[Asyl] Fliegen zu können ist ein uralter Menschheitstraum. Der römische Dichter Ovid erzählt uns in seiner Metamorphosen genannten Mythensammlung die Geschichte von Ikarus und seinem Vater Daedalus. Beide waren auf Kreta von König Minos gefangen, weil der sauer war, dass Daedalus der Ariadne den Tipp mit dem Faden gegeben hatte. An eine Flucht auf konventionellem Weg war nicht zu denken, weil Minos alle Häfen und Seewege kontrollierte. Also überlegte sich Deadalus das mit den Flügeln, deren Federn er mit Wachs zusammenfügte. So konnten beide fliegend die Insel verlassen und der Fluchtversuch schien zunächst erfolgreich zu verlaufen. Zu dumm nur, das Ikarus in einem Anfall von Größenwahn immer höher flog und der Sonne so nah kam, dass die Flügel schmolzen und er abstürzte. Der Vater musste seinen Sohn begraben, aber immerhin konnte sich Daedalus bis Sizilien durchschlagen und fand dort Asyl.
[Prototyp] Einer wissenschaftlichen Beurteilung hält diese Geschichte natürlich nicht stand. Zum einen ist es mit zunehmender Flughöhe nicht etwa wärmer, sondern kälter. Und auch würde wahrscheinlich niemand, der Flügel baute, dafür Wachs verwenden sondern würde vielmehr versuchen, die Federn mit festem Faden an einem Holzgerüst oder ähnlichem zu befestigen. Wahrscheinlich hat diese Geschichte die weiteren Forschungen und Experimente über Jahrhunderte hinweg eher behindert als befördert, weil die meisten resignierten und sich sagten, es kann sowieso nicht funktionieren. Nur wenige haben sich von dem Absturzbericht nicht beindrucken lassen und statt dessen eigene Überlegungen angestellt. Es war Leonardo da Vinci, der im Zeitraum zwischen 1487 und 1490 ein Fluggerät skizzierte, das als Prototyp des heutigen Hubschraubers gelten muss. Der Helix Pteron ist ein Art Flugspirale und es ist bis heute unter Experten umstritten, ob dieses Gerät wirklich hätte fliegen können. Gebaut jedenfalls wurde es nie.
[Pilotenschein] Die Anfänge der heute bekannten Hubschrauber gehen auf den Pionier Paul Cornu zurück, der am 13. November 1913 den vermutlich ersten bemannten Vertikalflug unternahm. Mit seinem Fliegenden Fahrrad erreichte er ganze 20 Sekunden lang eine Flughöhe von 30 Zentimetern (!). Seit dem hat sich vieles getan und trotz einer langen Kette von zum Teil schweren Flugunfällen gelten Hubschrauber heute als sicher. Hubschrauber können insbesondere bei schwierigen Geländeverhältnissen, etwa im Gebirge, in der Großstadt oder in Sumpfgebieten ihre ganzen Vorteile ausspielen. Dazu gehört die Fähigkeit, senkrecht aufsteigen zu können. Deshalb werden Hubschrauber gerne dann eingesetzt, wenn es darum geht, Menschen zu retten oder besondere Transporte vorzunehmen. Wer möchte, kann seinen eigenen Traum vom Fliegen wahr machen und sich für einen Festpreis zum Hubschrauber-Piloten/-Pilotin ausbilden lassen. Mal sehen, womöglich werde ich auf meine alten Tagen noch Hubschrauberpilot.
Berlin, 23.08.2012
Stefan Schneider
[Abbildung] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_helicopter.jpg
[Wettbewerbsfähigkeit] An einer Berlin-Karte fällt als erstes eine vom westlichen Zentrum in südwestlicher Richtung verlaufende schnurgerade Straße auf, die durch ein großes Waldgebiet führt. Dabei handelt es sich um die AVUS, die heute ein Teil der Berliner Stadtautobahn ist. AVUS ist die Abkürzung für Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße, und bereits im Jahr 1909, noch im Kaiserreich also, wurde eine gleichnamige GmbH gegründet mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu fördern. Es dauerte allerdings bis zum Jahr 1921, bis diese Stecke fertig gestellt wurde. Keine 20 Jahre später wurde die AVUS an den Berliner Ring angeschlossen, verlor damit ihren Charakter als Privatstraße und Rennstrecke (auch wenn bis in die 90er Jahre immer mal wieder Rennen ausgetragen wurden) und wurde Teil des Autobahnnetzes. Mit ihrem schnurgeraden und damit sehr eintönigen Verlauf ist die AVUS heute also weniger eine Rennstrecke, als vielmehr der Inbegriff einer Autobahn.
