Bewegung. Ich traf Carmen auf dem Polnischkurs in Steglitz und wir stellten bald fest, dass wir einige Gemeinsamkeiten hatten. So trafen wir uns damals im Tempodrom - als es noch das Zeit war - vor dem Reichstag zu Umsonst und Draußen, um Weltmusik zu hören. Eines Tages schlug sie vor, einen Wochenendausflug nach Polen zu machen, sie würde dort einen Reiterhof kennen und wir könnten ein paar schöne Tage verbringen. Also fuhren wir mit dem Zug nach Frankfurt an der Oder und danach mit dem Fahrrad weiter. Bei einer Pause im Wald fing ich mir eine Zecke ein, von der mich Carmen aber glücklicherweise befreite. In der Nähe vom Reiterhof konnten wir romantisch zelten und ich machte meine erste Bekanntschaft mit dem Reiten. Das war aber weniger erquicklich – denn mir wurde klar, dass die Pferde mehr oder weniger tagtäglich in ihrem Stall rumzustehen hatten und dann gelegentlich von wildfremden und ungelenken Reiturlaubern wie mir auf den ewig gleichen Wegen rund um den Hof bewegt werden. Das war weniger schön. Carmen und ich jedenfalls starteten hier so etwas wie ein Verhältnis und wir trafen uns dann eine Zeit lang öfter.
Beeinträchtigung. Eines Tages fiel mir auf, dass sie Bläschen am Mund hatte. Sie erklärte mir, dass das Herpes sei, das bei ihr ab und zu mal ausbrechen würde, insbesondere, wenn sie zu viel Stress habe. Sie arbeitete damals in einem Jugendwohnprojekt als Sozialarbeiterin. Mit dem Knutschen jedenfalls mussten wir dann ein paar Tage warten, bis die Herpesbläschen verheilt waren, was ein paar Tage dauerte. Sie wollte mich ja schließlich nicht anstecken. Natürlich war das schon eine ziemliche Beeinträchtigung, denn damals waren so großartige Erfindungen wie Herpotherm noch gar nicht bekannt. Herpotherm ist eine Art elektronischer Lippenstift, der mit Hilfe von konzentrierter Wärme in einem Bereich von 51-52°C die die Entstehung der Bläschen verhindern und die typischen Symptome wie Kribbeln, Brennen, Juckreiz, Spannungsgefühl, Schmerz schnell abklingen lassen kann (Funktionsbeschreibung hier). Diese neue Technik funktioniert, weil Herpesviren bei bei 50°C thermolabil sind und die Entwicklung der Lippenbläschen so gestoppt werden kann. Auch Herpes in der Sauna stellt kein Problem dar, wenn keine Bläschen vorhanden sind. Ein unbesorgter Besuch ist dann möglich, da für die Übertragung schon ein direkter Kontakt von Schleimhaut zu Schleimhaut bestehen muss.
Bedeutung. Die Zeit mit Carmen war trotz dieser Einschränkung eigentlich ganz schön, aber dennoch hielt die Beziehung nicht sonderlich lange. Das lag aber daran, dass wir uns vielleicht doch nicht so sehr viel zu sagen hatten oder, anders ausgedrückt, ich begann, mich zu langweilen und es gelang auch nicht mehr, neuen Schwung in unser Verhältnis zu bringen. Dass sie von Zeit zu Zeit an Herpes litt, hatte dabei aber keine Bedeutung.
Berlin, 07.07.2012
Stefan Schneider
Abbildung: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zaldi_proba_urnieta_001.jpg?uselang=de
[Selbstdisziplin] Als ich 1984 von zu Hause aus- und in die WG in der Hauptstraße einzog, waren unsere Vorstellungen vom Energiesparen noch sehr vage. Wir wussten, dass alles, was viel Wärme macht, auch einen hohen Stromverbrauch hat. Also waren die sogenannten Radiatoren tabu, gebügelt wurde bei uns eher weniger, geföhnt eher auch nicht und Kochwäsche sollte nicht immer auf 95 Grad eingestellt werden, insbesondere wenn sie nur verschwitzt, aber nicht verdreckt war. Dennoch waren wir schon nach drei Jahren damit konfrontiert, unseren Stromverbrauch genauer unter die Lupe zu nehmen. Grund war eine für unsere Verhältnisse saftige Stromkostennachzahlung, die uns chronisch geldknappe Studenten ziemlich stresste. Es war Bettina, die vorschlug, sogenannte Strommessgeräte zu besorgen und unsere Verbräuche genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Endeffekt passierte nicht viel – außer daß ein neuer Kühlschrank angeschafft wurde und die Mikrowelle verschwand. Für eine neue, energieeffizientere Waschmaschine hatten wir damals kein Geld und in Bezug auf Deckenfluter verpflichteten wir uns zu größerer Selbstdisziplin – das war schon alles. Wahrscheinlich war der erhöhte Stromverbrauch auf mehrere Faktoren zurückzuführen – wir wohnten zeitweise zu viert oder zu fünft in der Wohnung, hatten jede Menge Gäste (der elektrisch betriebene Durchlauferhitzer in der Dusche!), waren mehr zu Hause und es gab Renovierungsarbeiten, bei denen mit einem Fön der Lack von den Holztüren entfernt wurde sowie unser Bestand an alten stromfressenden Haushaltsgeräten – das wird sich aufsummiert haben.
