Guten Tag!
Nachstehender Text von Peter Lohmann, Reiner Leibbrand und Meike Lüdemann ist das Vorwort zur ersten Ausgbe von
Rieger, Jonny: Fahr zur Hölle, Jonny. — 1. Aufl. Hamburg: Buntbuch, 1984. ISBN 3-88653-062-0
Ich dokumentiere diese Text an dieser Stelle mit der Absicht, daß das Wissen über einen zu unrecht fast vergessenen Autoren der Brüderschaft der Vagabunden bewahrt bleibt und er weiterhin gelesen wird.
Stefan Schneider
Peter Lohmann, Reiner Leibbrand und Meike Lüdemann
Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe (Rieger, Jonny: Fahr zur Hölle, Jonny. — 1. Aufl. Hamburg: Buntbuch, 1984. ISBN 3-88653-062-0)
Jonny Rieger, 1908 in Berlin geboren, lebt heute, 1984, in Dänemark, genauer in Fredensborg auf der Insel Seeland in seinem »Indian Huset«. 76 Jahre liegen dazwischen. Aufgewachsen noch unterm Kaiser, dann der 1. Weltkrieg, Novemberrevolution, Weimarer Republik, Faschismus und 2. Weltkrieg. Die Jahre des Wiederaufbaus hat Jonny Rieger nicht miterlebt. Er blieb in Dänemark. Ein alter Mensch. Wie denkt er heute? Wir wußten: Jonny war in den zwanziger Jahren Vagabund. 1926/27 zog er nach Hamburg, um ein Schiff, zur Not auch als Schwarzfahrer, zu entern. Vagabund? Für uns ein vager Begriff.
Jonny schreibt: »Jahre nachher, als ich mein erstes Vagabundenbuch "Fahr zur Hölle, Jonny" geschrieben hatte, bekam ich viele Briefe von verschiedenen Menschen, und sie fragten: "Ja, das ist ja wunderbar, wie macht man das? Wie richtet man sich ein? Wie zieht man los? " Und dann schrieb ich einen Brief zurück mit den Worten: "Ich ging." Man geht, nicht war. Man geht los, und man läßt alles zurückfallen. Das klingt sehr egoistisch, nicht? Ich bin nicht philosophisch eingerichtet, aber man denkt an Stirner: Der Einzige und sein Eigentum. Und zum Beispiel an Traven. Weg von der Masse, Massenhysterie, diesen Massenveranstaltungen, wo alles ersäuft und was ja auch endet in diesem "Wollt ihr den totalen Krieg?" Wenn man da zu den Menschen zurückkehrte, eines schönen Tages und sagte, es ist ja der Mensch, das Individuum, um das es geht. So verstehe ich Traven und diesen Mann von Braila, Panait Istrati oder Maxim Gorki, der sagte: "Was auch geschieht zum Besten und zum Schlechtesten, aber immer will ich den Menschen im Mittelpunkt." Ich hoffe, es wird eine Zeit kommen, wo diese Massenkrankheit, ob es in China auf dem Roten Platz, in Paris oder New York ist, verschwindet. Eines Tages, da steht der nackte Mensch und sagt, wie ich es nach einem Interview mit Panait Istrati in einem Buch geschrieben habe: Sag "nein" dazu, wenn sie dich für all ihre Vaterländer totschlagen wollen! Du hast nichts als dein nacktes Leben. Es gibt keine Vaterländer. Es ist doch ein Unsinn, es ist rechts und links vom Rhein, rechts und links vom Ticind-Fluß immer dasselbe. Auf der einen und auf der anderen Seite, es ist doch ein ewiger Irrsinn.«
Der hier wieder veröffentlichte Roman ist 1936 von der Exil-Büchergilde in Zürich aufgelegt worden. Gelesen wurde er von den Emigranten, auf der Flucht vor Hitlers Armeen. In einem deutschen Verlag ist das Buch, auch nach dem zweiten Weltkrieg, nicht mehr herausgebracht worden. Jonny Rieger gehört zu den vergessenen Schriftstellern. Und er gehörte zu den Vagabunden, deren Existenz, wenn überhaupt, nur als soziale Randgruppe beachtet wurde.
