungsprozesse eignen sich neuere Ansätze der Stadtforschung, die vor allem im angelsächsischen Sprachraum entwickelt wurden (u.a. Sassen 1991, Friedmann 1993, Harvey 1987), mittlerweile aber ebenso zur Analyse der Veränderungen in bundesdeutschen Städten herangezogen werden[20].
Wider die These von der Verflüssigung von Armutslagen in zeitlicher Perspektive (Zwick et al, s.o.) gehen wir von der Annahme aus, daß sich Armut und Obdachlosigkeit als gesellschaftliche Strukturmerkmale in großstädtischen Teilgebieten räumlich dauerhaft verfestigen. Der gegenwärtige Urbanisierungstyp, den wir als post-fordistisch (vgl. Mayer 1991a) bezeichnen, ist durch die Gleichzeitigkeit von Wachstum und Deklassierung, von Zitadelle und Ghetto bestimmt. Dieser universalisierte Urbanisierungsprozeß[21] unterliegt globalen Bedingungen und lokalen Beschränkungen. In diesem Prozeß der Transformation Berlins spielen neue lokale Akteure eine entscheidende Rolle, die (inter-) nationales Investitionskapital (Gebrauchswertinteresse an der Stadt) mit dem Tauschwertinteresse der Bewohner vermitteln.Vor allem in den Diskussionen über metropolitane Politik in den USA ist damit eine Entwicklungsstufe markiert, in der es vorrangig um die Herstellung eines urbanen Regimes (Stone 1993) oder einer Wachstumskoalition (Logan/Molotoch 1987) geht. Von genuin politologischem Interesse ist dabei die Analyse der Bedingungen, des Verlaufs, der Formen und der Entstehung von Kooperations- und Konfliktprozessen zwischen politischen, administrativen und ökonomischen Eliten auf lokaler Ebene. Analysen der Berliner Machtstruktur verneinen bislang die Formation einer kohärenten Wachstumskoalition (Strom 1994). Die politische Entscheidungsgewalt ist in unterschiedliche Fraktionen fragmentiert: Bund, Senat und die Bezirke sind noch hinter kein geschlossenes Entwicklungsziel vereint. In dieser prinzipiellen Offenheit des Entwicklungsprozesses liegt die Interventionsmöglichkeit für gegenhegemoniale Entwürfe, denn entgegen der Annahme von urbanen Regimes sind es keineswegs ausschließlich Eliten, die Politik machen (vgl. z.B. Keil 1993). Falls es den nicht-staatlichen Akteuren gelingt Zugang zu institutionellen Ressourcen zu erlangen, könnten sie nachhaltig Einfluß auf politische Entscheidungen nehmen[22] .
Im Unterschied zu unserer Verknüpfung von Metropolenpolitk und Armuts-/Obdachlosigkeitsentwicklung argumentieren die oben erwähnten Ansätze zu Armutsentwicklung und Obdachlosigkeit entweder vom Nationalstaat aus (Treuberg), oder rücken die betroffenen Individuen in das Zentrum von Forschung und Politik (Zwick et al). Da aller sozialwissenschaftlicher Obdachlosenforschung die Frage nach den Ursachen zugrunde liegt, modifiziert die unterschiedliche Verortung der Probleme die Gestaltung der Lösungsmöglichkeiten. Daher steht von einem ortsspezifischen Zugang die Entwicklung zielgenauer, lokalspezifischer Lösungsmöglichkeiten zu erwarten. Daß der Anstieg der Obdachlosenzahlen der Krise der fordistischen Stadt und ihrer Globalisierung geschuldet ist, werden wir im folgenden beschreiben. Die nachzuzeichnenden Tendenzen gesellschaftlichen Wandels bilden den theoretischen Rahmen, innerhalb dessen wir unser Projekt organisieren.
3.2.1. Globalisierung und Lokalisierung
Jennifer Wolch und Michael Dear argumentieren, daß der Zusammenbruch der pax americana durch die Krise der Bretton Woods Institutionen Anfang der 70er Jahre mit der gegenwärtigen Obdachlosenkrise zusammenhängt (Wolch/Dear 1993, ähnlich Blau 1992).
Produktionsinnovationen sowie Fortschritte im Transport- und Kommunikationssektor schufen die Voraussetzungen zur prekären Krisenüberwindung der Weltwirtschaft durch Globalisierung und Rationalisierung der Produktion[23]. Beide Strategien kosteten Arbeitsplätze und setzten dadurch die Städte als traditionelle Orte industrieller Produktion unter Druck. Von Detroit bis Duisburg[24] verloren altindustrielle Standorte standardisierter Massenproduktion Arbeitsplätze und Steuereinnahmen (Deindustrialisierung). Diese Räume entwickelten sich zu Verliererregionen in der globalen Standortkonkurrenz. Sie sind durch strukturelle Massenarbeitslosigkeit und stete Abwanderung gekennzeichnet.
Andere Regionen erfahren plötzliche Wachstumsschübe durch Re- oder Neoindustrialisierung und Tertiarisierung. Der Anschluß an internationale Transport- und Kommunikationsnetze (Flughäfen, Häfen, Hochgeschwindigkeitszüge und Autobahnknoten, Teleports), ein hochqualifizierter Arbeitsmarkt, ein innovatives Milieu (Universitäten, Forschungsinstitute usw.), eine attraktive bauliche Umwelt (hochwertige Büroflächen, aufgewerteter Altbaubestand) und viele weitere Faktoren bestimmen die Genese der Gewinnerregionen, die ihren avanciertesten Ausdruck in den global cities[25] finden.
Eine dritte Kategorie von Städten verfolgt demgegenüber einen unentschiedenen Entwicklungspfad. In einem komplexen Gegen- und Nebeneinander existieren hier gleichzeitig Strukturen der Gewinner- und Verliererregionen. In der Bundesrepublik sind hier an erster Stelle Berlin und Hamburg[26] zu nennen.
Aus der Entwicklung eines hierachisierten, arbeitsteilig organisierten Städtesystems, ist für unseren Zusammenhang wichtig, daß sich die lokalen, weniger die nationalen Einheiten, in Konkurrenz zu einander befinden und daß die sozio-ökonomische Umbruchsituation Berlins nicht nur der Vereinigung geschuldet ist, sondern vor allem auch der plötzlichen Metropolitanisierung der Stadt und ihrer neuen Positionierung in der internationalen Städtehierarchie.
3.2.2. Metropolenpolitik
Die Restrukturierung staatlichen Ausgabeverhaltens seit Ende der 70er Jahre und die inter-urbane Standortkonkurrenz haben Auswirkungen auf die Funktion städtischer Politik: Der lokale Staat wandelt sich von einer distributiven zu einer unternehmerisch orientierten Einheit (Mayer, 1990, Harvey,1989b). Nicht mehr die gleichmäßige Verteilung staatlicher Mittel zur Garantie eines standardisierten Versorgungsniveaus in allen gesellschaftlichen Schichten und städtischen Teilräumen steht im Zentrum lokaler Politik, sondern die gezielte Mobilisierung endogener Potentiale durch öffentliche Investitionen zur kommunalen Wirtschaftsförderungspolitik (Heinelt/Mayer, 1993). Stadtmarketing und städtische Außenwirtschaftspolitik, public-private-partnerships und neue institutionelle Arrangements sind Beispiele veränderter Politiken. Produktions- und Dienstleistungsprofil, Infrastruktur und bauliche Umwelt werden die wichtigsten Standortfaktoren, die lokale Politik effizient herstellen und vermarkten soll. Es sind also nicht mehr primär die traditionellen weichen kommunalen Politikfelder (Sozial- und Kulturpolitik), sondern Wirtschaftsförderung und technologische Modernisierung, in denen die Kommune Handlungskompetenz gewinnt[27]. Eines der mächtigsten Instrumente bei der Reorganisation des städtischen Gemeinwesens stellt die Stadtentwicklungspolitik dar, mittels derer die bauliche und soziale Umwelt den programmatischen Entwicklungszielen angepaßt wird. Um diese Ziele öffentlich zu legitimieren, muß ein stadtöffentlicher Wachstumsdiskurs geschaffen werden, der öffentliche Investitionen und Vorleistungen in ausgewählte urbane Räume bei gleichzeitiger Desinvestition in andere rechtfertigt. Während des kurzen Traumes immerwährender Prosperität (Lutz 1984), hatte die Kopplung von wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt den unhinterfragten Wachstumkonsens getragen. In den 80er Jahren entwickelte sich in den prosperierenden Städten weltweit ein Urbanitäts- und Metropolendiskurs, der die polarisierenden Konsequenzen lokaler Wachstumspolitik als Pluralität der Lebensstile zu legitimieren suchte[28]. In dieser Dekade stirbt das Soziale. Obdachlosigkeit und Armutsentwicklung finden im kulturellen Hype nur wenig Beachtung.