[Leuchtkraft] Seit dem ist sehr viel passiert in Sachen Energiesparen, da immer mehr Menschen verstanden haben, dass Strom eben nicht aus der Steckdose kommt und Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas endlich sind. Kleinstverbräuche wie die Stand-by-Funktionen sind kritisiert worden und auch der Bereich, den wir damals als Geringverbrauch nicht weiter beachtet haben: Das elektrische Licht in der Wohnung. Die aufkommenden Energiesparlampen versprachen massive Einsparungen und sind seit einigen Jahren allgemein verbreitet. Mein erstes LED - Licht hatte ich aber auf meinem Boot – ich wollte nachts unterwegs sein und kaufte zu einem auch heute noch unverschämten Preis bei der Firma Lopo-Light die erforderlichen Positionslichter. Und weitere LED-Leuchten, um auch in meiner Kajüte genug Licht zu haben zum Lesen und Kochen. Weil ich an Bord nur eine 12 Volt – Batterie habe und trotzdem nicht jeden Abend aufladen sondern auch mal ein paar Tage ohne Landkontakt in der Natur unterwegs sein möchte, war hier Stromsparen die erste Wahl – jenseits von Kostenüberlegungen. Berechnungen aber zeigen, dass sich die Investition von LED-Glühbirnen im Haushalt durchaus langfristig auszahlt. Ein Beispiel dafür ist die BIOLEDEXLIMA 12W E27 LED Birne [war: http://www.beleuchtung-mit-led.de/product_info.php/info/p736_BIOLEDEX-LIMA-12W-E27-LED-Birne-810-Lumen-Warmweiss---60-75W-Gl-hbirne.html], die ich in meiner Schreibtischlampe verwende. Das Licht muss relativ hell sein und zugleich angenehm warm weiß, da ich am Schreibtisch viel Zeit verbringe und als nachtaktiver Mensch Kunstlicht benötige. Noch interessanter ist die LED Birne Lima 17W, die noch über etwas mehr Leuchtkraft [war: http://www.del-ko.de] verfügt.
[Innovationen] Die nächsten Entwicklungen werden mit Sicherheit darin bestehen, die individuelle Energieautonomie weiter zu erhöhen – schon gibt es die ersten Rucksäcke mit Solarkollektoren, um das Mobilfunktelefon oder den Laptop unterwegs aufzuladen, oder auch Fahrräder, die beim Fahren Akkus automatisch aufladen können. Hinzu kommen kompakte Techniken wie die Erdwärmenutzung, sowie kleinste Wind- und Wassergeneratoren – doch davon an anderer Stelle mehr.
Berlin, 07.07.2012
Stefan Schneider
[Rekonstruktion] Meine Zähne sind braun, da beißt die Maus keinen Faden ab. Auch die Ursachen sind kein Geheimnis. Die Aufforderungen an mich, doch regelmäßig die Zähne zu putzen waren eher halbherzig, und lange Zeit hielt ich Zähneputzen auch für uncool. Hinzu kamen 175.000 gerauchte Zigaretten – täglich 20 Stück über einen Zeitraum von gut fünfundzwanzig Jahren. Wenn schon die Fingerspitzen vom Rauchen ständig braun waren, dann auch die Zähne. Etwa ab dem Jahr 2000 begann ich mein Leben aufzuräumen, die Zähne waren ab dem Jahr 2003 an der Reihe und ich erinnere ich noch, dass ich über ein Jahr lang mehr oder weniger regelmäßig bei meiner Zahnärztin war. Stück für Stück haben wir alle Baustellen abgearbeitet und es hat auch nicht wenig gekostet. Zum Glück ist meine Zahnärztin Dr. Marchlewitz in der Kastanienallee eine hervorragende, akribische und akkurat arbeitende Handwerkerin – wenn sie etwas repariert, hält es auch. Dann haben wir auch noch die Lücke im Unterkiefer geschlossen. Dazu war ich fast ein Jahr lang beim Kieferorthopäden Dr. Subklew, einem Experte mit sehr viel Erfahrung. Als Ergebnis dieser Behandlung ist die Lücke jetzt vollständig geschlossen und hinter den Zähnen ist ein kleiner Draht verklebt, der alles zusammen hält. Jetzt habe ich ein sehr schönes, wenn auch leicht bräunliches Gebiss, auf das ich zu Recht stolz sein kann.
