Der Helmholtzplatz ist ein geradezu vorzüglichliches Studienobjekt für Gemeinwesenarbeit, aus mehreren guten Gründen. Seine Geschichte ist überschaubar, und insbesondere in der Zeit nach der Friedlichen Revolution in Deutschland 1989 gibt es kaum eine Methodik der Gemeinwesenarbeit, kaum ein Programm mit Sozialraumorientierung, das am Helmi - so wird der Platz manchmal genannt - nicht ausprobiert worden wäre. Das hat zwar einige methodologische Schwierigkeiten zur Folge, da sich die Effekte überlagen, aufschaukeln und gegebenenfalls gegenseitig neutralisieren könnten, nichts desto trotz wird dieser Nachteil aufgewogen durch den schier unerschöpflichen Fundus an Problemen, Konflikten, Kontroversen, Debatten, Analysen, Daten, Erfolgs- und Misserfolgsmeldungen. Es geht hierbei nicht um eine Vollständigkeit, und auch nicht um eine Geschichte des Helmholtzplates, sondern um einen Focus. Was passiert, wenn mit Blick auf das soziale Ganze, auf das Gemeinwesen gearbeitet wird. Dazu gibt es insbesondere in der Disziplin der Sozialen Arbeit wenig Material, auch wenn durchaus nicht wenige Publikationen über den Helmholtzplatz vorzufinden sind.
1. Ein Platz auf dem Reissbrett
Vor gut 150 Jahren gab es den Helmholtzplatz noch gar nicht oder doch schon. Das Gebiet, das heute als Stadtteil Prenzlauer Berg wegen seine Kunst- und Kulturszene und seinem Life-Syle weltbekannt und weltberühmt ist und selbstverständlich zur Berliner Innenstadt gerechnet wird, war in jener Zeit vor den Toren Berlins und war nahezu vollständig landwirtschaftlich geprägt. Das alte Berlin liegt in einem Urstromtal, der Prenzlauer Berg war die erste Steigung nach dem Verlassen der Stadt nordostwärts Richtung der Stadt Prenzlau, die sogenannte Barnimkante, die noch heute an einigen wenigen Stellen klar erkennbar ist. Damals waren hier Windmühlen angesiedelt, und historische Bezeichnungen wie Weinbergsweg berichten von damals typischen Nutzungen. Zeitgenössische Bilder zeigen denn auch beispielsweise Menschen bei der Erntearbeit, und nur die Silhouette im Hintergrund der Zeichnung lässt erahnen, dass es die expandierende Stadt ist, die in Zukunft das Gebiet prägen wird.
Die Schönhauser Allee war damals die Verbindungsstraße zu dem Dorf Pankow, das erste Dorf ausserhalb von Berlin Richtung Norden. Pankow war ein beliebtes Ausflugsziel, und der bayerische Braumeister Joseph Pfeffer kaufte bereits 1941 ein Gelände und errichtete darauf eine Brauerei und - für das gesellschaftliche Leben am Wochenende insbesondere für die Pankow-Ausflügler enorm wichtig, den bis heute bestehenden Biergarten. Etwa einen Kilometer weiter Richtung Pankow befand sich der Exercier-Platz
- Schönhauser Allee
- Hobrecht Plan
- itd
Warum Gedenkveranstaltungen mit Kranzniederlegung in der BündnisGrünen Fraktion Pankow so wenig beliebt sind, weiss ich nicht. Womöglich weil solchen Treffen das Vorurteil anhaftet, sie seien wenig produktiv und mensch verschwende nur seine Zeit. Ich sehe das anders. Eine Gelegenheit, um aus dem Haus zu gegen und Orte und Plätze aufzusuchen, an denen ich im Alltag nicht vorbeigehe oder die von mir im Alltag kaum wahrnommen werden.
Der Tag der Befreiung - die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 - ist ein solcher Gedenktag. Die Generation der Zeitzeugen des Kriegs und der faschistischen Terrorherrschaft - sofern sie noch lebt - ist langsam aber sicher hochbetagt, und die wenigen, die noch leben, haben altersbedingt in der Regel nur noch ganz unspezifische Kindheitserfahrungen.
