28.08.2006 - Die Linkszeitung - LIZ: Ein Leben lang Generalstreik
Was "Strassenfeger" und Dreigroschenoper verbindet
Bei jeder Vorstellung stehender Applaus: Die Dreigroschenoper im Berliner Admiralspalast wird bis 1. Oktober verlängert.
«Ein Leben lang Generalstreik»
Tiefe Freundschaft: Tombrock und Brecht
Berlin (LiZ). Eine Sonderausgabe widmet die Berliner Obdachlosen-Zeitung "Strassenfeger" ihrer Medienpartnerschaft mit der Inszenierung der Dreigroschenoper im neuen Berliner Admiralspalast mit Klaus-Maria Brandauer und Campino, dem Sänger der "Toten Hosen". Der "Strassenfeger" wird vom Selbsthilfeverein für Obdachlose und Arme in Berlin, "mob", herausgegeben und dieser verweist auf eine 70-jährige gemeinsame "Vorgeschichte" mit der Dreigroschenoper.
Bereits in den zwanziger Jahren habe es eine Bruderschaft der Vagabunden gegeben, die recht aktiv gewesen sei, Ausstellungen und einen legendären Vagabundenkongress in Stuttgart organisiert habe. Jene Vagabunden- Bruderschaft habe damals ebenfalls eine eigene Zeitung herausgegeben, den "Kunden", später den "Vagabunden", eine Art historische Vorform des "Strassenfeger" also. Ihre Parole lautete: "Generalstreik ein Leben lang". Einer aus dieser Gruppe nun sei Hans Tombrock gewesen. Tombrock lernte Bert Brecht in Schweden kennen, im Exil. Beide verband von da an eine tiefe Freundschaft.
Die Aufführung der "Dreigroschenoper" in Berlin ist trotz schlechter Kritiken ein wahrer Publikumserfolg und Kassenschlager geworden. Mit 60.000 Eintrittskarten sei die Produktion die "erfolgreichste Theaterinszenierung des Jahres", so der Produzent Lukas Leuenberger. Jede Vorstellung sei vom Publikum mit stehendem Applaus gefeiert worden. Inzwischen ist die "Dreigroschenoper" um eine Woche verlängert worden. Bis 1. Oktober wurden sechs zusätzliche Vorstellungen angesetzt. Eine weitere Verlängerung sei jedoch wegen der Terminverpflichtungen der Darsteller nicht möglich, so die Veranstalter.
linkszeitung.de/content/view/49754/52/
15.08.2006 - Esslinger Zeitung - Verena Großkreutz: Weder Haifisch noch Zähne
Brandauer inszeniert Brechts "Dreigroschenoper" und scheitert auf niedrigem Nivea
Berlin - Schon lange war sie als Sensation zum 50. Todestag Bertolt Brechts angekündigt und gehypt worden: Klaus Maria Brandauers prominent besetzte Inszenierung der Brecht-Weillschen "Dreigroschenoper". Gleichzeitig sollte sie die Wiedereröffnung des Admiralspalastes in der Berliner Friedrichstraße feiern, jenes Gebäudes, das 1910 als Vergnügungsprachtbau seine Pforten aufgetan hatte und 1998 als "Metropol"-Operetten-Theater geschlossen worden war. Mit der Restaurierung des neoklassizistischen Theatersaals war man zwar zur Premiere fertig geworden, das übrige Haus aber war immer noch eine Baustelle. An den Sektgläsern klebte Baustaub.
Brandauer hatte mit dem "Tote-Hosen"-Frontman Campino die Rolle des Mackie Messer besetzt und den Medien damit ein delikates Häppchen in die Arena geworfen. Doch dass der Abend zu einer langweiligen Peinlichkeit werden sollte, zeigte sich bereits, als das Licht im Zuschauerraum ausging. Der Vorhang öffnete sich zu Edgar Elgars berühmtem "Pomp-and-Circumstances"-Marsch, und flugs war im Raum, was Brecht und Weill verbannen wollten: Pathos und Sentimentalität. Hier war einer ohne Konzept und musikalischen Sachverstand ans Werk gegangen.