[Report] Neulich bei einer Intensivzahnpflege, zu der ich eingeladen war, wurde ich dann aufmerksam auf eine neue Generation von elektrischen Zahnbürsten. Die Philips Sonicare DiamondClean Wiederaufladbare Schallzahnbürste, so wurde mir gesagt, sei eine, die mit Schall ganz besondere Reinigungsergebnisse erzielen könnte. Also bestellte ich mir diese und nach einigem Hin- und Her wurde mir eine Lieferung auch zugesagt. Für die Größe einer Zahnbürste kam ein doch erstaunlich großes Päckchen an. Die eigentliche Putzeinheit ist ein weißer Stab, auf den ein Bürstenaufsatz aufgesetzt wird. Durch Knopfdruck sind 5 Einstellungen möglich: Clean, White, Polish, Gum care und Sensitive. Ich war erstmal überrascht, wie klein der Bürstenkopf ist – deutlich kleiner als bei üblichen Zahnbürsten. Als ich Zahnpasta auftrug und die Zahnbürste einschaltete, flog die Pasta aufgrund der Vibrationen erstmal in das Spülbecken. Beim dritten Versuch kapierte ich, die Zahnbürste erst dann anzuschalten, nachdem ich den Bürstenkopf schon an den Zähnen angesetzt habe. Das Vibrieren ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass eine ganz andere Reinigungsintensität erreicht wird. Ein etwas irritierendes Gefühl entsteht, wenn das vibrierende Plastik Zähne oder Knochen berührt. Die Maschine vibriert so ungefähr 2 Minuten, was für mich ziemlich gewöhnungsbedürftig war. Aber das ist nicht schlimm. Es gibt 3 sehr kurze Unterbrechungen. In der Gebrauchsanleitung steht, dass das daran erinnern soll, die Seite zu wechseln: Oben links, oben rechts, unten links, unten rechts. Dann gibt es noch eine Ladestation, und dazu ein passendes Glas. Die Aufladung erfolgt drahtlos. Der Stromverbrauch wird mit 2,0 Watt angegeben und der Akkutyp ist ein Lithiumpolymerakku – offenbar etwas ganz leistungsfähiges. Ob allein schon durch den Standby-Betrieb ein Stromverbrauch entsteht, habe ich nicht herausfinden können. Und weil versprochen wird, das der Akku 3 Wochen halten soll, wäre es auch gar nicht notwendig, die Ladestation auf kürzere Reisen mitzunehmen. Für Reisen ist wohl das Etui vorgesehen und ich entdeckte den Anschluss für ein USB-Ladekabel. Also könnte ich auch den Zahnbürstenakku unterwegs von meinem Laptop aus aufladen. Für kurze Städtereisen ist das unnötig, wenn der Akku wirklich drei Wochen lang hält. Aber für die neue nomadische digitale Boheme sicherlich eine interessante Option.
[Review] Die Zahlbürste kostet im Moment mehr als 150€, für Geringverdiener, Grundsicherungs- und Sozialhilfebezieher eine deutliche Hürde. Ob die versprochene Ladedauer von 3 Wochen auch tatsächlich durchgehalten wird, konnte ich noch nicht feststellen. Die Zahnbürstenköpfe sollen bis zu 3 Monaten halten. Der Nachkauf von 4 Köpfen kostet gegenwärtig auch so um 25 €, so dass hier weitere Kosten entstehen, die möglicherweise höher sind als bei der Verwendung konventioneller Zahnbürsten. Im Etui ist leider kein Platz für eine Zahnpastatube vorgesehen und es ist - wie auch die Zahnbürste überhaupt - ziemlich groß. Das Etui mit dem hellen Grau und dem zarten Hellgrün trifft meinen persönlichen Farbgeschmack leider gar nicht. Auch ist nicht unbedingt einsichtig, warum der aufsetzbare Bürstenkopf so lang sein muss und es nicht einfach ausreicht, den eigentlichen Kopf nach Verschleiß auszuwechseln. Für mich überzeugend aber ist die Bürstleistung – die den Eindruck hinterlässt, dass hier eine deutlich gründlichere Zahnreinigung möglich ist als mit konventionellen mechanischen Zahnbürsten.
