Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung

7.2. Supervision

Die adäquate Umgehensweise mit den oben angedeuteten Ausdrucksformen subjektiver Befindlichkeit bestand darin, diese Kräfte produktiv umzusetzen. Das geschah zunächst in der Form, daß die subjektive Befindlichkeit als ein Gegenstand der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit in die regelmäßige Protokollierung der Feldforschung aufgenommen wurde, um damit - später - eine wichtige Analyseebene bei der Auswertung des Projekts erschließen zu können. Aus meinen anfänglichen Erfahrungen mit der Dynamik im Feld, der Veränderung des Forschers im Forschungsprozeß und ihrem subjektiven Niederschlag ergab sich schon bald die Überlegung, diese Ebene der persönlichen Reaktion zielgerichteter als bisher zu verarbeiten und die Ergebnisse mit der laufenden Feldforschung rückzukoppeln, um so effektiver vorgehen zu können. Dazu erschien mir eine regelmäßige Supervision der Feldforschung als geeignete Maßnahme.[11]

Zur Auswahl einer geeigneten Supervision nahm ich Kontakt zur Fortbildungsstelle der Freien Universität Berlin (FUB) in der Koserstraße auf. Ich informierte die Leiterin über die besonderen Anforderungen einer Supervision in meinem Projektzusammenhang. Bereits nach kurzer Zeit konnte mir eine Supervisorin - Jutta LÄMMER - vermittelt werden. Zunächst formulierte und präzisierte ich in einem Vorgespräch den Arbeitsauftrag im Kontext der Projektziele und -inhalte ("Stützung der psychischen Befindlichkeit, Begleitung des Feldforschungsprozeßes"). Ausschlaggebend für meine Entscheidung zur Durchführung der Supervision war einerseits der positive Eindruck aus dem Vorgespräch, und zum anderen die Tatsache, daß die Supervisorin in einem vergleichbaren Feld bereits gearbeitet hatte. Nach der beidseitigen Entscheidung zur Durchführung der Supervision begannen wir im April 1991 die Zusammenarbeit. In einem Zeitraum von April 1991 bis Januar 1992 fanden insgesamt 14 Sitzungen statt. Nach einer Zwischenbilanz im Sommer 1991 wurde die Supervision mit der Beendigung meiner Datensammlung im Januar 1992 abgeschlossen.

Die Supervisionsarbeit war dabei durchweg praxisorientiert, im Mittelpunkt stand die Reflexion und der antizipierende Diskurs zu den einzelnen Zielen der Forschungstätigkeit und ihrer operationalen Umsetzung. Immer wieder ging es darum, konkrete Handlungsschritte herauszuarbeiten, genau zu bestimmen, zu erproben, sie zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Der Inhalt der Supervisionsarbeit zur Begleitung der Feldforschung umfaßte folgende Bereiche:

Bilanzierend kann ich heute feststellen: Die in der Supervision mögliche Klärung meiner Schwierigkeiten in und mit der Forschungstätigkeit im Feld durch eine ausgebildete Fachkraft war ein wichtiger und unverzichtbarer Beitrag zur Qualifizierung und Professionalisierung meiner Arbeits- und Vorgehensweise. Die Begleitung der Feldforschung durch eine Supervision hat sich auf die Projektarbeit durchgehend positiv ausgewirkt.

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© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97