Freie Universität Berlin
Fachbereich Politische Wissenschaften (Otto-Suhr-Institut) / John F. Kennedy-Insitut für Nordamerikastudien
SoSe 1996
HS 32511: Obdachlosigkeit in Nordamerika und Deutschland
Dozenten: Prof. Dr. Margit Mayer und Stefan Schneider
Markus Eberhardt
Anstatt eines Protokolls: Obdachlosigkeit im Internet
Eigentlich sollte ich ein Protokoll über eine Sitzung unseres Seminars 'Obdachlosigkeit in Nordamerika und Deutschland', doch aufgrund des Ausfalls der letzten Sitzung, für die ich als Protokollant vorgesehen war, mußte ich mir eine Alternative zu dieser für den Scheinerwerb notwendigen Anforderung ausdenken. Daher auch die provisorische Überschrift 'Anstatt eines Protokolls'. Zum Thema dieses Kurzbeitrags habe ich einen Teil unseres (Oliver Sudmann und Markus Eberhardt) Referats 'Obdachlosenzeitungen und Internet' auserkoren. In erster Linie geschah dies, weil wichtige Aspekte des Vortrags wegen Zeitmangels unter den Tisch fallen mußten. Im Folgenden will ich kurz darstellen, was ich im Internet zum Thema Obdachlosigkeit gefunden habe.
Bei meinem ersten und bis jetzt leider einzigen Kontakt mit dem Internet waren die 'links', die auf Stefan Schneiders 'experimental homepage' zu finden sind, sehr hilfreich. Die Homepage kann unter der Adresse: http://userpage.fu-berlin.de/~zosch erreicht werden. Auf dieser Homepage konnten wir nicht nur elementare Texte für unser Referat finden, sondern auch Verweise finden anhand derer wir einige Informationen über Obdachlosigkeit vornehmlich in Amerika finden. In Deutschland sind solche Informationen eher spärlich gesät. Allerdings hatte ich nicht genug Zeit - da ich keinen Internetzugang besitze, habe ich bei einem Freund ein wenig im Internet 'gesurft' - alle Informationen genau zu sichten, geschweige denn auszudrucken oder gänzlich auszuwerten. Deswegen werde ich im Folgenden nur einige Projekte vorstelle, die ich besonders bemerkenswert fand. Vorab muß noch gesagt werden, daß dieser Beitrag mehr einen Einblick in die Breite der Angebote bieten wird und nicht ein Projekt herausgreifend und dieses dann ausführlich darstellt.
1.) Inn Vision
Inn Vision ist ein Projekt aus San Jose, C.A., ist eine Organisation, die seit 1973 im Felde der Obdachlosigkeit aktiv ist. Ziel dieser Organisation ist, Obdachlosen aus dem Santa Clara County Schlafplätze zu versorgen. Eigenen Angaben zufolge werden jährlich bis zu 7000 Personen Unterkünfte vermittelt. Die Wohnheime, an die Innvision Bedürftige vermittelt, legen sehr viel Wert auf die Kombination von Unterkunft und Selbsthilfeprogramme. Auß erdem arbeiten sie sehr eng mit anderen gemeinnützigen Einrichtungen zusammen und können eine dementsprechend breitgefächerte Palette von Angeboten präsentieren. Diese reicht von 'Mental Health Housing' (dort werden neben Schlafplätzen auch Rehabilitationsprogramme für seelische kranke Frauen und Männer angeboten) bis hin zu 'Womenís & Chlidrenís Housing'. Unabhängig von Übernachtungsmöglichkeiten, bietet Inn Vision auch Beschäftigungsprogramme an, die speziell Obdachlosen die Möglichkeit zur Wiedereingliederung ins Berufsleben leichter machen sollen.
2.) St. Vincent De Paul Village
Diese 'non-profit organisation', die 1953 gegründet wurde, hat sich zur Aufgabe gemacht, Obdachlosen und anderen schlechter gestellten Menschen eine Möglichkeit zum Wiedereinstieg ins berufliche und gesellschaftliche Leben zu bieten. Laut Eigenwerbung ist es 'Americas #1 rehabilitation program for the homeless'. Auf der Homepage kann man Informationen über Seminare, Bildungsprogramme und auch einen Terminkalender, mit Daten aller Aktionen, die von dem St. Vincent De Paul Village initiiert werden, finden. Eigenwerbung wird auf der ersten Seite der Homepage mit Zitaten von ehemaligen Bedürftigen, die durch diese Organisation den Einstieg in ein ënormalesí Leben geschafft haben, gemacht.
'When I came into SVDP I had a size 29 waist and one foot in the grave. I really wanted to die. The best way I can describe it is, I was like some poor plant that hasnít been watered for a long time. It begins to droop, and the leaves start falling off. I was a plant, but when I got here suddenly somebody watered me. The staff people I found here were all caring. Nothing about my past mattered anybody. All they cared about is what I had the potential to be and where I could possibly go in my life'
3.) Real Change
'Real Change' ist eine Obdachlosenzeitung aus Seattle. Die Zeitung, die eine Auflage von 25000 Exemplaren pro Monat hat, bietet die jeweils aktuelle Ausgabe im Internet an, und auch Artikel der letzten zwei Jahre, die nach unterschiedlichen Thematiken sortiert sind. Real Change ruft alle Leser auf, Reaktionen auf die Artikel entweder als Leserbrief zu schicken, bzw. eine E-mail zu schicken. Natürlich darf auf keiner Homepage eine Abonnementwerbung in eigener Sache fehlen. Interessant ist aber auch, daß 'Real Change' Menschen, die in anderen Städten eine Obdachlosenzeitung produzieren wollen, Hilfe beim Aufbau derselben bietet.
4.) Street Sheet
'Street Sheet' wird von der 'Coalition on Homelessness, San Francisco' elektronisch angeboten. In diesem Projekt arbeiten mehr als 100 Personen, von denen auch einige obdachlos sind, mit anderen Organisationen zusammen, unter anderem mit Nachbarschaftsorganisationen, kirchlichen Gruppen und auch Notunterkünften. Innerhalb der 'Coalition on Homelessness' wurden einige Arbeitsgruppen gebildet, die in den Bereichen Unterbringung, Bürgerrechte, Gesundheit und 'Job Training' tätig sind. Online werden auch Diskussionsforen zum Thema Obdachlosigkeit angeboten. Das interessanteste an dieser Homepage war der Verweis zum 'Bay Area Homelessness Project'. In diesem Projekt haben dreizehn Colleges und Universitäten ihre Aktivitäten gebündelt, um Programme zu entwickeln, und später auch durchzuführen, die Obdachlosigkeit verhindern und abschaffen sollen. Leider konnte ich diesen Linke aufgrund 'verstopfter' Leitungen nicht weiter verfolgen.
Abschließend kann man sagen, daß sehr viele Organisation in den Vereinigten Staaten im Internet vertreten sind, während z.B. in Berlin derzeit ja nicht einmal mehr die 'Motz & Co' im Internet präsent sind. Dies spiegelt wohl auch den unterschiedlichen Stellenwert dieses neuen Mediums in Deutschland und in Amerika sehr gut wieder. Leider hatte ich nur die Möglichkeit für ungefähr eine Stunde im Internet Informationen zum Thema Obdachlosigkeit suchen. Deswegen war es mir nicht möglich die einzelnen Organisationen näher zu untersuchen, doch ich glaube, daß die obengenannten Beispiele zu den Interessantesten zählen, die ich gefunden habe.