Ich würde nun weder sagen, dass sie geizig ist und auch nicht, dass sie übertrieben sparsam ist. Es ist aber so, dass sie sich genau überlegt, wofür sie ihr Geld ausgibt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie in ihrer Kindheit und Jugend genau mitbekommen hat, was es bedeutet, wenn es gerade mal zum Leben reicht. Wer also dreimal überlegen muss, wofür mensch sein Geld ausgibt, neigt möglicherweise zu einer gesunden Zurückhaltung, wenn es ums Geld ausgeben geht. Das betrifft auch einige Aspekte der Reduzierung von Kosten. Konkret reden wir über meine Mutter und darüber, dass sie bei brennenden Glühbirnen in erster Linie an die Kosten denkt, die diese verursachen. Dass in ihrer ganzen Wohnung im Winter die Zentralheizung in allen Zimmern läuft – geschenkt. Dass sie den Fernseher laufen lässt, während sie in der Küche abwäscht oder rumräumt – ebenfalls geschenkt. Dass der größte Teil des Haushalts aus alten Geräten besteht, die jede Menge Strom verbrauchen – auch das ist geschenkt. Wenn aber der Sohn, der sich um sie kümmert, abends in seinem Zimmer noch etwas lesen will, wird sofort die Frage gestellt, warum denn das Licht so lange brennen muss. Genau genommen sind es an einem Leuchter sechs konventionelle Glühbirnen a 40 Watt, also insgesamt 240 Watt, die hier verbraucht werden. Von der Anschaffung von Energiesparlampen hält sie nichts, denn das ist ihr zu teuer. Und es müssten ja alle Glühbirnen ausgetauscht werden, damit es einheitlich aussieht. Also war die naheliegende Idee, eine neue Lampe zu beschaffen, die mit nur einem Leuchtmittel auskommt. Diese war dann auch preiswert aus zweiter Hand zu erstehen, musste aber intensiv gesäubert werden von einer dick gewachsenen Fettschicht, bis sie wieder in altem Glanz erstrahlte. Und Bioledex lieferte dazu das passende LED-Leutmittel. Im Endeffekt strahlte das Zimmer heller als je zuvor im neuen Licht, der Energieverbrauch war um mehr als 95% reduziert und alles war schön. Alles? Na, fast alles. Noch immer schallt es aus dem Wohnzimmer "Licht aus!", wenn der Sohn für ein paar Minuten das Zimmer verlässt und nicht daran denkt, auch sofort das Licht auszumachen.
Berlin, 05.10.2013
Stefan Schneider
PS: Einen kleinen Nachteil hat die LED von Bioledex doch. Sie ist nicht dimmbar. Aber bestimmt arbeiten die Leute von Bioledex daran, das abzustellen.
[Big Bang] Die Welt änderte sich für mich, als ich im Alter von 13 oder 14 Jahren die Stadtbibliothek entdeckte. Der Nachteil der Pflichtschule, in die ich damals ging, war – jedenfalls damals –, dass für alle festgelegt war, welches die Bücher waren, die zu lesen waren. Ergänzend dazu schenkten oder besorgten mir meine Eltern das, was damals als gute Jugendliteratur galt: Karl May und immer wieder Karl May, Onkel Toms Hütte, Moby Dick, Lederstrumpf und so. Ich weiß gar nicht mehr, wer mich darauf aufmerksam machte, aber eines Tages stand ich in der Stadtbibliothek Tempelhof – die heute nach Eva-Maria-Buch benannt ist – und begriff: Alles was da war, konnte ich mit nach Hause nehmen und lesen. Von da an gab es kein Halten mehr. Mit jedem Besuch wurden meine Wege länger, ich beschränkte mich schon lange nicht mehr auf die Jugendabteilung, sondern streifte die Regale von Philosophie, Theologie, Soziologie, Psychologie, Astronomie, eben alles, was mich interessierte. Ich glaube, in diesen ersten Monaten und Jahren wurde der Grundstein für mein selbständiges Denken gelegt. Denn ich merkte ja oft genug, dass die Welt nicht einheitlich und geschlossen war, sondern dass sich die Aussagen durchaus widersprachen. Oft folgte ich damals nur der Auffassung, die mir am Besten gefiel, und das änderte sich schnell. Erst später lernte ich die Dialektik kennen und damit verbunden die Idee, dass sich Gegensätze durchaus aufeinander beziehen können. Und auch meine musikalische Bildung entwickelte sich in dieser Zeit. Ich konnte einfach Schallplatten mit nach Hause nehmen und dort in Ruhe hören. So lernte ich John Coltrane kennen und Bob Seger und fand das einfach großartig – aber das ist ein anderes Thema.