3.2.3. Die Restrukturierung der Innenstädte
Seit den 70er Jahren zieht sich das krisengeschüttelte Investitionskapital in den Büroflächenbau zurück und restrukturiert die Innenstädte dramatisch (Harvey 1989a) -zuerst in den USA, bald aber auch in Europa. Damit kündigt sich die Tertiarisierung der lokalen Ökonomie an, der sich viele Städte bedingungslos verschreiben. Tertiarisierung verlangt neben Büroflächenneubau die Allokation von qualifizierten Arbeitskräften. Ihnen zuliebe wird ein urbanes Ambiente geschaffen, werden Innenstadtquartiere revitalisiert, öffentliche Mittel für den Erwerb von Altbauwohnungen bereitgestellt usw. Es wird also gezielt massiv in städtische Teilräume investiert, um einen attraktiven Arbeitsmarkt zu schaffen bzw. zu erhalten[29]. Die Wohnquartiere und Arbeitsstätten der Restrukturierungsverlierer erfahren weniger Aufmerksamkeit. Explodierende Mietbelastungen, sinkende Einkommen, steigende Lebenshaltungskosten, die ständige Verschlankung des sozialen Sicherungssystemes usw. bringen immer mehr Großstadtbewohner an den Rande des Existenzminimums - und darunter (vgl. Fußnote 19). Diese Unterversorgungslagen ballen sich in den Großwohnsiedlungen am Stadtrand und in innerstädtischen Altbauquartieren, wo eine wachsende Zahl von Menschen mit sehr heterogenen Lebensstilen in Einkommens- und Wohnungsarmut leben. In diesen Quartieren reichen häufig kleinste Anlässe, um Obdachlosigkeit auszulösen. Hier in den Innenstädten findet sich das dichteste Netz der Versorgungseinrichtungen für Obdachlose. In dieser Armutsgeographie zwischen Stadtrand und Innenstadt bewegen sich die Obdachlosen und fallen als sichtbar Arme auf, indem sie die polarisierenden Konsequenzen städtischer Wachstumspolitik artikulieren.
In die beschriebenen allgemeinen Muster nach-fordistischer Lokalpolitik gerät Berlin im Zuge der Vereinigung beider Stadthälften.
3.3. Berlin: Vom Ort ideologischer Konfrontation zu internationaler Integration
Westberlin nimmt zwischen Kriegsende und Mauerfall unstreitbar eine Sonderrolle im internationalen Städtereigen ein. In den beiden Stadthälften verräumlichte sich die bipolare Weltordnung des Kalten Krieges. Der Westteil der Stadt zeichnete sich bis Mitte der 80er Jahre durch eine ausgesprochen distributive Lokalpolitik aus, die üppige fließende Bundesgelder in die Stadt vermittelte. Nutznießer war weniger die dem völkerrechtlichen Sonderstatus geschuldete Szene als die Industrie, die dank der Berlinhilfe eine lokale Ökonomie etablierte, die sich durch verlängerte Werkbänke und einen überdurchschnittlichen Anteil an Zigaretten- und Lebensmittelproduktion auszeichnet(e) (Häußermann/Strom, 1993). Demgegenüber war der Ostteil der Stadt in die nationale Ökonomie integriert und versammelte sowohl die Eliten der DDR, wie die Direktionszentralen der Kombinate. Weder die Subventions- noch die Kommandowirtschaft halten dem Vereinigungsdruck und der Weltmarktkonkurrenz stand. Von den 1991 in Berlin und angrenzenden Landkreisen existierenden 2 Mio. Arbeitsplätzen gehen bis 1993 18.000 im Westen und 150.000 im Osten verloren. Diese Arbeitsplätze waren überwiegend industriell geprägt, d.h. die Arbeiter können ihre Qualifikationen kaum in der anvisierten Dienstleistungsmetropole feilbieten.
Mit der abrupten Weltmarktintegration der Stadt gerät der Wohnungsmarkt unter Druck (vgl. Krätke 1991). Während Mieten steigen und Löhne sinken, zieht sich der Senat fast vollständig aus dem sozialen Wohnungsbau zurück. Die Wohnungsbaugesellschaften stunden (noch) stillschweigend Mietschulden[30] und präsentieren als Ergebnis eines neuen institutionellen Arrangements das geschützte Marktsegment als bundesweites Modellprojekt zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit: Jährlich 2.000 Wohneinheiten aus dem Bestand werden für Wohnungsnotfälle bereitgestellt, was ziemlich genau der Zahl zwangsgeräumter Wohnungen (1993) in Ostberlin entspricht (Tagespiegel, 11.10.1994).
Da die Integration Berlins in den Weltmarkt primär auf dem Immobiliensektor stattfindet[31] und zu aberwitzigen Bodenmartktpreisen führt, die nur noch durch Umwandlungen, Zweckentfremdungen, Luxusmodernisierungen usw. realisiert werden können, verschärft sich die Obdachlosenkrise, falls nicht mit gezielten Politiken gegengesteuert wird. Die von Staatssekretär Heuer (SenWiTech) angemahnten rigiden Anpassungsleistungen, mit dem Ziel, die Stadt in die erste Kategorie der internationalen Städtehierarchie zu katapultieren (vgl. Stadtforum 1994:8), lassen jedoch zunächst eine Vertiefung sozialräumlicher Polarisierungen erwarten.
Doch ist das Machtgefüge der Stadt, wie bereits erwähnt, nicht homogen, und die Öffentlichkeit nicht hinter einem eindeutigen Wachstumsziel vereint. Berlins urbanes Regime ist fragmentiert und so verfolgen andere Senatsverwaltungen und andere Ebenen politischer Partizipation konkurrierende Politiken. So nehmen Obdachlosigkeit und Verarmung besonders in der Senatsverwaltung für Soziales einen hohen Stellenwert ein.[32]
Es sieht daher so aus, als würde das Problem weniger von den zuständigen Verwaltungen (minimal: Bauen, Soziales, Gesundheit) als Querschnittsaufgabe definiert,als daß es zu einer arbeitsteiligen, funktionalen, flexiblen Bearbeitung zwischen der lokalen Staatsebene (hierzu zählt auch die Polizei), intermediären Organisationen alten und neuen Typs und Eigenorganisationsformen der Betroffenen kommt.
Dieses komplexe Zusammenspiel unterschiedlichster Akteure tritt seit den 80er Jahren immer dann auf, wenn lokale Konflikte die Problemlösungskompetenz der kommunalen Verwaltung übersteigen, also der Bedarf der Bevölkerung und die Leistungsfähigkeit der Verwaltung auseinanderklaffen. Intermediäre Organisationen nehmen eine wichtige Position in diesem neuen Kräftefeld ein. Sie initiieren Aushandlungsprozesse zwischen Basisinitiativen, staatlicher Planung und den marktwirtschaftlichen Gestaltungsprinzipien privater Akteure.
In Berlin entwickelten sich bundesweit die ersten intermediären Organisationen als zu Beginn der 80er Jahre der lokale Staat im Häuserkampf an die Grenze der Handlungsfähigkeit gerät. An diesem Beispiel erweist sich auch die Ambivalenz intermediärer Organisationen: Zwar wurden parteilich die Interessen der Betroffenen vertreten und eine Stadterneuerungspolitik gegen das zuvor hegemoniale Machtkartell (vgl.: Bodenschatz 1987) durchgesetzt, die mit dem bisherigen fordistischen Leitbild städtischer Entwicklung brach und weltweit zum Vorbild geriet: Behutsame Stadterneuerung. Doch wurde an der privatwirtschaftlichen Verwertung des Wohnraumes nicht gerüttelt. Der Einsatz intermediären Organisationen erscheint als Legitimationsentlastung des Staates durch verschobene Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.
So öffnen intermediäre Organisationen sowohl Handlungsspielräume und Partizipationschanchen benachteiligter Gruppen wie sie das Verwaltungshandeln flexibilisieren.
Unsere Forschungshypothese lautet, daß im Bereich der Armuts- und Obdachlosenpolitik die unterschiedlichsten Bedürfnisse der betroffenen heterogenen Teilgruppen nur durch neue institutionelle Arrangements und neue Aushandlungsformen zwischen allen Beteiligten befriedigt werden können. Dabei ist es notwendig, räumlich verfestigte Verarmungsprozesse als Resultate städtischer Entwicklungsoptionen zu rekonstruieren und Reformvorschläge im Rahmen einer sozialverträglichen Stadtentwicklungspolitik zu diskutieren.