Personenführung? Fehlanzeige
Was folgte, war eine spannungslose Aneinanderreihung von uninspiriert vorgetragenen Musiknummern und oft dilettantisch gespielten Sprechszenen, die nichts von der bissigen Unterweltstragikomödie übrig ließen. Eine Personenführung war nicht erkennbar. Gottfried John spielte den profitgierigen Bettlerchef Peachum steif und farblos, Katrin Sass als seine Frau setzte auf Ohnesorg-Theater, und Campino war weder Haifisch, noch hatte er Zähne: ein grauer Herr, der nur einmal ein wenig gewaltbereit wirkte, als er seinem Gaunerkollegen völlig unmotiviert eine Flasche auf den Kopf schlug, so dass der arme Mann noch längere Zeit mit den Glassplittern in seinem Hemdkragen zu kämpfen hatte.
So gab die eine Länge der nächsten die Hand. Das konnten auch Birgit Minichmayr als naive Polly Peachum, Michael Kind als korrupter Polizeichef Tiger Brown und Maria Happel als Spelunkenjenny nicht verhindern, die trotz hohem Potenzial weit unter ihrem Niveau blieben. Und Jenny Deimling drehte als Mackie-Geliebte und Polly-Konkurrentin Lucy am Ende zwar mächtig auf, wirkte aber bald hysterisch, weil so viel Extrovertiertheit ins eintönige Einerlei eben auch nicht mehr passte.
Die restlichen Figuren - Huren und Ganoven - standen meist unbeteiligt herum und machten traurige oder debile Gesichter. Das beziehungslose Nebeneinander wurde durch unnötige Umbaupausen noch ermüdender. Einfallslos auch das Bühnenbild. Mit Klavier, Strohballen oder Holzbeingestell ausstaffiert und von einem Stahlgerüst mit Treppe dominiert, langweilten vor allem seine überdimensionierten, übereinander gestapelten Holzschränke, die nur einmal wirklich bespielt wurden: In der Bordell-Szene hurten darin die Huren oder rasierten sich die Beine.
Die Kostüme im Stile der 20er-Jahre wurden bald durch Handygebrauch in Frage gestellt, und warum man die Moritat "Und der Haifisch, der hat Zähne", die im Original am Anfang steht, mitten im Stück brachte, blieb ebenso ungeklärt wie der Sinn der Maßnahme, viele der Songs in einem von oben herabgelassenen, von Lämpchen eingefassten Goldrahmen vortragen zu lassen. Am Ende wurde es zur unfreiwillig komischen Symbolik für den Abend: Brandauer hat seine Schauspieler zu unbeweglichen, gehemmt agierenden Pappkameraden gemacht, denen jegliche Spielfreude fehlte. Zudem wurden die Songs lediglich vorgetragen statt interpretiert. Auch wenn Birgit Minichmayr und Maria Happel ein paar schöne Momente gelangen: Das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Jan Müller-Wieland machte aus Weills knallharter, unsentimentaler Musik ein seichtes, gefälliges Geplänkel.
Dass das Programmheft als Ausgabe der Berliner Obdachlosenzeitung "Strassenfeger" daherkam und von Obdachlosen vor den Türen des Admiralspalastes verkauft wurde, war immerhin eine gute Idee, die allerdings in der Inszenierung weder Widerhall noch Fortführung fand. Ein Bettler, der den Vorhang auf- und zuzog, eine selbstmordgefährdete Hure: Sonst war nichts zu sehen von den Hungernden, den Erniedrigten, den Arbeitslosen.
Weitere Vorstellungen täglich außer montags bis 24. September.
