Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung
 

HEINER

Perspektiven

Auf den Verein bezogen, bin ich nicht zufrieden. Da können mich die 'Erfolge', die ich mal in Anführungszeichen setze, da eine Lesung und auch Honorar, gutes Honorar, und da eine Theateraufführung, und noch weitere Lesungen und Theateraufführungen, das für mich zu wenig. Das ist, weil ich der Ansicht bin, und da gehe ich nicht von ab, das wird auch von vielen geleugnet, wir haben das Glück, den Obdachlosenbonus zu haben. Darauf können wir uns tatsächlich, ich sage das jetzt zugespitzt, ausruhen. Das heißt, uns kann im Grunde nichts passieren. Wenn wir einigermaßen einen Text rüberbringen, und einigermaßen ein Theaterstück rüberbringen, dann muß das gar nicht kritisch sein, alleine daß sowas gemacht wird, alleine daß 10 Leute in Aktion sind, und so in Aktion sind, daß jeder weiß, was er macht, daß das reibungslos geht, alleine das verbürgt schon den Erfolg. Allein das schon.

Womit ich auch nicht zufrieden bin, ist, daß es keine Konkurrenz gibt. Das wir in Berlin konkurrenzlos dastehen. Das ist ein Zustand, den ich so nicht akzeptieren kann. Was ich mir wünsche, mindestens daß sich in kurzer Zeit mindestens noch ein Verein oder noch eine Truppe gründet, lieber eine Truppe, die Obdachlosentheater macht. Theaterarbeit oder Kulturarbeit unter Obdachlosen zu machen, traue ich jedem zu, der das machen will. Es muß sich in kurzer Zeit ein zweiter Verein oder eine zweite Gruppe gründen, sonst geht das nicht. Ohne Konkurrenz sehe ich jetzt schon, daß wir alleine uns auf unserer Monopolstellung ausruhen.

ENDE

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© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97