3.3.1. Struktur der Hilfsangebote in Berlin
Der Berliner Senat definiert Obdachlose über den Kreis unmittelbar Betroffener (registrierter Wohnungsloser) hinaus als diejenigen, die unter unzumutbarer Wohnverhältnissen leben, von Obdachlosigkeit unmittelbar oder potentiell bedroht sind (Abgeordnetenhaus 12/3162:1f). Als Ursachen gilt das Zusammenspiel dreier gesellschaftlicher Problembereiche: Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit und Niedriglohneinkommen), Wohnungsmarkt (mangelhaftes Angebot und Mietpreisentwicklung) und die Kreditvergabepraxis der Banken und Versandhäuser (Verschuldung der Haushalte). Um dieser Problemkonstellation gerecht zu werden, werden "ressortübergreifende Strategien und Maßnahmen erforderlich" (ebd.2). Angesichts des wachsenden Problemdruckes räumt der Senat der Bekämpfung von Wohnungsverlust und Obdachlosigkeit hohe Priorität ein und kündigt die Erstellung eines integrativen Obdachlosenrahmenplanes an.
Die Obdachlosenhilfe in Berlin ist wie folgt gegliedert:
Die Zuständigkeit der Bezirke ist einerseits ordnungspolitisch definiert: Nach § 20 der Durchführungsverordnung zum Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG), nehmen die Bezirke die Unterbringungsverpflichtung Obdachloser wahr. Die zweite legislative Grundlage bildet das Bundessozialhilfegesetz. Insbesondere § 72 gewährleistet Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten Hilfe.
In 30 kommunalen Obdachlosenheimen sowie privaten Pensionen stehen 6.000 bis 7.000 Bettplätze zur Verfügung. Während in den Obdachlosenheimen die sozialpädagogische Betreuung gesichert ist, müssen die privat betriebenen Pensionen allein gesundheits- und bauaufsichtlichen Grundstandarts genügen[33]. In beiden Unterbringungsformen herrscht Anstalts- statt Mietrecht, d.h. die Rechte der Bewohner sind stark beschnitten, und Verstöße gegen die Hausordnung können polizeilich geahndet werden.
Die Aufgaben der Verhinderung von Obdachlosigkeit sowie der Beratung und Betreuung Betroffener sind den Arbeitsgruppen Soziale Wohnhilfen zugeordnet (das jeweilige Amt IV der bezirklichen Abteilung für Sozialwesen). Die Arbeitsweise der AGs unterscheiden sich von Bezirk zu Bezirk: Einige praktizieren ressortübergreifende Zusammenarbeit mit den betroffenen Abteilungen, andere nicht.
3.3.1.1. Wohlfahrtsverbände
Die freien Träger und Wohlfahrtsverbände stellen Beratungsstellen, Treffpunkte, Wohnprojekte u.ä. zur Verfügung. 1993 waren in Berlin folgende Hilfseinrichtungen vorhanden: 8 Projekte der besonderen sozialen Wohnhilfen (BESOWO), 8 Beratungsstellen für besondere Personengruppen, 7 Schuldnerberatungsstellen, 13 Wärmestuben, 24 Wohnprojekte (660 Wohnplätze), 7 Übergangswohnheime (326 Plätze), 2 Krisenübernachtungseinrichtungen (50 Plätze), 1 überregionale Notübernachtung (40 Plätze), 124 Notschlafplätze im Rahmen der saisonalen Kältehilfe für nicht-registrierte Wohnungslose.
Den bereits 1992 offiziell registrierten 9.840 Obdachlosen zu denen der Senat noch einmal soviel nicht registrierte Obdachlose hinzurechnet (Abgeordnetenhaus 12/3162:2), standen also 1993 bestenfalls 8.000 Betten zur Verfügung.
Neben diesen bezirklichen und wohlfahrtsverbandlichen Einrichtungen stellt die Senatsverwaltung für Soziales in Absprache mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften jährlich 2.000 Wohnungen für besondere Wohnungsnotfälle bereit. Die Umsetzung dieses geschützten Marktsegmentes erfordert die kostenneutrale Einrichtung ressortübergreifender Arbeitsgruppen in den Bezirken, die alle Wohnungsnotfälle zusammenfassen.
Alle genannten Maßnahmen werden im Bestand realisiert, d.h. es wird keine einzige zusätzliche Wohnung gebaut. An einer einzigen Stelle erwähnt die Drucksache des Abgeordnetenhauses "Kapitalkostenbeteiligungen der Sozialämter an Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen sowie auch an Neubauvorhaben" (Abgeordnetenhaus 12/3162:6) zur Sicherung langfristiger Belegungsrechte für Obdachlose.
Trotz des hochgradig differenzierten Angebotes an Hilfseinrichtungen, fallen ganze soziale Gruppen aus der Wahrnehmung des Senates heraus. EinwanderInnen, die durchgängig dem stärksten Armutsrisiko ausgesetzt sind (vgl. Hanesch et al 1994), kommen in dem Bericht nicht vor, da ihre Form der Obdachlosigkeit (Überlegung) kaum sichtbar ist.
Das gleiche gilt für Frauen, die zwar als dynamisch wachsende Betroffenengruppe[34] beschrieben werden (Abgeordnetenhaus 12/1230), ohne daß angemessen reagiert wird: Auf 1.163 registrierte weibliche Obdachlose kommen 215 Wohnplätze in frauenspezifischen Projekten.
Der Bericht resümiert kritisch, daß die vorhandenen Einrichtungen weder qualitativ noch quantitativ ausreichten und daß der lokale Staat bei der Lösung der Obdachlosenkrise überfordert sei. Die Kontinuität des Elends wird im Leitbild metropolitaner Urbanität bedauernd festgeschrieben: "Auf der Straße lebende Menschen werden auch weiterhin für alle im Stadtbild sichtbar bleiben" (Abgeordnetenhaus 12/3162:6).
Der Senatsbericht veranschaulicht deutlich den Funktionswandel der Obdachlosenhilfe von der Integration zum Unterbringungsmanagement. Die Krisenrhetorik des Textes weist daraufhin, wie sehr selbst die Sicherung primärer Reproduktion metropolitaner Dynamisierung ausgesetzt ist. So finden sich kaum noch finanzierbare innerstädtische Grundstücke zum Ausbau der Hilfseinrichtungen. Damit ist die kleinteilige, dezentrale Versorgung gefährdet und wie der Städtetag 1993 warnt, ist, "das Ziel, Konzentrationen zu vermeiden, weil sie für die Betroffenen und das soziale Umfeld große Folgeprobleme schaffen, ... angesichts der Dimensionen des Problemdrucks nicht mehr aufrecht zu erhalten" (in Breckner/Kerschner:163).
Die kleinräumige Konzentration von Armutsbevölkerungen wird also bereits als Problem wahrgenommen.
3.3.1.2. Neue Akteure
In der Einheit von Problemstau und stattlicher Handlungsunfähigkeit geraten soziale Bewegungen unter Umständen zur letzten Innovationsreserve (Roth 1991). Für den Bereich der Armuts- und Obdachlosenpolitik verneint die Mehrzahl der Forschungen zu neuen sozialen Bewegungen diese Option (zum Beispiel. Bremen 1990), da sie stets von einer post-materialistischen Motivationsstruktur der Akteure ausgeht. Die Möglichkeit der Konstituiton einer Armutsbewegung wird mit Verweis auf die Heterogenität der Betroffenen weitgehend negativ eingeschätzt. Dieser sakrosankten Vorannahme stehen die Bewegungen der Armen und Obdachlosen für eine saubere Umwelt, soziale Gerechtigkeit und angemessenen Wohnraum in verschiedenen Städten der USA gegenüber (Keil 1990, Gottlieb 1993, Sambale 1994a). In der Bundesrepublik ist uns eine Fallstudie bekannt, die das Konstrukt des alleinstehenden Wohnungslosen dekonstruiert. Dieser Nichtseßhafte des § 72 BSHG zieht sich als sozial isolierter, unsteter Wanderer durch die Theorie und Praxis der Obdachlosenhilfe. Schmid (1990) beschreibt anhand der Obdachlosen und Nichtseßhaften in Augsburg Gruppenbildungsprozesse[35]. Dabei zeigt sich, das die institutionell untergebrachten Obdachlosen isolierter, abhängiger und verzweifelter sind als die Gruppe der Nichtseßhaften, die disziplinierende Hilfseinrichtungen nur in Krisensituationen aufsucht und über eine entwickelte Gruppenidentität verfügt.
In Berlin bestehen einige wenige Eigenorganisationsformen in einem institutionell gesicherten Rahmen. Neben den Kulturprojekten (Die Ratten, Unter Druck) sind dies vor allem die unterschiedlichen Zeitungsprojekte (MOB, Platte, HAZ), die den Betroffenen zielgerichtete Partizipation an neuen Formen lokaler Öffentlichkeit bieten. Daneben existiert mit der Plattengruppe e.V. ein Wohnprojekt, das aus einer Besetzung heraus entstanden ist und nun von SenSoz unterstützt wird.
