Am Dienstag, den 1. November 2011 um 19:20 Uhr MEZ drückt der Internet-Nutzer mit der IP 87.188.245.125 auf die Return-Taste und erstellt einen neuen Artikel, in dem er das Lemma Post-Privacy wie folgt erklärt: "'''Post-Privacy''' bezeichnet einen Zustand, indem Datenschutz nicht mehr gilt. Dies bedeutet nicht, dass ein jeder Mensch überwacht wird, sodass er für alle transparent ist, sondern, dass was irgendjemanden über einen Menschen bekannt ist, problemlos transparent gemacht werden kann ...." (Beleg). Keine vier Minuten später, um 19:24 Uhr MEZ beantragt die IP 77.13.5.220 die umgehende Schnelllöschung (SLA) dieses Artikels. Sein Argument: "TF + belegfreier Blöd-Zinn". (Beleg) Mit TF ist hier Theoriefindung gemeint. Es entspricht dem Regelwerk von Wikipedia, dass Neuigkeiten auf dem Gebiet der Wissenschaften erst dann begrifflich abgebildet werden, wenn sie eine wenn sie eine gewisse Resonanz erreicht haben. Selbst Einstein hätte es 1905 und in den Jahren darauf bei Wikipedia sehr schwer gehabt mit seiner Speziellen Relativitätstheorie. Einige der weniger klugen Wikipedia-Autoren sehen diesen Fall der Theoriefindung bereits dann als gegeben a, wenn die Theorie ihnen selbst nicht einleuchtet. Wie zum Beweis fügt der Schnelllöschantragsteller noch hinzu: Blöd-Zinn. Aber in der Tat ist die Beleglage dieses Artikels zu diesem Zeitpunkt noch dürftig. Weitere acht Minuten später erhebt der Ersteller des Artikels gegen den Schnelllöschantrag einen Einspruch. Dieser hat gemäß den Regeln von Wikipedia die Wirkung, dass der SLA in einen regulären Löschantrag umgewandelt wird, bei dem sieben Tage lang das Pro und Contra debattiert werden kann.
Keine zwei Stunden später hat diese Debatte den Raum von Wikipedia längst verlassen: Ganz woanders, auf dem Micro-Blogging-Portal Identi:ca twittert nun ein gewisser plomlompom alias Christian Heller: LöschDiskussion zum de-Wikipedia-Artikel "Post-Privacy" rockt jetzt schon: http://ur1.ca/5kycs Taugt #PostPrivacyBuch als SchriftQuelle? ;) (Beleg). Und bereits um 23:19 Uhr MEZ ist die Wikipedia-Definition von Post-Privacy eine völlig andere. Durch die von Nutzer drstefanschneider vorgenommenen Änderungen wird nun definiert: "'''Post-Privacy''' ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit der Debatte um die durch das Internet verursachten gesellschaftlichen Veränderungen entstanden ist. Er bezeichnet einen Zustand, ...." (Beleg). In den folgenden Tagen wird der Beitrag nicht nur durch verschiedene Autoren mehrfach weiter ausgebaut , verändert und verbessert, es entwickelt sich auch eine für Wikipedia -Verhältnisse eher kurze und mit nur wenigen Argumenten geführte Löschdiskussion, zu deren prominentesten Teilnehmern wohl der deutschlandweit bekannte Weberklärer Sascha Lobo zählt. Nach Ablauf der für die Löschdebatte vorgesehene Woche trifft der Wikipedia-Administrator Tobias D B am 8. November 2011 um 13:45 Uhr MEZ die Entscheidung, dass der Artikel erstmal bleibt und nicht gelöscht wird. Erstmal bedeutet hier: Jede_r Nutzer_in kann jederzeit einen neuen Löschantrag stellen, allerdings müssen dann neue Argumente vorgetragen werden. Für Wikipedia-Verhältnisse ausführlich ausführlich kommentiert Tobias D B seine Entscheidung: "Der Artikel ist wahrlich nicht besonders toll, aber durchaus akzeptabel. Relevanz besteht durch die öffentliche Diskussion um den Datenschutz im digitalen Zeitalter, da wird der Begriff verwendet." (siehe Löschdiskussion).
Diese Episode demonstriert in einem sehr positiven Sinne, was mit Post-Privacy gemeint ist: Wenn Menschen sich im Internet bewegen, ist es absolut öffentlich, wer wann was gemacht, gesagt, geschrieben, hoch- oder runtergeladen, bestellt oder manipuliert hat.
