Stefan Schneider - Wohnungslosigkeit und Subjektentwicklung

2. Theoriezusammenhang

Zur Ermittlung der subjektiven Distanz Wohnungsloser, die in der individuellen Orientierung bzw. im persönlichen Sinn ihren Ausdruck findet, wird Bezug genommen auf der Modell der Tätigkeitstheorie der Kulturhistorischen Schule der Sowjetischen Psychologie, insbesondere auf die Arbeiten von LEONTJEW 1973 und LEONTJEW 1982. Menschliche Tätigkeit auf dem erreichten gesellschaftlichen Niveau beinhaltet demzufolge eine Nichtübereinstimmung bis hin zum Widerspruch zwischen den objektiven Bedeutungen und dem persönlichen Sinn im Bewußtsein des Individuums.

Dieses Auseinanderfallen von Sinn und Bedeutung ist zu verstehen auf dem Hintergrund der individuellen Motivfindung und -entwicklung im Prozeß der gesellschaftlichen Tätigkeit des Subjekts: persönlicher Sinn drückt die Beziehungen des Subjekts zu der in Form angeeigneter objektiver Bedeutungen bewußt gewordenen objektiven Wirklichkeit aus. Diese Zusammenhänge sind dabei nicht statisch, sondern im Zuge der Individualentwicklung, die nach LEONTJEW vor allem als Entwicklung von Tätigkeit verstanden werden kann, zahlreichen Entwicklungen und Veränderungen unterworfen.

Das Problem der individuellen Orientierung wird hier als eine Frage eingeordnet, die sich auf den Zusammenhang von persönlichem Sinn und gesellschaftlicher Bedeutung in der Motiventwicklung der tätigen Individuen bezieht.

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© Text und Gestaltung: Stefan Schneider (zosch@zedat.fu-berlin.de)
Fotos: Karin Powser - Logo: Willly Drucker
Letzte Änderung: 08.12.97