Vor allem im Umfeld der Zeitungsprojekte entwickeln sich Diskussionen und Eigenorganisationsformen, die über den Charakter einer bloßen Beschäftigungstherapie hinausweisen. Hier entwickeln sich neue soziale Akteure mit denen die Sozialpolitik in Zukunft zu rechnen hat.
4. Konzeptioneller Rahmen des beantragten Forschungsprojektes
4.1. Fragedimensionen
Aus unserer Analyse des Zusammenhanges von Metropolenpolitik, Obdachlosigkeit und neuen Akteuren, sind folgende Fragedimensionen für das Forschungsvorhaben relevant.
4.1.1. Fragedimension Senat
A: Politik und Verwaltung
- Welche Konfliktlinien und Zielvorstellungen bezüglich er städtischen Entwicklungsziele bestehen innerhalb der relevanten Senatsverwaltungen und zwischen Ihnen?
- Welche Konfliktregelungsmechanismen existieren?
- Hat der gesellschaftliche Transformationsprozeß Auswirkungen auf die Problemwahrnehmung der Verwaltungen oder dominiert eine Wahrnehmung entlang der Ost/West- Problematik?
B: Armutsentwicklung und Obdachlosigkeit
- Gibt es Ansätze der Entwicklung einer sozialen Großstadtstrategie? Wenn ja, in welchen Senatsverwaltungen genießen diese Ansätze Legitimität, wo werden sie verworfen?
- Gibt es Überlegungen neue Akteure direkt in die Politikformulierung oder Implementierung einzubeziehen, z.B. bei der Erstellung des angekündigten Obdachlosenrahmenplanes wie von der AG Leben mit Obdachlosen gefordert (1994:2)?
- Werden alle städtischen Interventionsmöglichkeiten zur Sicherung preiswerten Wohnraumes ausgereizt? Beispiele sind der vermehrte Einsatz der Erhaltungssatzung, die Erhöhung der Bußgelder gegen Zweckentfremdung, Erhalt des städtischen Wohnungsbesitzes[36] (zum Beispiel Bodenvorratspolitik nach dem Vorbild der Gemeinde Amsterdam, die städtische Grundstücke - ca. 80% des lokalen Bodenmarktes - fast ausschließlich im Erbpachtsystem vergibt), Genehmigungsvorbehalte für die Aufteilung von Mietshäusern in Eigentumswohnungen (durch die Nutzung der Ermächtigungskompetenz des Landes Berlins gefährdete Gebiete zu bestimmen und zu sichern).
- Fördert der Senat innovative Wege der Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen? Ein Beispiel bietet das Münchener WOHNFORUM, das mit Mitteln das EU-Programmes "Armut 3" ein integriertes Wohn- und Qualifizierungsprojekt für Wohnungsnotfälle entwickelt hat (s. Breckner 1994).
- Richtet der Senat die vom Städtetag geforderte "Integrierte Fachstelle zur Vermeidung und Bekämpfung von Wohnungslosigkeit" ein? Derzeit delegiert der Senat diese Aufgabe noch an die Bezirke.
4.1.2. Fragedimension Bezirk
- Wie gestaltet sich die Interaktion zwischen Bezirk und Senat in der Armuts- und Obdachlosenpolitik? Herrscht Kooperation, Konsens oder Konflikt?
- Wie verändert sich die Beziehung zwischen den Bezirken und den Wohlfahrtsverbänden im Zuge der Verwaltungsreform (Globalzuweisungen)? Setzen die Bezirke die Anbieter der freien Wohlfahrtspflege unter einen Restrukturierungsdruck?
- Machen die Bezirke im Interesse ihrer Armutsbevölkerung von der Souveränität über den Bebauungsplan Gebrauch (Ausweisung sozialer Infrastruktur)?
- In welchen Bezirken konzentrieren sich Armutslagen? Gibt es eine Geographie der Schlichtwohnungen und Provisorien? Entwickeln sich die Großsiedlungen der 60er Jahre zu Abschiebecontainern für Wohnungsnotfälle? Wenn ja, welche Rolle spielt das geschützte Marksegment bei diesen kleinräumigen Desintegrationsprozessen?
- Gibt es Bemühungen die Unterbringung Obdachloser in gewerblichen Pensionen abzubauen? Können kommunale Notunterkünfte saniert und die Nutzungsverhältnisse in einkommensabhängige Mietverhältnisse überführt werden?
- Inwieweit reproduziert die bezirkliche Unterbringungspraxis und das Unterbringungsmanagement der Verbände die soziale Notlage der Betroffenen?
4.1.3. Fragedimension Akteure
- Wie reagieren Wohlfahrtsverbände und andere Träger auf die Armutsdynamik?
- Lassen sich Konfliktlinien zwischen den kostenintensiven Anbietern professioneller Hilfe und den ehrenamtlich getragenen kirchlichen Einrichtungen ausmachen?
- Wie artikulieren die Träger ihre Interessen gegenüber Senat und Bezirk?
- Lassen sich neue Akteure identifizieren, die die Interessen der Armen und Wohnungslosen authentisch artikulieren? Wenn ja, haben diese Akteure feste organisatorische Formen, sind sie institutionell abgesichert? Gibt es unter ihnen Formen der Binnendifferenzierungen? Werden diese neuen Akteure von Bezirk und Verwaltung wahrgenommen? Partizipieren sie an politischen Entscheidungen oder werden sie ignoriert?
- Wie nehmen Politik, Verwaltung, Träger und Betroffene die unsichtbaren Formen der Wohnungslosigkeit wahr? Gibt es niedrigschwellige Angebote für obdachlose Einwanderer und Flüchtlinge? Wie kann man Frauen erreichen, die eher in einer Mißbrauchsbeziehung verbleiben (Wohnungsprostitution) als Hilfsangebote wahrnehmen?
Schließlich läßt sich anläßlich der Wahlen zum Abgeordnetenhaus während des Förderungszeitraumes prüfen, inwieweit Armut und Obdachlosigkeit den Diskurs über die Zukunft Berlins strukturieren. Gelingt es den Trägern, Betroffenen und fortschrittlichen Kräften der Stadt den hegemonialen Entwicklungspfad in Frage zu stellen und soziale Gerechtigkeit einzuklagen? Oder wird innerstädtische Obdachlosigkeit zum wahlkampfwirksamen Thema der inneren Sicherheit?
4.2. Arbeitsprogramm
4.2.1. Untersuchungsbereiche
Im Kontext unserer Forschungshypothese ist es notwendig, nicht allein das Handeln der Akteure zu untersuchen, die sich mit Obdachlosenpolitik auseinandersetzen, sondern auch mit denen, die ihre wohnungs- und sozialpolitische Verantwortlichkeit gerne leugnen. Neben zentralen Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und den zuständigen Senatsverwaltungen und Bezirksämtern ist das Handeln der Senatsverwaltung für Wirtschaft und das der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz zu untersuchen. Weiter ist zu prüfen welche Rolle Polizei und Wachschutzdienste, BVG und Bahn AG spielen, die den Obdachlosen die wichtigen Ressourcen Innenstadt und öffentlicher Raum entziehen. Welche Zielvorstellungen verfolgen diese Akteure hinsichtlich der Obdachlosen, welche Handlungsressourcen kommandieren sie, welche Strategien verfolgen sie?
Zentral ist die Untersuchung der Obdachlosen und ihrer Organisationen: Wie reagieren sie auf die unterschiedlichen Politiken verschiedener Akteure? Mit welchen Taktiken antworten sie auf die Strategien der Ausgrenzung? Entstehen kollektive Lernprozesse, die zu einer veränderten Problemwahrnehmung führen?
Abgesehen von programmatischen Politikformulierungen des Senates und gesamtstädtischen Konflikten, werden wir unser Projekt auf der Bezirksebene focusieren, da hier die Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände konzentriert sind. Wichtiger noch ist, daß sich unsere These von der kleinräumigen Segmentierung hier belegen läßt. Wir denken daran, je einen innerstädtischen Bezirk in Ost und West auszuwählen und einen entwicklungsdynamischen Randbezirk[37]. Wir gehen davon aus, daß sich die krisenhaften Tendenzen in jedem der auszuwählenden Gebiete deutlich unterscheiden und werden die Politik der betroffenen Bezirke und die Angebote der Träger daraufhin befragen, ob und wie sie diesen Unterschieden gerecht werden.
4.2.2. Methoden
Unseren methodologischen Bezugsrahmen bildet die ethnologische Stadtforschung, die davon ausgeht, daß sich globale Prozesse lokal sozialräumlich und im Handeln der Akteure artikulieren (Kokot/Bommer 1991,Welz 1994, Lang 1994)). Die Rekonstruktion der Veränderungen erfolgt über Interviews, Dokumentenanalyse (Sitzungsprotokolle, Aktenanalyse, Auswertung der Tagespresse und der Straßenzeitungen, Fachliteratur) und der teilnehmenden Beobachtung (Sitzungen, Fachtagungen und Veranstaltungen).