[Resultat] Ich bin ein hochmobiler Vielreisender mit Handgepäck und bevorzuge kleine, kompakte Lösungen. Deshalb brauche ich eine deutlich kleinere und leichtere elektrische Reisezahnbürste mit auswechselbarem Bürstenkopf in einem Etui in poppig bunten Farben, in dem auch die Zahnpasta verstaut werden kann zu einem Preis von maximal 60 €. Die Philips Sonicare DiamondClean ist aus meiner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht das, was ich wirklich brauche.
Berlin, 01.07.2012
Stefan Schneider
PS: Die Rezension des zweiten Geräts erfolgt voraussichtlich im August 2012.
Exitus. Genau weiß ich es nicht mehr, aber ich meine, dass ich meiner erste Uhr anlässlich meiner Erstkommunion geschenkt bekam. Das war im Frühjahr 1974 und ich war neun. Die Uhr war golden und hatte ein Uhrband mit elastischen Gliedern. Da diese Uhr irgendwie wertvoll sein sollte, bekam ich noch eine zweite für den Alltag. Lange hielt die nicht, denn ich entwickelte die dumme Angewohnheit, sie alle paar Minuten neu aufziehen zu wollen. So zerstörte ich eine Uhr nach der anderen und ärgerte mich über meine Nervosität. Eine Tages kam ich auf die naheliegende Idee, die Uhr am rechten Arm zu tragen. Das war die Rettung. Da das Rädchen zum Aufziehen auf der rechten Seite verbleibt, ist es nahezu unmöglich und bedarf einiger Verrenkungen, sie zu überdrehen. Trotzdem nahm mein Uhrenverschleiss nur geringfügig ab. Zersprungene Gläser und vor allem Wasserunfälle waren jetzt die neuen Ursachen. Da stand zwar fast immer etwas von wasserdicht oder water proof auf dem hinteren Deckel, aber wenn ich wirklich mit der Uhr – aus Versehen – unter der Dusche war, war das Glas meistens beschlagen und ich konnte auf den Exitus warten.
Emanzipation. Uhren kamen und gingen. Nur an die wenigsten habe ich Erinnerungen. Einmal kaufte ich mir eine Taschenuhr. Eines Tages sprang der Deckel auf und riß ab. Auch an dieser Uhr hatte ich keine lange Freude. Durch meine soziologischen Studien lernte ich, dass die allmähliche Etablierung und Durchsetzung immer genauerer Uhren ein wichtiges Instrument kapitalistischer Disziplinierung der Menschen ist – und so betrachtet kann niemand wirklich stolz sein, der eine Armbanduhr trägt. Auf meinem Weg neulich nach New York City war meine Armbanduhr stehen geblieben. Die Reparatur vor Ort erwies sich als langwierig und kam schlussendlich nicht zu Stande, eine neue Uhr wollte ich nicht kaufen und so sah ich das als Chance, mich an an ein Leben ohne Zeiteisen zu gewöhnen. Das gelang ber nicht wirklich, denn es ist ja nicht nur die Armbanduhr, sondern die überall wie ein Netz über unser Leben gelegte Zeitstruktur, die wir derart massiv adaptiert haben, dass wir verunsichert sind, wenn uns die Orientierungsmöglichkeit in diesem Zeitraum fehlt. Pessimistisch ausgedrückt: Ich werde es nicht mehr schaffen, die Emanzipation von der mir (selbst) auferlegten Zeitherrschaft. (1)
Einsatz. Unterwerfung hin oder her, eines Tages hatte ich genug von diesem Uhren – Verschleiß. Ich wollte für den Rest meines Lebens eine gute, präzise, hochwertige Uhr haben. Es wird schon einen Grund haben, wenn sich die, die es sich leisten können, wirklich Luxusuhren kaufen. Meine Aristo, ursprünglich für U-Boot-Fahrer gefertigt, ist aus blank poliertem Edelstahl, hat ein ausgesprochen kratzfestes Glas, ist wasserdicht bis 100 Meter Tauchtiefe und hat ein Zifferblatt mit einem unbedenklichen und nicht-radioaktiven Leuchtstoff – ideal für mich, da ich häufig auf dem Wasser und in der Nacht unterwegs bin. Nur das Armband sieht nach mehr als 10 Jahren Dauereinsatz schon ziemlich mitgenommen aus.
Berlin, 30.06.2012
Stefan Schneider
Abbildung: Aristo Armbanduhr - Foto: Stefan Schneider
(1) Die Emanzipation von der Zeitherrschaft gelingt mir dann, wenn ich mir frei nehme und beschließe, die nächsten 36 oder 72 Stunden gehören nur mir und ich mache, was ich für richtig halte. Dann ist die Uhr nur notwendig, um anzuzeigen, wann diese Zeit abgelaufen ist.