Im Frühjahr dieses Jahres haben wir unsere LeserInnen gebeten, uns einige Fragen zu Inhalt und Form etc. des „strassenfeger“ zu beantworten. Große Tageszeitungen geben für solch statistischen Erhebungen sehr viel Geld aus, wir vertrauen Ihnen! Nachdem wir alle eingegangenen Antworten ausgewertet haben, hier nun die Ergebnisse unserer Leserumfrage, die sicher nicht ganz repräsentativ ist, aber, so glauben wir, doch einen gewissen Eindruck des Leserverhaltens widerspiegeln:

LESERINNEN-DEMOGRAFIE

Rund 40 Prozent unser LeserInnen sind über 60 Jahre alt, das hat uns ein wenig überrascht. Wahrscheinlich liegt das aber daran, dass viele ältere Leute den „strassenfeger“ aus Sympathie und Verständnis für Obdachlose regelmäßig kaufen und sich eben auch an der Umfrage beteiligt haben. Jeweils 28 Prozent der 41- bis 60Jährigen und der 21- bis 40-Jährigen lesen regelmäßig unsere Zeitung. Das kann sich sehen lassen. Dass aber nur vier Prozent der unter 20-Jährigen den „strassenfeger“ liest, macht uns nachdenklich. Hier müssen wir über die Gründe nachdenken. In Zukunft werden wir deshalb mehr auch über Themen berichten, für die sich junge Leute besonders interessieren.

Interessant auch das Ergebnis bei der Frage nach dem Geschlecht unser LeserInnen: 63 Prozent sind Frauen, nur 37 Prozent Männer! Liegt es vielleicht daran, dass Frauen sich mehr sozial engagieren, als Männer? Dass sie hilfsbereiter, spendenfreudiger sind als das andere Geschlecht?

Bei der Frage nach dem Familienstand gab es folgendes Ergebnis: 47 Prozent sind verheiratet, 34 Prozent sind Singles und 17 Prozent wohnen in einer Lebensgemeinschaft.

Äußerst interessant sind auch die Angaben zur Tätigkeit unser LeserInnen: Ruheständler und Angestellte machen den größten Anteil aus. Warum ist das so? Wir wissen es momentan noch nicht, werden aber versuchen, es zu ergründen!

Außerdem haben wir nach dem Leseverhalten gefragt. 66 Prozent gaben an, die komplette Zeitung zu lesen. 24 Prozent lesen ausgewählte Artikel und ganze zehn Prozent lesen den „strassenfeger“ nur flüchtig. Das ist ein sehr gutes Ergebnis! Doch kein Grund, in unseren Anstrengungen um Qualität nachzulassen.

KAUF-VERHALTEN

Zum Kaufverhalten noch Folgendes: 60 Prozent der Käufer erwerben die Zeitung, wenn sie irgendwo einen Verkäufer sehen, nur knapp 17 Prozent kaufen das Blatt immer beim selben Verkäufer. Zur Unterstützung des herausgebenden Obdachlosenvereins „mob e.V.“ (obdachlose machen mobil) kaufen 78 Prozent der Leser den „strassenfeger“. Rund 47 Prozent interessieren sich für den Inhalt. Fast 50 Prozent kaufen den „strassenfeger“ regelmäßig, 23 Prozent, wenn sie den Verkäufer sympathisch finden. Das sind unserer Meinung nach gute und interessante Zahlen, die für unsere Arbeit und die Akzeptanz unseres Vereins sprechen. Noch aussagefähiger für uns sind folgende Umfragewerte: Rund zwei Drittel der Leserinnen gefällt der „strassenfeger“ gut, nur einem Prozent überhaupt nicht.

VERKÄUFER-VERHALTEN

Ferner haben wir unseren LeserInnen Fragen zum Verhalten unserer VerkäuferInnen gestellt. Trotz gelegentlicher Kritik an manchem Verkäufer kann sich das Ergebnis sehen lassen: Rund 80 Prozent finden das Verhalten freundlich, nur rund drei Prozent empfinden

unsere Verkäufer als aufdringlich. Das es unter den VerkäuferInnen solch und solche gibt, ist uns durchaus bewusst. Nur sollte man bei aller berechtigten Kritik an ihnen (teils lustlos, manchmal nervig, grausig, wenn man nicht kauft, leierlich, pöbelnd?) nicht vergessen, wer die Verkäufer sind. Wer obdachlos ist, täglich um das nackte Überleben kämpft, der hat halt keinen Kurs in Knigge oder Verkaufsstrategie absolviert.