Die strukturellen Bedingungen metropolitaner Verarmungsprozesse lassen sich hauptsächlich über Dokumente und Statistiken eruieren, während politische Bedingungen wie das Selbstverständnis der Akteure, ihre Problemwahrnehmung, ihr Verständnis des Verhältnisses von Bürokratie, Politik und neuen Akteuren usw. über strukturierte Gespräche oder Interviews ermittelt werden muß.
Aus unseren Voruntersuchungen hat sich ergeben, daß die teilnehmende Beobachtung sich über die gesamte Dauer des Forschungsvorhabens erstrecken wird, da die Diskussion über Wohnungslosigkeit nicht nur intensiv ist, sondern steten Veränderungen unterliegt. Wir werden unsere Zwischenergebnisse in diesen Prozeß der Diskursformation einbringen (konkrete Publikationsmöglichkeiten bestehen bei MOB und bei der TAZ)[38].
Während der Vorstudie wird der methodische Schwerpunkt auf der Dokumentenanalyse und den Experteninterviews liegen, um die zentralen Interessenskonflikte und die Planungsprozesse in Verwaltung und Verbänden zu rekonstruieren. Hier gilt es zur Erhärtung unserer These des Zusammenhanges von Metropolen- und Armutsentwicklung Daten und Aussagen zu sammeln. In diese Phase fällt die Identifikation der städtischen Teilräume, die wir einer genauen Analyse unterziehen. Im Rahmen dieser Voruntersuchung werden bestehende Kontakte vertieft und neue geknüpft. In diese Phase fällt auch die Ermittlung von Kenntnissen über die praktische Arbeitsweise aller relevanter Akteure und Institutionen. Dank dieser Bestandsaufnahme des Akteursnetzes und der Systematisierung der Arbeitsweisen, kann durch Vorgespräche ein Gesprächsleitfaden für die Intensivinterviews der Hauptphase entwickelt werden. Aufgrund unseres derzeitigen Kenntnisstandes beabsichtigen wir folgende Verteilung der Interviews: Verwaltungen (10-15), Vertreter der jeweiligen Bezirksverordnetenversammlung (je 3-5), Wohnungsbaugesellschaften (5), Wohlfahrtsverbände und Hilfseinrichtungen (10-15), Eigenprojekte der Obdachlosen (15-20). Wegen des Arbeitsaufwandes, den insbesondere Interviews mit sich bringen, soll die Obergrenze 50-60 Expertengespräche nicht überschreiten.
Kritische Stadtforschung kommt ohne Beteiligung der Forscher nicht aus. Wir planen eine Fachtagung mit den Akteuren, Betroffenen und interessierten Wissenschaftlern, um die Kluft zwischen dem Verständnis sozialer Verhältnisse und ihrer Veränderung zu überwinden. Die (fach-) öffentliche Diskussion unserer ersten Forschungsergebnisse soll der Entwicklung angemessener neuer Hilfsangebote und neuer institutioneller Arrangements dienen, die der spezifischen Situation Berlins gerecht werden. Darüber hinaus sollen während des gesamten Forschungsprojektes handlungs- und praxisrelevante Ergebnisse unserer Arbeit den Akteuren zur Verfügung gestellt werden, um den Forschungsprozeß kontinuierlich an die Praxis rückzukoppeln und einen Beitrag zum politischen, administrativen und sozialen Lernen der Handelnden und Forschenden zu leisten. Dadurch sollen differenzierte und problemadäquate wissenschaftliche Analysen und Handlungsspielräume der Praxis gleichzeitig verbessert werden, indem wir unsere Ergebnisse moderierend in die Praxis vermitteln, um Handlungsblockaden und Interaktionshemmnise unter den Akteuren zu beseitigen.
4.2.3. Untersuchungsschritte
Aus dem oben genannten Vorgehen, ergibt sich eine Aufteilung des Arbeitsprogrammes in vier Stufen:
Stufe 1: Voruntersuchung/Vorstudie (Oktober 1995 bis Februar/März 1996)
Oktober bis Dezember 1995
-> Bestandsaufnahme zur aktuellen Armuts- und Obdachlosigkeitsentwicklung in Berlin, zur Struktur und Geographie der Hilfseinrichtungen, zur Identifikation räumlich verfestigter Armutslagen, zur Kompetenzverteilung zwischen Bezirk/Senat/Wohlfahrtsverbänden, insbesondere vor dem Hintergrund der Verwaltungsreform
-> Analyse der Wahlkampfaussagen zu Armut und Obdachlosigkeit in Berlin, teilnehmende Beobachtung von Veranstaltungen in diesem Rahmen.
Januar bis Februar 1996
-> Entwicklung des Erhebungsinstrumentariums (Gesprächsleitfaden), Identifikation der Akteure und Kontaktaufnahme, Auswahl der Bezirke
Stufe 2: Hauptuntersuchung (März 1996 bis Dezember 1996)
März 1996
-> Pretest des Gesprächsleitfadens anhand von Probeinterviews mit je einem Vertreter des Senates, der Bezirke, der Wohlfahrtsverbände, der Wohnungsbaugesellschaften und der Eigenorganisationsformen Obdachloser.
-> Erstellung des ersten Zwischenberichtes
April bis November 1996
-> Durchführung der Intensivinterviews
-> Teilnehmende Beobachtung
-> Erste Auswertung der Arbeitsergebnisse
Dezember 1996
-> Verfertigung des zweiten Zwischenberichtes
Stufe 3: Fachtagung und Auswertung (Januar 1997 bis August 1997)
Januar und Februar 1997
-> Vorbereitung und Durchführung der für Februar vorgesehenen Fachtagung zur Obdachlosigkeit und innovativen lokalen Problemlösungsansätzen in Berlin. Wegen der saisonal bedingten Konjunktur des Themas kann mit erheblicher öffentlicher Aufmerksamkeit gerechnet werden.
März bis Juli 1997
-> Auswertung und Dokumentation der Fachtagung
-> Abschluß der Interviewauswertung und der teilnehmenden Beobachtung
Stufe 4: Schlußbericht (August bis September 1997)
August bis September 1997
-> Anfertigung des abschließenden Forschungsberichtes
4.3 Aufgabenbeschreibung (je Mitarbeiter)
Das oben dargestellte Arbeitsprogramm erfordert zwei wissenschaftliche Mitarbeiter, um den notwendigen Umfang zu bewältigen. Dabei garantiert ein arbeitsteiliges Vorgehen nicht nur ein effektiveres Arbeiten, sondern ermöglicht auch in den einzelnen Arbeitsschritten (Kontakte, Kooperationen und Veranstaltungsbesuche im Rahmen der teilnehmenden Beobachtung und auf die Materialsammlung und -auswertung) auf Kontakte und Ressourcen der Antragsteller zurückzugreifen. Diese orientieren sich an den inhaltlichen Vorarbeiten der Antragsteller (s.u.). Der oben formulierte Anspruch der praxisorientierten, zukunftsgerichteten Erweiterung der Bearbeitungskapazität aktueller lokaler Probleme durch die stete Rückkopplung mit den Gesprächspartner aus der Praxis erfordert die Teilnahme beider Mitarbeiter an jedem Expertengespräch und Interview, um systematisch Kommunikationsstörungen zu erkennen und zu beheben. Die Zusammenführung der Ergebnisse und deren Auswertung bzw. die Erstellung der Zwischenberichte und des Endberichtes wird in Teamarbeit geleistet.
4.3.1. Eigene Vorarbeiten und Studienschwerpunkte
Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter hat sich bereits seit 1991 in unterschiedlichen universitären Arbeitszusammenhängen als erfolgreich erwiesen. 1991 wurde im Rahmen eines Spezialisierungskurses (Staat, Planung, Verwaltung) bei Prof. Dr. Wollmann eine empirische Studie zur Internationalen Bauausstellungs GmbH erstellt (in Zusammenarbeit mit Ö. Sütçü). Unter Betreuung von Prof. Dr. M. Mayer und Dr. R. Roth erarbeiteten die Antragsteller 1992 eine Projektkursarbeit zu innerstädtischen Konflikten und Akteuren am Beispiel der Spandauer Vorstadt in Berlin-Mitte (zusammen mit C. Schneider und C. Schaffelder). Im Rahmen dieser lokalen Fallstudien wurden umfangreiche Expertengespräche geführt.
Bei Priv.-Doz. Dr. B. v. Greiff und Dr. König wurde 1993 eine Projektkursarbeit erstellt, die die räumlichen Konsequenzen 'neuer Produktionskonzepte' zum Inhalt hatte (zusammen mit G. Geiger, D. Veith und H.-J. Passon).
Diese fruchtbare Zusammenarbeit wurde im Rahmen der Diplomvorbereitung und - durchführung fortgesetzt. Die Diskussionen, die während der jeweiligen Diplomphasen auf der Grundlage ähnlicher Studienschwerpunkte geführt wurden, wirkten sich aufschlußreich auf die jeweilige inhaltliche Arbeit aus.