[Erfahrung] Zentrales Thema bei Straßen, die für hohes Tempo gemacht sind, ist die Griffigkeit. Zum einen betrifft dies die Technik des Straßenbaus, zum anderen natürlich die Reifen, mit denen das Auto mit der Straße verbunden ist. Wenn nicht gerade Winter ist, sind hochwertige Sommerreifen, etwa von Fulda durchaus nützlich. Diese Firma ist noch älter als die AVUS. Sie wurde bereits 1900 in Fulda zur Herstellung technischer Gummiartikel gegründet. 1906 wurde der erste Vollgummireifen gefertigt, und ab 1927 produzierte die Firma erstmalig Luftreifen mit Schläuchen. Bei der Firma sollte also jede Menge Erfahrung mit der Herstellung von Reifen vorhanden sein.
[Elektronik] Im Jahr 1974 hat die deutsche Gruppe Kraftwerk, die zu den Pionieren elektronischer Musik gehört, ein Album mit dem Titel Autobahn veröffentlicht. Das gleichnamige Titelstück Autobahn ist ganze 22:30 Minuten lang und nimmt die ganze 1 Seite ein. In dem Stück heißt es:
"Wir fahr'n fahr'n fahr'n auf der Autobahn
Vor uns liegt ein weites Tal
Die Sonne scheint mit Glitzerstrahl
Die Fahrbahn ist ein graues Band
Weisse Streifen, gruener Rand.
Jetzt schalten wir ja das Radio an
Aus dem Lautsprecher klingt es dann:
Wir fahr'n auf der Autobahn."
(Kraftwerk)
[Tempolimit] Wer die Ursprungsfassung des Stückes mit späteren Versionen vergleicht, wird feststellen, dass das Stück immer kürzer und immer schneller geworden ist. Die musikalische Reise aus dem Jahr 1974 ist eher eine gemütliche Reise durch eine monotone Landschaft, während etwas die Fassung aus dem Jahr 2005 (auf dem Minimum-Maximum Live-Album) einiges von der Hektik und der Anspannung, die heute auf den Autobahnen herrscht, wider gibt. Aber auf der AVUS gibt es längst ein Tempolimit, und die Höchstgeschwinidigkeit beträgt 100 Stundenkilometer.
Berlin, 10.08.2012
Stefan Schneider
[Abbildung] Reichsautobahn Berlin - München 1939
[Rennstrecken] Wenn es um Motorsport geht, war ich lange Zeit ein Unwissender. Ich habe tatsächlich – als im Fernsehen von den Motorrennen berichtet worden ist – immer Nürnberg-Ring verstanden. Dabei ist diese Rennstrecke gar nicht in Nürnberg, sondern in Nürburg. Und das ist in der Eiffel. Die Strecke wurde bereits im Jahr 1927 eröffnet, übrigens auf Initiative des ADAC. Autorennen gab es schon früher, sie wurden auf regulären Straßen durchgeführt. Weil aber die Autos immer schneller wurden und auch die Besiedlung zunahm, wurde das immer gefährlicher, so dass verschiedentliche Initiativen ergriffen wurden, eigene Strecken zu haben, die nur für den Motorsport zur Verfügung stehen.
[Extreme] Das eigentümliche an dem Motorsport ist, dass eigentlich schneller gefahren wird als dem geübten Empfinden entsprechend. Natürlich wurden auch immer schnellere, leistungsfähigere Autos gebaut. Aber das allein ist nicht ausschlaggebend: Mit schnelleren Autos werden auch bessere Bremsen erforderlich und auch breitere, besser ausgebaute Straßen. Wie heute immer noch auf Querfeldein-Ralleys zu sehen ist, kann auf offener Piste das Tempo nicht beliebig gesteigert werden. Und insbesondere in den Bergen ist es häufig ratsam, Winterreifen zu haben, weil dort in hohen Lagen noch Schnee liegen kann.
