St. Petersburg ist eine der schönsten Städte der Welt und mit seinen vier Millionen Einwohnern zugleich die nördlichste Millionenstadt. Die einzigartige Architektur, die Petersburg auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes brachte, zieht jährlich hunderttausende Touristen in die Stadt. Die Petersburger Stadtoberen verfolgen mit viel Ehrgeiz und einem gewaltigen Bauprogramm das Ziel, die „nördliche Hauptstadt“ Russlands in den exklusiven Kreis der globalisierten Städte zu führen. Eine große Sonne erzeugt einen breiten Schatten: Wohnraum ist knapp und, weil die meisten Wohnungen in den 90er Jahren privatisiert worden sind, unfassbar teuer. Das ist eine der Ursachen dafür, dass in Petersburg nach seriösen Schätzungen etwa 55.000 Obdachlose leben, davon etwa 8.000 direkt auf der Straße. Zum Vergleich: In Berlin mit einer Bevölkerung von 3,5 Millionen leben „nur“ etwa 10.000 Obdachlose.
herr brockstiepel
und die penner
herr brockstiepel
sieht bei
einem spaziergang
abgewrackte Menschen
unter der
brücke;
herr brockstiepel
ruft:
ihr penner
und wermutbrüder,
ihr tagediebe
und hungerleider
gehört alle
in fürsorgeheime
und lager
und in den knast.
da kommen wir her,
sagen die menschen
unter der brücke:
aus
fürsorgeheimen
und lagern
und dem
knast.
Weiterlesen: Herbst, Kerstin: Obdachlos in Petersburg. Berlin 2008