Sowohl die Theorie- und Strategiediskussionen, als auch empirische Studien zur Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik und der 'städtischen sozialen Bewegungen' wurden von den Antragstellern über Jahre hinweg verfolgt. Einen Schwerpunkt bildete die Beschäftigung mit 'lokaler Politik' im Zeichen 'globaler Restrukturierung', von wo sich der theoretische Rahmen und bestimmte analytische Kategorien auch für die hier zu verfolgende Fragestellung ergaben.
Zur Vorbereitung dieses Antrages wurde zur Erarbeitung des Kontextwissens eine Analyse von Presseberichten und Dokumenten ebenso vorgenommen, wie die Auswertung der im Internet/Usenet (insbesondere csf.colorado.edu) international geführten Diskussion. Weiterhin wurden bereits umfangreiche Literatur und Datenbankrecherchen durchgeführt.
Darüber hinaus haben die Antragsteller zur Erstellung des vorliegenden Antrages bereits zahlreiche Kontakte geknüpft (vgl. Kooperationspartner- und einrichtungen) und mehrere Fachkonferenzen, Podiumsdiskussionen und Koordinationstreffen in Berlin besucht.
Von besonderem theoretischem Interesse waren dabei ein internationales Ph. D.-Seminar mit dem Thema 'Economic and Social Restructuring - Technological Change and Local Economic Policy' in Kopenhagen vom 12.-18. September 1994 (nur Jens Sambale) und eine Fachtagung zum Thema 'Stadtforschung und Regulation' in Frankfurt im Januar 1995, in deren Mittelpunkt sozialräumliche Polarisierungstendenzen und deren Regulation in deutschen Städten stand.
Wichtige Informationen und Anregungen für die empirische Arbeit konnten die Antragsteller bei zahlreichen Veranstaltung und Podiumsdiskussionen zum Thema Obdachlosigkeit sammeln. Herauszuheben ist hier die zweitägige Fachtagung der AG Leben mit Obdachlosen (Zusammenschluß überwiegend kirchlicher Obdachlosenprojekte) am 1./2. November 1994 und die Veranstaltung "Obdachlosigkeit und Widerstand. Erfahrungen aus Los Angeles, San Jose, Chicago und Berlin" am 26.07. 1994.
Seit Sommer 1994 besteht eine Zusammenarbeit mit der Obdachlosenzeitung MOB e.V., insbesondere zu deren Vorsitzenden Stefan Schneider, der zu dem Thema Obdachlosigkeit an der HdK promoviert. In diesem Rahmen wurden Kontakte zu Prof. Talmadge Wright an der Loyola University Chicago geknüpft und seit Oktober 1994 eine internationale Kooperation mit der Chicagoer Obdachlosenzeitung Streetwise aufgebaut.
Dipl.-Pol. Jens Sambale
Nach meinem Wechsel von der Johann-Wolgang-Goethe Universität in Frankfurt/M. an das Otto-Suhr-Institut der FU, habe ich mich im Hauptstudium auf Probleme der Stadtentwicklung und Industriegeographie konzentriert . Im Frühjahr und Sommer 1993 habe ich ein sechsmonatliches Praktikum in der Berliner Partnerstadt Los Angeles absolviert, die als Labor post-fordistischer Urbanisierungsmuster gilt. Ich habe mein Praktikum in einem multiethnischen sozialen Projekt (Labor/Community Strategy Center) abgeleistet, das sich der überaus erfolgreichen umwelt- und verkehrspolitischen Mobilisierung der Armuts- und Einwanderergemeinden der Stadt verschrieben hat. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit als Gasthörer an Seminaren der Graduate School of Architecture and Urban Planning (GSAUP) der University of California, Los Angeles (UCLA) teilzunehmen, an der die wichtigsten stadttheoretischen und industriegeographischen Ansätze der letzten Jahre entwickelt wurden.
Dipl.-Pol. Dominik Veith
Nachdem ich mich im Grundstudium mit den Problemen des bürgerlichen Verfassungsstaats in der Bundesrepublik und der Instiutionalisierung von Neuen Sozialen Bewegungen (z. B. DIE GRÜNEN) beschäftigt hatte (v. a. bei Prof. Dr. J. Agnoli sowie Dr. Murphy), legte ich im Hauptstudium mein Schwergewicht auf die Bereiche Stadtforschung und Theorie(n) der Regulation bzw. Fordismus/Postfordismus (u. a. bei Prof. Dr. M. Mayer, Prof. Dr. R. Roth, Dr. D. Rucht und Prof. Dr. P. Grottian). In zwei kürzeren Auslandsaufenthalten wurden theoretische Erkenntnisse praktisch vertieft (1990: Drei Monate in den USA/New York, 1995: Acht Monate in Bern). An der Universität Bern verfolgte ich bei Prof. Dr. C. Honnegger als Gasthörer kultursoziologisch orientierte Veranstaltungen mit dem Teilschwerpunkt Stadt.
Meine Diplomarbeit hat den Funktionswandel der bürgerlichen Kleinfamilie im Fordismus und Übergang zum Postfordismus zum Thema.
Prof. Dr. Margit Mayer
Die betreuende Hochschullehrerin, Prof. Dr. Margit Mayer (John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin) arbeitet seit geraumer Zeit intensiv zu veränderten Formen "Lokaler Politik in der unternehmerischen Stadt" (1990, 1991a&b, 1992a&b, 1994a&b, 1995b&c), die sich weltweit durchsetzen. Die erforderlichen Anpassungsleistungen der Städte favorisieren weniger die traditionellen kommunalen Entscheidungsträger, als daß sie die Einbeziehung nicht-traditioneller Gruppierungen in die Politikformulierung und Implementierung fördern. Häufig geschieht dies in Form von Public Private Partnerships (Mayer 1994a) zwischen kommunalen Institutionen und marktwirtschaftlich orientierten Anbietern. Aber wie die Texte von Frau Mayer zeigen, ist diese Form nicht zwingend, ebensogut können intermediäre Organisationen aus dem Milieu der lokal verankerten Initiativen und Gruppen entstehen, die einen wachstumskritischen Entwicklungspfad fördern. Ihre These einer veränderten Stadtpolitik ist in verschiedenen Fallstudien für unterschiedliche Städte geprüft worden (vgl. Keil 1993), während die Fallstudien zu Berlin rar sind (z.B. das von Frau Mayer betreute laufende Projekt der Berlinforschung von Karin Lenard und Jürgen Ungerer zum Alexanderplatz).
Weitere relevante Erfahrungen für das beantragte Projekt ergeben sich aus ihrem Beitrag zur Neuen Obdachlosigkeit (1983), ihrer jüngsten Hinwendung zur komparativ orientierten Stadtforschung (Mayer 1995a, Mayer/Heinelt 1993) und den fortlaufend angebotenen Seminaren zur Metropolenpolitik. Frau Mayer ist in verschiedene internationale Arbeits- und Publikationszusammenhänge eingebunden, die sich mit verändernden Formen städtischer Regulation befassen (Centre for Research in European Urban Environments, University of Newcastle; International Journal of Urban and Regional Research; Series Editor of Blackwell for Studies in Urban and Social Change).
5. Kooperationspartner
Wir haben vor, mit folgenden Einrichtungen und Personen zu kooperieren. Von einigen haben wir bereits schriftliche Zusagen (*), von anderen telephonische (tel).