Gelegentlich schlucke ich mal eine Tablette gegen Kopfschmerzen. Aber bei richtig heftigen Kopfschmerzen hilft eigentlich nur, ins Bett zu gehen, den Raum abzudunkeln und bis zum nächsten Tag zu schlafen. Glücklicherweise habe ich nur selten Kopfschmerzen. Häufig treten sie dann auf, wenn mein Kopf sehr intensiv etwas denken muß, was er in der letzten Zeit nicht hat denken müssen. Das ist so eine Art Privat-Theorie von mir, die aber irgendwie stimmt und die Bezug nimmt auf Überlegungen von Alexander Luria. Mit meinen 46 Jahren bin ich an einem kritischen Punkt, weil etwa ab diesem Alter der Medikamentenverbrauch rapide zunimmt. Es ist ein richtiger Knick nach oben in den Kurven der Untersuchungen zu diesem Thema. Und noch aus einem zweiten Grund nimmt der Medikamentenverbrauch gesamtgesellschaftlich rapide zu. Experten erklären dies mit dem Demographischen Wandel.
Bei mir ist es häufig so, dass ich von meiner Ärztin ein Rezept aufgeschrieben bekommen habe, und wenn ich dann in der Apotheke stehe, haben sie es nicht da und sie werden es bestellen und ich darf dann am nächsten Tag nochmals zur Apotheke. Zum Glück gibt es nun Mycare, das ist eine staatlich geprüfte Onlineapotheke, bei der es nun möglich ist, sein Rezept einzuschicken. Diese Apotheke stellt auf Anforderung sogar Freiumschläge zur Verfügung, um einem das Porto zu ersparen. Und umgehend werden die Medikamente per Post verschickt.
Im Moment ist die ganze Pharmaziebranche noch sehr technikfern gegenüber seinen Kunden. Es sollte möglich sein, sein Rezept gleich digital zu laden, vielleicht als Barcode um dann umgehend auf einem Gadget seines Mobilfunktelefons sehen zu können, welche Apotheke das gerade abholbereit vorrätig hat. Aber so lange wir noch nicht so weit sind, ist Mycare sicher eine ganz brauchbare Alternative.
Stefan Schneider, 01.12.2011
Inspiriert durch Sandra Licht
Auf dem Geländes meines Segelvereins gibt es sogenannte Segelkammern. Das sind gewissermaßen Gartenlauben in Reihenbauweise. Sie erhöhen den Nutzwert der Vereinsmitgliedschaft immens, denn dank dieser Segeldatschen ist nicht nur möglich, allerlei Dinge rund ums Boot zu lagern, sondern man kann auch – wenn auch auf sehr einfachem Level – darin wohnen. Es gibt eine sparsame Möblierung, einen Tisch, Stühle, Strom, ein WLAN zum Internet und auf dem Gelände selbst in einem Container die gemeinsam zu nutzenden Toiletten, Duschen und sogar eine Waschmaschine. Auch ich habe so eine Hütte und nutze diesen Ort sehr oft im späten Herbst oder Winter, wenn Ruhe auf dem Gelände eingekehrt ist. Dann ist es ein hervorragender Ort, um im Ruhe Literatur zu verarbeiten, in Ruhe zu Schreiben oder über wichtige Dinge nachzudenken. Das Leben reduziert sich auf die wenigen Dinge, die wirklich wichtig sind. Das hat schon die Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs gewusst. Sie schreibt in einem Gedicht:
In meiner Kammer
wo mein Bett steht
ein Tisch ein Stuhl
der Küchenherd
kniet das Universum
um erlöst zu werden
von der Unsichtbarkeit.
Nelly Sachs (1891 - 1970)
Nun habe ich fast das wichtigste ausgelassen: Die Heizung. Ich habe mir einen kleinen Werkstattofen besorgt und der wird geheizt mit den Resten der alten hölzernen Steganlage. Und im vergangenen Jahr sind gewaltige Mengen an Holz hinzugekommen, weil einige Bäume auf dem waldreichen Gelände des Segelvereins gefällt werden mussten. Selbstverständlich gibt es überall auf dem Gelände auch Ersatzpflanzungen, um den Bestand langfristig zu erhalten. Das brennende Holz gibt eine angenehme Wärme, und wenn es richtig kalt ist, gibt es ergänzend noch ein paar Briketts dazu. Eine sehr nachhaltige und angenehme Art zu heizen. Regenerative Energie ist das Stichwort.
Vielleicht werde ich in einigen Jahren aus meiner Mietwohnung in ein Haus umziehen. Auch dann stellt sich erneut die Frage nach der Heizung. Große Vorteile hat die Verwendung von Holzpellets – denn dazu gibt es inzwischen Öfen, die den Nachschub automatisch regeln. Und doch ist es regenerative Energie, und die angenehme Wärme und das wohlige Raumklima bleiben erhalten. Ein solches Heizsystem käme auf jeden Fall in die engere Wahl, wenn es darum ginge, eine nachhaltige, ökologisch verträgliche und vor allem zukunftssichere Heizung zu installieren. Deshalb setze ich schon jetzt einen Bookmark auf Edingershops.de, damit ich mich sofort umfassend informieren kann, wenn es soweit ist.