1981 Ascona.
In den dortigen Buchläden ist ein Buch von Jonny Rieger erhältlich. »Ein Balkon über dem Lago Maggiore.« Ein Reisebuch — für die dort weilenden Touristen. Und in diesem Ort wohnt ein Frau. Jo Mihaly. Auch Jo Mihaly ist getippelt. Seit dieser Zeit verbindet sie eine tiefe Freundschaft zu Jonny Rieger. Jo ist eine einzigartige Frau, und in einem Vorwort zu diesem Roman darf die Beschreibung ihres Lebensweges nicht fehlen. Jo Mihaly ist 4902 in Schneidemühl (heute Pilna) geboren. Nach Abschluß einer Tanzausbildüng tritt sie zunächst als Zirkus-, Variete- und Bühnentänzerin auf, später gestaltet sie, vor allem in Berlin, eigene Programme mit sozialkritischen und religiösen pantomimischen Tänzen. Sie geht ebenfalls auf die Wanderschaft und ist Mitstreiterin in der »Bruderschaft der Vagabunden«.
Im April 1933 muß sie mit ihrem Mann Leonhard Steckel und der Tochter Anja in die Schweiz emigrieren. In Paris und Zürich tritt sie gemeinsam mit Ernst Buch auf. Sie ist Mitbegründerin der Kulturgemeinschaft der Emigranten und aktiv im »Nationalkomitee Freies Deutschland«. Nach dem Krieg leitet sie die »Freie Deutsche Kulturgemeinde« in Frankfurt. Seit 1949 lebt sie in Ascona und ist dort bis heute auf kulturellem Gebiet tätig. Ihr schönstes Buch: »Michael Arpad« ist im Berliner LitPol-Verlag erhältlich.
Jo Mihaly machte uns auf Jonny aufmerksam. Beide verbindet sie ein offener und freundschaftlicher Briefwechsel. Trotz aller Wirren in ihren Leben haben sie sich nie aus den Augen verloren. Sie sorgen sich um das Leben des anderen und haben Teil an dessen Freude. Erst 1981 konnten sie sich in Ascona anläßlich von Filmarbeiten für einen Dokumentarfilm über Vagabunden wiedersehen. Sie trafen aufeinander, nachdem sie sich Jahrzehnte nicht gesehen hatten. Jo Mihaly hat diesem Roman ein Gedicht gewidmet.
Die Straße ist ein Meister
mit Hammer, Stichel und Stein
sie grub in meine Visage
die ganze große Blamage
bewundernswert hinein.
Jo wußte um den zu Unrecht vergessenen Freund. Sie machte uns neugierig. Wir müssen ihr danken, denn wir fanden in Fredensborg nicht nur einen Schriftsteller, sondern auch einen guten Freund.
Noch in der Schweiz stöberten wir in den Antiquariaten und fanden die Ausgaben der Bücher Jonny Riegers. Dann machten wir uns auf den Weg nach Fredensborg. Wir fanden einen Menschen, der sich nicht um sein Leben betrogen fühlt. Zusammen mit seiner Frau Eva empfing er uns warm und herzlich. In der ganzen Zeit unseres Zusammenseins gab es keinen einzigen Augenblick der Fremdheit. Jonny zeigte uns einen Zeitungsausschnitt. Junge Leute hatten in Kopenhagen ein Haus besetzt. Sie sagten 'in dem Interview: »Wir wollen unser Leben selbst bestimmen.« Da war es wieder — sein Motto! Stolz las er es uns vor. Da war seine Hoffnung, seine Hoffnung auf das Individuum Mensch. Wir verbrachten drei Tage und Nächte bei ihnen. Sie zogen uns mit in den Strudel ihres Lebensgefühls. Wir tranken mit ihnen, hörten spannende Geschichten und lauschten bis tief in die Nacht den Liedern von Brecht und Tucholsky. Das gemeinsame Lebensgefühl machte das unterschiedliche Alter uninteressant. Axel Eggebrecht fiel uns ein, der vom Bündnis der zornigen alten Menschen mit der jungen Generation sprach.