Mehrere Millionen Kriegstote, mehrer Millionen planvoll vernichteter Menschen - der Zweite Weltkrieg und die Terrorherrschaft der Nazis war eine von Deutschen verursachte menschliche Katastrophe. Und noch schlimmer: Die deutschen Menschen waren - trotz vielfältiger Widerstandsbemühungen quer durch die gesamte Gesellschaft - in der Summe doch nicht in der Lage, sich von diesem Regime der Verbrecher, Mitläufer, Mitwisser und der Schweiger selbst zu befreien.
Andere mussten es tun und haben dafür einen hohen Preis bezahlt. Unzählige Soldaten und Zivilisten haben die deutsche Befreiung mit dem Leben bezahlt. Ich finde, dafür lohnt es sich schon, sich aus dem Bett zu bewegen, auf das Fahrrad zu schwingen, ein Blumengebinde abzuholen und sich dann einzufinden vor einem Mahnmal, das daran erinnert. Und dann einige wenige Minuten inne zu halten und darüber nachzudenken, was damals war und was ich jeden Menschen verdanke. Denn auch wenn auch mein Alltag über weite strecken zwishen Aufstehen, Alltagsbesorgungen und Abendspaziergang weitestgehend banal zu sein scheint, die Freiheit die ich habe und die Möglichkeit, weitgehend angstfrei für das zu Kämpfen, was ich für richtig halte, das ist alles andere als selbstverständlich.
Das wird mir dann immer wieder bewußt, wenn ich ausser der Reihe an solchen Gedenkveranstaltungen teilnehme und mir ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken gönne.
Gemeinwesenarbeit
Vorbemerkung. Auf Einladung von Prof. Dr. Martina Wegner bin ich am Montag, den 14.02.2011 nach Müchen - Pasing gefahren, um dort an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der HAW München über eine Vertretungsprofessur für Gemeinwesenarbeit mit der Schwerpunkten Sozioökonomie und Gender zu sprechen. Um auf dieses Gespräch vorbereitet zu sein, habe ich nachfolgende Stichwortsammlung erarbeitet, die ich hier gerne öffentlich machen will.
Dr. Stefan Schneider, Pasing 15.02.2011
Universell -Universalität
- Stadt / Land /Metropole / Megacity / Region / Migration / Sonderfo /
- Vorbereitung der Studierenden auf mögliche Praktika, auch Auslandspraktika bzw. denkbare Berufsfleder
interdisziplinär - Interdisziplinarität
- Stadtplaner, Verkehrsplaner, Architekten, Soziologen, Juristen, Historiker, Archäologen, Ökonomen (BWL, VWL), Politologen, Theologen, Designer, Kommunikationswissenschaftler, Hydrologen, Ökologen, Psychologen, ...
Geworden - Gewordenheit
- nicht als Selbstzweck, sondern um Gegenwart besser verstehen zu können und Modelle für die Zukunft zu haben _> und extrapolieren zu können anhand unterschiedlicher Modell // Globale Ungleichzeitigkeit
- Vergleichende bzw. Systematische Gemeinwesenarbeit
Beteiligen - Beteiligung
- Kernpunkt. Menschen konstituieren Gemeinwesen.
- Beteiligung von Studierenden (als Arbeitsform: in Vorbereitung auf Praktikum / Bachelor / Beruf)
- Beteiligung als Wert und Norm/ Mitbestimmung /Teilhabe / Aneignung / Selbstbestimmung
- Selbstorganisation / itd
- als Handlungskonzept ,
- auch und gerade bei TOP-Down Projekten (Quartiersmanagement usw. / Regionaler Planung /
- Kommunalen Initiativen)
- Kreativität / Zukunft entsteht am Rand
Vielfältigkeit / Gleichzeitigkeit / Virtualität
- Armut – Reichtum
- Ureinwohner – Zugezogene - Migrantinnen
- Junge – Alte (Generationenübergreifend)
- Spezialisten – Allrounder
- polarisierer – versöhner
- Frauen – Männer – LSBT
- Singles – Alleinerziehende – Familien – Clans
- Staatlich – Wohlfahrt – Verein – Privat – informell – geduldet – illegal
- real – fiktiv
- direkt – repräsentativ
- repressiv – ermutigend
- postive & negative Entwicklungstendenzen
- ...