5.1. Verwaltungen:
Senatsverwaltung für Soziales (IV), Kontakt: Frau Burkhardt, Tel.: 2122 - 2829 (tel)
Senatsverwaltung für Soziales (Sozialplanung/Stadtentwicklungsplanung), Kontakt: Herr Wiebusch, Tel.: 2122 - 2815 (tel)
Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Wohnungswesen, Stadterneuerung, Bauförderung [IV]), Kontakt: Herr Fuderholz, Tel.: 867 - 4849
Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Mieten und Wohnungspolitik, Neubauförderung [IVA]): Herr Weippert, Tel.: 867 - 4810 (tel)
Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Städtische Wohnungsbaugesellschaften/ juristische Angelegenheiten [IVF/Jur]), Kontakt: Herr Groth, Tel.: 867 - 4703
Senatsverwaltung für Jugend und Familie
Bezirksämter
5.2. Universitäten / Wissenschaft
Prof. Dr. Hartmut Häußermann, HUB, Tel.: 20315-215 (tel)
Prof. Dr. Jens Dangschat, Uni Hamburg, Tel.: 040 - 4123 - 2463 (tel)
Thomas v. Freyberg, Institut für Sozialforschung Frankfurt, Tel.: 069 - 756183 - 41 (*)
Prof. Talmadge Wright, Loyola University Chicago, E-Mail:
Dr. Roger Keil, York University Toronto, E-Mail:
Prof. Dr. Dieter Goll, Evangelischen Fachhochschule für Sozialarbeit Berlin, Tel.: 8214526
Prof. Dr. Otto Schlosser, FHSS Berlin, Tel.: 21458 - 331
Stefan Schneider, HdK Berlin, Tel.: 31852527 (*)
5.3. Wohlfahrtsverbände
Diakonisches Werk, Kontakt: Hermann Pfahler, Tel.: 82097 - 190 (tel)
Caritas, Kontakt über Beratungsstelle Levetzowstraße (s.u.) (*)
5.4. Projekte
MOB, Kontakt: Stefan Schneider und Redaktion, Tel.: 2834624 (*)
Odachlosenzeitungen 'Die Platte' und 'HAZ'
AG Leben mit Obdachlosen, Kontakt: Pastoralreferent H.-J. Ditz, Tel.: 6144052 (*)
Beratungsstelle Levetzowstraße, Kontakt: Sven Bahlmann, Tel.: 3913095 (*)
Obdachlosentheaterprojekt 'Die Ratten', Kontakt: Roland Brus
Plattengruppe Köpenick, Kontakt: Jürgen Putze, Tel.: 6519043
Die Laufmasche; Beratungsstelle für Frauen, Tel.: 28464161/2
Sozialpolitische Offensive Frankfurt/M., Kontakt: C. Petersen, Tel.: 069 - 439396 (tel)
5.5. Wohnungsloseneinrichtungen
St. Michaelis Gemeinde, Kontakt: H.-J. Ditz, Tel: 6144052 (*)
Berliner Initiative Nichtseßhaftenhilfe, Kontakt über Beratungsstelle Levetzowstraße
Wohnungslosentagesstätte Seeling Treff (Charlottenburg), Kontakt: D. Berndt (Leiterin), Tel.: 3212026
Krankenwohnprojekt Lichtenberg Magdalenenstraße, Kontakt: B. Mallman
Wohnungslosentagesstätte Schöneberg, Kontakt: M. v. Münchhofen (Leiter), Tel.: 2117956
5.6. Sonstige
Wohnungsbaugesellschaften (GSW, u.a.)
Die Tageszeitung, Kontakt: D. Wildt (Redakteur für Landespolitik, Berlin), Tel.: 25902 - 246 (*)
6. Literatur
- Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 12/1230 (1992): Große Anfrage der Fraktion der CDU und der Fraktion der SPD über die Lebenssituation Obdachloser und Nichtseßhafter, unter besonderer Berücksichtigung der Frauen, im Land Berlin
- Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 12/3162 (1993): Mitteilung -zur Kenntnisnahme- über die Fortschritte in der Tätigkeit des Senates zur Wiedereingliederung von Obdachlosen und der Verhinderung drohender Obdachlosigkeit
- Arbeitsgemeinschaft Leben mit Obdachlosen (1994): Politische Forderungen, unveröffentliches Manuskripte
- Arbeitsgemeinschaft Leben mit Obdachlosen, o.T., o.J., o.O.
- Alisch, Monika/Jens Dangschat (1993): Die solidarische Stadt: Ursachen von Armut und Strategien für einen sozialen Ausgleich, Darmstadt, 1993
- Amin. Ash (Hg.) (1994): Post-Fordism: A Reader, Oxford
- Arch+ (1994): Von Berlin nach Neuteutonia, Heft 122
- BAGS, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Freien und Hansestadt Hamburg (1993): Armut in Hamburg, Beiträge zur Sozialberichterstattung, Hamburg
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Anmerkungen
[1] Dieser Kampfbegriff des Unmenschen wurde Mitte der 1920er Jahre in der Wanderarmenhilfe zur Stigmatisierung der Fürsorgeempfänger geprägt und bereitete deren spätere Vernichtung diskursiv vor (Treuberg:59).
[*] Alle Zahlen, soweit nicht anders vermerkt, entstammen dem Statistischen Jahrbuch 1993 für Berlin oder der, über Datex-J zugänglichen Datenbank des Statistischen Landesamtes Berlin.
[2] Nach Schätzungen der Treberhilfe halten sich allein im Westteil Berlins 4.500 obdachlose 18-25jährige auf (zitiert in Abgeordnetenhaus 12/1230).
[3] Die tautologische Definition lautet: "Nichtseßhafte sind Personen, die ohne gesicherte wirtschaftliche Lebensgrundlage umherziehen oder die sich ... in einer Einrichtung für Nichtseßhafte aufhalten". Der Begriff der Nichtseßhaftigkeit ist nationalsozialistischen Ursprungs und wird von der Senatsverwaltung für Soziales abgelehnt. Auch der Entwurf zur Neufassung des BSHG verwendet diesen Begriff nicht länger. Zur Karriere des Begriffes vgl. Treuberg (1989).
[4] Vgl. Häußermann/Siebel (1993b).
[5] Der Wohnungsbau geht von 21.671 Wohneinheiten 1971 auf 8.344 neue Wohnungen 1993 zurück, von denen nur noch 3.265 im Sozialen Wohnungsbau errichtet werden.
[6] Der Einwand Obdachlosigkeit entstehe nicht notwendig am Ort ihrer Sichtbarkeit, sondern sei der bundesweiten Attraktivität der Stadt Berlin und ihres Hilfesystems geschuldet, läßt sich zumindest für die registrierten Obdachlosen statistisch nicht erhärten: Von den 1992 nahezu 10.000 erfaßten Obdachlosen in Berlin-West hatten 631 zuvor eine Wohnung in den Altbundesländern, bei 757 Betroffenen war der frühere Wohnsitz entweder nicht auszumachen oder lag im Ausland. Kein Obdachloser kam aus den Neuen Ländern oder aus Berlin Ost! Über 86% hatten also zuvor eine Wohnung in Westberlin (Statistisches Jahrbuch 1993:450).
[7] Die kleinräumige, verdrängungswirksame Aufwertung innerstädtischen Altbaubestandes (Gentrification) artikuliert den Umbau der städtischen Sozialstruktur und die Polarisierung der Einkommen architektonisch, vgl. Smith (1987 und 1992).
[8] Die von den Liebhabern wie den Verächtern der Metropole aufgemachte Antagonismus zwischen dem omnipotenten internationalen Investitionskapital und der wehrlosen Lokalbevölkerung ist nicht haltbar. Erstens verlaufen die Konfliktlinien eher zwischen internationalen Investoren und Lokalunternehmen, wie zum Beispiel. im Berliner Architekturstreit (s. Arch[+] 1994) und zweitens müssen globale Kapitalströme über lokale Akteure und Institutionen in die konkrete Stadt vermittelt werden und sich lokalen Machtverhältnissen anpassen. Das Tauschwertinteresse der Investoren an der Stadt muß immer politisch mit dem Gebrauchswertinteresse ihrer Bewohner vermittelt werden.
[9] So mahnt die AG Leben mit Obdachlosen "Theoriebildung in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Fachhochschulen" (o.O., o.J.) als Bestandsvoraussetzung der Bekämpfung der Obdachlosenkrise an.
[10] Ein Überblick über den Forschungsstand zeigt, daß über weite Strecken die durch Fremdheitserfahrung bestimmte Hilfepraxis, die soziale Marginalisierung und Stigmatisierung und die räumliche Ausgrenzung Obdachloser, durch den Forschungsmainstream reproduziert und in den Stand unhinterfragten Alltagswissens erhoben werden (vgl. Treuberg 7.4.5.)
[11] Friedrich von Bodelschwingh spricht noch 1959 von "Verwitterungserscheinungen am Volkskörper" (zitiert nach Treuberg, 1989:152).
[12] Für einen Überblick siehe Ralf Können (1990: 6.2.1. und 6.2.2.)
[13] Als (einkommens-) arm gilt, wer sich für den Bezug von Sozialhilfe (HLU) qualifiziert.
[14] Laut dem gemeinsamen Armutsbericht von DGB und Paritätischem Wohlfahrtsverband (1994) zählen 42% aller ostdeutschen Haushalte mit 3 oder mehr Kindern zu den Verarmten.
[15] Dazu trägt die administrative Trennung in Obdachlose (Familien und Teilfamillien) und Nichtseßhafte (alleinstehende Männer ohne festen Wohnsitz) bei.
[16] Als Neue Obdachlosigkeit verstehen wir die Erscheinungen der Wohnungslosigkeit, die sich von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung entkoppeln.
[17] Diese Aufsatzsammlung wurde bis in die liberalen Medien hinein positiv rezipiert (Zeit 28.10.1994 und TAZ 22.10.1994)
[18] Das heißt keineswegs, daß der Ansatz völlig untauglich wäre. So kann nur er erklären, wieso Armutsphänomene mittlerweile zur Lebensrealität auch der Mittelschicht gehören und nicht auf den unteren Einkommensbereich beschränkt bleiben, wie die These der 2/3 Gesellschaft suggeriert. Vgl. z.B. den Text von Mädje/Neusüß (1994) zum offensiven Einsatz von Sozialhilfe durch alleinerziehende Mütter in Berlin.