»Die Straße ist ein Meister«, schreibt Jo Mihaly. Und dies ist das Thema, des uns vorliegenden Romanes, in dem ein Stückchen der Utopie des befreiten Individuums Mensch steckt.,
Hamburg, im Januar 1984
Peter Lohmann
Rainer Leibbrand
Meike Lüdemann.
Ich bin in die Ferne gewandert,
soweit der Himmel ist –
ich habe in manchen Spelunken
mein Quantum Verstand vertrunken
und wieder mich nüchtern geküßt...
Die Liebe fand ich am Wege,
Begeisterung trank ich im Wein.
Ich soff mit manchem Lumpen
zusammen aus einem Humpen
und blieb doch immer allein.
... Die Straße ist ein Meister
mit Hammer, Stichel und Stein –
sie grub in meine Visage
die ganze große Blamage
bewundernswert hinein.
Jo Mihaly
Nachlaß Jonny Rieger im Deutschen Literaturarchiv Marbach
A. Nachlaß
1. Manuskripte
2. Verschiedenes
3. Briefe von ihm
4. Briefe an ihn
5. Zugehörige Materialien
6. Manuskripte anderer
B. Material in anderen Abteilungen
1. Dokumentationsstelle Zeitungsausschnitte
2. Bildabteilung: Photos
3. Bibliothek
3.1. Bücher von Jonny Rieger
3.2. Bücher von anderen Autoren
3.3. Zeitschrift
A. Nachlaß
1. Manuskripte
- "Ein Balkon über dem Lago Maggiore. Tessiner Reiseverführbuch". Dr.T.
Daraus: "Lusingano irgendwo im Tessin". Dr.T. - Typoskript dänische Fassung-
" : "Monte Verita, der Berg der Wahrheit". Dr.T. - Typoskript dänische Fassung- - "Manden, der kaldte sig B.Traven". Artikel über Traven, 1969
Typoskript u. Zeitungsausschnitt
Dabei: Traven-Typoskripte u. Dramatisierung von Travens 'Totenschiff' - "Mein Leben gehört mir". Kurzfassung Typoskript
- "Tibetanisches Intermezzo". Typoskript pag.162-179
- "Das Vermächtnis des 'rasenden Reporters1". Über Egon Erwin Kisch
Typoskript Durchschi. Mit weit.Durchschi. Mit dänischer Fassung - Konv. Japanische Studien.
Mit Photomaterial von Holzschnitten japanischer Künstler,
Bildbeschreibungen etc. 5 Mappen
2. Verschiedenes
- Diverses, darunter Notizen und Abschriften
3. Rieger, Jonny: Briefe von ihm an:
- Die Arche Verlag
- Büchergilde Gutenberg
- Europa Verlag
- Ferien-Journal Ascona
- Haerdter, Michael
- Kirsten, Wulf
- Lohmann, Peter
- Manz, Hanspeter
- Mihaly, Jo
- Schuler-Verlag
- Tombrock, Hans
- Trappmann, Klaus
- Verlag Die Waage
4. Rieger, Jonny: Briefe an ihn von:
- Die Arche Verlag
- Bihalji, Oto
- Bittner, Günter u.Ingeborg
- Bruijn, R de
- Büchergilde Gutenberg
- Buntbuch-Verlag (Peter Lohmann, Rainer Leibbrand, Meike Lüdemann)
- Dressler, Bruno
- Falken-Verlag
- Ferien-Journal Ascona
- Galliker, Adolf
- Gerhardt Verlag
- Gramm, Ruth
- Guth?, K H
- Haerdter, Michael(Künstlerhaus Bethanien)
- Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe
- Hartmann, Godfred (dänisch)
- Holmström, Alex (dänisch)
- Humm, Rudolf Jakob
- Kirsten, Wulf
- Koall, Stephan
- Lassen, Erik (dänisch)
- Lesser, Rudi
- Lindblom, Harry (Svenska Facklärarförbundet, schwedisch)
- Linse, Ulrich
- Lohmann, Peter;Rainer Leibbrand
- Lüdemann, Meike
- Manz, Hanspeter (Libreria della Rondine)
- Mihaly, Jo -umfangreich-
- Mueller-Stahl, Hagen
- Muller, Marguerite
- Nielsen, Birgit (dänisch)
- Portman, Mads (Kunstindustrimuseet, dänisch)
- Preczang, Ernst
- Schütz, Erna
- Schuler-Verlag
- Schwaz?,Erich
- Sender Freies Berlin
- Steffensen, Steffen (dänisch)
- Stettier, Walter
- Stiefermann, Rudolf
- Strauß,
- Tetschlag, Meta u.Peter
- Trappmann, Klaus
- Verlag Die'Waage
- Voss, Erwin
- Wieder, Josef
- Ziegerer, Andrej
- Unbekannte (Vornamen)
- Bettermann, Gerhart an Klaus Trappmann -Kopie-
5. Rieger, Jonny: Zugehörige Materialien
Bibliographie, Presserezensionen
Konv.Verlagsvertrage mit: Aare Verlag, Büchergilde Gutenberg, European-American Literary Agency, Falken-Verlag, K.E.Hermanns Forlag, Kooperativa Forbundet Bokförlag, Vilhelm Priors Forlag, Hans Reitzels Forlag, Schuler-Verlag, J.H.Schultz Forlag, Tessloff Verlag, Eiler Wangeis Forlag, Wiener Volksbuchverlag
6. Manuskripte Anderer
Gog, Gregor: "Jonny" -Kopie- ; "Septembertage" -Kopie-
Mihaly, Jo : "Die Flucht nach Corippo"; "Der genagelte Weihnachtsbaum" Für J
Zugehörige Materialien. Zu Anderen
• Tombrock, Hans (Maler): Bildverzeichnis für Vagabunden-Ausstellung
B. Rieger, Jonny: Material in anderen Abteilungen
1. Dokumentationsstelle: Zeitungsausschnitte
- 'Tysk'= Deutschsprachige Artikel 1 Schachtel
- 'Dansk'= Dänische Artikel 1 Schachtel
- 'Svensk'= Schwedische Artikel 1 Schachtel
Schwarze Mappe mit folgenden Beiträgen:
Über Jonny Rieger: A.G. "Fahr zur Hölle, Jonny!
Von Jonny Rieger:
- "Platinblond"
- "Liebe zu Märkten"
- "Natur"
- "Wo die Erde bebt"
- "Schwarze Eidechsen"
- "Die weisse Stadt am Meer"
- "Rumba Cuba"
- "Wir sahen den Mond über Surabaya"
- "Atlantik-Erleben"
- "Wenn du mal in Hawaii bist..."
- "10.000 Kilometer mit dem Trans-Sibirien-Expreß"
- "Goldener Spätsommer. Rote Krim, Schwarzes Meer"
- "Das verlorene Paradies"
- "Auf einer Bank in Barcelona"
- "Das Land der dunklen Schiffe"
- "Kopenhagen - Das nordische Idyll"
- "Heimweh nach dem Lago Maggiore"
- "Das Vermächtnis des 'rasenden Reporters'"
- "Aberglaube-Ehrfurcht-Arbeit der Leidensweg des chinesischen Kindes"
- "Reisen"
- "Europa-müde"
- "Ein Weltreisender über einen anderen. Gerd Rieger gegen Colin Roß".
