Schreiben. Meine Diplomarbeit, dass wusste ich genau, wollte ich nicht auf einer mechanischen Schreibmaschine schreiben. Seit einiger Zeit gab es diese ziemlich teuren Computer, und zufälligerweise war ein Freund, der im Sommer mehrere Wochen unterwegs war, bereit, mir seine Kiste für diese Zeit zur Verfügung zu stellen. Das war im Jahr 1989. Seit dem schreibe ich mehr oder weniger alles, was wichtig ist, den den Rechner hinein. Mit dem Aufkommen des Internet war es irgendwie logisch, diese Texte, sofern sie einen gewissen Allgemeinheitsgrad besaßen, auch auf meiner Webseite zu veröffentlichen. Im Verlauf der Zeit sind so mehr als eintausend Dokumente entstanden und ich kümmere mich regelmäßig um Sicherungskopien.
Suchen. Einen anderen Ursprung hat meine Musiksammlung. Als kleiner Junge hörte ich noch Schallplatten. Die kleinen Singles hatten eine ganz andere Abspielgeschwindigkeit als die großen Langspielplatten. Dann kam die Musikkassette dazu und ich nahm alles, was ich in die Finger bekommen konnte, auf Kassette auf. Leider wurden diese irgendwann dumpf. Dann kamen die CDs und die schienen klangbeständig zu sein. Leider nehmen CDs viel Platz weg, besonders, wenn Mensch mobil sein will und viel unterwegs ist. Ich begann zu verstehen, dass es möglich ist, jede Art von Musik zu digitalisieren. Meine Musiksammlung umfasst heute mehr als einhunderttausend Dateien – passt aber auf eine Festplatte, die kaum größer ist als eine Zigarettenschachtel.
Hosten. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Sammlung verloren geht, werde ich doch einigermaßen nervös. Gar nicht mal wegen der Musik, die leicht wieder zu beschaffen wäre, weil sie einfach zum Weltkulturerbe des 20. Jahrhunderts gehört (so ziemlich alles zwischen ABBA und ZZ Top), sondern viel mehr wegen diesen Raritäten: Aufnahmen von völlig unbekannten Bands, Kassetten, die mir Freunde schenkten, Mitschnitte von Radioübertragungen und weiteres mehr. Musik eben, die in meinem Leben eine Rolle spielte und heute noch wichtig ist. Aus diesen Gründen habe ich nicht weniger als drei Kopien dieser Musiksammlung. Dennoch habe ich den Eindruck, dass das nicht die optimale Lösung ist. Dieses ewige Hin- und Herkopieren der neuesten Updates. Deshalb denke ich, dass ich früher oder später meine Sammlung in das Internet packe, wo sie, egal von welchem Ort der Welt, einfach und unkompliziert für mich zur Verfügung steht, sofern es dort Internet gibt. Aber Internet gibt es ja praktisch überall. Und welcher Hoster für mich der richtige ist, kann ich über dem Webhostingvergleich bei http://www.webhostingvergleicher.com gut herausfinden.
Segeln. Eine ganze Zeit lang habe ich übrigens befürchtet, dass ich mit meiner Musik alt werde. Das stimmt aber nicht, denn ich höre mir unvoreingenommen an, was so gespielt wird und wenn mir etwas gefällt, beginne ich, gezielt zu recherchieren. So ist in den letzten Jahren viel an Musik hinzugekommen. Ich weiß gar nicht, wann ich das alles hören soll. Entweder, ich werde noch sehr alt oder ich mache eine Weltumseglung, um genug Zeit für die Musik zu haben. Oder beides.