Bis dahin bin ich aber weiter mit Bügelsäge und Axt dabei, die hölzernen Steg- und Baumbestände ofenfertig zu verarbeiten – für meine Segelkammer.
Warszawa, 21.11.2011
Doc Schneider
Dieser Beitrag entstand auf Anregung von Seed Promotions
Für alle, die auf Reisen sind, stellt sich unausweichlich die Frage der Unterkunft. Insbesondere dann, wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind, kann das zu einem echten Problem werden. Ein großer Freundes- und Verwandtenkreis ist hierbei zwar sehr nützlich, aber die Leute sind oftmals nicht dort, wo man gerade sein will. Dann gibt es so Portale wie Couchsurfing, aber wer hat schon Lust, immer und ständig neue Leute kennen zu lernen. Ich persönlich habe auch schon mal im Schlafsack in der Wartehalle eines Bahnhofes übernachtet, oder im Gästezimmer eines besetzten Hauses. Oder in einem Auto. Oder in einem Hostel-Schlafsaal mit 12 anderen Menschen. Alles passable Lösungen – wenn es nur darum geht, ein paar Stunden den Matratzenhorchposten zu besetzen. Warum ich keine Hotels erwähne? Weil es mich nervt, wenn jeden Tag von fremden Menschen das Bett gemacht wird, weil die Kopfkissen meistens so scheiße sind und das Personal auch immer wieder die Gardinen zuzieht. Deshalb ist für mich bei längeren Aufenthalten ein Apartment die erste Wahl. Dort kann ich schlafen, so lange ich will, meine benutzten Kaffeetassen stehen lassen und meine Sachen im ganzen Raum verteilen, ohne dass jemand aufräumt, ohne gestört zu werden. Einen ganzen Tag rumhängen oder mal eben eine work-session in Unterwäsche durchziehen. Ein Apartment ist eine bequeme temporäre Unterkunft mit einem hohen Freiheitsgrad.
Wenn ich in der kalten Jahreszeit nach einem lauschigen Plätzchen für konzentriertes Arbeiten Ausschau halten müsste, käme das Ostseebad Binz auf Rügen sicher in die engere Wahl. Es gibt nichts beruhigenderes als das sanfte Rauschen des Meeres, einsame Strandspaziergänge, ein stilvolles Ambiente und, vor allem, eine sehenswürdige Ortschaft in einer erkundenswerten Umgebung. Stella Maris, Prora, Müther sind einige wenige eher willkürlich herausgegriffene Beispiele für lohnenswerte Ziele. Manche groß, berühmt, spektakulär, andere wiederum eher versteckt, unscheinbar, erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Das Ostseebad und die Gegend drumherum steckt voller Inspirationen und lädt ein zum Erkunden. Wählte ich also Binz für einen winterlichen Aufenthalt, ich hätte auch eine klare Vorstellung davon, wo ich ein Apartment in Binz suchen und finden würde. Denn bei all den Sinnen für das Gute, Schöne und Wahre beginnt doch alles in einem soliden Vergleich der Angebote, dem Sichten, Abschätzen und Prüfen von dem, was als Unterkunft in Frage kommt. Und ich weiß, dass einem ungestörten Arbeiten und Erholen kaum noch was im Wege steht.
Warszawa, 19.11.2011
Doc Schneider
Foto: Rettungsturm/Strandhaus in Binz, Rügen, Deutschland. – Architect: Ulrich Müther. Taken on February 13, 2005. - Author: tempoworld - Source: http://www.flickr.com/photos/83318973@N00/101110606/
Dieser Beitrag entstand auf Anregung von Seed Promotions
Nachtrag:
Natürlich gibt es auch Menschen, die nach Berlin kommen und einen Aufenthalt im Appartment allen anderen Formen der Unterkunft vorziehen. Für diese Besuchergruppe gibt es inzwischen auch mit http://www.go-apartments.com ein Informationsportal. Auch ich stelle gelegentlich mal meine Wohnung anderen Menschen zur Verfügung, wenn ich längere Zeit weg bin - dann aber meistens in Form eines Wohnungstausches. Überhaupt sollte die Debatte über die Appartments in Berlin nicht so ideologisch geführt werden. In Zeiten der Globalisierung entstehen auch flexible Lebens- und Arbeitsverhältnisse und so manch einer hat eine Wohnung dauerhaft gemietet, nutzt sie aber nur für einen Teil des Jahres.