Oderberger Str. - Das ist unser Haus!

Vor gut 6 1/2 Jahren wurde der Selbsthilfeverein mob - obdachlose machen mobil e.V. gegründet mit dem Ziel, die Lebensumstände gesellschaftlich benachteiligter und ausgegrenzter Menschen, insbesondere Obdachloser und von Obdachlosigkeit bedrohter Menschen zu verbessern: "Ihnen soll ermöglicht werden, sich für ihre eigenen Belange und Interessen einzusetzen, eigenverantwortlich Initiativen und Projekte aufzubauen und durchzuführen und so selbst eine Veränderung und Verbesserung ihrer Lebenslage herbeizuführen." - so heißt es in der Verfassung des Vereins, der Satzung. Im Anfang stand die Zeitung, die damals noch "mob - magazin" hieß, später "motz", dann "strassenfeger" und seit 1998 "strassenzeitung".

Bereits im ersten Herbst seines Bestehens entstand aufgrund der Initiative der Verkäufer, die sich fragten, wo sie den Winter verbringen sollten, die erste selbstorganisierte Notübernachtung, damals noch in den Räumlichkeiten in der Kleinen Hamburger Str. in Berlin - Mitte. In den folgenden Jahren ist der Verein mehrfach umgezogen, nach einer Zwischenstation in der Kopernikusstr. in Berlin - Friedrichshain sind heute die meisten Projekte des Vereins in Berlin - Prenzlauer Berg (jetzt: Berlin - Pankow) angesiedelt. Neben der Geschäftsstelle des Vereins und der Redaktion auf dem Pfefferberg an der Schönhauser Allee existiert seit 1999 am Helmhotzplatz in der Schliemannstr. 18 der selbstorganisierte Treffpunkt "Kaffe Bankrott", wo unter anderem soziale und medizinische Beratung angeboten wird. Im Frühjahr 2000 kam das Projekt "Trödel und Wohnungseinrichtungen für Obdachlose" hinzu, seit dem Winter 2000 gibt es in Kooperation mit dem Verein "Beratung und Lebenshilfe e.V." in der Nähe der Bremer Höhe in Prenzlauer Berg eine Nähwerkstatt in Verbindung mit einer Kleiderkammer. Mit Blick auf diese letzten Jahre läßt sich sagen: An Ideen für sinnvolle Projekte hat es dem Verein nie gemangelt.

Seit dem Dezember 1998 ist ein weiteres wichtiges Vorhaben hinzugekommen: Seit diesem Zeitpunkt arbeitet der Verein an dem Bauvorhaben Oderberger Str. 12 - ebenfalls in Berlin - Pankow. Wie an dieser Stelle wiederholt berichtet, geht es hierbei darum, zwei Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert in Wohnungspolitischer Selbsthilfe instandzusetzen und zu modernisieren. Nach über zweijähriger Vorbereitungs- und Planungszeit ist es nunmehr soweit, daß am Bau begonnen wird. Die Fertigstellung beider Häuser ist für Frühjahr 2003 vorgesehen. In den dann fertiggestellten Häusern wird Platz sein für 18 preisgünstige Wohnungen, darunter eine großzügige Dachgeschoßwohnung. Weitere Flächen sind vorgesehen für den Trödelladen und für Vereinsbüros. Auch die in dem Haus befindliche "Galerie KD" soll erhalten werden und die Mieter, die jetzt darin wohnen, werden nach der Umsetzungszeit wieder zurückziehen können.

Während die anderen Vorhaben des Vereins darauf zielen, unmittelbar die Situation von wohnungslosen, benachteiligten, ausgegrenzten und armen Menschen zu verbessern, etwa durch die Möglichkeit, strassenzeitung zu verkaufen und damit ein Stück Würde wieder zu erlangen und Geld zu verdienen, oder durch die Bereitstellung von Betten in unserer selbstorganisierten Notübernachtung, ist der Leitgedanke bei dem Vorhaben in der Oderberger Str. 12 ein anderer: Wer dauerhaft eine eigene Wohnung bezieht, ist nicht mehr obdachlos. Natürlich wird es in der einen oder anderen Angelegenheit notwendig sein, Hilfe und Unterstützung zu bekommen, aber die akute Notlage, nicht zu wissen, wo man bleiben kann, ist damit behoben und ein Stück "Normalität" wiedergewonnen. Auch die Beteiligung obdachloser und armer Menschen während der Bauarbeiten, die im Programm "Wohnungspolitische Selbsthilfe" vorgesehen ist, schafft Arbeitsplätze für Menschen, die anderenorts keine Chance mehr haben. Der Anteil an Selbsthilfe, die im Rahmen des Baus von Menschen geleistet wird, die vielleicht heute noch strassenzeitung verkaufen, beträgt 15% der gesamten Baukosten.

Abgesehen von der Förderung, die mob e.V. für das Bauvorhaben erhält (und dies auch nur in Höhe von 85% der unmittelbaren Baukosten!), ist der Verein mob - obdachlose machen mobil e.V. darauf angewiesen,  für seine Projekte - von strassenzeitung über Treffpunkt bis hin zum Trödel - , alle laufenden Kosten selbst zu erwirtschaften. Abgesehen von der Baumaßnahme erhält der Selbsthilfeverein mob e.V. keinerlei staatliche Förderung. Alles, was der Verein mob e.V. bisher aufgebaut hat, hat er aus eigener Kraft geschafft und aufgrund der Unterstützung durch die Bevölkerung. Um mit seinen Projekten weitermachen zu können, ist mob e.V. deshalb dringend auf die Hilfe durch Spenden angewiesen. Aus diesem Grund haben hat der gemeinnützige Verein mob e.V. eigens für die Unterstützung der Selbsthilfegruppe auf unserer Baustelle in der Oderberger Str. 12 ein eigenes Spendenkonto eingerichtet.

Vor kurzem hat die Selbsthilfegruppe auf der Baustelle eine "Wunschliste" erstellt von Materialien, die sie braucht, um mit der Arbeit voranzukommen: Bohrhammer, Steindurchbruchsbohrer, Flach- und Spitzmeissel, Akkuschrauber, Reserveakku, Bitsatz, Kreissäge, Bohrmaschinen, Elektrofuchsschwanz, Steinbohrer verschiedene Größen, Dübel, Kettensäge, Bohrkronen für Rigips und Stein, Metallrahmendübel, Arbeitsschuhe, Overalls, Handschuhe, Werkzeugtaschen, Stechbeitel, Holzhammer, Metallbogensäge, Sägeblätter, Feuerlöscher, Elektrotacker, Staubmasken, Zimmermannshammer, Feustel, Maurerhammer, diverse Kellen, Rührstab, Flex groß, Flex klein, Kabeltrommel, Elektrohobel, Leiter Holz, Elektrohobel, Brecheisen, Schleifmaschine, Eimer, Zementtröge, Kappsäge, Hochdruckreiniger, Wasserschlauch 50m, Halogenstrahler, Erste-Hilfe-Kasten, Schraubstock, Nutenzange, Schraubendreher, Flexscheiben Metall, Flexscheiben Stein, ...

Diese Liste ist noch lange nicht vollständig. Im Zuge der Arbeiten wird Position um Position hinzukommen,  einiges ist ja schon da. Auf jeden Fall sei an dieser Stelle allen Menschen gedankt, die durch ihren Beitrag und ihre Unterstützung dazu beigetragen haben, daß der Selbsthilfeverein mob e.V. soweit kommen  konnte in seinem Bemühen, die Selbsthilfe von armen und obdachlosen Menschen zu ermöglichen.

Stefan Schneider

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