New York, 04.05.2012
Stefan Schneider
Flexibel. Als Mensch, der überwiegend im Netz arbeitet und dort teilweise auch sein Geld verdienen kann, habe ich Freiheiten, die andere nicht haben. Ich bin mobil und kann meine Arbeit überall dort erledigen, wo ein Internet-Zugang vorhanden ist. Deshalb fiel mir die Entscheidung leicht, den Winter 2011/12 in Warschau zu verbringen. Durch einen zufälligen Kontakt bei der Suche nach einem Zimmer in einer WG hatte ich die Möglichkeit, etwas außerhalb von Warschau in Milanowek zu wohnen, einem komfortablen und sehr ruhigen Villenviertel. Meinen Arbeitsplatz konnte ich – ziemlich im Zentrum von Warschau – im Trafic-Club einrichten, einem Kulturkaufhaus mit schneller Internet-Verbindung. Der Trafic-Club war durchgängig an 7 Tagen in der Woche geöffnet von 10 Uhr bis abends um 22 Uhr. Nur am Sonntag wurde bereits am 20 Uhr geschlossen. Die Zeiten reichten vollends aus, und mit einem Surfstick konnte ich auch von Zuhause aus arbeiten, wenn ich wollte.
Häuslich. Die wenigen Termine in Deutschland konnte ich gut wahrnehmen, in dem ich mit dem Zug anreiste. Nach einigen Monaten in Warschau wusste ich gar nicht mehr so ganz genau, wo denn mein richtiges Zuhause war, denn mein emotionales Zentrum war dieses schöne große Zimmer in der etwas heruntergekommenen Villa, das ich bewohnte. Hier hatte ich meinen Computer und Drucker, meine Bücher, meine Musik, meine Habseligkeiten. Durch einige Konzertbesuche, bei denen ich die Plakate mitnehmen konnte, bekam dieses Zimmer auch einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter.
Preisbewusst. Ein wichtiges alltagspraktisches Thema während meiner Warschauer Zeit waren die Devisengeschäfte. Ich begriff schon bald, das der Kurs zwischen dem Euro und dem Zloty einigen Schwankungen unterworfen war. Nicht nur, dass der Kurs von Wechselstube zu Wechselstube durchaus differieren konnte, auch die Preissprünge von Tag zu Tag waren nicht unerheblich. Also ging ich auf meinen Wegen durch die Stadt bewusst an den Wechselstuben vorbei und verglich die Kurse. Würde er noch steigen in den nächsten Tagen? Würde ich noch wo anders mehr Zloty für meine Euro erhalten können? Meistens lag ich richtig, wenn ich dann spontan entschied: Jetzt wird eine größere Menge getauscht für die nächsten Wochen. Oder wenn ich entschied: Jetzt wartest Du erstmal ein paar Tage, bis der Kurs sich wieder erholt. Reich bin ich durch diese Finanzspekulation nicht geworden. Aber ich hatte doch das Gefühl, das Beste für mich herausgeholt zu haben. Und den Winter in Polen habe ich in guter Erinnerung.
New York, 04.05.2012
Stefan Schneider
Abbildung: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:6_Warszawa_110.jpg
Geschirr. Gleich vorne rechts wohnten Lemmy und Doris, die zeitgleich mit uns einzogen. Doris war die einzige Frau unter uns Männern. An ihre Rede kann ich mich bis heute noch erinnern. Wir standen in Bad und sie sagte: Also, damit das klar ist, ihr setzt Euch alle hin zum Pinkeln. Wir müssen wohl etwas verständnislos geschaut haben, und sie erklärte uns dann: Na, ich werde das, was daneben spritzt, nicht wegwischen! Ihr vielleicht? Das leuchtete mächtig ein und nach einer Woche hatten wir Männer das alle gelernt, immer und bei jeder Gelegenheit im Sitzen zu Pinkeln. Für die männlichen Gäste, die das nicht wussten, hatten wir ein Schild montiert. So war das damals in den 80er Jahren. Hätten wir damals im Bad schon Armaturen gehabt, wie sie beispielsweise bei Emero (http://www.emero.de/) zu finden sind, das Badezimmer wäre perfekt gewesen. Größere Probleme im Zusammenleben manifestierten sich in der Küche. Wenn ich mit dem Abwaschen an der Reihe dran war, wartete ich fast immer, bis fast das gesamte Geschirr aufgebraucht war. Und wir hatten reichlich Teller und Tassen. Auch mit der Haushaltskasse kamen wir sehr gut zurecht. Das gemeinschaftliche Einkaufen erwies sich über Jahre hinweg als ausgesprochen kostensparend.