- Community Organizing via
- Web /
- Soziales Netzwerk /
- digitale Tools /
- Stadtteilwiki
Methoden der GWA
KERNPUNKT - persönliche direkte Ansprechpartner_Innen
- Vor Ort Begehung
- Beobachtung
- Teilnehmende Beobachtung
- Recherche
- Investigativer Journalismus
- Reportage
- Heimatmuseum
- Archivarbeit
- Literaturrecherche - Bildberichterstattung
- Video-Clip
- Performance
- Unsichtbares Theater
- Zeitzeugen-Befragung
- Bewohner-Befragung
- Umfrage
- Sozialraumportrait
- Sozialstrukturaktlas
- Gremienarbeit
- Sozialausschuss
- Regionalkonferenz
- Stadtteilkonferenz
- Planungsraumkonferenz
- Sanierungsgebiet
- Behutsame Stadterneuerung
- Bebauungsplan
- Erhaltungssatzung
- Umstrukturierungssatzung
- Sanierungsgebiet
- Betroffenenvertretung
- Sozialplanverfahren
- Mieterberatung - Stadtteilfest
- Stadtteilzeitung
- Webportal
- Stadtteilblog
- Webportal
- Nachbarschaftshaus
- Stadtteilzentrum
- Platzhaus
- Strassenfest
- Kinderfest - Ausstellung
- Einwohnerversammlung
- Einwohnerbefragung
- Einwohnerumfrage
- Baumpflanzung
- Fassadenverschönerung
- Hofgestaltung
- gemeinsame Arbeitseinsätze
- Kiezfrühstück
- Kiezkasse
- Diskussionsveranstaltung
- Public Screening
- Stammtisch
- Bezogen auf einzelne Akteure
- Altere
- Kinder
- Jugendliche
- Strassenjugendliche
- Obdachlose
- Arbeitslose
- Süchtige
- Psychisch Kranke
- Migrant_innen
- sans papiers - Sozialmanagement
- Quartiersmanagement
- Lebensweltorientierung
- bzw Lebenslageorientierung
- Sozialraumorientierung
- Vernetzung
Sozioökonomie
- Schenkökonomie
- Umsonstökonomie
- Tauschökonomie
- CarSharing
- Couchsurfing
- Filesharing
- - Leihökomie
- Schattenökonomie
- Schwarzarbeit
- Nachbarschaftshilfe
- Freiwiliges Engagement
- Ehrenamtliches Engagement
- Freiwiligenagenturen
- Gemeingüter
- Commons
- Öffentlicher Raum
- Öffentliche Orte
- Öffentliche Plätze
- Hausbesetzungen
- Alternative Ökonomie
- Nachhaltige Ökonomie
- Reclaiming Spaces
- Nachbarschaftsgärten
- Interkulturelle Gärten
- Gemeinschaftsgärten
- Soziale Infrastruktur
- KJFE, Kindergärten, Schulen,
- Seniorenbegegnungsstätten, Bibliotheken,
- Volkshochschulen, Bürgerämter
- Stadtteilzentren
- Nachbarschaftsläden
- Verkehrsanbindung - Genossenschaften
- Kollektive
- Verbände
- Vereine
- Religionsgemeinschaften
- Spende
- Projektfinanzierung
- Zuwendung
- Leistungssätze
- Leistungspauschalen
- Treuhändler – Modell
- Co-Finanzierungsmodelle
- Fehlbedarfsfinanzierung
- Kosten-Leistungs-Rechung
- Haushaltswirtschaft
- Haushaltsordnung
- Haushaltsplanaufstellung
- Controlling
- Kostenkontrolle
- Qualitätskontrolle
- Evaluation - Personalentwicklung
Gender
HIER ZUSAMMEN MIT INTERKULTURELLER ÖFFNUNG Intercultural // Gender // Community – Studies
Querschnittsthema
- mehr als nur Geschlechtergerechtigkeit
- Butler/ Foucault – Sex, Gender, Identität, Macht, Herrschaft, Zuweisung, Brüche
- Gender-Mainstreaming
- Gender-Budgeting
- Ausgewählte Produkte / Gegenstände / Themen
- Analysekriterien
- Auswertung / Steuerung
- Frauenbewegung & soziale Arbeit (Alice Salomon, Hedwig Wachenheim, Ella Kay, die Wienerin Ilse
- Arlt)
- Feminismus / feministische Theorie / feministische Studien
- Gleichstellungsfragen
- sexuelle Vielfalt /LSBT // schwul / lesbisch / bi- / transgender
Themenfelder:
- Familien / Alleinerziehende
- Berufliche Bildung
- Gemeinwesen
- Kommunale Verwaltung
- Städtepartnerschaften / Frauenrechte (MERSIN)
- Jugendarbeit
- Kindergarten
ego
- Koedukative Jugendarbeit (KSJ)
- neue Männer bracht das Land (Ina Deter)
- Frauenbewegung
- Simon de Beeauvoir: Das andere Geschlecht
- Unser Körper Unser Leben
- Der Tod des Märchenprinzen
- Studiengang TU (Femistische Sozialarbeit)) Tina Thürmer Rohr, Christine Holzkamp Doris Jansen ua.