INHALTE

Zu unserem Statement, wir würden uns als politische Zeitung verstehen, gab es sehr unterschiedliche Meinungen: 44 Prozent der Befragten meinten, der „strassenfeger“ solle so bleiben, wie er ist, 43 Prozent möchten, dass wir Aktivitäten im sozialen Bereich entwickeln sollen, um Obdachlosen zu helfen, 30 Prozent sagte, der „strassenfeger“ solle sich stärker politisch engagieren, 24 Prozent wollten, dass wir uns mehr einmischen. Elf Prozent gaben an, dass die Hauptsache wäre, wenn den Verkäufern geholfen wird und nur in Prozent meint, dass wir uns besser aus der Politik heraushalten sollen. Dazu sagen wir: Da ist doch ein konkreter Auftrag für uns ersichtlich und dem werden wir in Zukunft auch entsprechend nachkommen.

Als Auftrag verstehen wir auch folgendes Ergebnis: Wir hatten gefragt, was den Leserinnen im „strassenfeger“ fehlt. 32 Prozent gaben an, mehr Berichte über soziale Projekte und Einrichtungen lesen zu wollen. 18 Prozent wollen mehr Artikel über die Bezirke und Kietze. Sehr gefragt sind auch Hintergrundberichte (16 Prozent) und Lebensberichte (13 Prozent). Nur sehr wenige Leser wollen Witze, Sport und Horoskope. (Na ja, das kriegen sie ja in anderen Blättern auch mehr als genug geboten, finden wir!) Diese Zahlen werden durch die Angaben auf die Frage „Mich interessiert vor allem?“ ergänzt: Mehr als 63 Prozent wollen mehr Berichte über soziale Projekte!

Schön finden wir übrigens das Ergebnis bei der Frage, ob durch die Arbeit des „strassenfeger“ ein besseres Verständnis für die Lage der Obdachlosen erreicht wird: 55 Prozent haben diese Frage mit „Ja“ beantwortet! Begründet wurden diese Aussagen mit Sätzen wie „Weil die Sachlage dieser Menschen geschildert wird...“, „Sie deutlich macht, wie schnell jeder von uns in diese Situation geraten kann...“, „Weil es kaum andere Medien gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen...“ oder „Weil Vorurteile abgebaut werden...“.

FORM

Das Erscheinungsbild des „strassenfeger“ stößt anscheinend auf große Akzeptanz: 81 Prozent wünschen, dass es so bleibt, wie es ist. Danke! Das empfinden wir als großes Kompliment!

WERBUNG

Womit wir nicht unbedingt gerechnet hatten, sind die Angaben zur Frage „Werbung – ja oder nein?“ 68 Prozent der Leserinnen sind der Meinung, das Werbung okay ist, wenn dem Projekt dadurch mehr Mittel zufließen. Wir werden daran arbeiten.

„strassenfeger“-RADIO

In unserer Umfrage haben wir auch nach dem „strassenfeger“-Radio gefragt, das seit Oktober 2004 14tägig auf dem Offenen Kanal Berlin ausgestrahlt wird. 33 Prozent der LeserInnen wusste davon noch nicht, immerhin elf Prozent hatten sich die Sendungen schon mal angehört. Hier müssen wir anscheinend öfter mal über unsere Radiomacher berichten.

FAZIT

Soviel erst einmal zu den Ergebnissen unserer Umfrage, die uns sicher bei unserer weiteren Arbeit helfen werden. Abschließend möchten wir uns ganz herzlich bei all unseren LeserInnen für die Beantwortung der vielen Fragen bedanken.

Die Redaktion


© mob e.V.
URL: http://www.strassenfeger.org/strassenfeger/ausgabe_2005-20/0013.html

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