Quelle: Esslinger Zeitung 15.08.2006
14.08.2006 - Deutsche Welle - Toma Tasovac: Brandauer's Betrayal of Brecht
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"The Threepenny Opera" has been the most talked-about play in Berlin this year
Berlin is in Brecht fever. As the crowning but ultimately disappointing event of the 50th anniversary of Brecht's death, a star-studded production of "The Threepenny Opera" opened in Berlin.
The fact that Brecht's "Threepenny Opera" opened at the Admiralspalast in Berlin was a little miracle in itself. The historic building from the beginning of the 20th century, hastily renovated by entrepreneur Falk Walter, was not deemed safe for public use until the day before the premiere, when city officials finally gave their seal of approval.
The media feverishly followed the will-they-or-won't-they drama of the most talked-about production of the year. In the end, all those wires ominously sticking out of the walls, blotches of paint, mops, buckets and vaguely disguised piles of rubble indicated that the building -- originally an ice rink and a luxury spa, which then, in the 1920s, became a theater -- was and still is a construction site, an unfinished project. Very much like Brecht's revolutionary dream.
The scent of undried paint -- known to cause either mild headaches or mild hallucinations, depending on your age and social status -- mixed well with the perfumes of Berlin society ladies, while one toilette sign in the theater foyer still pointed to a hole in the wall, covered by a simple wooden board.
This hole in the wall -- a real metaphoric nowhere -- would have been better suited as backdrop for Beckett's "Waiting for Godot." Estragon: "Shall we go?" Vladimir: "Let's go." Stage directions: "They don't move."
"At least, the stage is standing," said a bartender before the Saturday night performance, offering a glass of champagne to an elderly lady while performing an acrobatic balancing act over several crates of beer.
An anticlimax
And while the stage was standing, the performance fell flat. With all the media hullabaloo leading up to the premiere, one was almost convinced it was going to be something special.
Austrian actor and director Klaus Maria Brandauer assembled a stellar ensemble. German punk singer Campino of the band Die Toten Hosen played the role of Mack the Knife, king of thieves.
Gottfried John -- known to film buffs from several Fassbinder movies and to the rest of the universe as the evil Russian general Arkadii Grigorovich Ourumov from James Bond's Russian stunt in "Golden Eye" -- played Mr. Peachum.
Katrin Sass -- one of most popular actresses from former East Germany, who experienced a pan-German comeback with her touching appearance in the blockbuster hit "Good bye, Lenin" -- added quite a bit of slapstick cheekiness to the role of manipulative alcoholic Mrs. Peachum.
But most of the ensemble appeared helpless in an overly conventional production which lacked both the dramatic gusto and political audacity. Staging the play as an authentic costume drama set in London in the 1920s, Brandauer created a sluggish, outdated and all too reverent production which failed to excite let alone provoke.
A betrayal of sorts
Heiner Müller said in an interview once that "to use Brecht without criticizing him is to betray him." Turning "The Threepenny Opera" into a wax museum musical was one such betrayal.
The highlight of the evening turned out to be Birgit Minichmayr's performance as Polly. The Austrian-born actress, who joined Berlin's Volksbühne theater in 2004, after earning her laurels at Vienna's Burgtheater, showed once again that she is one of the most exciting young German-speaking actresses today.
Her Polly was both loud and vulnerable, rebellious and scared. The otherworldly force of her voice, which assumes a subtle huskiness in the higher register, turned her rendering of Pirate Jenny's Song into a moment of chilling, spectral beauty.
Sweeping the roads
The most contradictory -- and most Brechtian -- moment of the evening happened outside the theater. The elegant guests were greeted on arrival by a couple of homeless Berliners selling a special edition of their newspaper, Strassenfeger (Street Sweeper), entirely dedicated to the new production of "The Threepenny Opera." It is fascinating what kind of advertising a budget of 3.5 million euros ($4.5 million) can get you.
One after another, the well-off and the extremely well-off couples stopped at the theater entry to buy themselves a copy of Strassenfeger. After all, they all came to watch Brecht. It felt appropriate to get close to the masses. So they blinded the homeless with their pearly white teeth, and smiled like there was no tomorrow. It was a spectacle worth of Buñuel's "Discreet Charm of the Bourgeoise."