- Gleichstellung und Integraton (stellv. Ausschussvorsitzender)
- Girls Day
- Aktionstag gegen häusliche Gewalt
- Equal Pay Day
- Gender Mainstreaming
- Gender Budgeting
- Frauenbeirat des Bezirks
- Frauenbeauftragte des Bezirks
- Frauenförderung // bezirklicher Frauenförderplan
- Frauenverbände
- Frauenprojekte / Beratungsstellen / Frauenzufluchtswohnen
Literatur
- Kessl, Reutlinger, Mauer, Frey (Hrsg:): Handbuch Sozialraum. Wiesbaden 2005
- Darin: GWA, QM; USW: - Hinte, Lüttringhaus, Oelschlägel: Grundlagen und Standards der Gemeinwesenarbeit. Münster 2001
- Im Dickicht der Städte - Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Hg. vom Institut für soziale Arbeit e.V.
- Redaktion: Erwin Jordan und Hilmar Peter. Münster 2001
- Glaser, Kilka, Prengel (Hrsg): Handbuch Gender und Erziehungswissenschaft. Bad Heilbrunn 2004Literatur:
- Handbuch Gender und Erziehungswissenschaften. 2004
Einzelne Autor_innen
- Leo Penta – Community Organizing
- Peter Szynka -
- Theo Klöck
- Saul Alinsky
- Rothkegel
- Milton Bennet
- CW Müller (wie helfen zum Beruf wurde)
- Häussermann, Holm
- Dokumente zu
- Soziale Stadt
- QM
- Bürgerbeteiligung
- Bürgerhaushalt
- sozialräumliche Orientierung - DEFIZIT Frauen in der GWA
- ABER AUCH:
- Medien / Netzwerke
80 Kilometer östlich vom Alexanderplatz beginnt Polen. Von Berlin aus sind Szczecin näher als Magdeburg, Praha und Poznan näher als Köln, Warschau näher als München, und dennoch sind diese Städte Ewigkeiten entfernt in unseren Köpfen. Polen, gar Weißrussland oder Russland sind Ferienziele bestenfalls für Aussenseiter oder Heimwehtouristen. Die Kette der Vorurteile läßt beispielhaft sagen in einem Satz: Ehrlicher Pole mit eigenem Auto sucht Arbeit! Umfragen dokumentieren: In der Beliebtheitsskala der Ausländer rangieren Bürger slawischer Staaten ganz unten. Lieber akzeptieren die Berliner einen Türken oder Afrikaner als Nachbarn als einen Polen. Polnische Wirtschaft: Obwohl niemand genau sagen kann, was das ist, markiert dieser Begriff ein Schimpfwort. Die wenigen deutsch-polnischen oder deutsch-russischen Gesellschaften agieren fast völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit, über die Grenze fährt man bestenfalls zum Polenmarkt oder aber zum Tanken. Dabei ist Polen bereits Nato-Mitglied, die EU-Aufnahme steht in wenigen Jahren bevor. Die Oder markiert nicht nur eine harte Sprachgrenze, sondern auch eine mentale Grenze: Ab hier beginnen die Vorurteile.