Gebrechen. Die Zeit des gemeinschaftlichen Wohnens war für mich vorbei, als ich überwiegend nur noch in meinem Zimmer wohnte und die Gemeinschaftsräume nur noch dann benutzte, wenn es notwendig war. Wahrscheinlich bin ich ein paar Jahre zu spät aus der WG ausgezogen. Viele Jahre habe ich es sehr genossen, meine Ruhe zu haben und von nichts und niemanden gestört zu werden. Wahrscheinlich wird sich das in den nächsten Jahren nochmals ändern. Wenn ich dann in eine Alters-WG ziehen werde, um im Spätherbst meines Lebens mit meinen Wehwehchen und Zipperlein nicht alleine sein zu müssen. Eine wichtige Kompetenz für das gemeinschaftliche Leben werde ich dann schon mitbringen. Dass ich im Sitzen pinkele, weil es einfach hygienischer ist.
New York City, 30.04.2012
Stefan Schneider
Abbildung: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spare_seife_aber_wie.jpg?uselang=de
Studium. Mittwoch war Segeltag. Er stand früh auf, radelte zum Segelverein, machte das Boot klar und setzte die Segel und erkundete die Umgebung. Das war schön. Am Nachmittag allerdings setzte fast immer die Flaute ein und dann kilometerweit zurück zu paddeln – das war nicht so schön. Deshalb träumte er von einem größerem Boot, so groß zumindest, dass er darauf übernachten konnte. Ein Kajütboot eben. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Universität hatte er ein regelmäßiges Einkommen. Aus Studentenzeiten war er noch extremes Sparen gewohnt, so dass sich einiges auf dem Konto sammelte. Er träumte davon, irgendwo ein kleines Grundstück zu erwerben. Aber er hatte vergessen, dass sein Studium aus Darlehen finanziert war. Eines Tages bekam er Post vom BAFöG-Amt, das ihn genau daran erinnerte. Das Angebot war verlockend: Wenn er alles auf einmal zurückzahlen würde, bekäme er ein Drittel erlassen. Weg ist weg, sagte er sich, und überwies alles auf einen Schlag an die Bundeskasse. Das Ersparte war futsch.
Stehhöhe. Aber der Job lief noch eine Weile, und es sammelte sich erneut einiges an. Mit seinem kleinen Boot erkundete er die Gewässer in Berlin und Brandenburg, war sogar an den Mecklenburgischen Seen und an der geschützten Ostseeküste bei Rügen und Usedom. Jetzt träumte er wieder von einem größeren Boot, einem auf dem er auch bequem wohnen könnte. Mit Tisch und Schrank, einer kleinen Küchenzeile und Platz für Bücher, Vorräte und Musik und Stehhöhe in der Kajüte. Auch Geld hatte sich in der Zwischenzeit wieder angesammelt, weil er eine preisgünstige Wohnung hatte, kein Auto besaß und immer mit dem Fahrrad fuhr und auch sonst preisbewusst lebte. Dabei war er gar nicht geizig.
Statue. Das ersparte würde reichen für ein neues Boot, oder um ein Jahr lang nicht arbeiten zu müssen, oder eben für eine Weltreise. Was genau er machen wollte, wusste er nicht genau. Aber auf keinen Fall wollte er das Geld fest anlegen. Denn es konnte ja immer sein, dass plötzlich eine Entscheidung anstand und er das Geld auf einen Schlag brauchte. Tagesgeld (http://www.tagesgeld.de/) schien da eine gute Option zu sein. Das war für ihn der Inbegriff von Freiheit. Die Möglichkeit, Entscheidungen treffen zu können, ohne an irgendwelche Termine, Verpflichtungen oder Rücksichten gebunden zu sein. Mit Aussichten auf vernünftige Zinsen. Und regelmäßig schaute er im Internet nach Bootsangeboten. Eines Tages, das wusste er, würde er mit seinem Boot einen ganzen Sommer lang segeln. Auf der Ostsee. Und dann vielleicht über den großen Teich. Nach Amerika. Um sich die Freiheitsstatue mal von seinem Boot aus anzusehen.
New York City, 30.04.2012
Stefan Schneider
Abbildung: The Statue of Liberty's head, on exhibit at the Paris Exposition of 1878.