But those were exactly the kind of people, who -- under different, non-theatrical, non-Brechtian circumstances -- would have looked the other way. Luckily for them, they don't normally ride the subway that much.
Brecht in a post-revolutionary age
When Mack the Knife cried out his famous invective -- "What is robbing a bank when compared to founding a bank?" -- his words had to come out as petulant rather than subversive, especially to Deutsche Bank president Josef Ackermann, one of the most prominent guests at the premiere.
What's more, "The Threepenny Opera" at the Admiralspalast was sponsored by Deutsche Bank -- a company that celebrated its record yields of 2.5 billion euros two years ago by firing more than 6,000 people, or every tenth employee.
Even to Brecht -- who was himself no stranger to wheelings and dealings of all sorts, and whose Austrian passport allowed him to dream his communist dream in East Berlin while keeping a bank account in Switzerland -- the happy artistic collective bringing together a punk rocker and a big banker would have seemed self-defeating.
Brecht said once that his work was "the swan song of the millennium." In Brandauer's no-risk production, Brecht's swan song died a muffled, echoless death.
Quelle: Deutsche Welle 14.08.2006
14.08.2006 - Duitslandweb - Annemieke Hendriks: Brechts première in een puinpaleis
Dreigroschenoper in het verbouwde Admiralspalast in Berlijn
(14 augustus 2006) Vandaag is de befaamde Duitse toneelschrijver Bertolt Brecht precies vijftig jaar dood. Afgelopen weekend was het dubbel feest: onder regie van de theaterster Klaus Maria Brandauer ging Brechts 'Dreigroschenoper' in première in het Berlijnse Admiralspalast, dat na een moeizame renovatie eindelijk zijn deuren heropende. Een verslag vanuit Berlijn, waar de spanningen opliepen tot het kookpunt.
door Annemieke Hendriks
"Dreigroschenkrieg!" stond woensdag in vette letters over de voorpagina van de Berlijnse krant BZ uitgespreid: Driestuiveroorlog! "De belangrijkste première van het jaar" dreigde te bezwijken onder "woede, vijandelijkheid en bouwafval". Ook de andere Duitse kranten stonden dag in dag uit vol met de publiekelijk uitgevochten ruzies rondom de première van Bertolt Brechts vermaarde Dreigroschenoper. Brecht zou zich rot gelachen hebben om het spektakel dat zich over zijn hoofd afspeelde, met in archetypisch brechtiaanse hoofdrollen de theaterproducent Leuenberger, die met schadeclaims dreigde, de regisseur Brandauer, die tetterde over het ‘schandaal’, ja zelfs de ‘misdaad’ tegen de kunst, de jonge projectontwikkelaar Walter, die dapper beloofde dat alles goed zou komen en de Berlijnse deelstaatsminister, die zich schichtig achter de bouwvoorschriften verschool.
Waar alle commotie om te doen was? Om repetities die uit bittere ellende ’s nachts, tussen losse elektriciteitskabels en bouwpuin moesten plaatsvinden, als de drilboren eindelijk verstomd waren. Uiteindelijk kwam er pas donderdag, een dag voor de prèmiere, groen licht voor de opvoering. Gisteravond, rond de derde voorstelling, was er alleen nog wat geklaag te horen over de zeep in het damestoilet. Alle andere oneffenheden waren provisorisch, maar effectief aan het oog onttrokken. Het wat oudere Duitse publiek wil nu eenmaal graag de illusie van perfectie voorgeschoteld krijgen. Hadden ze beter naar Brecht geluisterd, die tegenover het ouderwetse theater van de illusie dat van de confrontatie stelde, dan hadden ze juist door deze façade heen willen kijken. Want niet alleen de 'Dreigroschenoper', maar ook het Admiralspalast waarin het stuk dezer dagen wordt opgevoerd, is een sensatie – juist in zijn ‘gebrekkige’ staat. Zoals dat andere cultuurpaleis, het Palast der Republik uit de DDR-tijd dat nu wordt afgebroken, haar boeiendste jaar kende toen het al half ontmanteld was en als skelet ongekende creatieve mogelijkheden bood, zo is het Admiralspalast in deze tussenstaat op haar best.