Mehrere Artikel über die Schweiz, Mexiko, China und Japan
2. Bildabteilung: Photos
- Photo-Material zu dem Buch "Ein Balkon über dem Lago Maggiore. Tessiner Reiseverführbuch", erschienen im Schuler-Verlag - 1 Schachtel
- 1 Pfeifenschachtel (Orlik Pipes) mit kleinen, vom Autor beschrifteten Photos
- 3 große weiße Foto-Alben in Schubern mit eigenen Photos
- 124 Schwarz-Weiß-Photos: Photos, Jonny Rieger darstellend u. Reisephotos - 1 Umschlag
- 112 z.T.recht kleine Schwarz-Weiß-Photos aus Japan und China - 1 Umschlag
- 20 Schwarz-Weiß-Photos aus Japan, China, Mexiko, dem Tessin usw. - 1 weißer Umschlag
- 82 Einzelphotos, vom Autor, von Freunden und Bekannten, schwarz¬weiß und farbig, sowie ungezählte Photos in Phototaschen - 1 Schachtel
- Verschiedene Materialien, darunter 47 Photos - 1 Mappe
3. Bibliothek
I. Bücher von Jonny Rieger
a) Deutschsprachige Ausgaben:
- "Ein Balkon über dem Lago Maggiore. Tessiner Reiseverführbuch". Stuttgart: Schuler-Verlag 1957
- "Fahr zur Hölle, Jonny!" Zürich, Prag: Büchergilde Gutenberg 1936
- "Fahr zur Hölle, Jonny!" Hamburg: Buntbuch 1984
- "Feuer im Osten" Zürich: Büchergilde Gutenberg 1935 = 2 verschiedene Ausgaben
- "Gier und Sehnsucht großgeschrieben" Stuttgart: Seewald und Schuler 1955
- "Mein Leben gehört mir" Stuttgart: Schuler-Verlag 1963
- "Mein Leben gehört mir" Hamburg: Buntbuch 1982
- "Reisefieber" Zürich: Falken-Verlag 1948
- "Reisen zu Göttern und Menschen" Hamburg: Akros Verlag
- "Reisen zu Göttern und Menschen" Stuttgart: Schuler Verlag
- "Tropenfrucht" Zürich: Büchergilde Gutenberg 1946
- "Wir sahen den Mond über Surabaya" Stuttgart: Schuler-Verlag 1958 (unter dem Pseud. Eva von Kniggej
b) Fremdsprachige Ausgaben (Nicht in deutscher Sprache erschienen)
- "Shanghai saknar all Rättfärdighet" (Shanghai kennt keine Gerechtigl - Nur in schwedischer Sprache erschienen -
- "De Overlevende", "De Överlevande" (Die Überlebenden) - Nur in dänischer und schwedischer Sprache erschienen -
- "Jamen - du ler jo ikke" (Aber - du lachst ja nicht) -Nur in dänischer Sprache erschienen -
c) Fremdsprachige Ausgaben (Auch in deutscher Sprache erschienen):
- "Loop naar de Duivel, Jonny!" ("Fahr zur Hölle, Jonny!")
- "Resfeber"; "Rejsefeber" ("Reisefieber)
- "Tropgefragt" ("Tropenfracht)
II. Bücher von anderen Autoren
- Walter Kolbenhoff: "Von unserm Fleisch und Blut. Roman" Stockholm: Bermann-Fischer 1947
- Mogens Otto: "Ich - ein Seemann" Kopenhagen: Stig Vendelkaers 1968
- In Memoriam Peter Schifferli 1921-1980
- B.Traven: "Land des Frühlings" Zürich: Büchergilde Gutenberg 1936
III. Zeitschrift
"Büchergilde. Zeitschrift der Büchergilde Gutenberg"
- 1934, Nr 7 (Juli), 2 Ex.
- 1935, Nr 1 (Januar), 4 (April), 9 (September)
- 1936, H. 1,2,8 (Januar, Februar, August)
- 1938, H. 6 (Juni), 2 Ex.
- 1939, H. 2 (Februar), 2 Ex., 6 (Juni), 10 (Oktober)
- 1948, H.11 (November)
sowie Teile weiterer Hefte.