[Ausflüge] Heute hat sicher das Internet weitgehend die Funktion übernommen, die damals für mich die Stadtbücherei hatte. Es gibt Portale wie Lerntipp.com, das sich auf Themen wie Lernen, Persönlichkeit, Erfolg, Internet Geld verdienen, Motivation, Zeitmanagement, paranormale Fähigkeiten und Gedächtnis spezialisiert hat. Wer möchte, kann zahlreiche kostenlose Bücher über Erfolg, Lernen und Persönlichkeitsentwicklung hier herunterladen. Das unterschiedliche, einander womöglich widersprechende Wissensbestände nebeneinander stehen (bleiben) können, ist ein im Internet noch nicht wirklich gelöstes Problem, das wird etwa bei Wikipedia deutlich. Da wird beispielsweise sehr hartnäckig um den Inhalt von Artikeln gekämpft – statt dessen wäre es viel wichtiger, Tools zu entwicklen, die die unterschiedlichen Auffassungen zu einer Sache abbilden. Oder die Biographien – da ist die Versuchung groß, unangenehme Informationen einfach verschwinden zu lassen. Beruhigend daran ist eigentlich nur, dass der Kampf um Wahrheit oder das, was dafür gilt, schon geführt wurde, als es noch gar keine Bücher gab. Auch das gehört zu den Dingen, die ich gelernt habe – bei meinen Ausflügen in die Stadtbücherei Tempelhof.
Berlin, 31.07.2013
Stefan Schneider
[Abbildung] Eva-Maria-Buch – Bibliothek Tempelhof 2013. Foto: Stefan Schneider
[Sommerurlaub] Meine Freundin Anna war in bester Laune. Ihr Lebenspartner Martin hätte einen Abschlag erhalten, erzählte sie, und nun stünde einem 14tägigen Urlaub an der Ostsee nichts mehr im Wege. Und so war es dann auch. Sie mieteten einen Kleinwagen und eine schöne Pension auf dem Fischland, und von dort aus unternahmen sie viele Ausflüge – nach Rostock und Stralsund, nach Hiddensee und Usedom. Und natürlich waren sie oft am Stand und ließen, wie alle so schön sagen, die Seele baumeln. Gut erholt und zufrieden kamen sie zurück, und ein paar Tage später waren wir verabredet, die Urlaubsfotos zu sichten. Das war wirklich eine schöne Reise, und ich gönnte sie den beiden. Denn schließlich war die Auftragslage in jener Zeit alles andere als gut, und beide mussten hart arbeiten, um über die Runden zu kommen und es war lange Zeit wirklich fraglich, ob sie sich einen Sommerurlaub würden leisten können.
[Herbststurm] Wochen später rief Anna an und ich merkte schon an ihrer Stimme, dass sie wirklich konsterniert war. Was soll ich nur tun?, sagte sie. Das war gar kein Abschlag, den Martin da aufgenommen hat, sondern ein Kredit. Das hat er aber offenbar vergessen, und jetzt kommen die Mahnungen. Am liebsten würde ich den Kerl auf die Straße setzen! Mir fehlten die Worte, aber die Sache beschäftigte mich. Ein paar Tage später hatte ich die Lösung und rief sie an. Ich sagte ihr, dass sie froh sein solle, so einen Freund zu haben. Dem es so wichtig ist, eine gemeinsame schöne Zeit zu haben, dass er dafür sogar einen Kredit aufnimmt. Der Urlaub sei doch wirklich schön gewesen. Und das war er unbestreitbar. Beide kamen gut erholt zurück und hatten power für ihre beruflichen Aktivitäten. Mit dieser Sichtweise konnte sich Anna anfreunden. Dass Martin dann vergessen hatte, dass es ein Kredit war und kein Abschlag, hat niemanden wirklich überrascht. Denn das gehörte nicht zu seinen Stärken. Beim nächsten Mal könne man ja vorab und offen über das Thema Urlaubsfinanzierung reden.
[Finanzierung] Im Internet finden sich Portale, die einen Kreditvergleich anbieten für die günstigste Möglichkeit, mit einem Kredit den Urlaub (oder etwas anderes wichtiges) zu finanzieren. Den es kommt ja nicht nur darauf an, das Geld irgendwo aufzutreiben, sondern auch auf die Konditionen für Zins und Tilgung und die Laufzeit, denn das Darlehen will ja auch zurückgezahlt werden. Kredit und Girokonto sollten immer Spielräume eröffnen, um Arbeit und Erholung in Einklang zu bringen. Ich persönlich würde für mehr Erholung und weniger Arbeit plädieren. Aber das muss mensch sich leisten können.