Bordeel en kegelbaan
Het Admiralspalast is een gigantisch amusementspaleis bestaande uit drie vleugels. Het uit 1911 stammende gebouw, het uitgebouwde Admiralsbad van 1873, bevindt zich pal tegenover Bahnhof Friedrichstraße. Vóór de oorlog fungeerde het eerst als ijsrevue en Russisch-Romeins bad ineen en al gauw ook als theater, casino, kapsalon, café, bordeel en kegelbaan - om maar enkele van de activiteiten te noemen die in de ruim negenhonderd zaaltjes, kabinetjes en andere vertrekken plaatsvonden. In 1940 zong de uit Nederland geëmigreerde filmster Johannes Heesters operetteschlagers in de grote zaal – en hij deed het afgelopen vrijdagavond na de première nog een keer, 102 jaar oud. Ook in de DDR-jaren floreerde het operettentheater in het Metropol, zoals het complex na de oorlog heette. Na de val van de Muur kwam de klad er echter in en stond het jaren leeg. Alleen cabaret Die Distel is tot nu blijven doorspelen in een van de vervallen zijvleugels, alle afbraakdreigingen trotserend.
Als de Nederlandse musicalmagnaat Joop van den Ende het Admiralspalast, dat hij in 2000 verwierf, had gehouden, was het nu misschien weer een revuetheater voor de middenklasse geweest. Maar hij gaf het een jaar later al weer terug: de renovatie werd te duur. In maart van dit jaar leefde jong, kunstzinnig Berlijn echter weer op: Falk Walter had het Admiralspalast gekocht en had er wilde plannen mee. Walter is een even succesvolle als idealistische jonge cultuurondernemer. In de fabriekshallen en andere aparte gebouwen en locaties die hij de afgelopen jaren heeft verworven, vinden vele van Berlijns opwindendste evenementen plaats: het Arena-complex in Treptow en het zomerse Badeschiff annex winterse Saunaschiff in de rivier de Spree, om er slechts enkele te noemen.
Tussen puin en fresco's
Op een dag in maart stond Klaus Maria Brandauer opeens in de theaterzaal onder de stoffige kroonluchter met kristallen pegels, die elk moment naar beneden leken te kunnen storten. Tussen het bouwpuin presenteerde de beroemde acteur en regisseur zijn all star cast voor de 'Dreigroschenoper', het spektakel waarmee Walter het te renoveren Admiralspalast op Brechts sterfdag zei te willen heropenen. Op het eerste balkon hingen nog vale goudgele draperiëen in de Führer-loge, die na de oorlog als Politburo-loge voortleefde. Die loge zou in de plannen van de jonge ondernemer sneuvelen, maar Walter verzekerde het toegestroomde gehoor dat hij zoveel mogelijk historische elementen van het gebouw zou laten herstellen, waaronder de dames- en herenbaden bovenin het complex.
Walters woorden werden bijna overstemd door de afbraak- en opbouwgeluiden die vanuit de rest van het paleis opstegen. Dat was afgezet, maar wat is nu leuker dan een ontdekkingsreis door onbewaakt gebied. Achter de bühne bevond zich nog het ingenieuze mechaniek waarmee vroeger decorwanden op en neer werden gehaald. Maar op de etages en de zolders wachtten de echte verrassingen. De Nederlandse architect die in opdracht van Joop van den Ende bouwonderzoek in het Admiralspalast had gedaan, had her en der lagen gips en hout en behang opengebroken, zodat onder het puin van jaren wanden en plafonds vol van de meest prachtige fresco’s en keramiek, houten ornamenten en marmermozaïeken tevoorschijn waren gekomen.