[Risiko] Eine Zeitlang hatte es den Eindruck, als ob die Zuschauer nur zu den Rennen kommen, weil sie spektakuläre Unfälle erwarten und sehen wollen. Und die gab es dann auch. Im Verlauf der Jahre hat aber eine Diskussion darüber eingesetzt, das zu unterbinden, da bei einigen Unfällen auch Zuschauer zu Schaden gekommen sind. Der deutsche Rocksänger Udo Lindenberg hat auf seiner 1977 erschienen Langspielplatte dazu sogar einen Song gemacht. In dem Refrain wird das Dilemma eines Rennfahrers ziemlich genau beschrieben:
Riki Masorati mit dem Bleifuß
fährt als Formel-1-Pilot
in jeder Kurve kichert der Tod
bremset er zu spät, ist alles finito
bremst er zu früh, hat er das Rennen verloren
rauscht er gegen die Balustrade
hat er angebrannte Ohren!
(Udo Lindenberg)
[Freie Fahrt] Zu dieser Zeit lag das Durchschnittstempo auf deutschen Straße so um 100 Stundenkilometer oder weniger. Nur selten ist ein mal ein Auto gefahren, dass deutlich schneller war. Im Verlauf der Jahre ist das Tempo dann immer höher geworden, und mancher wird schon von der linken Spur gedrängelt, wenn er 170 Sachen fährt. Das ist inzwischen wieder anders, weil heutzutage soviel an Verkehr auf der Straße unterwegs ist, dass alles wieder langsamer und zähfliessender geworden ist.
[Sicherheit] Die Faszination für den Motorsport ist geblieben. Wer möchte, kann heute auf Rennstrecken sein eigenes Können ausprobieren. Wichtig sind dabei gute Allwetterreifen, die für unterschiedliche Situationen konzipiert sind. Ich persönlich habe gar kein Auto, weil in Berlin, wo ich wohne, die Nutzung von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr zweckmäßiger ist. Aber wenn ich einmal die seltene Gelegenheit habe, ein Auto zu fahren, möchte ich schon gerne zügig unterwegs sein. Und wenn die Straße frei ist, möchte ich schon sehen, wie schnell das Auto fahren kann. Aber die Straßen sind eben selten frei. Und Sicherheit geht vor.
Berlin, 07.08.2012
Stefan Schneider
[Entdeckung] Den Winter 2011/2012 verbrachte ich in Warschau. Gewohnt habe ich in Milanowek, einem ruhigen, waldbestandenen Villenvorort. Auf dem Weg zur Bahnhof kam ich regelmäßig an diesem Laden vorbei, auf dessen linker Seite Lebensmittel und zur rechten Haushaltswaren verkauft wurden. Wie wohl überall auf der Welt war zur Weihnachtszeit in den Schaufenstern Weihnachtsschmuck ausgestellt. Besonders die Strohsterne und die Christbaumkugeln fielen mir auf, da letztere in barocker Üppigkeit über und über verziert waren. Das weckte mein Interesse und ich schaute mir das genauer an. Es war wirklich bemerkenswert, was es dort zu sehen gab und vor allem, wie preisgünstig alles war.
[Export] Während meines Weihnachtsbesuches zu Hause erzählte ich meinen Freund_innen davon, und alle wollte plötzlich diesen Christbaumschmuck haben. Ich hatte großes Glück, denn als ich kurz vor Silvester wieder nach Milanowek zurückkehrte, waren die Bestände noch nicht weggeräumt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Polen immer noch ein sehr katholisch geprägtes Land ist und die Weihnachtszeit nach allgemeiner Auffassung erst mit den Weihnachtsfeiertagen beginnt. Die Zeit davor wird deutlich stärker als in Deutschland als Adventszeit, also als Vorbereitungszeit auf Weihnachten wahrgenommen. Und sogar einen Weihnachtsbaum hätte ich noch zu Silvester kaufen können. Natürlich waren die besten Kugeln schon weg, aber immerhin bekam ich noch richtig schön mattrote Kugeln mit einer aufwändigen Verzierung aus Goldstaub und meine Freund_innen in Berlin waren begeistert, als ich damit Mitte Januar anrückte. Extra wegen dieser Kugellieferung hatten sie ihre Weihnachtsbäume länger stehen lassen. Natürlich kann ich nicht immer deshalb nach Milanowek fahren und außerdem kann mensch nicht früh genug damit beginnen, an Weihnachten zu denken. Aber wenn es notwendig wäre, gezielt nach Weihnachtschmuck zu suchen, würde ich mich im Onlineshop für Weihnachtsdekoration, Weihnachtskugeln, Christbaumanhänger etc. nach den entsprechenden Dingen umsehen.
Berlin, 07.08.2012
Stefan Schneider
[Abbildung] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Z%C3%BCrich_-_Seefeld_-_Hafen_Riesbach_IMG_5753.JPG?uselang=de