In einem Gespräch über Jonny Rieger am 26.04.1993 mit Klaus Trappmann teilte mir dieser folgendes mit:
- Der Nachlass von Rieger ist in Marbach zu finden, im Deutschen Literatur - Archiv. Dort seien seine Bücher, seine Literatur und andere Unterlagen zu finden, jedoch ist vieles verloren gegangen.
- Das Haus in Sörup (?) steht noch, Rieger ist dort (am Haus?) beerdigt, er wollte es so. Seine Frau ist vor ihm an Krebs gestorben, er und sie waren dufte Kumpel, sie haben sich sehr geliebt. Nach ihrem Tod ging es mit ihm bergab, er hatte einen Schlaganfall, wollte nicht mehr reisen, auch den Hund nicht allein lassen.
Seine Tochter war (zeitweise) in der Psychiatrie, heute wieder (?), Rieger hat sich viele Sorgen um sie gemacht. Die Tochter lebt noch und hat früher häufig bei Trappmann angerufen. - Trappmann hat eine Sendung beim SFB über Rieger gemacht, die Kasette vom Gespräch mit ihm (bzw. der Sendung) ist zur Zeit verliehen.
- Rieger war ein Einzelgänger, hat nur ungern von sich gesprochen, hat nicht viel über sich rausgelassen. Dennoch einer der sympathischten Menschen, die Trappmann kennen gelernt hat.
- Rieger war
den Bürgern zu links,
den Kommunisten zu anarchistisch, deshalb wurden seine Bücher in der DDR auch nicht verlegt, anders als Marchwitza , der in der DDR sein Comeback feierte.
87 15 70 Ende der Notiz.
»Hagashima duselt im Hause umher. Er weiß nicht recht, was er will. Sein Werk quält ihn. In Betrachtungen versunken, gurgelt er einen Whisky hinunter und noch einen zweiten. Den Kummer ersäuft man. Dann folgt die Erregung. Die muß sich austoben. Das nennt man produktive Arbeit. Sie ermüdet und bereitet neuen Kummer. So wird die Flasche allmählich leer. Er ist betrübt über diese Feststellung. Törichte Angewohnheit. Man sollte die Flaschen überwinden. Aber sie sind zum Bestandteil seines Lebens geworden. Eines überflüssigen, erloschenen Lebens. Er wird sich nicht bewußt, daß die weiße Flüssigkeit in den Flaschen für ihn eine tiefere Bedeutung hat. Der brennende Trank ersetzt das erkaltende Blut eines Sterbenden. Er beschwört den glühenden Traum und die erhitzte Phantasie. Dieses weiße, wassergleiche Zeug vor ihm im Glas. Übrigens denkt Hagashima nicht mehr. Er schwimmt in einer wohligen Gedankenlosigkeit. Den Kopf in beide Hände gestützt, sitzt er vor seinem niedrigen Schreibtisch, die Füße untergeschlagen, auf dem weichen Mattenboden. Sein Alter meldet sich. Mildtätige weiße Schleier zieht der Alkohol über sein Denken. Die Schleier zerfließen in süße, wiegende Träume. Leicht und ziehend wie ein fernes Schiff am Horizont. Hagashima ist eingeschlafen.«
Jonny Rieger. Feuer im Osten. Roman. Zürich: Büchergilde Gutenberg 1935, S. 237f
Jonny G. Rieger - Ein Balkon über dem Lago Maggiore - Verzeichnis der Zeichnungen (Friedr. Meinhard)
Tessin - Karte (Umschlaginnenseiten)
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[78] - (Carlo Vester)
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[126]
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[181] - (Brücke im Onsernonetal)
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[233]
[261]
Zeichnungen: Friedrich Meinhard
- Jonny G. Rieger - Ein Balkon über dem Lago Maggiore - Verzeichnis der Fotografien
- Jonny G. Rieger - Ein Balkon über dem Lago Maggiore - Abschied von einem Balkon
- Jonny G. Rieger - Ein Balkon über dem Lago Maggiore - Novaggio - das Dorf der Spaßvögel
- Jonny G. Rieger - Ein Balkon über dem Lago Maggiore - Lusingano - Irgendwo im Tessin