Vele tonnen staal, met evenzovele tonnen eraan vastgeplakte wanden, zijn inmiddels verwijderd. Een grote nieuwe trap verbindt nu stukken etage die voordien sociaal gescheiden waren: de bordeelbezoekers, vaak heren die de tijd tot de volgende trein op Bahnhof Friedrichstraße kwamen doden, moesten natuurlijk niet langs de revuebezoekers komen. Zo bezien is het openliggende Admiralspalast de perfecte biotoop voor de 'Dreigroschenoper'. Brecht brengt in zijn meeslepende stuk, samen met componist Kurt Weill, immers met evenveel kritische scherpte als satirisch plezier de maatschappelijke tegenstellingen van rond 1930 tot leven – al is het decor het vroegkapitalistische Londen: chic uitgedoste schurken, omkoopbare functionarissen, olijke hoeren en gewiekste bedelkoningen met een syndicaat aan nepkreupelen.
Wie nu de poort van het paleis door gaat, op weg naar de voorstelling, stuit op een legertje verkopers van de Berlijnse daklozenkrant. De laatste editie van hun Strassenfeger, zoals de krant hier heet, is het officiële programmaboekje van de 'Dreigroschenoper' – met een knipoog naar Brechts doortrapte bedelsyndicaat.
En de voorstelling zelf? In de eerste reacties worden de acteurs hoog geprezen, terwijl regisseur Klaus Maria Brandauer verweten wordt dat hij een weinig vernieuwende versie van de Dreigroschenoper voor het voetlicht brengt. Brandauer, de oudere Oostenrijker die in Nederland vooral bekend is van de hem op het lijf geschreven hoofdrol in Szabó’s meesterfilm 'Mephisto', naar de lang verboden roman van Klaus Mann – is inderdaad niet avant-gardistisch gaan freaken met Brecht. Of dat een bezwaar is? Eindelijk is het stuk weer eens te zien, en wel in een versie waarmee Brecht vrede zou kunnen hebben. De topacteurs en vooral actrices spelen en "zingspreken" bij het leven, met die ietwat valse, hese, bijkans uit een rochel voortgestoten mineurtonen, die dan weer in majeur in het aardse tranendal terugkeren. Het zijn die klanken die de 'Dreigroschenoper' haar zo unieke toon geven. Helaas liggen de prijzen niet rond de drie stuivers, maar pakweg tussen de vijfentwintig en de honderd euro per kaartje. Ook de producent kent zijn Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral".
Annemieke Hendriks is freelance journaliste en schrijft voor verschillende Duitse en Nederlandse kranten.
Fotograaf Nikolaus Bernau is architectuurjournalist.
Quelle: duitslandweb.nl
12.08.2006 - Berliner Morgenpost - A. Popovic und B. Jänichen: Roter Teppich für Gäste von Campino & Co
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Eröffnung des neuen Admiralspalastes mit mehr als 2700 Gästen - Party im Rohbau
Und der Haifisch, der hat Zähne/ Und die trägt er im Gesicht/ Und Campino, der hat ein Messer/ Doch das Messer sieht man nicht. Was hatten sie sich in den vergangenen Tagen gefetzt - die Macher, Schauspieler und Produzenten im Admiralspalast. Schreianfälle auf der Straße, Zitterpartien um die Bauabnahme, Klage-Androhungen (wir berichteten). Gestern Abend dann das vorläufig gute Ende eines "Pre-Premieren-Dramas": Standesgemäß mit Roten Teppich wurde an der Friedrichstraße 101 mit 1700 geladenen Gästen die Wiedereröffnung des Admiralspalast gefeiert.