[19] siehe zum Beispiel: Stadt Frankfurt am Main (1988), Breckner et al. (1989), Landeshauptstadt Stuttgart (1990), Stadt Essen (1990), Landeshauptstadt München (1991), Kommunalverband (1992), BAGS (1993)
[20] Grundlegend Esser/Hirsch (1987), für einen Überblick Borst et al (1990), auf europäischer Ebene Heinelt/Mayer (1993), zu Frankfurt/Main Keil/Ronneberger (1993) und Keil/Lieser (1992), zu Hamburg Alisch/Dangschat (1993), zu Berlin Krätke (1991).
[21] Wir begreifen Urbanisierung als das Wachstum und die Veränderung von Städten sowie derer interner sozialer Regulation. Der spezifische Urbanisierungsprozeß ist somit Ausdruck sozialer Praxis.
[22] Zum Beispiel in der Form intermediärer Organisationen, s.u.
[23] Zu den industriegeographischen Konsequenzen, also der Frage: Wer investiert wo und warum?, siehe die Arbeiten von Scott (1988) und Storper (1989 und 1995).
[24] Duisburgs Haushalt ist seit 1975 mit Ausnahme dreier Jahre chronisch defizitär. Die Stadt verliert zwischen 1970 und 1989 109.000 Einwohner (überwiegend jung, qualifiziert und einkommensstark) und 74.000 Arbeitsplätze. Die Arbeitslosenquote beträgt 27% und 33.000 Personen erhalten Sozialhilfe/HLU (alle Zahlen: Rommelspacher 1992).
[25] In diesen ausgesuchten Zentralen (New York, London, Tokio) konzentrieren sich die Entscheidungszentralen transnationaler Konzerne zur Koordination ihrer weltweit verstreuten Produktionsanlagen (Sassen 1991a&b Friedmann 1986 und 1993). Im deutschen Sprachraum werden Zürich und Frankfurt/M. zu global cities zweiter Ordnung gerechnet (Hitz et al 1995). Besonders Frankfurt/Main zeichnet sich durch extreme sozialräumliche Polarisierung und ethnische Segmentierung der Arbeits- und Wohnungsmärkte aus (Ronneberger 1994a, Keil/Ronneberger 1993 und 1991, Stadt Frankfurt am Main, 1988).
[26] Nach dem programmatischen Wandel der Stadtentwicklungspolitik in Hamburg 1983 from ships to chips, von der Schwerindustrie zu Hochtechnolgie und Dienstleistungen steigt das lokale Bruttosozialprodukt zwar von 75 Millionen auf 125 Millionen (1992) bei steten Arbeitsplatz- und Bevölkerungszuwächsen, doch gleichzeitig wächst der Bevölkerungsanteil der permanent von Sozialhilfe abhängig ist 1992 auf 10% (vgl. Wüst 1994).
[27] Diese Annahme erhöhter städtischer Handlungskompetenz wurde als Theorie des lokalen Staates in Großbritannien entwickelt (Duncan/Goodwin 1985 und Duncan/Goodwin/Halford, 1987) und seit Mitte der 80er Jahre auch in der Bundesrepublik rezipiert. Für Berlin vgl. Krätke/Schmoll (1987), generell Mayer (passim) und Blanke (1991), ablehnend Häußermann (1991a&b).
[28] Vgl. Zum Beispiel Ronneberger zur expressiven Ungleichheit in Frankfurt am Main: "Während die moderne Großstadt für Egalität und Massenkultur stand, stellte metropolitane Urbanität eine Form dar, in der soziale Gegensätze als ein natürlicher Bestandteil pluraler Lebensstile legitimiert und festgeschrieben werden konnte" (1994:255).
[29] Die Sicherung der hohen Attraktivität und Lebensqualität innerstädtischer Erlebnisräume wird in Krisenzeiten zur Aufgabe von Architektur, Polizei und Wachdiensten, die sanitäre Funktionen erfüllen und den Zugang zu öffentlichen Räumen kontrollieren. Ethnizität und Kaufkraft reglementieren den Zugang und setzen so besonders jugendliche Einwanderer und Obdachlose einem steten Vertreibungsdruck aus, vgl. Davis zu Los Angeles (1990) und Eick zu Berlin (1994).
[30] Die Summe der Mietschulden allein der Ostberliner Wohnungsbaugesellschaften beträgt mittlerweile 51 Millionen DM (Tagesspiegel 11. 10. 1994).
[31] In der Euphorie der Haupstadtentscheidung wird 1991 ein jährlicher Büroflächenbedarf von 900.00 qm prognostiziert (Krätke 1991) - trotz des vorhandenen Nachholbedarfes eine überzogene Zahl, da selbst die Boomtown Frankfurt/M im Jahresdurchschnitt nur 360.000 qm absetzt. Gegenwärtig sind 11 Million qm Bürofläche im Bau oder in Vorbereitung, 280.000qm stehen bereits leer (Bündnis '90/DIE GRÜNEN, 1995:46)
[32] Allerdings wird das Problem auch exklusiv hier fixiert.
[33] Die skandalösen Zustände in diesen überteuerten Läusepensionen haben dazu geführt, daß mittlerweile an einer überbezirklichen Vereinbarung zur Kontrolle gewerblicher Herbergen gearbeitet wird (Berliner Zeitung 8.10.1994).
[34] Vor allem in den östlichen Stadtbezirken zeichnet die Überschuldung von Haushalten alleinerziehender Frauen mit der absehbaren Konsequenz des Wohnungsverlustes ab (Abgeordnetenhaus12/3162:5).
[35] In den USA sind die Prozesse des Community-Building und des Collective Empowerment unter Obdachlosen weitaus besser untersucht. Siehe z.B. Wright (1993 und 1994), Ruddik (1995), Wagner/Cohen (1991), Wolch/Dear (1993) etwas sensationalistisch Toth (1994), auf deutsch Keil/Ruddik (1988).
[36] Derzeit sind 590.000 Wohneinheiten im Besitz städtischer Wohnungsbaugesellschaften, diese Zahl soll bis zum Jahr 2000 auf 443.000 verringert werden (Tagesspiegel 23.08.1994).
[37] Kreuzberg bietet sich wegen der internationalisierten Bevölkerung und nachtraditionellen Lebensformen zur Untersuchung unsichtbarer Formen der Obdachlosigkeit an. Zudem weist der Bezirk schon im Oktober 1989 fast 1000 untergebrachte Obdachlose und 110 Bauwagen und Zelte auf (BINFO 1990), was auf eine lokale Konzentration der Obdachlosen schließen läßt: Über 10% der Betroffenen auf weniger als 1.5% der Stadtfläche.
[38] siehe Anhang.
Vollständiges Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung
2. Kurzbeschreibung des Forschungsgegenstandes
3. Forschungsstand : Obdachlosigkeit und Metropolenentwicklung
3.1. Obdachlosigkeit
3.1.1. Obdachlosigkeit und Armutsentwicklung
3.2. Metropolenentwicklung
3.2.1. Globalisierung und Lokalisierung
3.2.2. Metropolenpolitik
3.2.3. Die Restrukturierung der Innenstädte
3.3. Berlin : Vom Ort ideologischer Konfrontation zu internationaler Integration
3.3.1. Struktur der Hilfsangebote in Berlin
3.3.1.1. Wohlfahrtsverbände
3.3.1.2. Neue Akteure
4. Konzeptioneller Rahmen des beantragten Forschungsprojektes
4.1. Fragedimensionen
4.1.1. Fragedimension Senat
4.1.2. Fragedimension Bezirk
4.1.3. Fragedimension Akteure
4.2. Arbeitsprogramm
4.2.1. Untersuchungsbereiche
4.2.2. Methoden
4.2.3. Untersuchungsschritte
4.3. Aufgabenbeschreibung (je Mitarbeiter)
4.3.1.Eigene Vorarbeiten und Studienschwerpunkte
5. Kooperationspartner
5.1. Verwaltungen
5.2. Universitäten / Wissenschaft
5.3. Wohlfahrtsverbände
5.4. Projekte
5.5. Wohnungsloseneinrichtungen
5.6. Sonstige
6. Literatur
Anmerkungen
- Schweizer, Sabine: Theater - Der Weg zum Empowerment. Wien 1997
- Neubart, Justus: Struktur der Hilfen für wohnungslosen Menschen in Berlin. Berlin 1997
- Preisendörfer, Bruno: Leute, auf die es nicht ankommt. Berlin 2007
- Riege, Marlo: Entzieht die Wohnungsnot der sozialen Arbeit die Basis. Mönchengladbach 1994