Nach dem "Mietenreport" und "Hauptstadt der Verdrängung. Berliner Zukunft zwischen Kiez und Metropole." legt der taz-Redakteur Uwe Rada nunmehr sein drittes Buch vor, es heißt: "Berliner Barbaren. Wie der Osten in den Westen kommt". Das ist genaugenommen kein Buch über Osteuropa, sondern ein Buch über den Berliner Osten, der im Zentrum der Hauptstadt beginnt und irgendwo hinter Moskau endet. Im ersten Kapitel "Der Berliner Osten" zeigt der Autor: Die Osteuropäer sind schon längst präsent in Berlin, sie wohnen, leben, arbeiten hier, haben längst eigene Zentren von Kultur und Kommunikation entwickelt. Die Autoscheibenputzern am Kottbusser Tor gehörten dazu ebenso wie die polnische christliche Gemeinde in Tempelhof, der internationale Basar in Treptow und die russischen Siedlungen in den Plattenbauten Marzahns. Der zweite Teil "Östlich von Berlin" beschreibt die komplexen und sich ständig verändernden Wirtschafts- und Grenzbeziehungen der Pendler, Saison- und Gelegenheitsarbeiter, Migranten und Märkthändler zwischen Berlin - Lichtenberg über die deutsch-polnische bis hin zur polnisch-ukrainische Grenze bis nach Russland hinein. Der polnische Arbeiter, der in Berlin gelegentlich jobt, um an der polnischen Küste eine eigene Ferienwohnung eröffnen zu können, ist nur ein Beispiel. Das dritte Kapitel "Der Westen schlägt zurück" ist das schwierigste. Der Schrei nach Sicherheit und Ordnung, die verworrenen politischen Programme zum Thema, die Beschreibung von Grenzziehungen und Abgrenzungen innerhalb der Stadt und der Stadtentwicklungspolitik - ja. Schwierig zu verstehen - vor allem für nichtberliner Leser - aber ist, was die architektonische stadtplanerische Zielsetzung rund um den Alex damit zu tun haben soll.
Das Buch ist angereichert durch ein schönes Fotoessay zum Thema "Grenzstadt Berlin" der Fotografin Claudia C. Lorenz und enthält noch ein kurzes Nachwort in Form von neun Notaten des Publizisten und Architekturkritikers Wolfgang Kil sowie eine ganze Reihe von Anmerkungen und Literaturangaben. Nur eine Liste mit weitergehenden Literaturempfehlungen habe ich vermißt. Das Buch ist mit 19.40 Euro zwar nichts für den schmalen Geldbeutel - aber es ist unterhaltsam geschrieben, regt an zum Nachdenken und zum Weiterlesen. Rada geht hin, schaut zu, schreibt auf. Reportage anschaulich, detailliert, präzise. Ergänzt durch Hintergrundinformationen, Daten, Zahlen, Fakten, Zitate. Bilder und Fragen tauchen auf.
Das vierte und kürzeste Kapitel "Nicht mehr und noch nicht" ist ein leidenschaftliches Plädoyer für Provisorien und dafür, Vertrauen zu haben in Menschen, die nach Berlin kommen, weil sie sich hier eine Perspektive erhoffen, vielleicht aus Armut, vielleicht aus Neugier, vielleicht nur zeitweise oder für eine Zwischenstation. Der Osten ist im Westen schon längst angekommen. Und weil die Menschen längst schon da sind, müssen wir nicht fragen: Was nehmen sie uns weg? sondern vielmehr: Wie können Sie uns bereichern? Und warum?: "Wer nach Osten geht, weiß, daß die Menschen, die in diesen Zügen sitzen, etwas mitbringen, worauf man sich im Westen erst wieder besinnen muß: nichts als sich selbst.", sagt Uwe Rada. Das aber ist schwierig auszuhalten.
Stefan Schneider
Uwe Rada: Berliner Barbaren. Wie der Osten in den Westen kommt. Mit einem Fotoessay von Claudia C. Lorenz und einem Nachwort von Wolfgang Kil. Berlin: Basisdruck Verlag GmbH 2001. ISBN 3-86163-115-6, 245 Seiten, 32 Fotos, 19,40 Euro