Fischerdorf Nyksund auf den Vesterålen in Norwegen, Foto: Jürgen Howaldt, Quelle: WikiCommons[Dokumentation] Als ich meinen Bootstörn nach Masuren plante, ahnte ich noch nicht, dass diese Expedition im Grunde eine Geschäftsidee beinhaltete. Ja natürlich, ich hatte im Jahr zuvor auf der Hanseboot mit dem Chefredakteur vom Palstek gesprochen und er war damit einverstanden, einen Reisebericht über die Masurischen Seen in seinem Segelmagazin abzudrucken. Also führte ich halbwegs gründlich Logbuch und nahm auch meinen Fotoapparat mit, denn Fotos, das war klar, sind das A und O eines guten Reiseberichtes. Ein Foto kann im Zweifelsfall mehr ausdrücken als eine ganze Seite detaillierter Beschreibung. Nach guten 6 Wochen kam ich dann auch mit fast 2.000 Fotos zurück – aber das Meiste davon war Schrott. Das lag zum einen an mir. Natürlich muss ein Fotografierender nah an die Objekte rangehen, vor allem an die Menschen. Gerade auf dem Wasser wäre es wichtig gewesen, vielleicht das eine oder andere Mal zu ankern. Oder gleich eine_n professionelle_n Fotografen/in an Bord zu haben und dem oder der das zu überlassen. Zum anderen hatte mein Fotoapparat ein paar Macken. Der Akku hielt nicht mehr sehr lange, ich hatte auch kein Kabel organisiert, um von meinem 12 Volt Bordnetz nachzuladen. Bedauerlicherweise waren die unglaublich vielen Einstellungsoptionen des digitalen Fotoapparates so verstellt, dass viele Fotos einfach unscharf waren. Welch ein Ärger. Immerhin waren gut 200 Fotos am Ende doch brauchbar.

[Präsentation] Im Herbst entstand dann die Idee, eine Präsentation der Reise zu erstellen. Allein schon deshalb, weil mein Segelverein [www.wls-ev.de] im Grunde erwartete, dass ich auf dem Fahrtenseglerabend etwas über meine spektakuläre Reise erzähle. Dann, ich saß gerade in meinem Büro in Warschau, schoss mir die Idee durch den Kopf. Wenn ich ohnehin schon eine Präsentation vorbereite, dann könnte ich sie auch anderen zeigen. Keine Woche später hatte ich nahezu alle im Internet erreichbaren Segelvereine im deutschsprachigen Raum angemailt und so langsam trudelten die ersten Rückmeldungen ein. Der Höhepunkt war dann das Frühjahr 2012. Von Donnerstag bis Sonntag vier Vorträge am Stück weg. Und das war großartig. Rechtzeitig vorher den Vortragsort erkunden, die Technik aufbauen und einrichten, ein bisschen Smalltalk mit dem Veranstalter, und dann zur Showtime den Laptop aufklappen und Spaß haben. Wegen mir hätte das noch tage- und wochenlang so weiter gehen können.

[Investition] So entstand die Idee, bewusst interessante Reisen durchzuführen und diese zu vermarkten. Also die Elbe von Tschechien aus bis nach Cuxhaven segeln und darüber nochmal in Segelvereinen berichten. Mit dem Fahrrad eine Wallfahrt nach Tschenstochau machen und darüber in katholischen Gemeinden sprechen. Zu Fuß über den Gotthard wandern und darüber ein Buch schreiben. Mit dem Boot einen Sommer lang alle wichtigen (Haupt-)Städte an der Ostsee zu besuchen (Rostock, Stettin, Danzig, Königsberg, Klaipeda, Riga, Tallinn, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm, Malmö, Kopenhagen, Göteborg, Oslo, Kiel, Lübeck) und darüber einen Film drehen. Mir war klar, das ich für einen solchen Plan, Berufsreisender und Vortragender zu werden, eine Vorfinanzierung brauchte. Weniger für den Lebensunterhalt, denn der war ja meistens preisgünstig zu organisieren, aber vielmehr für die Technik und die Vermarktung. 

[Produktion] Also wenn man Selbständig ist und einen Kredit benötigt, gibt es viele Sachen zu bedenken. Aber es wäre auf jeden Fall ein Einstieg, um Geld zu verdienen mit Sachen, die einem Spaß machen und dadurch vielleicht den oder die eine oder andere anzuregen, ebenfalls auf ungewöhnlichen Pfaden zu reisen. Ich für meinen Teil werde das sicher nebenberuflich machen, denn mir ist klar geworden, dass ich mich auf Reisen nicht unbedingt einem Stress aussetzen möchte. Aber eine Option ist dieses Geschäftsmodell allemal. 

Berlin, 29.01.2013

Stefan Schneider

[Abbildung] Nyksund, Norway. Quelle: WikiCommons, Foto: Jürgen Howaldt
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nyksund_2006-07.jpg?uselang=de

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