Auf dem Programm die Aufführung des Klassikers Dreigroschenoper (Brecht/Weill), für die Rolle des Mackie - jener gar nicht feine Herr mit Messer - hatte Klaus Maria Brandauer sich Campino von den Toten Hosen ausgesucht. Kultursponsoring durch die Deutsche Bank, die Berliner Szenegröße Falk Walter als Admiralspalastbetreiber und gestandene Schauspieler wie Katrin Saß und Gottfried John in der Besetzungsliste hatten für eine interessante Gästemischung gesorgt: Erwartet wurden Musiker Till Brönner, Star-Fotograf Jim Rakete, Bildhauer und Objektkünstler Günther Uecker, Multitalent Meret Becker, TV-Legende Alfred Biolek, die Regisseure Ralf Schmerberg und Andreas Dresen, die Schauspieler Daniel Brühl, Nina Kronjäger, Peter Lohmeyer und Minh-Khai Phan-Thi sowie die Produzenten Oliver Berben und Claus Boje.
Auch für Tessen von Heydebreck, Vorstandsmitglied Deutsche Bank, hatte man im Theatersaal einen Platz reserviert. "Ich hoffe, dass es eine ganz neue Dreigroschenoper wird", so der Manager vor der Premiere. Besonders freue von Heydebreck sich auf Campino, er sei einer der Kreativsten seiner Generation.
Filmproduzentin Regina Ziegler sagte gestern dieser Zeitung: "Ich bin sehr gespannt, wie Herr Brandauer als Regisseur mit diesem Stück umgeht." Sänger Max Raabe, der gestern zur Premiere kommen wollte, sagte uns: "Falk Walter gehört ein Orden umgehängt, allein für die Tatsache, dass er den Admiralspalast wieder zu neuem Glanz verholfen hat. Immerhin stand vor drei Jahren der Abriss des Hauses zur Debatte." Und Helga Ballhaus, die mit Kamera- und Ehemann Michael Ballhaus (stellt in Berlin gerade den Scorsese-Film "The Departed" fertig) zur Premiere der Dreigroschenoper kommen wollte, sagte: "Wir haben in den letzten Tagen mitgezittert und sind nun sehr erleichtert, dass die Premiere doch noch pünktlich über die Bühne gehen kann. Auf die Inszenierung sind wir ebenso gespannt wie auf das neue Haus."
Dieses sollte gestern Abend breitflächig bespielt werden: Neben den 1700 gesetzten Premierengästen wurden weit über 1000 weitere Gäste zur Party erwartet. Gefeiert werden sollte im Theater selbst (die Sitzreihen lassen sich durch raffinierte Technik zusammenschieben), in den beiden Foyers des Haupthauses und in den Rundgängen, außerdem in Rohbau-Atmosphäre im Grand Café und im Admiralspalast-Club, der unter dem Innenhof entsteht.
Die Deko überließ das Team des Admiralspalastes Bob Young (kennt man in der Stadt noch aus Gründungszeiten des Clubs 90 Grad), das Catering der Firma Einhorn. Showacts: das Capital Dance Orchestra mit Johannes Heesters und Barbara Schöneberger, Sänger Benni Hemmhemm und Band (in Island Kult), sowie DJ Djan und DJ Zoe. Der 102jährige Heesters hatte bereits vor 66 Jahren mit "Der lustigen Witwe" im Admiralspalast Erfolge gefeiert. Eine ungewöhnliche Aktion hatten sich Mitarbeiter des Obdachlosenmagazins "Straßenfeger" ausgedacht. Sie wollten für "Drei Groschen" (drei Euro) Marken verkaufen, die die Gäste gegen Suppe tauschen konnten.
Und der Haifisch, der hat Zähne: Auf Wunsch der Bühnentruppe hatte man im zweiten Stock übrigens einen "Ensemble-Rückzugsbereich" eingerichtet. Trotz der Umschiffung des Begriffes VIP-Lounge nach der Aufführung eines sozialkritischen Stücks wie der Dreigroschenoper neudeutsch gesagt eine total uncoole Aktion.
A. Popovic und B. Jänichen
Quelle: Berliner Morgenpost 12.08.2006