Berlin – Schmöckwitz, 23.07.2013
Stefan Schneider
[Abbildung] Spielbank Monte Carlo, Quelle: WikiCommons http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Monte_Carlo_Casino.jpg
[Alt] Mein altes Handy hatte irgendwelche Macken und auch der Akku gab langsam seinen Geist auf. Ich überlegte schon, ganz auf ein mobiles Telefon zu verzichten, aber das ging wegen meiner Mutter nicht. Ich plante eine mehrwöchige Segelreise und meine Mutter wollte, dass ich für sie erreichbar sei. Sie war seit einiger Zeit Witwe, nicht mehr bei bester Gesundheit und machte sich Sorgen. Es würde ihr besser gehen, wenn sie wüsste, dass sie mich jederzeit würde anrufen können. Also ging ich in einen Laden und schilderte einem Verkäufer das Problem. Ich wäre über Tage hinweg ohne Stromanschluss in der Natur und müsste telefonisch erreichbar sein. Der Händler wusste sofort Bescheid und zeigte auf ein Modell: Dann nehmen Sie das hier. Das hat wenig Funktionen, ist sparsam, schaltet schnell in den Stand-By-Modus und Sie können 10 Tage oder länger unterwegs sein, ohne dass das Akku schlapp macht, vorausgesetzt, Sie telefonieren wenig. Ich bedankte mich artig. Später im Internet suchte ich mir das günstigste Angebot für 19,99 € heraus und bestellte. Das Handy erfüllte alle meine Erwartungen. Jeden Donnerstag zwischen 20 und 21 Uhr durfte meine Mutter anrufen, und auch mal zwischendurch, wenn es etwas wichtiges gab. Auf der Landkarte verfolgte sie meine Route, konnte ich ungefähr vorstellen, wo ich war und fühlte sich einigermaßen sicher. Allerdings kann das Handy tatsächlich nur einige wenige Sachen: Telefonieren, SMS, Uhrzeit anzeigen und so weiter.
[Neu] Für einen Preis von fast 600 € wird einem das HTC One mini angeboten, dass ein wahres Wunderding sein soll, insbesondere werden die Multimedia – Eigenschaften gelobt. Natürlich gibt es dazu auch eine ebenso praktische wie nützliche Hülle. Ich weiß nicht, ob ich das HTC One mini haben muss, aber dann stelle ich mir das so vor: Ich kann wunderbar damit überall im Internet surfen und das Ding zeigt mir den kürzesten Weg von A nach B, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Sobald ich etwas bemerkenswertes sehe, mache ich ein Foto und kann das sofort auf Pinterest hochladen und vertwittern. Ein kleiner Vibrationsalarm macht mich darauf aufmerksam, wenn neue emails eingehen, eine App zeigt mir, wo ich die nächste Currywurstbude finde und wenn mir die Wurst nicht schmeckt, kann ich sofort meine negative Kritik auf qype veröffentlichen. Mit einer App mache ich meine nächste Busreise nach Hamburg klar und die Weiterfahrt nach Otterndorf. Im Hintergrund wird das neue Album von Dillinger Escape Plan herunter geladen, und abends bestelle ich ein Ticket für das Konzert von Blue October im Herbst. Zwischendurch telefoniere ich mit meiner Mutter und lasse weitere Fotoabzüge von alten Familienfotos machen. Ich werde auf eine Doku über Fracking in Deutschland aufmerksam und gucke mal kurz bei Youtube rein. Dann noch ein kurzer Stream von den neuesten Protestaktionen am Taksimplatz und – endlich am Boot angekommen – stöpsel ich das Smartphone an das Radio an und der fette Sound von Sublime dröhnt aus den Boxen und ich habe immer eine Auswahl von mindestens 200 Musikalben am Mann. Das Akku kann ich mit einem kleinen faltbaren Solarmodul tagsüber in 3 Stunden aufladen und ein geladenes Akku hält mindestens 5 Tage.
[Versprochen] Keine Ahnung, ob das nur in meiner Phantasie so ist oder auch in Wirklichkeit. Denn ich habe mich bis jetzt noch nicht zu so einem Ding durchringen können und schenken wollte mir das auch noch keiner. Auf jeden Fall macht es Sinn, eine HTc One mini Hülle dabei zu haben. Das Handy liegt dann besser in der Hand, ist vor Stößen, Kratzern und anderen äußeren Einflüssen geschützt, verstaubt nicht, und aufgrund der Aussparungen für Kamera und Anschlüsse ist der Bedienkomfort des HTC One mini nicht eingeschränkt! Der Haken daran sind sicher die horrenden Internetgebühren, damit das Ding überhaupt läuft . Nach der Revolution wird es nur noch kostenfreie, offene, unverschlüsselte Internetverbindungen geben, das ist mal klar. Aber wann ist schon Revolution?
Berlin, 18.07.2013
Stefan Schneider
[Abbildung] Bahnsteigkarte des Münchener Verkehrsverbunds - Date 13 February 2011 - Foto: Gehirn; Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plattform_ticket_MVV_Munich_Germany.jpg